Zur Geschichte der städtischen Windmühle
Bocholter Stadtarchiv präsentiert historisches Foto des Monats
Im Jahre 1979 gründete sich in Bocholt die "Bürgeraktion Windmühlenplatz" zur Neugestaltung des vernachlässigten Geländes schräg gegenüber der Ludgerusschule. Nach mehrmonatiger Arbeit entstand hier ein Kinderspielplatz mit modernen, aus Holz gearbeiteten Spielgeräten. In der Mitte des dreieckigen Grundstückes errichtete man im Miniaturformat eine Nachbildung der einstigen städtischen Windmühle, die dort bis 1930 stand.
Daran erinnert nun das Bocholter Stadtarchiv in seiner Reihe "Historisches Foto des Monats".
Seit Jahrhunderten hatte die Stadt Bocholt vor den Toren der Stadt eine Windmühle in Eigenregie betrieben, die in der Regel auf zwölf Jahre verpachtet wurde. Die Pachteinnahmen flossen in den städtischen Haushalt. Ein früher Nachweis ergibt sich aus der Stadtrechnung des Jahres 1458, als man auf dem Gut Wecelo vor dem Schleusentor eine Windmühle erbaute.
Am 4. April 1558 beauftragten die Bürgermeister und Schöffen den Stadtzimmermeister Johan van Dingden, "eyne uprechte nye windemolle" aus Holz zu errichten. Diese fiel schließlich am 8. Dezember 1703 einem heftigen Sturm zum Opfer. Das etwa 1915 aufgenommene Foto zeigt ihre Nachfolgerin in einer Ansicht von Südosten. Über die Eingangstür setzte man eine Inschrift, welche an die Ereignisse zu Beginn des 18. Jahrhunderts erinnerte: "Anno 1703 den 8. Xbris wurf der grausam Wint eine Muhle aus Holt daernider. It stehe aus Kalck und Stein hier wider." Ende des 19. Jahrhunderts gab die Stadt den Windmühlenbetrieb auf. Die Grundstücke wurden 1891 als Gärten verpachtet, die Flügel der Windmühle abgenommen und das Mahlwerk verkauft. Zu den letzten Windmüllern zählte Martin Rütter (1813-1880), der zusammen mit seinen Stiefsöhnen Johann (1839-1902) und Magnus Wink (1845-1936) den Mühlenbetrieb bis zu zuletzt aufrechterhielt.
Im Herbst 1912 trug man das Dach ab, weil das Bocholter Gas- und Wasserwerk den Baukörper ein Jahr lang als provisorischen Wasserturm für die im Bau befindliche städtische Wasserversorgung gebrauchte. 18 Jahre später waren die Tage der städtischen Windmühle endgültig gezählt, und ihr Abriss erfolgte Ende Juni 1930. Sie sei baufällig und unmodern geworden, hieß es damals. Der Verein für Heimatpflege Bocholt e. V. bemühte sich vergeblich um die Erhaltung dieses Jahrhundertbaus.