Vortrag zu Ziegeleien in Bocholt voller Erfolg
130 Interessierte und zwei Zeitzeugen zu Besuch im Bürgerzentrum Biemenhorst
Auf hohes Interesse stieß jetzt ein Vortrag von Maria Bußkamp und Heinrich Tepasse in Zusammenarbeit mit dem Historiker Dr. Marius Lange. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Stadtgeschichte vor Ort" ging es um die Geschichte der Ziegeleien in Bocholt im Jahr 1889.
130 Interessierte Bocholter kamen ins Bürgerzentrum Biemenhorst, um im Rahmen des 800-Jährigen Stadtjubiläums Bocholt etwas über die Stadtbildprägung von Biemenhorst und Lankern durch die Ziegeleien zu erfahren. Unter ihnen waren zwei Zeitzeugen, die in der Diskussionsrunde noch von früheren Erfahrungen berichteten.
Die Entstehung Ziegeleien
Ab 1889 gründeten sich in Biemenhorst und Lankern sechs Ziegeleien. In den folgenden Jahren rückten einige weitere Fabriken nach wie die Weberei Gebr. Vagedes, die Maschinenfabrik Pieron, die Motorradfabrik von Alois Beuker und später die Weberei Gebr. Vehorn. Als bedeutsamer Industriestandort im späteren Amt Liedern-Werth hob sich Biemenhorst damit deutlich von den übrigen erst seit 1975 zu Bocholt gehörenden Gemeinden wie Barlo, Hemden oder Mussum ab.
Maria Bußkamp und Heinrich Tepasse aus Biemenhorst stellten die Geschichte der Bocholter Ziegeleien als wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte zunächst in den Kontext der Industrialisierung. Als sich nach Einführung der Dampfmaschine in Bocholt immer mehr Fabriken gründeten, strömten unzählige Fabrikarbeitende in die Stadt, um dort Arbeit zu finden. Für die sich neu bildenden Stadtviertel war dabei eines unabdingbar: Backsteine. Bußkamp und Tepasse wiesen nach, dass die Ziegeleien somit einen enormen Einfluss auf die Bocholter Stadtentwicklung und Stadtbildprägung hatten: Der "Bocholter Backstein" gilt über die Stadtgrenzen hinaus als lokales Markenzeichen.
Wirtschaftsstandort Biemenhorst
Besondere Erwähnung fand die Bedeutung der Ziegelei-Branche für den Wirtschaftsstandort Biemenhorst. Denn auf die Bevölkerungsentwicklung und die bauliche Ausdehnung Biemenhorsts hatte die Ansiedlung von Ziegeleien enorme Auswirkungen. So wurde berichtet, wie der Zuzug von Ziegeleiarbeitern die Biemenhorster Bevölkerungszahl ab Ende des 19. Jahrhunderts stark vergrößerte. Schließlich hatten die Ziegeleien für die heutigen südlichen Stadtteile eine große Bedeutung als Arbeitgeber. Eine der Ziegeleien beschäftigte bereits um die Jahrhundertwende stolze 90 Personen.
Zeitzeugen
Die meisten Ziegeleien stellten in den 1960er Jahren ihren Betrieb ein. Doch auch heute noch lassen sich in Biemenhorst Spuren dieser einstigen Industriekultur finden. So meldeten sich in der anschließenden Diskussionsrunde zwei Zuhörer, welche als Zeitzeugen über den Arbeitsalltag und heitere Anekdoten aus den Ziegeleien berichteten.