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Gäle Wäterken (niederdt. "Gelbes Wasser")

Dat Gäle Wäterken (niederdt. "Gelbes Wasser")

Ein kurvenreicher ehemaliger Bach, im Norden der historischen Stadt von Osten nach Westen verlaufend. Das Gäle Wäterken wurde ursprünglich für die Wasserzufuhr in den äußeren Befestigungsgraben angelegt, die seit dem Ausbau der Befestigungsanlagen durch die hessische Besatzung (1642-1650) notwendig wurde. Die Anlage war durch topographische Geländegegebenheiten bedingt:Der südliche Teil der historischen Stadt liegt tiefer als der nördliche. Das Wasser der Bocholter Aa allein hätte niemals den östlichen, nördlichen und westlichen Teil des Außengrabens füllen können!

Das Gäle Wäterken hatte also die wichtige Funktion des Wasser-Zulieferers. Vor ihrem Abzug im Frühjahr 1650 verlangten die Hessen, dass die gesamten Befestigungsanlagen geschleift würden. Bei der Schleifung der Wälle wurde der Sand zur Verfüllung der Befestigungsgräben gebraucht. Etwa in der Mitte des Außengrabens wurde eine Vertiefung für das (später sog.) Gäle Wäterken gelassen. Nach 1650 verringerten sich seine Breite und Tiefe, weil es keine Verteidigungsaufgaben mehr hatte. Seine Funktion lag dann in der Ableitung von Regen- und Abwässern.  Durch die spätere Kanalisation verlor das Gäle Wäterken die Aufgabe zur Entsorgung von Regen- und Abwasser. Allmählich wurde das Gewässer verrohrt, zugeschüttet oder ganz aufgegeben. Heute ist das Gäle Wäterken an keiner Stelle der Stadt mehr als fließendes Wasser zu sehen.

Woher kam und welchen Weg floss das Gäle Wäterken?

An der Nordwest-Ecke der I.-v.-Meckenem-Realschule zweigte ein Wasserlauf vom Sandbach ab, der nördlich bis an die Reygersstraße ging, das sogenannte Gäle Wäterken (nur auf einer Karte von 1912 eingetragen). Der weitere Lauf ist durch Bodenverfärbungen und heute noch sichtbare Lücken zwischen Häusern erkennbar. - In der Augustastraße, Höhe Viktoriastraße, erreichte der Wasserlauf den äußeren Befestigungsgraben und brachte ab hier zusätzliches Wasser.

Hinweise auf die seit 1650 geschleiften Wälle und Gräben und den darin offen gelassenen Lauf des Gälen Wäterken sind ab der Viktoriastraße zu finden und in tiefer liegenden Gärten zu sehen. - Im 19. Jh. wurde eine Unterquerung der Nordstraße durch einen gemauerten Gang geschaffen, der zwischen den Häusern 56 und 58 begann und beim ehemaligen Hotel Kaisereck, Nr. 61-63, endete. - Das Gäle Wäterken mündete schließlich in der Ravardistraße in den Stadtgraben, dicht am Stadttor.

Namenserklärung "Gelbes Wasser": Die Gelbfärbung wird durch das in unseren Feuchtgebieten fast überall im Boden lagernde Raseneisenerz (Ortstein oder Ure) hervorgerufen. Verfärbungen kommen eindeutig durch in den Graben austretendes Grundwasser zustande, wobei aus den umliegenden Feldern Eisenoxyde (Ortstein) und Lehmteilchen ausgeschwemmt werden.

Lit.:
Felix Drucks, Ein Stück Bocholter Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987) H. 4, S. 78-80.
Werner Sundermann / Georg Letschert, Das "Gäle Wäterken". Ein Relikt der Hessenbefestigung aus den Jahren 1642 - 1650, in: UNSER BOCHOLT Jg. 50 (1999) H. 1, S. 9-24.

Gästebidder (Brauchtum)

Der Gästebitter.

Was heute die schriftlichen Einladungen zur Hochzeit sind, war bis vor einigen Jahrzehnten noch die mündliche Einladung. Der Gästebitter überbrachte die Einladung der Brautleute zur Hochzeit. Dieses Amt versah meistens ein Bruder oder naher Verwandter des Bräutigams. Vom Bräutigam wurde er zunächst zu dessen Braut geschickt, die als Erste eine weiße Schleife an seinem Spazierstock befestigte. Darunter kamen all die bunten Bänder, mit denen die Eingeladenen den Stock schmückten. Dann zog er mit bandgeschmücktem Stock und Hut los zur Einladungsrunde.

Bei jedem Eingeladenen wurde sein auswendig gelernter Spruch aufgesagt. Mit einem Schnäpschen und "ne Stüwer in de Hand" (Stuiber-Geldstück) bedankten sich die Gäste. Die Einladungstour wurde zur Strapaze, wenn es nicht bei einem Schnäpschen blieb. Bis kurz nach dem Krieg sah man noch hin und wieder einen Gästebidder auf seinem Fahrrad. Heute ist dieser Brauch nahezu aus unserer Gegend verschwunden.

Gasthausplatz

Der Gasthausplatz trägt seinen Namen nach dem "Gasthaus" zur Aufnahme und Verpflegung bedürftiger und gebrechlicher Personen. Für Bocholt ist es urkundlich bereits vor 1348 nachzuweisen. Um 1443 war eine hierzu gehörende Kirche mit St.-Spiritus-(Hlg.-Geist-)Patrozinium erbaut worden. Von dieser "Gasthauskirche" wurde 1806 der Turm, einige Jahre später auch die Kirchenhalle wegen Baufälligkeit abgebrochen.

Am 1.8.1814 wurden Gast- oder Armenhaus auf der östlichen Seite des heutigen Platzes (Parzelle Nr. 157, 157a, 157b) mit dem Waisenhaus (gegr. um 1600) vereinigt, das schon im 18. Jh. auf den Parzellen 158 und 159 untergebracht war. Das so verschmolzene Armen- und Waisenhaus zog 1823 in das ehemalige Minoritenkloster an der alten Paterskirche. Ein Plan nach dem Urkataster der Stadt gibt die Lage der Kirche wieder und weist auf zwei nebeneinander liegende Mädchenschulen auf dem Gasthausplatz hin, die nach 1820 existierten. Anna Lindenberg hat die Liegenschaften in "UNSER BOCHOLT" vorgestellt. Danach dienten die alten Häuser des Gasthauses nach dessen Auszug bis zum Abbruch 1827 bedürftigen Familien. Durch den Abbruch entstand hier - bis zur 1881 erfolgten Errichtung eines Spritzenhauses der Feuerwehr mit zwei Schulklassen im Obergeschoss längs der Langenbergstraße - ein "freier öffentlicher Platz" mit Spielplatz zur Schulstraße hin.

Anstelle der 1806ff abgerissenen Gasthauskirche entstand ein freier Platz "unter alten Linden", auf dem die Brettschneider tätig wurden, deren Handwerk durch das Sägewerk an der Königsmühle abgelöst wurde. Simon hat auf die zeitweilige Unterbringung der Feuerwehr seit 1881 und der Verwaltungsabteilungen der Stadt Bocholt von 1896 zum Teil bis 1937 (zuletzt Stadtkasse) am Gasthausplatz hingewiesen. Die Verwaltung nutzte da insbesondere die umgesiedelten Schulräume.

Der heutige Platz wurde in der derzeitigen Ausdehnung erst mit Abbruch der einst städtischen Gebäude (Parzellen Nr. 158 und 159) geschaffen und dem Wochenmarkt sowie Fahrgeschäften zur Bocholter Kirmes geöffnet. Sofern kein Markt ist, dient er als PKW-Parkplatz. Die Bronzeplastik "Tutemann" von Hermann Schlatt wurde auf Betreiben der umliegenden Geschäfte 2001 im NO-Bereich des Platzes aufgestellt. Im Rahmen des Projektes Bocholter Gartenträume wurde der Gasthausplatz 2002 für kurze Zeit zum attraktiven Renaissance-Garten umgestaltet.

Quelle:
Bernhard von Raesfeld, Chronik der Stadt Bocholt, 1821, Stadtarchiv Bocholt.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, 1. Fortsetzung, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 38 (1987) H. 4, S. 61f.
Josef Simon, Bauliche Entwicklung der Stadt Bocholt in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts (Bocholt, 31. Dezember 1950), 4. Fortsetzung, in: UNSER BOCHOLT Jg. 39 (1988) H. 3, S. 20.
Anna Lindenberg, Eine Wanderung vom alten ins neue Bocholt, 20. Fortsetzung, in: UNSER BOCHOLT, (1958) H. 2, S. 31-32.

Gasversorgung in Bocholt

Bocholt ist hinsichtlich seiner Gasversorgung immer fortschrittlich gewesen. Bis 1860 war die Straßenbeleuchtung nur sehr unvollkommen. Die Straßen wurden durch Ölleuchten nur spärlich erhellt. Zu der Zeit gab es in Deutschland erst etwa 100 Gaswerke.  

Im Sommer 1860 errichtete der in Münster wohnhafte Ingenieur und Maschinenbauer Anton Sabey eine Gasanstalt in Bocholt., die zunächst privat betrieben wurde. Hierdurch wurde dann nach und nach die Straßenbeleuchtung verbessert. Anfang 1872 hatte die Stadt Gelegenheit, die 1860 gegründete Gasanstalt vom Erbauer durch Kauf zu erwerben. Sie machte von diesem Angebot jedoch keinen Gebrauch, da man sich hiervon keinen Vorteil versprach. Die wachsende Ausdehnung der Stadt und die Zunahme der Bevölkerung verursachten auch eine Steigerung der Ausgaben. Sabey verkaufte seine Gasanstalt 1872 an eine Gesellschaft Bocholter Fabrikanten.

Nach 12 Jahren bot sich der Stadt erneut die Gelegenheit, die Gasanstalt in Besitz zu nehmen. Aber auch diesmal lehnte der Rat das Angebot ab. Er schlug den Besitzern vor, die Anstalt an die "Neue Gas-Aktien-Gesellschaft" in Berlin zu veräußern, um mit dieser Gesellschaft 1885 einen Vertrag abzuschließen. In diesem Vertrag verpflichtete sich die Gesellschaft, die öffentliche Beleuchtung der Straßen sicherzustellen und den privaten Haushalten jederzeit Gas zu liefern. Mit dem 21. Mai 1901 konnte die Stadt die Gasanstalt endlich käuflich erwerben. Sie hoffte dadurch nicht nur eine bessere Beleuchtung zu erzielen, sondern auch finanziell ein Geschäft zu machen.

1914 wurde die Gaseigenerzeugung eingestellt und das Gas von der "Gewerkschaft Deutscher Kaiser", der späteren Thyssen-Gas AG, Duisburg-Hamborn, bezogen. Anfangs wurde das Gas nur zu Beleuchtungszwecken verbrannt. Damit hatten die alten Petroleumlaternen ausgedient. Später wurde das Gas als Lichtquelle vom elektrischen Strom im Haushalt und in der Straßenbeleuchtung, als Kochgas oder zur Warmwasserbereitung verdrängt. Es dauerte aber noch eine Weile, ehe das Gaslicht in unseren Wohnzimmern Einzug hielt.

Zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jh. schien die über 100-jährige Gaswirtschaft keine lange Lebenserwartung mehr zu haben, als Europas größte Erdgasblase in Slochteren bei Groningen entdeckt wurde und das Erdgaszeitalter begann.  Die Umstellung auf Erdgas 1966/67 und die teilweise Anschaffung neuer Geräte brachte natürlich Ärger in viele Haushalte. Wie Anna Lindenberg in ihren "Erinnerungen an Alt-Bocholt" überliefert, hieß es auch schon zu Beginn das Gaszeitalters in einem Karnevalslied: "Dat Gas, dat Gas, dat spöllt uns rein de Baas De Pumpen bünt ant stinken, dat Water kann `m neet drinken Petroleum, Petroleum, dou büs dat beste Olium". Heute ist jeder froh, dass nicht mehr das gefährliche "Leuchtgas" im Haus ist.

Wie gefährlich es ist,  zeigt folgendes Ereignis: 1862 kam es zu einem schweren Unfall. Am 7. Januar diesen Jahres ereignete sich im Reygerschen Gasthof eine Gasexplosion, die große Verwüstung im Innern des Hauses anrichtete. Über den Hergang wird berichtet, dass schon den Tag über Gasgeruch im Haus wahrgenommen wurde. Man schickte wiederholt zur Gasanstalt um der Sache auf den Grund zu gehen. Erst am Abend erschien ein Arbeiter, der erklärte, es habe nichts zu bedeuten. Beim Entzünden der Beleuchtung ereignete sich dann eine Explosion, die ein Zimmer verwüstete. Wunderbarerweise wurde niemand verletzt.

Prof. Schmölders, der bereits seit 1844 einen Lehrstuhl in Breslau hatte, beschäftigt sich in seiner Übersetzung der Schillerschen Glocke in Bocholter Platt noch mit diesem Ereignis von 1862. Er schrieb: Jao, 't is mi sekers haost te geck, dat wat de Straoten helder mäck, So day der läsen könnt en Book. Et Gas, - van't Füer is't mor denn. Rook. Doch way Füer neet nemmt in achte, way met Funken wählig spöllt.- Kann't geböhrn dat öwwer Nachte all ou Good in Asse föllt..

Lit.:
Friedrich  Reigers:. "Geschichte der Stadt Bocholt während des 19,Jahrhunderts", Bocholt 1907, Nachdr.  Bocholt 1966, S. 166, 190, 215, 290, 170-173.
Paul Junker "Erdgas für Bocholt", in:  Unser Bocholt ( 1967), H. 2, Seite 33-37. Paul Junker: "Wir wollen, dass Sie gut versorgt sind", in:  Unser Bocholt ( 1972 ), H. 1/2,S. 137-140.
Anna Lindenberrg, Erinnerungen an Alt-Bocholt, Bocholt, Grabenstätt 1978,S. 26.

Gebr. Böggering

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieb Bernhard Böggering in Lowick neben der Landwirtschaft auch das Spinnen und Färben von Wolle und Leinen. 1884 gilt als eigentliches Gründungsjahr der Firma, die 1924 um eine Buntweberei erweitert wurde.  Nach dem 2. Weltkrieg kam noch eine Filmdruckerei dazu. 1979 war man auf Grund der allgemeinen Konkurrenzsituation gezwungen den Betrieb stillzulegen.

Lit.:
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarbeitete Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, S. 81-83.

Gebr. Braunschweig, Baumwollweberei

1873 gründeten Elias und Moses Braunschweig die Firma Gebr. Braunschweig, die zwischen Hohenstaufen- und Bahnhofstraße angesiedelt war. Noch im gleichen Jahr begann man mit dem Bau einer mechanischen Weberei an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Hier konnten bis zu 164 Webstühle stehen. 1893 wurde die Weberei auf die doppelte Größe ausgebaut.

1897 kam auf der Frankenstraße eine Färberei und Webausrüstung hinzu. Man hatte dafür Grundstücke von einer Wwe. Böltink und der Herdfabrik J.B. Elsinghorst gekauft. Nach 1907 war das gesamte Gelände zwischen Mussumer Kirchweg, Frankenstraße und Kaiser-Wilhelm-Straße und der Anfang der Sachsenstraße (heute Alfred-Flender-Straße) Eigentum der Firma Braunschweig. 1914 schieden Elias und Moses aus der Firma aus. Nachfolger wurden Siegfried, Paul und Ernst Braunschweig.

Nach dem 1. Weltkrieg verkauften die Inhaber - gleichzeitig mit der benachbarten Firma S.A. Weyl & Sohn - den Betrieb an die Firma Rudolph Karstadt AG. Die Firma Braunschweig wurde 1921 im Handelsregister gelöscht.  

Lit.:
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarb. Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, 255 S.

Gebr. Rensing

Die Firma nahm 1900 mit 6 männlichen und 3 weiblichen Arbeiter/innen den Betrieb einer mechanischen Weberei bei Gebr. Reygers an der Münsterstraße auf. Firmengründer waren die aus Ochtrup stammenden Brüder Heinrich und Bernhard Rensing. Später trat auch noch der jüngere Bruder Carl in die Firma ein.

1928 übernahm man die Gebäude von J. Beckmann Nachf. in der Kreuzstraße 3 - 11, nachdem Beckmann zur Teutonenstraße umgezogen war. Die Anlagen wurden 1945 vollständig zerstört, im kleinsten Rahmen aber wieder aufgebaut. Nach dem Tod von Carl Rensing im Jahr 1958, wurde Werner Borgers Alleininhaber. 1961 ist die Firma nach Dingden verlegt worden.

Gegenreformation in Bocholt

Im 17./18. Jahrhundert wurden Niederlassungen geistlicher Orden mit dem Ziel der völligen Restauration der katholischen Religion im Bistum Münster gefördert. Seit 1625 versah ein Minorit in Bocholt das Amt eines Kaplans und Katecheten; er hatte auch die Sorge für die Schule übernommen. 1628 wurde den Minoritenpatres die Erlaubnis zum Bau eines Klosters an der Neuen Kirche gegeben, das 1653-1668 fertiggestellt wurde.

Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges verstärkte der 1650 zum Bischof von Münster gewählte Christoph Bernhard von Galen die Maßnahmen zur Religionseinheit. Sein Wirken stand vor allem im Zeichen der katholischen Reform.

Das neue Minoritenkloster gewann in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts große Bedeutung; es wurde zum Zentrum religiöser Tätigkeit in Bocholt, der Umgebung und über die Grenze hinweg. Den Bocholter Minoriten wurde vom Bischof die Seelsorge im benachbarten niederländischen Achterhoek und in der niederländischen Herrschaft Borkulo übertragen, weil den niederländischen Katholiken in ihrem Lande die Religionsausübung verboten war.

Entlang der niederländisch - münsterischen Grenze wurden neun Missionsstationen errichtet. In diesen dicht an der Grenze gelegenen Kirchen und Kapellen sollten holländische Katholiken ihre religiösen Pflichten erfüllen können. Minoriten aus Bocholt und zwei Jesuitenpatres übernahmen die Betreuung dieser Missionsstationen.

Ab 1652 bauten Bocholter Minoriten zur religiösen Betreuung der niederländischen Katholiken aus Groenlo und Umgebung in Zwillbrock eine Kapelle und ein neues Klostergebäude.

1674 wurde in Hemden eine Kapelle aus Holz direkt an der Grenze für die beiden niederländischen Gemeinden Aalten und Bredevoort gebaut. Die Kapelle wurde dem Heiligen Kreuz (Kreuzkapelle) geweiht. Aus dieser Zeit stammt ein Kreuz mit Inschrift, das heute noch auf dem versetzten Kreuzberg steht. Die Bildinschrift will die katholischen Gläubigen zur rechten Betrachtung des Kreuzbildes anhalten. - Die Hemdener Kapelle wurde im Jahr 1823 aufgrund der veränderten religiösen Verhältnisse in den Niederlanden abgebrochen. Die Materialien sind in Barlo zum Bau der St. Helena-Kirche verwandt worden.

Im Jahre 1675 erhielt der Jesuiten-Pater Ignatius Busch vom Bischof den Auftrag, im ganzen Amt Bocholt Schulen und Kirchen einzurichten. Ab 1676 baute er in Suderwick am Hellweg eine katholischen Kapelle (später St. Michael genannt) für die Katholiken aus Dinxperlo und Breedenbrock und richtete eine deutsche Schule ein.

Während durch den Reformeifer des Bischofs von Galen die kirchlichen Verhältnisse im Bistum im allgemeinen sehr verbessert waren, kam es vor allem in Suderwick / Dinxperlo immer wieder zu religiösen Streitigkeiten zwischen den katholischen Suderwickern und den calvinistischen Dinxperloern. Im Jahre 1765 war die Michaelis-Kapelle Suderwick auf ihre heutige Form und Größe erweitert worden.

Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich der Konvent des Minoritenklosters in Bocholt zum Neubau einer neuen Klosterkirche entschlossen. Die Baugenehmigung durch den Landesherrn wurde mit der Auflage verbunden, zuvor ein Gymnasium zu errichten und durch die Minoriten zu betreuen (Das heutige Pfarrhaus Liebfrauen war ein Teil dieser Schule). 1785 wurde bereits mit dem Unterricht begonnen, im gleichen Jahr auch mit dem Bau der neuen Klosterkirche, die 1792 fertiggestellt war.

Die Ereignisse nach der Französischen Revolution (Säkularisation) führten 1809 zur Schließung der "Lateinischen Schule", 1811 wurde das Minoritenkloster durch die französische Regierung aufgelöst. Damit hatte das fast 200jährige segensreiche Wirken der Minoritenpatres in Bocholt ein jähes Ende gefunden. - Auch die Frauenklöster Das Weiße Stift und St. Agnes, sowie der Stadthof des Kreuzherrenklosters "Maria Vreden" in Dingden wurden aufgelöst.

Lit.:
Werner Sundermann, Ordensleute aus Bocholt - in der Gegenreformation tätig, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 43 (1992), H. 1, S. 62-64.
Werner Sundermann / Georg Letschert, Rund um die Liebfrauenkirche, in: UNSER BOCHOLT Jg. 51 (2000), H. 2, S. 17ff (bes. S. 31-37.).

Geiger, Borgers &Co.

Am 21. November 1938 ließen Georg Geiger als persönlich haftender Gesellschafter (geb. 1899) und Fritz Borgers (geb. 1884) die o.g. Firma in das Handelsregister eintragen. Der 2. Weltkrieg zerstörte das Werk II in der Jägerstraße. Das Hauptwerk zwischen Speer- und Scheibenstraße blieb erhalten. Als Ersatz für das nicht wieder aufgebaute Werk Jägerstraße wurde auf dem der Firma gehörenden Grundstück auf der anderen Seite des Mühlenwegs ein neues Werk II gebaut, das 1956 auf zwei Stockwerke vergrößert wurde.  

Nach dem Tod von Fritz Borgers wurde sein Sohn Georg (geb. 1924) Teilhaber und neben Georg Geiger persönlich haftender Gesellschafter. Die Firma produzierte neben Schlaf- und Heimdecken hauptsächlich "Himmeltuche" für das VW-Werk; ein gerautes Baumwollgewebe für die Deckenbespannung des "Käfers". VW setzte hierfür später kunststoffbeschichtete Gewebe ein, und die Fa. G & B konzentrierte sich wieder auf die traditionellen Raugewebe, wie Decken etc. 1964 trat Georg Geiger von der Geschäftsführung zurück. Ab 1973 war Georg Borgers Alleininhaber und - zusammen mit Herrn H.G. Thier - Geschäftsführer. 

Im Zuge der Stadtsanierung wurde der auf dem Fildeken gelegene Betrieb am 16.12.1977 zur Münsterstraße verlegt, wo das Gebäude der ehemaligen Firma Zorn umgebaut und erweitert wurde. 1981 erhielt die Firma eine 4000 qm großen Lagerhalle. 1985 übernahm Lothar Heibel (Tangerding Gruppe) Geiger Borgers GmbH & Co KG (Borbo-Deckengeschäft). 2006 kaufte die Hermann Biederlack GmbH & Co. aus Greven sämtliche Anteile der Tangerding Gruppe. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände am Fildeken baute die Stadt 1983 30 Caritaswohnungen

Lit.: 
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie, 1984 Ausg. 2, S. 100-102. Chronik des Bocholter Raumes 1975-1999, Bocholter Quellen und Beiträge Band 9.

Geistliche Bibelschule Niederrhein - Bocholter Zelle

Nach dem II. Vatikanischen Konzil fühlten sich Laien und Priester innerhalb der Katholischen Kirche aufgerufen, durch Kurse, Seminare und Einkehrtage einen neuen Zugang zur Bibel und damit zum Glauben zu finden. So gründete man 1986 die Geistliche Bibelschule Niederrhein in Krefeld. Sie ist ein gemeinnütziger Verein.  Die Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich u.a. als Referenten, Projektleiter und stehen zur Gesprächsbegleitung in der Gemeindearbeit zur Verfügung. Das Motto der Geistlichen Bibelschule Niederrhein lautet: "Die Freude am Herrn ist Eure Stärke" (Neh 8,10).  

Die Veranstaltungen richten sich an Menschen jeglichen Alters und Standes und auch anderer Konfessionen mit den Zielen: Bibel lesen lernen. Bibel beten lernen, Bibel leben lernen und Bibel verkünden lernen.  

Das Interesse in Bocholt an der Geistlichen Bibelschule Niederrhein war so groß, dass im Jahre 2002 eine eigene Gruppe, die Bocholter Zelle, entstand. "Glaubensgespräche im Wohnzimmer" (monatlich), ca. drei weitere Tagesseminare (jährlich), zwei Bibelkreise (wöchentlich) und "Exerzitien im Alltag" gehören zu dem Aufgabenbereich der "Bocholter Zelle" für die Region Bocholt.      

Lit. 
Faltblatt und Programmheft 2009 der Geistlichen Bibelschule Niederrhein, Krefeld.   
Quelle:
Mündliche Auskunft bei Sieglinde Szöke, Ansprechpartnerin der "Bocholter Zelle".