Stadtgeschichte: An der Kreuzung Nordstraße/Nordwall im Jahr 1965
Bocholter Stadtarchiv präsentiert historisches Foto des Monats
Im letzten Jahr wurde im Rahmen der Foto-Reihe über die Nordstraße berichtet, wie sie sich der Betrachterin bzw. dem Betrachter im inneren Stadtkreis um 1910 zeigte. Nunmehr widmet sich das Bocholter Stadtarchiv in der Reihe "Historisches Foto des Monats" einem weiter nördlich liegenden Straßenabschnitt, dessen Bild einige Jahrzehnte später, im Jahr 1965, entstanden ist.
Der Fotograf hat sich im August 1965 auf die östliche Seite der Nordstraße platziert, etwa gegenüber der vor drei Jahren aufgegebenen Nord-Apotheke. Man erkennt, dass die Nordstraße unmittelbar vor den Wallstraßen noch dem Autoverkehr gewidmet ist. Verkehrsampeln und Fahrbahnmarkierungen weisen darauf hin. Wer westwärts fahren wollte, bog an dieser Stelle nach links in den Nordwall ein, rechts hinter der Ampel folgt die Abzweigung in den Ostwall. Jenseits der Straßenkreuzung setzt sich der Verlauf der Nordstraße bis an den Benölkenplatz fort. An beiden Bürgersteigen stehen noch die in den dreißiger Jahren gesetzten Laubbäume.
Einige Jahre nach der Entstehung dieser Fotografie fielen sie aber dem Ausbau der Nordstraße zum Opfer, die sodann als Zufahrtsstraße zum geplanten inneren Stadtring diente. Die mehrgeschossigen Bauten auf der linken Seite mit den Hausnummern 59a bis 63 waren Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Seinerzeit baute an dieser Stelle der Unternehmer Johann Wilms zunächst für seine Familie eine Wohnung und errichtete im Anschluss daran noch weitere Wohn- und Geschäftsbauten. Das an der Ecke zum Nordwall liegende rote Banksteingebäude wurde im Oktober 1970 im Zuge der Verbreiterung der Wallstraßen zur Hälfte abgerissen. Während der NS-Zeit hatten sich dort u. a. Büros der Kreisamtsleitung der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und eine Abteilung des Bocholter Arbeitsamtes befunden. Die rechte Hausseite wie auch das sich anschließende "Café Kaisereck" sollten aber noch für einige Jahrzehnte im Stadtbild erhalten bleiben.
Letzteres gehörte mit zu den traditionsreichen Hotels und Gaststätten der Stadt. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, baute es der Eigentümer Edmund Kalveram Anfang der fünfziger Jahre wieder auf und ließ sein Caféhaus mit einem weißen Außenputz verkleiden. Im Bildhintergrund ist der Seiteneingang des St.-Georg-Gymnasiums mit seinem Turmaufbau zu erkennen.
Von den Gebäuden links ist heute nichts mehr zu sehen. Im Herbst 2011 verschwand letztlich auch die rechte Hälfte des Backsteinhauses gemeinsam mit dem "Café Kaisereck". Dort entstand anschließend die zentrale Schulmensa mit rund 250 Plätzen.