Frauen sprechen im Kinodrom über Situation im Iran
Bekannte deutsch-iranerin Emitis Pohl zu Gast // Film "Persepolis" wird gezeigt
Es sind Bilder, die um die Welt gehen: Frauen, die im Iran auf die Straße gehen, um für ihr Recht auf freie Selbstbestimmung und ihre Würde zu kämpfen. Am Dienstag, 10. Januar, wird es im Bocholter Kinodrom eine Vorführung des Films "Persepolis" geben, im Nachgang werden Frauen aus dem Iran über ihr Schicksal und die Situation im Iran zu sprechen.
"An diesem Abend können Besucherinnen und Besucher mit mutigen Frauen ins Gespräch kommen, die sich für die Rechte der Frauen in ihrem Heimatland einsetzen", sagt Bocholts Gleichstellungsbeauftragte Astrid Schupp. Die Frauengruppe, die am 10. Januar in Bocholt zu Gast sei, komme aus Köln - Schupp selbst habe iranische Frauen aus Bocholt angesprochen, doch die Angst über Folgen für die eigene Familie im Iran sei oftmals groß.
Zum Hintergrund
Seit dem 19. September 2022 gehen die Menschen in Iran auf die Straße und erheben unter Einsatz ihres Lebens ihre Stimmen gegen ein unterdrückerisches Regime. Sie rufen: "Nieder mit der Diktatur" oder: "Jin, Jîyan, Azadî", auf Deutsch "Frau, Leben, Freiheit". Die feministische Parole in kurdischer Sprache steht für das derzeitige Auflehnen der Bevölkerung gegen die Regierung.
Neu ist sie nicht: Seit Jahrzehnten wird sie von der kurdisch-feministischen Bewegung in Iran und in anderen kurdischen Gebieten verwendet. Doch nie zuvor wurde ihr in Iran eine so breite Unterstützung zuteil, unabhängig von Geschlecht, Ethnie, Alter und Schicht.
Ursprung der Proteste
Auslöser der landesweiten Massendemonstrationen in Iran ist der Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Jîna Mahsa Amini (Emînî). Sie fiel in Polizeigewahrsam ins Koma, wenige Stunden nachdem sie in Teheran von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden war. Ihr Kopftuch habe ihr Haar nicht vorschriftsmäßig bedeckt, so der Vorwurf. Amini starb drei Tage nach ihrer Festnahme.
Seitdem werden die Proteste immer größer und heftiger. Vor allem die junge Generation lehnt sich gegen das Regime auf und startet Aktionen auf den Straßen und im Netz. Frauen und auch Männer im Land schneiden sich die Haare ab, international tun es ihnen Menschen gleich, als Zeichen der Solidarität. Auch das Ablegen des Kopftuches in der Öffentlichkeit ist zum Symbol des Widerstandes geworden, denn in Iran ist es eine Straftat. Der Hijab-Zwang steht für ein vom Staat kontrolliertes Leben.
Tausende Frauen in Gewahrsam
Auch in Europa gehen Menschen zum Zeichen der Solidarität auf die Straße, viele mit ausgedruckten Illustrationen aus dem Netz oder Bildern von Jîna Mahsa Amini. Die Proteste der vergangenen Wochen beziehen sich auch auf das aggressive Vorgehen der "Sittenpolizei" gegenüber Frauen, das sich in den letzten Monaten verstärkt hat. Laut der Menschenrechtsorganisation HRANA befanden sich zwischen dem Frühlingsanfang und Mitte Juli 2022 1.700 Frauen allein in der Provinz Kermanschah aufgrund der nicht korrekten Einhaltung der Hijabpflicht in Polizeigewahrsam.
Einlass am 10. Januar ist ab 19.15 Uhr. Ab 19.30 Uhr wird es eine Begrüßung und eine kurze Einführung in das Thema geben. Der Film "Persepolis" wird ab 20 Uhr gezeigt, im Anschluss wird es einen offenen Erfahrungsaustausch mit den Iranischen Frauen geben.
Organisiert wird die Veranstaltung vom Fachbereich Kultur und Bildung, der Stadtbibliothek sowie der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bocholt. Karten für den Abend gibt es über die Internetseite des Bocholter Kinodroms.