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Madrigalchor der Stadt Bocholt

1961 fanden sich ca. 30 Sängerinnen und Sänger in der VHS Bocholt ein, um unter der Leitung von Lotar Gronau Madrigale, Volkslieder, Kantaten und Motetten einzustudieren. Im Juni 1963 lud der daraus gebildete Madrigalchor nach intensiver Probenarbeit zu seinem ersten öffentlichen Konzert ein und sang Madrigale des 16. und 17. Jahrhunderts und eine Kantate von Georg Friedrich Händel.  

Anlässlich der 750 Jahr-Feier der Stadt Bocholt im Jahre 1972 begann für den Chor mit der Aufführung von Carl Orffs` "Carmina burana" die Entwicklung von einem bis dahin kammermusikalisch besetzten Klangkörper zu einem großen Konzertchor.  

In den folgenden Jahrzehnten erarbeitete Lotar Gronau mit dem Chor neben weltlichen und geistlichen A-cappella-Werken die bedeutendsten Komponisten aus dem Oratorien- und Messenrepertoire des Barock, der Klassik, der Romantik und auch der Moderne.  

Ein wichtiges Anliegen der Eheleute Lotar und Brigitte Gronau war neben umfangreicher Probenarbeit die Pflege der Geselligkeit. Daher organisierte das Paar von 1973 bis 2002 zwanzig Fahrten nach Frankreich, wo sich Chormitglieder und Angehörige des Freundeskreises an Musik, Kultur und Genüssen für den Gaumen erfreuten.

Nach der Wende reisten die Sänger/innen bis zum Jahr 2007 bereits fünfmal auf den Spuren von Johann Sebastian Bach durch den Osten Deutschlands.  

Im November 2005 übernahm Rainer Maria Klaas die Leitung des Madrigalchores von Lotar Gronau.  

Madrigalchor, Freundeskreis

Mit der Entwicklung des Madrigalchores vom Kammer- zum Oratorienchor stellte sich die Frage, wie die Aufführungen der großen Werke der Chorliteratur mit Soli und Orchester in Zukunft zu finanzieren seien. Von den Einnahmen durch den Verkauf der Eintrittskarten allein würden die Kosten nicht gedeckt werden können. 

Daher wurde 1978 der Freundeskreis des Madrigalchores Bocholt e.V. gegründet. Seine Mitglieder zahlen jährlich einen festen Beitrag, mit dem sie sich an den Gagen der engagierten Künstler beteiligen.  

Nicht nur die Freude an der Musik verbindet die Sänger/innen des Madrigalchores mit dem Freundeskreis, persönliche Kontakte wurden vor allem bei gemeinsamen Festen und auf Reisen geknüpft.  

Mädchenschutzgruppe "ZORA"

Das Gerburgisheim in Bocholt beherbergt u.a. eine Mädchenschutzgruppe für Mädchen zwischen 12 - 18 Jahren, die

  • in Not sind,
  • von körperlicher, seelischer und / oder sexueller Gewalt bedroht und betroffen sind,
  • aus ihren Familien oder aus Einrichtungen der Jugendhilfe weggelaufen sind,
  • aus unerträglichen Situationen herauskommen wollen und nicht wissen wohin.  

Während der maximal drei Monate währenden Aufenthaltsdauer werden die Mädchen pädagogisch und psychologisch intensiv betreut mit dem Ziel zur

  • Rückkehr in die Herkunftsfamilie oder
  • Vermittlung zu stationären Therapien, d.h. Aufnahme in einer geeigneten Einrichtung, oder 
  • zur selbständigen Lebensführung in einer eigenen Wohnung  (Betreutes Wohnen)  

Mahnmal für die Opfer der Gewalt

An der Aa-Promenade, Ecke Casinowall/Kirchstraße steht in einer kleinen Grünanlage das "Mahnmal für die Opfer der Gewalt", gestaltet von der jüdischen Künstlerin Ellen Bernkopf (geb. 1904 in Hannover, gest. 1992 in Jerusalem). Es steht für die Kriegs- und Ziviltoten der Weltkriege und die in den Konzentrationslagern Umgekommenen.   Die Künstlerin, selbst Verfolgte des Nazi-Regimes, wollte eine stille Skulptur mitten im Verkehr der Stadt. Das Mahnmal sollte nicht an einer abgelegenen Stelle, etwa einem Friedhof, stehen, wo es nur an offiziellen Trauertagen ins Bewusstsein der Bevölkerung rückte.

Die Skulptur ist eine lebensgroße auf einem Sockel sitzende Figur, die mit verschränkten Armen und leicht geneigtem Kopf nachzudenken scheint. Frau Bernkopfs Absicht war, dass vorübereilende Menschen, vor allem Kinder, sich nicht erschrecken, sondern zum Nachdenken und zu Fragen angeregt werden.

Frau Bernkopf arbeitete von 1968 bis 1969 in einem Atelier der Gießerei Pastori, Genf, an der Plastik. Im Frühjahr 1970 wurde das Mahnmal an dem eigens von der Künstlerin gewünschten Platz zwischen den Aa-Brücken, vor dem Südhaus aufgestellt. 1999 fand das Denkmal im Zuge der Baumaßnahmen um den Neutor-Platz den heutigen Standort.    

Lit.:
Ellen Bernkopf, Den Opfern, in UNSER BOChOLT Jg. 21 (1970), H. 1, S. 8/9
Gerd Häckelmann, "Mahnmal für die Opfer der Gewalt", in UNSER BOCHOLT Jg. 21 (1970), H. 1, S. 6/7

Maria-Paschalis-Weg

Dieser Weg wurde zu Ehren der Äbtissin des Klarissenkloster, Schwester Maria Paschalis (Anna Stollmeier 1892-1961) benannt.  

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 40 (1989), H. 3, S. 64.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.  
Quelle: Gerhard Schmalstieg, Woher hat die "Schwartzstraße" ihren Namen?

Maria Trösterin Mussum - Pfarrkirche

Die erste Kapelle in Mussum wurde im Jahre 1671 auf dem Gut Niedermöller-Kapellemann erbaut. Man nannte sie "Kapelle unserer lieben Frau". Der heutige Besitzer des Hofes führt immer noch den geläufigen Beinamen "Kapellemann". Zur Zeit der Erbauung gehörten die katholischen Gläubigen in Mussum noch zur Pfarrei St. Georg.

Der damalige Vikar Ernst-Ignaz Busch ließ die Kapelle errichten, damit die Gläubigen aus Mussum, Liedern und Lowick ihrer Sonntagspflicht genügen und in Religion unterrichtet werden konnten. Die Kapelle wurde jedoch nach einigen Jahrzehnten abgebrochen. Im Jahre 1897 wurde Mussum aus der Urpfarrei St. Georg ausgegliedert und der neuen Pfarrei St. Josef zugeordnet. Die Straße "Mussumer Kirchweg" beschreibt auch heute noch den Weg, den die Gläubigen zur neuen Kirche gingen.  

Als am 22. März 1945 die Josefskirche zerstört wurde, richtete man zunächst im Lager der Bäuerlichen Genossenschaft, später im Saal der Gaststätte "Mussumer Mühle", eine Notkirche ein. Der damalige Pfarrer von St. Josef, Karl Wiedehage, übernahm vorübergehend die Seelsorge in der Gemeinde. Noch bevor der Saal für den Gottesdienst hergerichtet war, wurde der Pfarrer bei einem nächtlichen Überfall von Plünderern erschossen und verstarb am 30. Juni 1945. Auf Drängen der Gläubigen auf eine eigene Kirche wurde im August 1947 der Kapellenverein gegründet. Zahlreiche Spenden und Eigenleistungen ermöglichten am 8. August 1949 die Grundsteinlegung der von dem Architekten Kösters aus Münster entworfenen Kirche.

Schon am 25. Mai 1950 konnte die Kirche "Maria, Trösterin der Betrübten" unter großer Beteiligung der Bevölkerung von Weihbischof Roleff eingeweiht werden.   Im Jahre 1964-1966 wurde die Kirche wegen der vermehrten Bebauung in Mussum umgebaut und erweitert. Die Fenster und des Chores wurden dabei neu gestaltet.  Für die Neugestaltung des Altarraumes galten die Bestimmungen über die Neuordnung der Liturgie, die das zweite Vaticanum erlassen hat und die am ersten Fastensonntag 1964 in Kraft getreten ist. Nach diesen Gesichtspunkten wurde der Altarbereich eingerichtet.

Architekt Bernd Kösters sowie Josef Baron sind die verantwortlichen Gestalter. Es versteht sich von selbst, dass in einer Marienkirche das Bildnis der Gottesmutter präsent ist. Der Bildhauer Emil Ebert schuf das Bildnis einer Schutzmantelmadonna, unter deren Mantel die Kirchengemeinde geborgen ist. Das Kreuz über dem Altar zeigt den gekreuzigten Jesus. Ein Balken aus Ulmenholz dient als Kreuzbalken für dieses 2,80 m hohe Kruzifix. Geschaffen wurde dieses Werk von dem Bildhauer Johannes Paschker. Die schlicht gehaltenen Fenster sind nach den Entwürfen der Künstlerin Frau Lucy Vollbrecht-Büschlepp gefertigt.   Im Laufe der Zeit wurde der Name der Kirche auf "Maria Trost" und später dann auf den heutigen Namen "Maria Trösterin" geändert.

Die Einwohnerzahl in der Pfarrei war inzwischen auf etwa 2000 angestiegen. Die Gemeindemitglieder drängten auf Eigenständigkeit und Lösung von der Pfarrgemeinde St. Josef. Am 1. Oktober 1952 wurde die Kirche zunächst ein Pfarr-Rektorat und am 1. Oktober 1955 zur selbständigen Pfarrei erhoben. Als erster Pfarr-Rektor konnte Pastor Bernhard Hecker sein Amt 1952 übernehmen. Nach seinem Tod im September 1954 folgte Pfarrer August Sellenscheidt, der im September 1982 in den Ruhestand ging.

Am 26. September 1982 wurde der jetzige Pfarrer Hubert Oelgemöller in sein Amt eingeführt.   In zusätzlich geleisteter Gemeinschaftsarbeit wurde ein eigener Friedhof errichtet, der nach wie vor von der Kirchengemeinde Maria Trösterin verwaltet wird. Die erste Beerdigung auf dem neuen Friedhof war am 14. April 1951.

Auch die beiden verstorbenen Pfarrer Bernhard Hecker und August Sellenscheidt fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in der Gemeinde. Lit. Ursel Jost, 50 Jahre Pfarrgemeinde Maria Trösterin in Mussum. Waltraud Liebrand, Kunst in der Kirche Maria Trösterin. Aus: Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum der Pfarrkirche Maria Trösterin, Mussum 2000.  

Marienbaum - Wallfahrt

Um die Entstehung der Wallfahrt um 1430 rankt sich die Legende, dass ein armer Schafhirt, der von einer unheilbaren Krankheit befallen war, auf innere Erleuchtung hin in einer treppenförmig gewachsenen Eiche ein Muttergottesbild fand, es verehrte und geheilt wurde. Die Kunde von der Heilung bewog viele Kranke, ihre Zuflucht zur Muttergottes von Marienbaum zu nehmen und von ihr Hilfe zu erbitten.

1438 bis 1441 wurde für das Gnadenbild, der "Zuflucht der Sünder", eine Kapelle erbaut. Das Klever Fürstenhaus war dem Gnadenbild und seiner Verehrung sehr zugetan. Die Herzogin von Kleve gründete aus eigenen Mitteln bei der Kapelle ein Doppelkloster für Mönche und Ordensfrauen nach dem von der Hl. Britta von Schweden gestifteten Erlöserorden. 1460 war der Bau vollendet.

Die Wallfahrt, die schon bald nach 1430 einsetzte, blieb auch in den Wirren der Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts bestehen. 1636 und 1637 raffte eine Pest an die 2000 Opfer dahin. In Scharen kamen die Menschen zum Gnadenbild der "Zuflucht der Sünder". Die Kirche, die man bei der Gründung des Klosters der ursprünglichen Gnadenkapelle vorgesetzt hatte, war baufällig geworden, sodass die Leitung des Klosters sich zu einem Neubau entschloss.

Dieser Neubau ist heute die Pfarrkirche von Marienbaum mit der alten Gnadenkapelle als Chor. Die Wallfahrten nach Marienbaum verloren an Bedeutung, als 1642 der Gnadenort Kevelaer aufblühte. Das Kloster wurde durch die Franzosen im Jahre 1801 geschlossen, das Gnadenbild hat aber heute noch seinen Platz auf einem Altar der Pfarrkirche.

Nach einer mündlichen Überlieferung soll 1575 die Wallfahrt von Bocholt nach Marienbaum ihren Anfang genommen haben.

Erstmals nachweisbar ist die Bocholter Wallfahrt 1716, am Tage Maria Himmelfahrt, durch einen Bericht über eine wunderbare Heilung, die an einer Bocholter Pilgerin geschah.

In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts soll dann die Wallfahrt nach Marienbaum auf Kevelaer umgestellt worden sein. Warum dies so spät geschah, mag verschiedene Gründe gehabt haben. Die Bocholter waren seit Menschgedenken mit dem Wallfahrtsort Marienbaum verbunden, der Weg nach Kevelaer war weiter, und die Durchführung der Wallfahrt musste geändert werden.

Zunächst zogen einzelne Pilger, später Gruppen bis Kevelaer weiter, und 1733 gilt offiziell als Beginn der Wallfahrten nach Kevelaer. Die Verbundenheit mit Marienbaum ist jedoch bis heute geblieben. Die Pilger nach Kevelaer kehren auf dem Hin- und Rückweg in die Wallfahrtskirche ein und beten in einer Andacht zur "Zuflucht der Sünder".

Lit. :
Dr. Elisabeth Bröker, 250 Jahre Fußprozession Bocholt-Kevelaer, in:UNSER BOCHOLT Jg. 34 (1983) H.2.
siehe auch:
Wallfahrt Kevelaer: Fußwallfahrt, Familienwallfahrt, Radwallfahrt Frauen, Radwallfahrt Männer.
Wallfahrt Haltern zum Annaberg.

Mariengymnasium

Allein die vielfältigen Namensänderungen spiegeln die einhundertvierzigjährige Geschichte des höheren Schulwesens für Mädchen in Bocholt und darüber hinaus wider:

  • Privatschule für Töchter, 
  • Höhere Mädchenschule,
  • Marienlyzeum,
  • Private katholische Mädchenschule,
  • Frauenschule,
  • Oberlyzeum,
  • Frauenoberschule, 
  • Städtisches Lyzeum mit dreijähriger Frauenschule,
  • Deutsche Oberschule für Mädchen,hauswirtschaftliche Form

Am Anfang stand die "Erlaubnis" der Kgl. Regierung vom 05.10.1866, "zu Bocholt eine Privatschule für Töchter zu errichten". Sie sollte nur solche Mädchen aufnehmen, "welche das schulpflichtige Alter zurückgelegt haben". Dieses Datum gilt als Gründungstag des heutigen Mariengymnasiums.  

Die Schule befand sich zunächst neben der Liebfrauenkirche im Gebäude des vormaligen Minoritengymnasiums und wurde von den Schwestern "Unserer Lieben Frau" (im Folgenden: U. L. F.) zu Coesfeld geführt. Deren Anwesenheit dauerte wegen des Kulturkampfes und der Klostergesetze jedoch nur bis 1875. Die Schulleiterin Schwester Athanasia, geb. Kock, und ihre Mitschwestern mussten Bocholt verlassen und wurden durch weltliche Lehrerinnen ersetzt.  

Erst 1891 erhielten die Schwestern U. L. F. der Genossenschaft von Mülhausen die Genehmigung, in Bocholt eine Höhere Mädchenschule unter Leitung der Schwester Ansgaria von Tappehorn wiederzugründen. Wegen der geeigneteren Räumlichkeiten zog man 1895 in die Langenbergstraße 18 um. Da diese sich aber bald als unzureichend erwiesen, wich man in den Garten des Pastorats St. Georg aus. Schwester Leonia Grünewald organisierte zusammen mit Schwester Haverine dort ab 1900 den Aufbau eines eigenen Schulgebäudes.  

Weil die Anerkennungsfrage noch nicht entschieden war, gründete sich 1913 ein Kuratorium. 1916 konnte Schwester M. Alacoque Dickmann (1915-1926) die staatliche Anerkennung der Schule als eines Lyzeums (vorheriger Name: Private katholische Mädchenschule, nun: Marien-Lyzeum) durchsetzen. 1919 wurde dem Lyzeum eine einjährige Frauenschule angegliedert, deren Leitung Schwester M. Apollonia übernahm. Dies machte eine bauliche Vergrößerung der Schule und die Aufstockung des Kollegiums erforderlich.  

1922 kam es zur Vereinigung mit der privaten evangelischen Töchterschule am Nordwall, die bis dahin von Frl. Hambloch geleitet wurde. 1926 nahm Schwester M. Alacoque ihren Abschied als Leiterin, ihr folgte Schwester Ancilla Imbusch für fast 11 Jahre.  

Zwischen 1927 und 1935 wurde das Lyzeum zum Oberlyzeum ausgebaut, 1930 fand dort das erste Abitur statt, das letzte bereits 1936. Denn 1935 richteten die Nationalsozialisten die dreijährige Frauenschule ein. Deshalb wurden die Schwestern U. L. F. zum Ende des Schuljahres 1936/37 wieder einmal gegen weltliche Lehrer(innen) ausgetauscht, und die Schule ging von der St.-Georg-Gemeinde auf die Stadt über. Die provisorische Leitung übernahm Oberstudiendirektor Raestrup, der Direktor des St.-Georg-Gymnasiums, den 1938 Oberstudiendirektor Dr. Herdemann ablöste. Das erste Abitur der Frauenoberschule fand 1937 statt.  

1938 benannten die Nationalsozialisten das "Städtische Lyzeum mit dreijähriger Frauenschule" ihrem Verständnis von der Rolle der deutschen Frau entsprechend in "Deutsche Oberschule für Mädchen, hauswirtschaftliche Form" um. Im Schuljahr 1941/42 wurde der Unterricht durch Fliegeralarm empfindlich gestört, bis er am 21.09.1941 ganz eingestellt werden musste.

Die verheerende Zerstörung Bocholts am 22.03.1945 traf auch das Schulgebäude hart. Erst am 25.01.1946 konnte man den Unterricht mit 353 Schülerinnen wieder aufnehmen, jedoch in halbtägigem Wechsel in den Räumlichkeiten des unzerstörten St.-Georg-Gymnasiums. Der Name wurde in "Neusprachliches Gymnasium" (mit Frauenschulklassen UIII-UII) geändert, stellvertretender Leiter wurde am 17. 11. 1947 Dr. Semmelmann als Oberstudiendirektor.  

Erst zum Schuljahr 1956/57 war die Rückkehr der 15 Klassen in das eigene Gebäude am Schleusenwall möglich, die feierliche Einweihung fand am 24. 9. 1956 statt. Dem inzwischen pensionierten Oberstudiendirektor Dr. Semmelmann folgte 1961 Frau Oberstudiendirektorin Susanne Scholz (bis 14.07.73).  

1963 beschloß die Stadtverordnetenversammlung Bocholt den Ausbau der Frauenoberschule bis zur Abschlußprüfung. Das führte 1964 zum Neubau für die Frauenoberschule, die ab 1965 bis zum Abitur ausbilden konnte. 1965/66 wurde dem neusprachlichen Mädchengymnasium ein sog. F-Gymnasium angegliedert (mit Erwerb der fachgebundenen Hochschulreife für ein Studium an der Pädagogischen Hochschule [PH], der Hauswirtschaftsschule und Sporthochschule).

Ferner führte man die Koedukation im F-Zweig ein. So gab es nun drei Wege zum Abitur am Mädchengymnasium: das neusprachliche Gymnasium,  das Gymnasium für Frauenbildung und das pädagogisch-musische F-Gymnasium (1967 wurden zum erstenmal die drei verschiedenen Formen des Abiturs abgenommen).  

Mit der Einweihung eines Pavillons 1966 erhielt man dringend benötigte neue Räume. Am 01.02.1974 übernahm Oberstudiendirektor Herkel die Schulleitung von Oberstudiendirektorin Scholz, verließ die Schule wegen einer Beförderung aber bereits ein Jahr später wieder. 1975 gab der Stadtrat der Schule den Namen "Mariengymnasium" und führte die Koedukation für den Gesamtbereich ein. Das Amt des Schulleiters übernahm Oberstudiendirektor Brinkhaus am 03.09.1975.  

Am 8.05.1978 begann man mit einem dringend benötigten Erweiterungsbau, der am 18.03.1981 eingeweiht werden konnte.  

Zum Schuljahr 1990/91 wurde ein bilingualer Zweig (zunehmender englischsprachiger Unterricht auch in den Sachfächern) eingerichtet.  

Lit.:

Erlaubniß, zu Bocholt eine Privatschule für Töchter zu errichten vom 5. Oktober 1866, in: UNSER BOCHOLT Jg. 42 (1991), H. 2 , S. 33.
Norbert Sieg, Chronik des städtischen Mariengymnasiums zu Bocholt, ebd. S. 34-36.
Roland Kirsch, Verhinderte der 'physiologische Schwachsinn des Weibes' die Gleichberechtigung?, Einige Anmerkungen zur Geschichte der Mädchenbildung, ebd. S. 37-40.
Maria Hoffmann, Eine ehemalige Schülerin erzählt ebd. S. 56.
Susanne Scholz, Die gewandelte innere und äußere Struktur der Marienschule, in: UNSER BOCHOLT Jg. 18 (1967) H. 4, S. 42 ff.

Marienstatue vor St. Georg

Anfang März 1945 hatten sich die fünf katholischen Gemeinden der Innenstadt unter den Schutz der Gottesmutter gestellt und in der Hoffnung auf Schonung der Stadt und der Bevölkerung das Versprechen abgelegt, eine Marienstatue errichten zu lassen. Trotz Zerstörung wurde nach dem Wiederaufbau ein Wettbewerb ausgeschrieben, der lediglich den Standort im Umkreis von St. Georg festlegte.

Die Künstler konnten die Form und den genauen Standort selbst bestimmen. Der Bildhauer Wilhelm Hanebal (1905 - 1982) schuf anschließend die 2,60 m hohe Figur in Jura-Marmor. Vor dem massiven Westwerk mit aufstrebendem Turm leitet die Madonna die Gläubigen zum Hauptportal. Sie ist sitzend gestaltet, um über die Stufung von Sockel und Knie eine Überleitung aus der Ebene des Vorplatzes zur Senkrechten des Turmes zu gewinnen. Maria sitzt mit leeren offenen Händen als Trauernde da, man hat ihr den Sohn genommen wie vielen Frauen und Müttern im Krieg.

Die Inschrift auf dem Sockel EMPFIEHL UNS DEINEM SOHNE nimmt Bezug auf das Versprechen von 1945. Die Statue wurde am 31. März 1957 durch Generalvikar Laurenz Böggering eingeweiht.

Lit.:
Wilhelm Hanebal, Die Marienstatue vor der Georgskirche, in: UNSER BOCHOLT Jg. 8 (1957) H. 3, S. 11-13.
Bocholter Kirchenkalender 1954 und 1958. J. Waldhoff, Holz, Stein und Bronze, Will Hanebal zum 100. Geburtstag, Steinheim 2005.

Marinekameradschaft Bocholt 1904 e.V.

Am 6. März 1904 wurde in der Gründerversammlung im Hotel Gebbing (Großer Kurfürst) die Marinekameradschaft von 16 Mitgliedern beschlossen und dem damaligen Bürgermeister von Bocholt am 30. März 1904 schriftlich mitgeteilt. Eine voll erhaltene Vereinssatzung in seiner Urschrift liegt im Stadtarchiv Bocholt. Diese Marinekameradschaft musste nach damaligen Recht dem Kriegerverein des preußischen Landeskriegerverbandes angeschlossen sein. 1921 wurde die Kameradschaft selbständig nach Loslösung vom Landeskriegerverband.  

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Oktober 1951 die Marine Kameradschaft Bocholt 1904 wiedergegründet. Diese schloss sich 1953 dem Deutschen Marinebund an. 1954 beging man das 50jährige Bestehen mit einer Totengedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof im heutigen Städtischen Friedhof an der Blücherstraße.  

Am 9. März 1967 wurde in der Bocholter Stadtverordnetenversammlung die Übernahme einer Patenschaft über das Kanonenboot der Deutschen Bundesmarine "Seeadler" aus Olpenitz bei Kappeln beschlossen. In diese Patenschaft wurde die Bocholter Marinekameradschaft mit eingebunden. Seitdem wurde ein freundschaftliches Verhältnis mit Kommandanten und Besatzung gepflegt. Nach Außerdienststellung des Seeadlers im März 1976 stimmte die Stadt Bocholt der Patenschaft über das Schnellboot S 68 zu, welches von März 1977 bis zum Jahr 2005 in Dienst gestellt war.  

1997 wurde nach langjährigen Bemühungen ein Shanty-Chor der Marinekameradschaft Bocholt gegründet. Diese wurde am 31. Juli 2001 als gemeinnütziger Verein mit 115 Mitgliedern eingetragen. Zu ihrem 100jährigen Bestehen im Jahre 2004 erschien eine Festschrift.

Lit.:
Festschrift 100 Jahre Marinekameradschaft Bocholt 1904 e.V. (im Stadtarchiv Bocholt einsehbar).

Martinsbrauchtum in Bocholt

1. Der Hl. Martin

Über das Leben und Wirken des Hl. Martin berichten der Schriftsteller Sulpicius Severus (geb. etwa 363, gest. um 420), ein Zeitgenosse Martins und Bischof Gregor von Tours (geb. 538, gest. 594), einer seiner Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Tours. Sulpicius Severus überliefert keinen Lebenslauf im üblichen Sinne, sondern berichtet in der äußeren Form von Briefen und Dialogen über einzelne Stationen im Leben des Hl. Martin. Bischof Gregor von Tours trägt im 6. Jahrhundert Berichte über die Wunderwirkungen und die Verehrung seines Vorgängers Martin zusammen.

Martin wurde um das Jahr 316 (andere setzen spätere Jahre) in Sabaria, dem heutigen Szombathely (Steinamanger) in Ungarn als Sohn eines römischen Offiziers geboren und trat mit etwa fünfzehn Jahren ebenfalls in das römische Herr ein. Zuletzt war er als Offizier in der kaiserlichen Garde-Kavallerie eingesetzt. Diese Offiziere trugen einen weißen Uniformmantel. Martin hatte sich - wie viele junge Menschen seiner Zeit - der aufstrebenden neuen Religion des Christentums zugewandt, die seit Kaiser Konstantin auch öffentlich gefördert wurde.

In seine Dienstzeit als Offizier der kaiserlichen Garde-Kavallerie. die ihn u.a. nach Amiens im heutigen Nordfrankreich führte, fällt die winterliche Mantelteilung zwischen dem Soldaten Martin und dem frierenden Bettler. Nach seinem freiwilligen Abschied aus dem kaiserlichen Heer wurde Martin Schüler des Bischof Hilarius von Poitiers, versuchte um 360 seine Eltern zum Christentum zu überzeugen (es gelang ihm nur bei seiner Mutter), lebte dann als Einsiedler in der Nähe von Mailand, zog als "Wandermönch" durch Italien und ließ sich schließlich in der Nähe der Stadt Poitiers als Einsiedler nieder, gemeinsam mit vielen Schülern und Gesinnungsfreunden.

Als 371 in Tours ein neuer Bischof gewählt wurde, fiel die Wahl auf Martin, der sich ihr zunächst widersetzte (er soll sich in einem Gänsestall versteckt haben). Martin blieb auch nach seiner Bischofswahl dem mönchischen Leben verhaftet. In seine bischöfliche Amtszeit fallen viele Missionsreisen durch sein Bistum zur Bekehrung der Bevölkerung. Auf einer seiner Seelsorgsreisen starb Martin am 8. November 397 in Candes und wurde am 11. November 397 in Tours begraben. Die schon zu Lebzeiten des Hl. Martin einsetzende Verehrung nahm mit dem Tod weiter zu.

Vor allem in Gallien und im späteren fränkischen Reich wurde er als nationaler Schutzheiliger verehrt. Seine Bischofsstadt wurde ein bedeutender Wallfahrtsort des Mittelalters. Der Mantelumhang Martins (cappa genannt) wurde von den fränkischen und später den französischen Königen in der Saint Chapelle in Paris (das heutige Wort Kapelle ist von der capella abgeleitet) aufbewahrt und dort von einem Capellanus (das heutige Wort Kaplan ist hiervon abgeleitet) betreut.

2. Das Brauchtum

Das Gedächtnisfest des Hl. Martin am 11. November wurde im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zu einem wirtschaftlich bedeutungsvollen Stichtag. Am Martinstag mußten die Erntearbeiten beendet sein, an ihm wechselte das Dienstpersonal seinen Herrn und erhielt seinen Jahreslohn. Am Martinstag wurden die Pachten und Steuern, wurden die Rechnungen von Kaufleuten und Handwerkern bezahlt. Der Martinstag war der letzte Feiertag vor der vierzig Tage dauernden vorweihnachtlichen Fastenzeit.

In Bocholt ist die Verehrung des Hl. Martin seit Jahrhunderten ein Bestandteil des alljährlichen Festkreises. Der Brauch des Gabenheischens, zunächst durch Studenten und nach dem Dreißigjährigen Krieg durch Kinder und Arme, entstand. In dem plattdeutschen Lied "Sünte Martins Vöggelken" wird das Gabenheischen angesprochen. Weil das Gabenheischen der Kinder am Martinsabend zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend in Belästigungen und Betteleien ausartete, wurde in Bocholt vom Verein für Heimatpflege erstmals im Jahre 1910 ein gemeinsamer geregelter Umzug ausgerichtet.

Entsprechend der Tradition werden seitdem viele ausgehöhlte und mühevoll mit kunstreichen Schnitzereien versehene Runkelrüben, aus denen der weiche Schein einer Kerze leuchtet, gezeigt. Dem Martinszug reitet seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts der Bischof Martin voran; es wird nicht wie im Rheinland der Soldat Martin vorangestellt. Vielleicht ist Martin als Bischof herausgestellt worden, weil das furchtbare Erlebnis des Ersten Weltkrieges den Wunsch nach einem mildtätigen, sorgenden Vorbild verstärkte. Nach der Gebietsreform 1975 wurde der große Innenstadtmartinszug der alten Stadt Bocholt beibehalten. In den zu Bocholt gekommenen umliegenden Gemeinden wurde die dort entstandene Tradition der Martinsumzüge ebenfalls in der bisherigen Weise fortgeführt.

Zu den insgesamt elf Martinsumzügen in Bocholt kommen noch viele kleinere Umzüge einzelner Kindergärten hinzu, sodass in den Tagen um den 11. November überall die alten Martinslieder ertönen, Martinslichter gezeigt werden. Der Verein für Heimatpflege Bocholt e.V. hat das Martinsbrauchtum in verschiedenen Schriften vorgestellt und aufgearbeitet. 

Marktwesen in Bocholt

Das Marktrecht wurde früher meist zusammen mit dem Stadtrecht verliehen. Mit dem Erhalt des Marktrechts war auch die Wahl eines Marktrichters verbunden. Dieser sorgte mit seinen Gehilfen dafür, dass es zu keinen Handgreiflichkeiten am Markt, oder zu Tumulten in den jeweiligen Wirtshäusern kam. Das Marktrecht wurde den Orten vom jeweiligen Landesherren verliehen. Eingeführt wurde es im Jahre 1016 von Heinrich IV. von Bayern, der dem Marienstift Prüm als dem ersten Stift im Deutschen Reich Münzprivilegien und das Marktrecht verlieh.

Als Zeichen dafür, dass sie Ortschaften das Marktrecht besaßen, musste während der Marktzeit als Symbol für die Marktfreiheit ein äußeres Marktzeichen gesetzt werden. In Bocholt war es ein schlichtes Kreuz. Es stand solange, wie die Marktfreiheit dauerte. In Münster war es das Sendschwert.

Im 15. Jahrhundert gab es in Bocholt zwei Märkte, die Jahrmärkte und die Wochenmärkte. Erst 1441 erhielt Bocholt durch Bischof Heinrich, urkundlich belegt, einen Freibrief über die Wochenmärkte. Es ist jedoch anzunehmen, dass dieses Privileg schon bei der Erteilung des Weichbildrechts, spätestens jedoch beim Stadtrecht erteilt wurde. Da das Marktrecht bei Antritt eines jeden neuen Landesfürsten erneut erteilt werden musste, handelt es sich hierbei wahrscheinlich um eine Bestätigung des alten Rechts. In dem Freibrief wurden all denen, welche diesen Markt besuchten, mit Ausnahme ertappter Diebe, offenbarer Totschläger oder Mörder, der vom Gericht für friedlos erklärten Personen, oder die dem Stift oder der Stadt Schaden zugefügt hatten, zugesichert, dass sie frei und in Frieden zu den Märkten hin und von denselben wieder zurückreisen konnten.

Am 24. September kam Bischof Walram von Münster nach Bocholt um dort die herkömmliche Huldigung entgegen zu nehmen. Zwei Tage vorher, am 22. September, erteilte er der Stadt das Recht, auf den freien Jahrmärkten von allen Pferden, Rindern und Schweinen, die dort verkauft wurden, eine Abgabe zu erheben. Die auf diesen Märkten verkauften Artikel waren Landeserzeugnisse aller Art: Fische in großen Mengen, Handwerkserzeugnisse, wollenes Tuch und verschiedene Sorten Pelzwaren und Schuhe.

Nach dem Statutenbuch von 1481 besaß unsere Stadt drei freie Jahrmärkte. Diese waren: Der erste auf St. Severinus (13. Mai), der zweite auf St. Jakobus (25. Juli), der dritte, der bedeutendste, am 4. Dezember (St. Barbara). Dieser wurde mit allen Glocken eingeläutet und dauerte 15 Tage. Man nannte ihn auch den "Nikolausmarkt" weil das Namensfest des Hl. Nikolaus (6. Dezember) in die ersten Tage dieser Marktzeit fiel. Dieser Name hat sich bis heute für den letzten Krammarkt des Jahres gehalten.

Auf Ersuchen der Stadt erteilte Bischof Johann im September 1571 das Privilegium am Tage nach Kreuzerhöhung (14. September), einen weiteren freien Markt zu halten. Er wurde gewöhnlich "Kreuzjahrmarkt" genannt. 1685 erteilte Bischof Maximilian  Heinrich das Recht zu einem fünften Markt, der jeweils am 31. Oktober stattfand und in der Hauptsache für den Handel von fettem Vieh bestimmt war.

Die Viehmärkte fanden noch im 14. Jahrhundert vor dem Ostertor auf dem sogenannten "Woort" statt. Sie wurden später auf den Platz vor dem heutigen Gerichtsgebäude an der Nordstraße verlegt. Der Platz war bis nach dem 1. Weltkrieg noch Viehmarkt und Kirmesplatz. Die heutige Nordstraße wird auf alten Stadtkarten auch Viehstraße und das Stadttor Viehtor (Veepurte) genannt.

Bis zur Neuregelung der Jahrmärkte 1887 hatte die Stadt 10 Jahrmärkte, (einschließlich Kram- und Viehmärkte) , welche auf die einzelnen Monate des Jahres, mit Ausnahme der Monate Februar und August, verteilt waren. Die in den Spätherbst und Winter fallenden Märkte nannte man "Fettmärkte". Hier wurde nur das zum Schlachten bestimmte fette Vieh angeboten. Auf Wunsch der Bocholter Landbevölkerung sollte die Zahl der Viehmärkte vermehrt werden.

Die Zahl der Krammärkte schien nach den damaligen Verhältnissen überflüssig und schädlich gegenüber den Bocholter Gewerbetreibenden. Ab dem Jahre 1888 sollten in Bocholt mit Ausnahme der Monate Dezember, Januar und Februar, in welchen nur ein Viehmarkt abzuhalten sei, alle zwei Wochen dienstags weitere Viehmärkte stattfinden.

Von den 10 Krammärkten sollten nur 5 jeweils verbunden mit einem Viehmarkt, bestehen bleiben. Dies bewährte sich jedoch nicht. Nach einer neuen Marktordnung von 1891 war nur noch alle 4 Wochen mittwochs Viehmarkt, und an 5 weiteren Markttagen in den Monaten März, Mai, Juli, August (oder September) und Dezember Viehmarkt, verbunden mit einem Krammarkt. Im Münsterländer Heimatkalender Jahrgang 1941 sind für Bocholt noch 14 Märkte verzeichnet. 5 Kram- und Viehmärkte und 6 Viehmärkte.

Der wichtigste Jahrmarkt für die Bocholter Bevölkerung ist die Bocholter Kirmes. Von je her war er für drei Tage Anziehungs- und Mittelpunkt der Stadt. Vor Jahrhunderten versammelte sich eine kleine Gemeinde in der Kirche um den Gedenktag der Weihe von St. Georg zu feiern. Zu diesem Ereignis, zu dem auch die Bauern aus der Umgebung Bocholts in die Stadt zogen, fand sich dann auch wohl "fahrendes Volk" in der Stadt ein, das seine Künste zeigte. Später fanden sich auch fahrende Händler ein, die die Familien mit allem versorgten, was sie selbst nicht herstellen konnten: Kessel, Töpfe, Nägel oder Werkzeuge. Allmählich entwickelte sich die Kirmes zu einem Jahrmarkt, der seinesgleichen sucht.

Was ist uns heute noch von diesen Märkten geblieben?

- Die Bocholter Kirmes als größtes Volksfest des westlichen Münsterlandes,

- die Krammärkte viermal jährlich, mit dem Nikolausmarkt als besonderes Ereignis. (Den damit verbundenen Viehmarkt gab es noch während des 2. Weltkrieges).

- der Wochenmarkt, mit seiner mehr als 600 jährigen Tradition, der immer noch, (heute viermal wöchentlich), vor dem Historischen Rathaus stattfindet.

Neu dazu gekommen sind seit September 1998 an jedem Donnerstag der Abendmarkt vor dem Historischen Rathaus und in neuester Zeit auch wieder der Weihnachtsmarkt.

Hinzurechnen könnte man auch noch das Weinfest, den "Bokeltsen Treff" und alle verkaufsoffenen Sonntage.

Lit.:

Wilhelm Seggewiß, "Bocholter Straßen erzählen Geschichte". in UNSER BOCHOLT Jg. 38. H 2-3, S. 90.

Charlotte Kersting, "Kirmes. Eine Stadt feiert", in: UNSER BOCHOLT Jg. 21, H. 3, S. 12-17.

Friedrich Rejgers, "Geschichte der Stadt Bocholt" und ihrer Nachbarschaft, Bocholt 1891, S. 181 ff., 599 ff.,643 ff., 729 ff., 799 ff., 984.

Friedrich Reigers, "Die Stadt Bocholt während des neunzehnten Jahrhunderts", Bocholt 1907, 1966, S. 224 ff., 230 ff.

Dr. Hans D. Oppel, " Lebendige Relikte aus alten Zeiten ", in : UNSER BOCHOLT Jg. 48, H. 2, S. 65-66

Moritz, Otto

Otto Moritz ist am 26. März 1905 in Golkowitz, Kreis Kreuzburg O.S., geboren. Über seinen familiären Hintergrund und seinen schulischen Werdegang ist nichts bekannt. In Leobschütz ließ er sich am Lehrerseminar ausbilden; die Ausbildung schloß mit dem 1. Staatsexamen 1925.

Der Eintritt in den Schuldienst erfolgte dann aber erst 1934, die zwischenzeitliche Tätigkeit ist unbekannt. Sein 2. Staatsexamen legte Moritz 1936 ab und arbeitete dann in Oderwiese, Kreis Krappitz, als Lehrer. 1940-45 war er zur Wehrmacht eingezogen, am 17. März 1946 wurde er mit seiner Familie aus Schlesien vertrieben und kam zuerst in den niedersächsischen Landkreis Leer. Am 17. Juni 1947 wurde er als sogenannter Flüchtlingslehrer in eine Planstelle der Biemenhorster Volksschule eingewiesen.

Hier wurde er zum 1. April 1954 Konrektor und stellvertretender Schulleiter, nach der Pensionierung des Rektors Heinrich Hillermann am 1. April 1957 zunächst kommissarischer, drei Monate darauf ordentlicher Rektor der Biemenhorster Schule. Am 10. Juli 1969 ging Otto Moritz in den Ruhestand, verzog nach Bocholt und starb hier hochbetagt am 6. Juli 1999.

In seiner Dienstwohnung befindet sich seit 1996 die verläßliche Halbtagsschule Biemenhorster Schule, die nach ihm "Haus Moritz" heißt. Der Bezirksausschuß Südost benannte am 8. Juni 2006 das nördliche, durch die B 67n abgetrennte Stück der Straße Auf dem Takenkamp in Otto-Moritz-Weg um.