Café Eilers
Der Betrachter befindet sich in der Neustraße mit Blickrichtung nach Süden. Nach der Brücke begann damals die Kaiser-Wilhelm-Straße, heute führt der Weg in die Straße "Am Neutorplatz". Links steht das 1923 erbaute Haus der Deutschen Bank, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zum Café Eilers.
Das Café hatte eine Konditorei sowie ein Restaurant. Neben seiner Funktion als kultureller Mittelpunkt war das Café Eilers auch Tagungsort für viele Bocholter Vereine. Daneben steht das ehemalige Kontor-, Lager und Bürogebäude der mechanischen Weberei der Witwe P. Willemsen, das 1908 durch einen Brand zerstört wurde. Während des Ersten Weltkrieges war dort die städtische Kriegsküche untergebracht. Der links im Bild aufragende Fabrikschornstein gehörte ebenfalls zu dem genannten Textilunternehmen.
Die Aabrücke mit Eisenbrüstung im Vordergrund war im Jahre 1894 anstelle eines hölzernen Flussüberganges gebaut worden. Im letzten Krieg beschädigt, wurde sie 1968/69 vollständig erneuert.
1969 wurde Gebäude abgerissen
Das Foto zeigt das, vor mehr als 50 Jahren, abgerissene Café Eilers an der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße. Der repräsentative Backsteinbau mit zwei leicht vorgelagerten Ecktürmen war 1922 vom Kölner Architekten Emil Felix als Zweigstelle für die Deutsche Bank entworfen worden, die das Gebäude nach dem Krieg an den Gastwirt Bernhard Matschke verpachtete.
Matschke hatte im Jahre 1932 das von Josef Eilers im 19. Jahrhundert gegründete "Café Eilers" übernommen. Dieses Wohn- und Geschäftshaus in der Neustraße 22 wurde jedoch beim Bombenangriff auf Bocholt am 22. März 1945 vollständig zerstört, weshalb er sich um einen geräumigen, zentral gelegenen und intakten Ersatz bemühte. Da das Gebäude der Deutschen Bank den Krieg bis auf einige Splittereinschläge in der Fassade, Dach- und Fensterschäden relativ gut überstanden hatte, und die Bank selbst von einer Wiedereröffnung ihrer Filiale dort absah, konnte Matschkes "Café Eilers" nach einigen Instandsetzungsarbeiten am 14. August 1948 seine Neueröffnung in der Kaiser-Wilhelm-Straße feiern.
Wie bereits das alte Geschäftslokal, konnte sich auch das neue Haus ein hohes Ansehen erwerben und wurde somit zu einem der namhaftesten Lokale über die Grenzen der Stadt hinaus. Café- und Konditorei, sowie Restaurant- und Hotel-Betrieb waren nicht nur Anziehungspunkt üblicher Café-Gäste. Das Lokal, das idyllisch an der Aa lag, wurde zu einem Veranstaltungszentrum für Konzerte, internationale Modenschauen und Vereinssitzungen. Daneben konnten berühmte Schauspieler, die im gegenüberliegenden Theater Lichtburg auftraten, zu den Gästen gezählt werden.
Nach dem Tode des Pächters Bernhard Matschke im Jahre 1957 führte dessen Witwe den Hotel- und Gastronomiebetrieb fort. Ende der 1960er Jahre plante die Karstadt AG indes den Bau eines neuen Warenhauses in Bocholt, das sich auch auf das Grundstück des Café Eilers erstrecken sollte.
Mit der neuen Umsetzung dieses Bauvorhabens endete im April 1969 die Geschichte des renommierten Hauses, an dessen Stelle bereits am 25. Juni 1970 die neue Karstadt-Filiale eröffnete.
In dieser Tonaufnahme spricht die jüdische Stadtverordnete Jeanette Wolf mit einem Arbeitskollegen über die Situation der Arbeiterfrauen in Bocholt um 1920.
Quellen der Audiodateien
Zur Situation, dass Jeanette Wolff hochschwanger an einer Haushaltsberatung teilnehmen wollte:
- Birgit Seemann, Jeanette Wolff. Politikerin und engagierte Demokratin (1888-1976), Frankfurt/New York 2000 (Campus Judaica, 16), S. 27.
Zum familiären Hintergrund und den Kindern Jeanette Wolffs:
- Birgit Seemann, Jeanette Wolff. Politikerin und engagierte Demokratin (1888-1976), Frankfurt/New York 2000 (Campus Judaica, 16), S. 11-19.
Zu Jeanette Wolffs politisch-gesellschaftlichen Ämtern und Tätigkeiten:
- Birgit Seemann, Jeanette Wolff. Politikerin und engagierte Demokratin (1888-1976), Frankfurt/New York 2000 (Campus Judaica, 16), S. 25-26.
Zu Jeanette Wolffs Engagement für die Frauenwohlfahrt:
- Christiane Eifert, Die Generation Jeanette Wolffs in der Sozialdemokratie der Weimarer Republik, in: Bernd Faulenbach (Hg.), "Habt den Mut zu menschlichem Tun". Die Jüdin und Demokratin Jeanette Wolff in ihrer Zeit (1888-1976), Cloppenburg 2002, S. 61-74, hier S. 63.
Zur Höchstarbeitszeit für Frauen:
- Eduard Westerhoff, Zeit des Umbruchs. Zeit des Aufbruchs. Beiträger zur Bocholter Sozialgeschichte der Kaiserzeit, Bocholt 2003 (Bocholter Quellen und Beiträge, 12), S. 161.