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Familiennamen in und um Bocholt

Ab dem 10./11. Jahrhundert waren es in unserer Region und auch anderswo zunächst Adel und gehobenes Bürgertum, die sich einen Zusatznamen gaben. Der Vorrat an Vornamen war begrenzt, so dass zur näheren Beschreibung und Präzisierung einer Person ein Familienname notwendig wurde. Bald wurden auch in der übrigen schnell wachsenden Bevölkerung allgemein Familiennamen eingeführt.  

Einigermaßen systematisch sind Familiennamen in Bocholt ab 1654 dokumentiert (Anfänge der Kirchenbücher von St. Georg). Aber erst 1811 erhob ein Dekret von Napoleon die Familiennamen zur Pflicht. Das Jahr 1874, als die Standesämter eingeführt wurden, brachte eine endgültige schriftliche Festlegung der Familiennamen.

Der häufigste Typ der Familiennamen ist der sogenannte Vatersname (Patronym). Ein Kind also erhielt den Zusatz "Sohn des ...", z.B. Peters, Jacobs, Jansen, Benson, Hammersen, Lisson .  

Verwandt mit diesem Typ ist das Metronym (Übernahme des Namens der Mutter), das jedoch in unserer Gegend kaum vorkommt, z.B. Hielscher (der Sippe der Elisabeth angehörig).  

In und um Bocholt sowie jenseits der nahen niederländischen Grenze findet sich ein sehr verbreiteter Typ, nämlich die sog. Hofesnamen, die auf -ing (in den Niederlanden auf -ink) enden: Wenning (zu Wennemar), Böing (zu Boye, Boge), Benning (Bernhard), Lensing (Laurentius), Büssing (Burkhard), Gießing (Giesbert), Volmering (Volkmar), Theissing (Matthias). Der verbreitete Familienname Messing gehört nicht in diese Kategorie, denn Messing bedeutet Kaltschmied.  

Bei Einheirat behielt ein Jungbauer zunächst seinen eigenen Familiennamen bei, etwa Wenning. Bei der Taufe des ersten Kindes hieß er dann vielleicht "Wenning genannt Reyerding". Diese Namensgebung lässt sich noch heute beobachten.  

Eine Besonderheit im hiesigen Raum sind die Filialnamen, Ableitungen vom Namen des Hoferben durch den Vorsatz Klein- oder Nie-:

  • Klein-Wiele,
  • Klein-Bölting,
  • Niekortenhorn.

Der Haupterbe nannte sich dann Groß-Wiele, Große Bölting.  

Einige alte deutsche Vornamen, die bis ins 19. Jahrhundert bei uns sehr verbreitet waren, haben sich in zahlreichen Familiennamen erhalten: Sweder in Schwers, Schwiers, Schmeing, Schüring; Wessel in Wessels, Wesseling, Wesselmann.  

Die zweite große Gruppe bilden die Berufsnamen. Familiennamen wie Mölders/Müller, Schmidt (dazu gehört auch Schmeink u.ä.), F(V)isser/Fischer, Wevers/Weber, Kock/Koch, Scheper(s)/Schäfer bedürfen keiner Erklärung.   Schwieriger wird es bei Beck (Bäcker), Schröder/Schroer/Schrader (Schneider), Meier (der Gutsverwalter, aber auch der Zinseintreiber), Schulte (Schultheiß: der die "Schuld" ein"heischte", Steuerbeamter), Rose (Rosengärtner oder Gastwirt zur Rose), Hammacher (Hersteller von Pferdejochen, "Haam"), Fürer (Fuhrmann), Schlütter/Schlüter (der "Schließer"; derjenige, der die Kasse verwaltete, eine Art mittelalterlicher Bankangestellter).  

Die Häufigkeit der Namen belegt die Bedeutung dieser alten Berufe. Große Gebiete Bocholts und seiner Umgebung hatten früher einen sumpfigen Charakter. Es gab viele Bezeichnungen für verschiedene Arten von Sumpf und Morast: far/vor, ven, brooch/brook, slat, bile, segge u.a.m. Diese Wörter leben in vielen Familiennamen fort:  

  • Farwick (Ansiedlung am far);
  • Vennemann, Terveen;
  • Broichmann/Brockmann/Bröcker, auch Ingebrock (in dem Bruch) und Diepenbrock (tiefes Bruch);
  • Bielefeld;
  • Seggewiß (Riedwiese).  

Weitere Landschaftsformen finden sich in Namen wie Kortstegge (kurzer Steg), Brinkmann/Brinkhaus (am Brink, d.h. an einem erhöhten Grasanger wohnend), Heidemann/Heimann/Terheyden, Tervooren (zur Furt), Tersteggen (an der Stiege), Terheggen/Hagemann/Hegmann/Hecks/Heeks (bei oder hinter der Wallhecke wohnend), Overbeck (jenseits des Baches), Unland (Ödland), Hungerkamp (wenig fruchtbares Land), Diekmann (am Deich wohnend bzw. dafür verantwortlich).  

Auf geographische Besonderheiten weisen die sog. Herkunftsnamen hin. Dazu gehören auch Familiennamen wie Terörde (am Dorfende wohnend), Bauhaus (Ackerbau-Haus, Bauernhaus), Elsinghorst/Elsebusch/Elsebrock (Else = Erle), Blumentrath (Blumenrodung) u.ä.  

Von der regen Bautätigkeit früherer Jahre zeugen Familiennamen wie Nienhaus, Niemann, Nienaber (neuer Nachbar), Niehues, Niehaves, Niebur.  

Eine andere Gruppe bilden die sog. Beinamen, die auf physische oder psychische Besonderheiten anspielen: Witt(e), Plenge (zu blank = weiß), Lang(e), Korthals, Quade (der Böse, vgl. niederländisch kwaad).  

Schließlich sind eine besondere Untergruppe die sog. Satznamen, die aus einem Verb (zumeist dem Imperativ) und oft einem Objekt bestehen, etwa Lachnicht oder Wendemuth (ändere den Mut, d.h. die Ansicht).    

Lit.:  
Ulrich Hiller, Familiennamen in und um Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, 50. Jg.  (1999), H. 2, S. 40 - 41     

Familienzentrum - Bilinguale Kindertageseinrichtung Biemenhorst

Am 1. 9. 1993 wurde in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Stadtteil Biemenhorst an der Möllenstegge eine Kindertageseinrichtung eröffnet.  

Das ökologisch gebaute Holzhaus verfügt über zwei Gruppenräume und ein umfangreiches Raumangebot für unterschiedliche Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten. Das Außengelände mit altem Baumbestand und Hügelanlage ist naturnah gestaltet.  

Die Tagesstätte hat zwei altersgemischte Gruppen mit Kindern von vier Monaten bis sechs Jahren. Behinderte und nicht behinderte Kinder werden gemeinsam betreut.  

Das besondere Angebot der Einrichtung ist Englisch als Begegnungssprache. Ein native speaker arbeitet gruppenübergreifend mit und spricht nur Englisch. Die Kinder erschließen sich die Sprache aus dem Zusammenhang und der Situation. Außerdem gibt es die Möglichkeit an einem Gesundheitspräventionsprogramm "Fit von Klein auf" und einem Trainings- und Förderprogramm "Hören, lauschen, lernen" zur Früherkennung von Lese-Rechtschreib-Schwächen teilzunehmen.  

Quelle:
Auskunft durch Gaby Übbing (Leiterin)
www.awo-msl-re.de

Familienzentrum St. Marien Freiligrathstraße 7

In der Trägerschaft der Kirchengemeinde Hl. Kreuz und unter der Leitung der Schwestern Unserer Lieben Frau wurde am 5. Mai 1958 der Kindergarten St. Marien an der Freiligrathstraße eingeweiht. Im Jahr zuvor hatte die Stadt Bocholt das Gelände der Gemeinde geschenkt und der Architekt Bernhard Eimers plante das Gebäude für drei Gruppen und mit einer Gymnastikhalle.  

Als erste Erweiterungsbaumaßnahme entstand 1972 ein Personalzimmer. 1982 wurden Instandsetzungsarbeiten durchgeführt und Räume für eine vierte Gruppe angebaut. Der Eingangsbereich und das Büro wurden vergrößert und die Toilettenanlage renoviert.  

Von Oktober 1993 bis Mai1994 war die Kindergruppe des neugegründeten DRK-Kindergartens, der an der Knufstraße gebaut wurde, in der Gymnastikhalle untergebracht. Eine grundlegende Umgestaltung des Außengeländes fand 1999 mit viel Elternhilfe statt. Nach der Schließung einer Gruppe im Jahre 2002 wurde ein Gruppenraum zu einer Küche mit Essraum umgestaltet und der Nebenraum als Traumzimmer eingerichtet.  

Seit 2007 hat die Einrichtung das Gütesiegel "Familienzentrum NRW" und bietet viele Angebote zur Unterstützung der familiären Erziehung an. Aufgrund der Fusion der Pfarreien wechselte die Trägerschaft 2008 zur Gemeinde Liebfrauen.   2009 wurde das Betreuungsangebot auf Kinder ab 4 Monate ausgeweitet und darum erneut ein Anbau von zwei Räumen für eine weitere Gruppe notwendig. Außerdem entstand ein zweiter Schlafraum.  

Die Kindertageseinrichtung St. Marien betreut heute ca. 70 Kinder in vier Gruppen. In zwei größeren Gruppen mit bis zu 25 Kindern sind Kinder von 3 bis 6 Jahren und in zwei kleineren mit bis zu 15 Kindern sind Kinder im Alter von 4 Monaten bis 6 Jahren.   Für Kinder mit Behinderungen steht eine Zusatzkraft für die Integration zur Verfügung.      

Quelle:  
Flyer der katholischen Kindertageseinrichtung St. Marien
www.liebfrauen.de
Auskunft durch Angelika Tepaße (Leiterin).

Familienzentrum und kath. Tageseinrichtung St.Theresia

1865 erwarb Georg Vahrenhorst, der damalige Pfarrer von St. Georg, ein Haus an der Ostseite der Paterskirche, um dort unter der Leitung einiger Schwestern Unserer Lieben Frau aus Coesfeld eine Höhere Töchterschule zu eröffnen. Dieser Einrichtung gliederte er in einem Anbau eine Kleinkinder-Bewahranstalt an, die 1866 eröffnet wurde. Pfarrer Vahrenhorst schenkte das Grundstück später der Georgsgemeinde.  

Als die Liebfrauenkirche ein eigenes Rektorat bekam, wurde das Gebäude zum Pastorat. Die Kinderbetreuungseinrichtung zog in ein Haus an der Langenbergstraße auf der Höhe des Gasthausplatzes.  

Von 1875 bis 1891 übernahmen weltliche Helferinnen die Betreuung der Kinder, weil die Ordensschwestern während des Kulturkampfes Bocholt verlassen mussten.  

Im März 1945 wurde der Kindergarten beim großen Bombenangriff zerstört. Im September des gleichen Jahres begann die Betreuung bereits wieder in einem Raum im Jugendheim an der Münsterstraße und von 1946 bis 1948 entstanden in der alten Kegelbahn des Arbeitervereinshauses St. Paulus zwei weitere Räume.  

Die Kirchengemeinde Liebfrauen erwarb 1947 das Grundstück der ehemaligen Langenbergschule. Dort entstand ein Neubau, der zum 100-jährigen Bestehen, am 2. Oktober 1966, feierlich eingesegnet wurde. 1994 fanden umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen statt.  

Die Schwestern Unserer Lieben Frau gaben die Leitung des Kindergartens 1973 auf.  

Die Kindertageseinrichtung St. Theresia hat vier Gruppenräume, drei Nebenräume und vier Waschräume, einen Mehrzweckraum und eine Küche mit Mensa. Für Sport wird zusätzlich eine Turnhalle in der Nähe genutzt. Zur Außenanlage gehören zwei Spielplätze.  

Seit 2009 ist die Kita St. Theresia auch zertifiziertes Familienzentrum und bietet ein umfangreiches Angebot zur Beratung und Unterstützung für Familien. Die Tageseinrichtung betreut in der Wesemannstraße 4 ca. 75 Kinder in drei Gruppen. Kinder mit Behinderungen werden durch Fachkräfte in die Gruppen integriert. 12 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 3 Jahren haben ein eigenes "Nest" und nehmen zeitweise am Gruppenleben teil.    

Lit.:  

Elisabeth Bröker, Zur Geschichte des Kindergartens in Bocholt 1850 - 1966,  in: UNSER BOCHOLT, 17. Jg.(1966), H.4, S.1-11.
Flyer der Tageseinrichtung St. Theresia.
Homepage der Kirchengemeinde Liebfrauen
http://www.liebfrauen.de/.
Auskunft durch Doris Schlüter (Leiterin).

Farwick, Dr. med. Hermann

Hermann Farwick wurde am 10. Februar 1869 in Hiddingsel, Kreis Coesfeld, geboren. 1898 kam er nach Bocholt und ließ sich in der Nordstraße als praktischer Arzt nieder. Für seine fachlichen Fähigkeiten spricht, dass er um 1917 den Ehrentitel Sanitätsrat verliehen bekam. Dr. Farwick war Mitglied des Zentrums.

Von 1908 bis 1928 war er Stadtverordneter und Mitglied der Armenkommission, die sich um die städtische Sozialfürsorge kümmerte. Zusammen mit dem 2. Bürgermeister Dr. Alff betrieb er die Gründung der "Walderholung" 1913, in der Tbc-kranke und -gefährdete Kinder in sechswöchigen Kuren aufgepäppelt wurden. Dr. Hermann Farwick starb am 17. Februar 1942 in Bocholt, die Farwickstraße wurde am 10. Oktober 1961 benannt.

Farwickstraße

Diese Straße soll an den Sanitätsrat und Mitglied der Armenkommission der Stadt Bocholt Dr. med. Hermann Farwick (1869-1942) erinnern.  

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987), H. 4, S. 60.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.

Fastenzeit (Brauchtum)

Dem christlichen Osterfest geht die 40tägige Fastenzeit voraus. Sie beginnt mit dem Aschermittwoch und endet in der Osternacht. In der katholischen Kirche war das Fasten bis 1966 an allen Freitagen und in der österlichen Bußzeit für alle Gläubigen verbindlich vorgeschrieben.

Das Fastengebot wurde durch Papst Paul VI. neu geordnet. Seitdem gelten nur noch Aschermittwoch und Karfreitag für alle Katholiken als strenge Fasttage.

Seit 1965 versammeln sich die Männer am Abend vor dem Passionssonntag an ihrer jeweiligen Pfarrkirche zu einem Bußgang und ziehen zur Hl. Kreuz-Kirche. Hier findet ein Wortgottesdienst statt. Von der Kirche gehen die Männer gemeinsam in einer Prozession durch die Innenstadt zur St. Georg-Kirche, wo gegen Mitternacht die Eucharistie gefeiert wird.

Der folgende Donnerstag ist der Gründonnerstag. Seit dem 12. Jahrhundert gedenkt die christliche Kirche der Einsetzung des Abendmahls. An diesem Tag wird in den katholischen Kirchen die letzte Heilige Messe vor dem Osterfest gefeiert. Nach dem Gloria verstummt die Orgel und die Glocken läuten nicht mehr. Nach alter Überlieferung erzählt man den Kindern, die Glocken seien in Rom und kämen erst Ostern zurück. In manchen Gegenden ist es heute noch üblich, statt des Glockengeläutes die Gläubigen mit Ratschen in die Gottesdienste zu rufen. Nach der Messe wird der Altarschmuck abgeräumt, der Tabernakel geöffnet und der Kelch mit den geweihten Hostien in feierlicher Prozession durch die Kirche an einen anderen Ort (Seitenaltar oder Seitenkapelle) gestellt.

Bis vor dem 2. Weltkrieg war es auch in Bocholt noch üblich, am Gründonnerstag bei der Prozession durch die Kirche die Altarschellen, die bei der Wandlung oder der Kommunion ertönten, durch Ratschen zu ersetzen. In vielen Gemeinden werden nach der Messe Betstunden angeboten, die den Gläubigen die Möglichkeit geben, das Sakrament durch Anbetung zu verehren.

Der Freitag vor dem Osterfest ist der Karfreitag, (auch stiller Freitag). Es wird in der katholischen Kirche keine Eucharistie gefeiert. Im Mittelpunkt steht die Kreuzverehrung. Es wird das bis dahin mit einem violetten Tuch verhüllte Kreuz enthüllt. Bis 1955 zog an diesem Tag eine Prozession der Bocholter Katholiken zum Kreuzberg. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurde die Liturgie neu geordnet, und die Prozession fand nicht mehr statt.

Seitdem sind die liturgischen Handlungen in die Gotteshäuser verlegt. Nachdem der Karfreitag, neben dem gesetzlichen, auch für alle Katholiken ein kirchlicher Feiertag wurde, ruht jegliche Arbeit. Bis dahin wurde von vielen Bocholtern der Vormittag für Arbeiten in Haus und Garten genutzt. Ab 15 Uhr, der überlieferten Todesstunde Christi, ruhte jedoch jede Arbeit.

Für die evangelischen Christen ist der Karfreitag neben dem Reformationstag einer der höchsten Festtage.

Der Karsamstag ist der letzte Tag der 40-tägigen Fastenzeit. Es ist der Tag der Grabesruhe Christi. In den katholischen Kirchen findet kein Gottesdienst statt. Die Altäre sind von Kerzen und Blumenschmuck geräumt.  

Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag als Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. An diesem Sonntag ziehen die Kinder mit geschmückten Palmstöcken zum Gottesdienst in die Kirchen, später auch zu Bekannten und Nachbarn, um mit dem in Bocholt noch bekannten Heischelied: "Palm Palm-Palm-Sunndag..." Süßigkeiten zu bekommen. In den Familien werden die letzten Vorbereitungen für das Osterfest getroffen. Es werden Osterkuchen gebacken, die Ostereier gefärbt und die letzten Handgriffe beim Hausputz gemacht. Die Kinder müssen früh ins Bett, damit sie den Osterhasen nicht erschrecken.

Johann Telaar

Fehler, Josef

Josef Fehler stammte aus Oberschlesien, wo er am 17. Dezember 1893 in Schloin geboren wurde. 1911 kam er als nach einem Besuch der kaufmännischen Schule und einer kaufmännischer Lehre in Glogau nach Bocholt. Hier arbeitete er als kaufmännischer Angestellter, bis er bei Ausbruch des 1. Weltkriegs zum Militär eingezogen wurde. Dekoriert mit verschiedenen Auszeichnungen ging er 1918 nicht wieder nach Bocholt, sondern kehrte in seine oberschlesische Heimat zurück. Dort kämpfte er in einer Heimwehrkompanie gegen polnische Übergriffe auf das zwischen Deutschland und Polen umstrittene Oberschlesien. Erst im März 1919 kam er wieder nach Bocholt. Am 1. Januar 1921 machte er sich mit einem Geschäft für Schreinereibedarf selbständig.

Am 20. November gleichen Jahres heiratete er. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor. Politisch stand er dem Zentrum nahe, dem er aber nie angehörte. Er engagierte sich stark in der Kolpingfamilie und im Katholisch-Kaufmännischen Verein, der sich der katholischen Soziallehre verpflichtet sah. Im Mai 1933 trat Josef Fehler der NSDAP und der SA bei. Am 7. Juli 1935 trat er wieder aus, weil er über die tatsächliche Machtausübung des Nationalsozialisten enttäuscht war. Seitdem war er politischen Schikanen ausgesetzt: Verhaftung und Gestapoverhör im August 1935, öffentliche Anprangerung in der "Nationalzeitung" im gleichen Monat, geschäftliche und gesellschaftliche Ausgrenzung.

Fehlers Renitenz gegen die NSDAP verschärfte sich rasch: Er kaufte 1935 trotz Behinderung in jüdischen Geschäften, ließ seine Kinder nicht in die HJ bzw. den BDM eintreten, beschimpfte 1937 lauthals und öffentlich SA-Leute, die bei einem Firmbesuch Bischof v. Galens störten, beschwerte sich 1937 über die Verwendung des Hetzblattes "Der Stürmer" in der Schule, protestierte 1940 gegen die Entfernung der Kruzifixe aus den Schulen.

Von Anfang Februar bis Mitte August 1940 saß er in Untersuchungshaft unter dem Vorwurf, gegen das Heimtückegesetz verstoßen zu haben, wurde aber vom Landgericht Münster freigesprochen. 1941 stellte er bei sich Kisten mit Hausrat deportierter Juden unter. - Am 1. Februar 1945 wurde er von der Gestapo wieder verhaftet unter dem Vorwurf staatsfeindlicher Äußerungen. Er saß in Bocholt, Borken, schließlich Münster ein und am 14. März 1945 in das KZ Neuengamme überführt. Das KZ wurde am 25. April 1945 geräumt, die etwa 10.000 Gefangenen auf zwei Schiffen untergebracht. Die Schiffe wurden am 3. Mai 1945 durch Bombenflugzeuge versenkt, wobei Josef Fehler umkam. Die Josef-Fehler-Straße erinnert seit dem 3. Mai 1994 an den unerschrockenen Mann.

Fenneker, Josef

Am 6. Dezember 1895 wurde Josef Fenneker als Sohn des Kolonialwarenhändlers Bernhard Fenneker in Bocholt geboren. Über die Kindheit und Jugend Josef Fennekers ist wenig bekannt. Man darf aber annehmen, dass der Bruder seiner Mutter, der Kirchenmaler und Architekt Anton Marx, ihm künstlerische Anregungen gab. 1917 verzog er aus Bocholt. Nach Studienaufenthalten in Münster, Düsseldorf und München ging Josef Fenneker schließlich nach Berlin, wo er zuletzt als Meisterschüler Emil Orliks die Klasse für graphische Kunst und Buchkunst an der staatlichen Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums besuchte. Emil Orlik war ein engagierter Lehrer, der Fenneker zumindest in seiner Frühzeit sehr beeinflusst haben dürfte.

In den ersten Jahren in Berlin entwarf Fenneker hauptsächlich Filmplakate und wirkte entscheidend bei der Neuausstattung des Lunaparks in Berlin-Halensee mit. Daneben illustrierte er Zeitschriften, meistens künstlerisch orientierte, und es entstanden einige buchgraphische Arbeiten.

Gegen Ende der 20er Jahre stand hauptsächlich die Arbeit für das Entwerfen von Filmplakaten im Vordergrund. 1928 bereitete er aber auch die Ausstattung der Revue "Schön und Schick" - einer der letzten großen Revuen der 20er Jahre im Berliner Admiralspalast - vor. 1932 nahm er ein Engagement am preußischen Staatstheater in Berlin an. Hier, wie später von 1938 bis 1944 am Schillertheater in Berlin, war er für die Ausstattung von Bühnenbildern zuständig. In der Spielzeit 1935/1936 wurde der nunmehr auch durch verschiedene Veröffentlichungen seiner Arbeit in ganz Deutschland bekannte Fenneker an die Duisburger Oper engagiert. Die städtische Kunstsammlung richtete hier eine Sonderausstellung für ihn ein, wo nicht nur seine Plakate und seine bühnenbildnerische Arbeit gezeigt wurden, sondern auch seine freien Arbeiten wie Gemälde und Zeichnungen. 1938 ging er nach Berlin zurück an das Schillertheater, wo sich im Laufe der Jahre die Zusammenarbeit mit Walter Felsenstein intensivierte.

1946 begann Fenneker seine Nachkriegsarbeit an der städtischen Oper in Berlin. Die erste Theaterarbeit Fennekers außerhalb Berlins nach dem Krieg war die deutsche Erstaufführung der "Bettler-Oper" an der Hamburgischen Staatsoper 1950. 1951 kam er mit der Verpflichtung an die königliche Oper Stockholms auch international wieder ins Gespräch. Daneben setzte er seine Arbeit in Berlin allerdings fort. 1953 erhielt er Aufträge aus Helsinki und Mailand sowie aus Frankfurt und München. Bis 1954 intensivierte sich seine Arbeit für die städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, wohin er dann auch als Leiter des Ausstattungswesens ein festes Engagement annahm. Auf der ersten übernationalen Theaterausstellung nach dem Kriege, der "Europäischen Theaterausstellung" 1955 in Wien wurden Bühnenbildentwürfe und Figurinen von ihm gezeigt.

Am 9. Januar 1956 starb Josef Fenneker in Frankfurt an Herzversagen. In den Nachrufen der regionalen und überregionalen Presse wurde er als einer der bedeutendsten und eigenwilligsten deutschen Bühnenbildner, die die 20er und 30er Jahre am Berliner Theater mitgestalteten, bezeichnet. 1960 erwarb die Stadt Bocholt von der Witwe des Künstlers den Nachlass, der über 6700 Objekte umfasst. Ein Überblick über sein Werk ist im Bocholter Stadtmuseum zu sehen. Seit dem 13. September 1972 erinnert die Fennekerstraße an den berühmten Bocholter.