Stadtgeschichte: Der Neubau der Ludgerus-Kirche in Spork
Bocholter Stadtarchiv präsentiert das historische "Foto des Monats"
Das Bocholter Stadtarchiv erinnert in seiner monatlichen Themenreihe diesmal an den Neubau der Ludgeruskirche im Stadtteil Spork in den Jahren 1932/33.
"Hier bauen wir unsere neue Kirche", antworteten die Arbeiter, als sie von ortsfremden Passantinnen und Passanten gefragt wurden, was denn dort im Bau begriffen sei. Gemeint war die St.-Ludgerus-Kirche in Spork, deren Grundsteinlegung am 21. Juni 1932 stattgefunden hatte. Für die 752 katholischen Bewohner der Bauerschaft Spork war 1919 auf dem Gut Heidefeld eine Notkirche eingerichtet worden. Zehn Jahre später erhob man den Filialbezirk Spork zum Rektoratsbezirk innerhalb der Gemeinde St. Georg, und am 1. April 1933 folgte der Status einer selbstständigen Rektoratsgemeinde mit eigener Vermögensverwaltung.
Als schließlich der münsterische Bischof Johannes Poggenburg im Juni 1932 die Genehmigung zum Bau einer Kirche in Spork erteilt hatte, stellte sich der Architekt, Dipl.-Ing. Karl Tangerding, auf den künftigen Kirchplatz, zog einen Zettel aus seiner Zigarettenschachtel und fertigte eine Skizze des neuen Kirchenbaus an, der sodann im Wesentlichen auch so zur Ausführung kam.
Grund und Boden des Gotteshauses bildete die frühere, im Jahr 1900 gebaute Radrennbahn neben dem Gut Heidefeld. "Das laute Rennen auf harter Rennbahn um einen Rekord und äußere Ehre wird abgelöst durch stille Besinnlichkeit und Gebet für die Ewigkeit", schrieb Tangerding in seiner Stellungnahme. Sein Entwurf sah einen mit klaren Linienformen in der Art westfälischer Dorfkirchen gedachten Bau im Umfang von 23,5 mal 15 Meter vor, der etwa 70 Meter von der Kreisstraße Bocholt-Dinxperlo entfernt zur Ausführung kommen sollte. Der rund 25 Meter hohe Turm bildete im Erdgeschoss zugleich den Chorraum.
Schon am 10. Oktober 1932 erfolgte die Rohbauabnahme durch den Baumeister Wiese vom Amt Liedern. Einen Monat später lieferte die Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher drei Glocken, deren feierliche Weihe am 20. November 1932 vollzogen wurde. Während des nachfolgenden Winters ruhten die Arbeiten auf der Baustelle. Sie wurden erst im Frühjahr mit der Ausgestaltung des Kircheninneren wiederaufgenommen.
Nach zehnmonatiger Bauzeit war das Werk vollendet, die Einweihung erfolgte am 28. März 1933. Das Foto zeigt eine Ansicht der Kirche in Blickrichtung nach Nordosten. Nach ihrer Fertigstellung urteilte das Bocholter Volksblatt u. a. "Breit und behäbig und so gar nicht umzuwerfen, gleich dem Münsterländer Bauer, lagert sie in der schönen Frühlingslandschaft. […] Die Kirche liegt zwischen den Wiesen und Feldern, als habe sie immer da gelegen."
Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt