Stadtgeschichte: Der Brückenbau am Ravarditor
Bocholter Stadtarchiv präsentiert das historische "Foto des Monats"
Vor 113 Jahren wurde in Bocholt mit einem für die Verkehrsentwicklung der Stadt bedeutenden Brückenbau begonnen. Daran erinnert jetzt das Stadtmuseum in seiner monatlichen Serie.
In der Stadtverordnetenversammlung vom 11. Mai 1909 stellte Bürgermeister Clemens Wesemann einen Bebauungsplan vor, der das bislang noch nicht erschlossene Gebiet zwischen Hohenzollernstraße und Westend betraf. Insbesondere ging es hier um die Anlage einer neuen Straße - der heutigen Meckenemstraße - und um den Bau einer Brücke von 18 Meter Spannweite über die Aa am Ravarditor.
Die Verbindung des westlichen mit dem südlichen Stadtteil durch eine Brücke war notwendig geworden, um die Ravardistraße zu entlasten. Über diesen Verkehrsweg wurde zuvor der gesamte vom Westen kommende Personen- und Fuhrwerksverkehr durch die Stadt bis zum Bahnhof abgewickelt.
Die Stadt ließ die Bauarbeiten schon im Januar 1910 amtlich ausschreiben, gleichwohl der Brückenbau in einer öffentlichen Ratssitzung überhaupt noch nicht erörtert worden war. In einem Referat stellte Stadtbaurat Hermann Kraatz den Stadtverordneten schließlich am 7. Juni 1910 das von ihm konzipierte Brückenbauprojekt vor. Demnach sollte der Flussübergang auch von der Kleinbahn Bocholt-Aalten genutzt werden.
Die Herstellung übernahm die Gesellschaft "Beton- und Eisenbetonbau Union" aus Hannover, wobei sich die Baukosten inklusive derjenigen für die künstlerische Gestaltung auf insgesamt 30.900 Mark beliefen. Mit den Bauarbeiten wurde am 12. August 1910 begonnen. Im Frühjahr 1911 war die Brücke soweit fertiggestellt, dass die Probebelastung mit Gewichten von insgesamt 72,5 Tonnen erfolgen konnte. Man legte am 7. März zunächst Eisenträger und Sand mit einem Gewicht von mehr als 50 Tonnen auf die Brückenmitte und weitere 20 Tonnen an die Brückenenden sowie auf die Trottoire. Das entsprach einer Last von ca. 500 Kilogramm pro Quadratmeter. Das Ergebnis war zufrieden stellend, da die Belastung der Brücke zu einer Durchbiegung derselben von nur 1,5 Millimeter führte. Vor Freigabe der Brücke gestaltete der Bildhauer Schröder von der Firma Heid & Münckeberg aus Hannover die Betonpfeiler und Obelisken mit künstlerischen Ornamenten. U. a. wurden die Stelen mit dem Bocholter Stadtwappen versehen.
Das Foto zeigt die Aa-Brücke kurz nach ihrer Fertigstellung in einer Ansicht von Westen. Passanten halten sich mit Haustieren am unbefestigten Flussufer auf. Im Hintergrund erkennt man den Turm der St.-Georg-Kirche und hinter den Bäumen das Marienlyzeum. Die Brücke blieb im letzten Weltkrieg unbeschädigt. Sie wurde aber im Frühjahr 1962 grundlegend erneuert und verbreitert.
Mehr Folgen
Stöbern in der Bocholter Stadtgeschichte: Weitere interessante Folgen der Serie "Das historische Foto des Monats" sind unter www.bocholt.de/foto-des-monats abrufbar.