Stadtgeschichte: ´Das Filetstück der Stadt´
Bocholter Stadtarchiv befasst sich in der Themenreihe "Foto des Monats" diesmal mit der Geschichte der Ritterstraße
Das Bocholter Stadtarchiv befasst sich in seiner monatlichen Themenreihe zum Anlass der 100-jährigen Bebauung mit der Geschichte der Ritterstraße. Einer Straße, die vor allem durch wechselnde Namensgebungen und durch ihre städtische Lage auffällt. Ein Architekt bezeichnete die Straße im Jahre 2007 einmal als "Filetstück der Stadt".
Auf Antrag des Zimmermeisters Jacob Seesing genehmigte die Stadtverordnetenversammlung am 31. August 1897 den Neubau einer Straße nördlich der Stadt und widmete diese auf den Namen Ritterstraße. An der neuen Verbindungsstraße zwischen Herzogstraße und "Chausee Dinxperlo nach Bocholt" bestand seinerzeit bereits die Betriebs- und Wohnstätte des Antragstellers. Planmäßig sollte die vollständig befestigte und mit Laternen erhellte Straße bereits 1899 vollendet sein, da anderenfalls die Stadt auf Kosten des Antragsstellers die Fertigstellung vornehmen würde.
Verzögerungen in den Planungen und im Genehmigungsverfahren führten jedoch dazu, dass die Ritterstraße sogar 1927 "noch nicht den baupolizeilichen Bestimmungen für den öffentlichen Verkehr und den Ausbau fertig hergestellt ist […]." Die anliegende Bebauung dieses Verkehrsweges nahm durch die geplante Wohnhausgruppe des Architekten Ludwig Beier, des Vermessungsobersekretär Karl Büschlepp und des Stadtoberbauführers Richard Unger 1924 ihren Anfang. Die fortschreitende Besiedlung der Straße brachte auch den sukzessiven Ausbau der Straße voran.
Fortan galt die Ritterstraße als Wohnort der Bocholter Verwaltungs- und Handwerkeroberschicht. Grund genug für Oberbürgermeister Dr. Schmitz in der Stadtverordnetensitzung am 21. Mai 1933 die Umbenennung in "Schlageterstraße" zu verkünden. Anlass dazu waren die am selben Tag reichsweit stattfindenden Gedenkfeiern zu Ehren des ehemaligen Widerstandskämpfers Albert Leo Schlageter, welcher von den Nationalsozialisten zum "Märtyrer" instrumentalisiert wurde. 1946 erfolgte wiederum die Rückbenennung in Ritterstraße. Ein Antrag der SPD aus dem Jahre 1979, die Ritterstraße in Gustav-Krüger-Straße umzubenennen wurde aufgrund großer Proteste der Anliegenden einstimmig abgelehnt, weshalb die Straße bis heute ihren ursprünglichen Namen beibehalten hat.
Das Foto zeigt die Ritterstraße zum Stand März 1950 aus Blickrichtung der Herzogstraße. Im Vordergrund steht das 1927 errichtete sogenannte Behördenhaus (Nr. 5 / Kreuzung Auf der Recke), welches neben mehreren Behörden zwischenzeitlich zuerst vom Katasteramt und ab 1. März 1939 vom Gesundheitsamt genutzt wurde.