Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte: Psychiatrie im Nationalsozialismus
Veranstaltung am Mittwoch, 21. August im Medienzentrum
Für Mittwoch, 21. August um 18.30 Uhr lädt die Stadt Bocholt zum Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte in das Medienzentrum (Alter Bahnhof) an der Hindenburgstraße 5 in Bocholt ein. Gast ist der leitende Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik des St.-Vinzenz-Krankenhauses in Rhede Jörg Ristau.
In seinem Vortrag zu der Forschungsfrage "Wie hat sich die psychiatrische Versorgung im damaligen Landkreis Borken und der Stadt Bocholt zwischen 1930 und 1936 verändert?" berichtet er über den aktuellen Forschungsstand seiner berufsbegleitenden Dissertation.
Der Referent ist an weiteren Fällen und Namen aus der Region interessiert und freut sich über weitere Quellen und Unterlagen zu seinem Thema.
Das Thema "Psychiatrie im Nationalsozialismus" ist von Historikerinnen und Historikern vor allem anhand der Geschichte der großen Heilanstalten und Landeskrankenhäuser aufgearbeitet worden. Auf rund 300.000 Tote und zusätzlich etwa 400.000 Sterilisierte schätzen Historiker die Zahl der Opfer. Von schlechter Behandlung vor Ort und Hungeraktionen über Sterilisationen bis hin zu groß angelegten Tötungsaktionen reicht die Bandbreite dessen, was Ärzte und andere Personen den psychisch kranken und behinderten Menschen während der NS-Zeit antaten.
So fielen dem sogenannten Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten auch jugendliche Bewohner von Haus Hall in Gescher oder vermutlich auch Bewohner von Haus Pröbsting in Borken-Hoxfeld zum Opfer. In seiner Dissertation untersucht der Referent die Frage "Wie hat sich die ambulante psychiatrische Versorgung im Kreis Borken und in Bocholt zwischen 1930 und 1936 verändert?".
Dabei untersucht Ristau nicht nur Fälle direkter Verfolgung psychisch kranker Menschen, sondern auch die mitunter alltäglich erscheinenden Dinge wie den hausärztlichen Bereich, die Therapien, die Kostenübernahme durch Krankenkassen oder die Ordnungsämter und die Lebensläufe von Menschen, die zwar psychisch erkrankt, aber nicht in eine der großen Heilanstalten kamen.
Der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte ist eine Kooperation der Volkshochschule mit dem Stadtarchiv Bocholt: Historiker und Historikerinnen ebenso wie Heimatforscherinnen und Heimatforscher stellen ihre Forschungsthemen vor und stellen sich im Anschluss der Diskussion mit dem Publikum. Die Moderation übernimmt die Stadtarchivarin Renate Volks-Kuhlmann. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes statt.
Anmeldung erbeten unter www.vhs-bocholt.de oder stadtarchiv(at)bocholt(dot)de