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Vahrenhorst, Johann Georg

Vom 4. Januar 1859 bis zu seinem Tod, am 22. Februar 1879 war Johann Georg Vahrenhorst Pfarrer an der St.-Georg-Kirche in Bocholt. Er wurde am 9. März 1847 in Münster zum Priester geweiht, tat seinen priesterlichen Dienst dann von 1847 bis 1854 als Vikar an der Ägidikirche in Münster und wirkte im Anschluss daran als Gefängnisseelsorger.  Der neue Pfarrer entfaltete eine rastlose Tätigkeit.

Ereignis- und arbeitsreiche Jahre lagen vor ihm. Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger nahmen ihn auch profane Arbeiten in Anspruch. Er nahm die schon lange fällige Restaurierung der Pfarrkirche in Angriff. Zunächst wurde der äußere Bau renoviert. Alle Schäden am Mauerwerk und am Dach wurden ausgebessert oder erneuert. Die Brandschäden aus den Jahren 1593 und 1745 wurden nun endgültig beseitigt. Dann wurde die innere Wiederherstellung in Angriff genommen. Die Statuen, die mit einer weißen Kalkfarbe überstrichen waren,  erhielten ihr altes Aussehen wieder, Kommunionbank und Kanzel wurden entfernt und durch neue, stilgerechte ersetzt.

Diese Arbeiten zogen sich über mehr als 20 Jahre hin und waren bei seinem Tode 1879 noch nicht abgeschlossen. Gleich nach seinem Amtsantritt entging die Pfarrkirche einem schweren Unglück. Bei einem heftigen Gewitter am 17. April 1859 schlug der Blitz zweimal in die Pfarrkirche ein. Das Feuer konnte jedoch schnell gelöscht werden. Schon lange war das Verlangen nach einer höheren Töchterschule laut geworden. Nach behördlicher Genehmigung vom 5. Oktober 1866 konnte dieser Wusch in Erfüllung gehen. Pfarrer Vahrenhorst kaufte ein an der damaligen Paterskirche gelegene Haus, in dem vorher das von den Minoriten errichtete Gymnasium untergebracht war. Nach Aufhebung des Klosters war dieses Gebäude in Privatbesitz übergegangen.

Pfr. Vahrenhorst schenkte dieses Haus der Pfarrkirche mit der Zweckbestimmung, dass es für die zu errichtende Töchterschule verwendet werde. Die Leitung der Schule lag in Händen der Schwestern "Unserer Lieben Frau" aus Coesfeld. Auf einer im November 1872 stattgefundenen Katholikenversammlung regte er die Gründung eines katholischen Arbeitervereins an. Am 8. Dezember wurde die Gründung beschlossen und im Januar 1873 trat der Arbeiterverein St. Paulus mit 156 Mitgliedern an die Öffentlichkeit. Das vom Kardinal Diepenbrock 1853 dem St. Agnes Hospital geschenkte Haus, wurde 1872 den Ansprüchen nicht mehr gerecht. Pfarrer Vahrenhorst regte daher den Neubau eines Krankenhauses an, das bereits 1875 mit Hilfe reichlicher Spenden nach dreijähriger Bauzeit in Betrieb genommen werden konnte.

Der Kulturkampf zeigte auch im katholischen Bocholt mit seinen Gesetzen und Verordnungen gegen die Kirche und ihre Geistlichkeit seine Wirkung. Im Mai 1873 erließ der Staat die "Maigesetze", die darauf abzielten, die Kirche unter die Gewalt des Staates zu bringen. Die preußische Regierung nahm zunächst die Schulen ins Visier. In Ausführung dieser Gesetze wurden alle Geistlichen von der Schulaufsicht entbunden. Auch Pfarrer Vahrenhorst als Inspektor der katholischen Volksschulen musste seinen Hut nehmen. Nach  20-jähriger Amtszeit in der er vieles für seine Gemeinde und für die Stadt Bocholt geschaffen oder erneuert hat, verstarb Pfarrer Vahrenhorst am 22. Februar 1879 im Alter von 55 Jahren.

Lit.:  

Heinz Terhorst, Chronik der Bocholter Kirchengeschichte 1859/1 S. 247, 1866/2 S.253,
Friedr. Reigers, Geschichte der Stadt Bocholt, Bd. 2, S. 166 ff., S. 178, S.204.
Ed. Westerhoff, Zeit des Umbruchs, Zeit des Aufbruchs. 
Bocholter Quellen und Beiträge Bd 12, S.5.

Johann Telaar (06.08.10 11:03 Uhr)

van Gemmeren, Josef

Josef van Gemmeren wurde am 15. April 1921 in Kleve geboren. 1949 wurde er in Münster zum Priester geweiht und war anschließend Kaplan in Klein-Erkenschwick, 1950 wechselte er als Kaplan und Religionslehrer nach Wesel, 1962 schließlich als Kaplan nach Straelen. Von dort kam er nach Bocholt als Pfarrer von Liebfrauen, wo er am 19. Juli 1964 eingeführt wurde. In seiner 25-jährigen Amtszeit entstand das Gemeindezentrum St. Martin in Stenern und die Familienbildungsstätte am Ostwall. 1971-82 war er Dechant des Dekanats Bocholt. Am 20. August 1989 trat er in den Ruhestand. van Gemmeren blieb in Bocholt und arbeitete als Ruhestandsgeistlicher in der Gemeinde St. Georg mit, bis er am 12. April 1996 verstarb.

Am 31. August 2000 wurde der Van-Gemmeren-Weg nach ihm benannt.

Vaterländischer Frauenverein

Durch Königin Augusta, Gemahlin König Wilhelms I. von Preußen, war am 11. November 1866 in Berlin aus den weiblichen Hilfskräften des "Preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger" der Vaterländische Frauenverein ins Leben gerufen worden. 20 Jahre später, im Juni 1886, bildete sich in Bocholt ein Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins. Ihm gehörten "unbescholtene Frauen und Jungfrauen" an, die sich aus katholischen und evangelischen Christen sowie Juden zusammengefunden hatten, um gemeinsam Not zu lindern. Im § 8 hieß es: "Der Verein führt als Abzeichen das rote Kreuz im weißen Feld." Der Name Vaterländischer Frauenverein bestand bis 1938. Danach mussten sich die aktiven Frauen im Roten Kreuz als "DRK weibliche Bereitschaft" bezeichnen.  

Lit.: Annemarie Rotthues, Deutsches Rote Kreuz a.a.O.

Annemarie Rotthues (15.11.06 10:57 Uhr)

Vatikan

Bocholt ist zwar nie Residenz der Päpste gewesen, aber den "Vatikan" hatte die Stadt doch. Nicht so prächtig und traditionsreich wie in Rom, jedoch voller "Kunstschätze". Und ein "Pius" war der Hausherr: Am Westend lag das Haus des August Cornelius Tangerding.

Außen am Haus führte eine hohe Holztreppe zum oberen Stockwerk, der Wohnung Tangerdings. Er war befreundet mit dem Sanitätsrat Dr. Sterneberg, der sich auch als Maler betätigte. So malte dieser auf Veranlassung seines Freundes Tangerding Altarbilder für die Altäre der Fronleichnams- und Hagelfeier-Prozession. Wo aber sollte man mit diesen Altarbildern während der übrigen Zeit bleiben?

August Cornelius Tangerding scheint von ihnen so eingenommen gewesen zu sein, dass er sie in sein Haus brachte und sein Schlafzimmer mit ihnen wie mit kostbaren Tapeten und Gobelins schmückte. Bald hieß das so sonderbar ausgestattete Haus im Volksmund scherzhaft "Vatikan" und sein Besitzer "Pius".  

Lit.:Werner Schneider, In drei Stunden nach England, Rom und Jericho, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 9 (1958) H. 3, S. 8-15.

Johann Telaar (20.10.10 10:43 Uhr)

Veiling

Das Wort kommt aus dem Holländischen und bedeutet soviel wie versteigern. Unter dem offiziellen Namen "Obst- und Gemüseverwertungsgenossenschaft GmbH zu Bocholt" wurde die Genossenschaft am 5. März 1935 aus der Taufe gehoben.

Die gängige Bezeichnung war jedoch Veiling, die sich auch auf den Formularen wiederfand. Zweck dieser Genossenschaft war, "die gemeinsame Verwertung der von den Mitgliedern gelieferten Erzeugnisse des Obst-, Garten- und Gemüsebaus, sowie die Hebung und Förderung des Obst- und Gemüsebaus".

Der erste Vorsitzende wurde der Bauer Heinrich Nienhaus - Legemann aus Stenern, Geschäftsführer war Franz Mayland, ein gelernter Gärtner. Zunächst wurde in gemieteten Räumen an der Königstraße gearbeitet. Später wurde an der heutigen Meckenemstraße ein Grundstück erworben auf dem ein Neubau errichtet wurde. In der Anfangszeit wurde noch ohne Versteigerungsuhr gearbeitet, wie es heute noch bei Auktionen üblich ist. Nachdem man sich über Funktion und Arbeitsweise einer solchen Uhr ein Bild gemacht hatte, wurde diese als wesentliche Erleichterung des Auktionators angeschafft. Kamen auch die anliefernden Gärtner und Landwirte schon aus einem relativ weiten Umfeld, so wurden außer den einheimischen Händlern auch Kunden bis ins Ruhrgebiet beliefert. Schwerer wurde die Arbeit durch die Zwänge, die der Zweite Weltkrieg mit sich brachte. Neben der Versorgung der Zivilbevölkerung mussten auch die Gefangenen im Stadtwaldlager mit versorgt werden. 

Die damals unvermeidlichen Reibereien mit den Machthabern führte einmal so weit, dass der Geschäftsführer Franz Mayland festgenommen und drei Tage lang verhört wurde. Nachdem der Kreisbauernführer jedoch dringend dagegen protestiert hatte, "dass man den Mann brauche um die weitere Lebensmittelversorgung sicherzustellen", ließ man ihn frei. Am 20. März 1945 wurden die Gebäude der Veiling so stark beschädigt, dass die Geschäftstätigkeit auf das Gelände der Gärtnerei Mayland verlegt werden musste.

Nach dem Einmarsch der britischen Truppen mussten diese auch von der Veiling versorgt werden. Als Gegenleistung besorgten die Briten Reiseerlaubnisse und Bezugsmöglichkeiten für Gemüsesamen aus Holland. Nach internen Streitigkeiten und Wechsel in der Geschäftsführung, wurde die Genossenschaft durch Beschluss der Generalversammlung am 29.11.1957 aufgelöst. Auf dem ehemaligen Veiling-Gelände steht heute die Volksbank.

Lit.: Antonius Mayland, Die Veiling in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg.41 (1990) H. 4, S. 32-36.

Margret Bongert (06.08.10 10:47 Uhr)

Baumwollspinnerei von Velsen

Die Baumwollspinnerei von Velsen wurde am 23. Januar 1889 in das Handelsregister eingetragen. Sofort im Gründungsjahr wurde zwischen Westend und Aa mit dem Bau des Betriebes begonnen, der später als Spinnerei, Zwirnerei und Schlichterei sich auf Dreizylinder-Kettgarne spezialisieren sollte. Nach dem Tode einiger Gesellschafter wurden nach einer Eintragung im Jahre 1903 neue Gesellschafter in die Firma aufgenommen. Der vorgesehene Nachfolger des Max von Velsen, sein Sohn Karl, war im ersten Weltkrieg als Jagdflieger gefallen. Dies führte u. a. dazu, dass die Spinnerei nach dem Weltkrieg nie wieder richtig in Gang kam. Im Jahre 1934 wurde der Betrieb eingestellt.

Lit.: Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarb. Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, S. 68.

Johann Telaar (22.12.08 13:41 Uhr)

Venn

1) Als Venn wurde eine sumpfige Heidewildnis nördlich von Barlo bezeichnet, die Teil einer ausgedehnten Heidelandschaft diesseits und jenseits der Staatsgrenze von der Külve im Osten bis zur Kreuzkapelle im Westen war. Sein Bild war geprägt durch ein unzugängliches Dickicht aus Heidekraut, Ginster, Wacholder und Krüppelkiefern mit tückischen Bodenlöchern. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts balzte und brütete hier noch das inzwischen weithin ausgestorbene Birkwild. Um 1950 wurde das Venn entwässert und kultiviert.

2) Allgemein wurden unwegsame, sumpfige Heide- sowie Moorgebiete auch als Venn bezeichnet, wie z. B. das Reyerdingvenn und das Suderwicker Venn. Mit ihrer Nutzung waren Gebräuche wie das Vennläuten verbunden. 

Lit.: Otto Steiner, Im Fenn, in: UNSER BOCHOLT Jg. 2 (1951) H. 6, S. 127-130.

Vennläuten

Das "Väänelüden" sollte denjenigen, die sich im nahegelegenen Venn aufhielten, den Zeitpunkt für eine rechtzeitige Rückkehr aus dem unwegsamen und unübersichtlichen Gelände anzeigen, bevor Dunkelheit und aufkommender Nebel die Orientierung unmöglich gemacht hätten. Vor der abendlichen Dämmerung läutete der Küster im Auftrag der Stadt Bocholt eine Glocke von St. Georg. Bereits 1584 wurden aus dem Stadtsäckel 4 Thlr. jährlich an den Küster für dieses Abendläuten gezahlt, das ursprünglich wohl mit dem Schließen der Stadttore zusammenhing. Am 06.03.1894 beschlossen die Stadtverordneten die Abschaffung des Abendläutens.  

Lit.:  Anna Lindenberg, Vom Fennläuten und was damit zusammenhing, in: UNSER BOCHOLT Jg. 2 (1951) H. 12, S. 235-237.

Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) e. V.

Ortsgruppe Bocholt   Der Verein für Deutsche Schäferhunde e. V. Ortsgruppe Bocholt wurde am 23.02.1921 in Anwesenheit von 15 Mitgliedern gegründet und dem Dachverband in München als Ortsgruppe Bocholt und Umgebung gemeldet. Für die Ausbildung der Schäferhunde fanden damals regelmäßige Übungsstunden auf dem Hünting in Bocholt am Sonntag statt.   1967 wurde das massive Vereinsheim mit Übungsplatz an der Wiener Allee fertiggestellt, das bis heute genutzt wird.

Der Ortsgruppe gehören heute 33 Mitglieder mit ca. 35 Hunden an. Trainingsmöglichkeiten für die Hunde bestehen am Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag unter Anleitung eines Trainers. Regelmäßig werden Leistungsprüfungen für Begleit- und Schutzhunde Stufe 1, 2 und 3 und für Fährtenhunde Stufe 1 und 2 durchgeführt. Außerdem nimmt der Verein an Zuchtschauen mit Körungen teil. Der größte Erfolg konnte im Jahr 1968 bei der Siegerhauptzuchtschau in Mannheim mit der Schäferhündin Rommy vom Driland als Zuchtsiegerin unter stärkster Konkurrenz aus aller Welt errungen werden.  

Lit.: Festschrift 80 Jahre Ortsgruppe Bocholt, Bocholt 2001.

Burghard Fehre (15.08.06 15:47 Uhr)

Vetter, August

Als ältestes von 9 Kindern wurde August Vetter am 19.Februar 1887 in Wuppertal -Elberfeld geboren. Der frühe Tod seiner Mutter und die finanzielle Situation der Familie ließen eine höhere Schul- bzw. Hochschulausbildung nicht zu. Nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Elberfeld sicherte sich Vetter seinen Lebensunterhalt bis gegen Ende des 1. Weltkrieges als Graphiker und Zeichner. Aufgrund seines Privatstudiums wurde er 1912 als Hörer an der Uni München zugelassen.

Er belegte die Fächer Philosophie und Psychologie. In seinen Veröffentlichungen setzte er sich mit Auffassungen der Philosophen Kant, Bergson, Nietzsche und Kierkegaard auseinander und fasste die Erkenntnisse der biologischen Anthropologie von Jacob von Uexküll und Adolf Portmann mit dem philosophisch - anthropologischen Denken der Antike und des Christentums zusammen. Auf Empfehlung von Gustav Kafka, Philosoph und Pädagoge, wurde August Vetter 1930 die Ehrendoktorwürde der TH Dresden zuerkannt. Zwei Jahre später nahm er Kafkas Angebot zur Mitarbeit in dessen Institut an der TH Dresden an. Wegen "nicht arischer Versippung" musste Vetter 1933 den Hochschuldienst aufgeben. 1934 trug ihm der Psychologe Felix Krüger an der Uni Leipzig eine Assistentenstelle an, die Vetter 1939 auf Druck der Nazis verlassen musste.

Durch Vermittlung des Psychiaters Hans von Hattingberg erhielt Vetter am Berliner Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie eine Dozentur für charakterologische Begutachtung. Von 1940 - 1944 betätigte er sich als wissenschaftlicher Berater der IG - Farbenindustrie in Frankfurt / M. Auf Vorschlag von Philipp Lersch wurde Vetter 1946 an der Uni München zum Honorarprofessor für Psychologie ernannt. Im Zuge des Wiedergutmachungsverfahrens und auf Beschluss des Innenministeriums erhielt er 1962 die Ernennung zum ordentlichen Professor. Am 15. Oktober 1976 starb der Philosoph und Psychologe Prof. Dr. August Vetter, einer der großen anthropologischen Denker des 20. Jahrhunderts, in Ammerland am Starnberger See.

Die 1970 in Bocholt, Dinxperloer Str. 56, eingerichtete Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen, Fachschule für  Sozialpädagogik, trägt seinen Namen: August -  Vetter -  Berufskolleg.  

Viktoriastraße - Historische Häuser

Haus Nr. 36

Eingeschossiges Wohnhaus im Stil der wilhelminischen Epoche mit ausgebautem Satteldach. Erbaut nach einem genehmigten Plan von 1898 für Hermann Rehms. Bauunternehmer August Hülskamp (1863 -1947). Backsteinbau mit drei zu zwei Fensterachsen und reicher Stuckprofilierung. Die Fassaden durch Lisenen und Fensterrahmungen gegliedert. Zentraler Hauseingang mit originaler Eingangstür durch kannelierte Pilaster mit Beschlagwerk betont. Auf dem Türsturz Amphoren- und Eichenlaubornamente. Über dem Eingang im Dachgeschoß Zwerchhaus mit Rundbogenfenster und profilierter Stuckrahmung. Im Giebel bezeichnet 1907.  

Achim Wiedemann (11.02.10 13:19 Uhr)

Vinzenz-Konferenz

Als es die Caritas, wie wir sie heute kennen, noch nicht gab, gründete 1833 der französische Priester und Selige Frédéric Ozanam nach dem Vorbild von Vinzenz von Paul (1581-1660) die Vinzenz-Konferenzen (VK). Ozanam hielt es für jeden Christen eine Pflicht, Notleidenden zu helfen. Die Hilfe sollte gemeinschaftlich geplant geleistet werden. Sein Einfluss schlug Wurzeln. Heute sind die VK weltweit verbreitet. In Deutschland gibt es 300 Konferenzen in 15 Diözesen mit ca. 5.000 Mitgliedern.

Seit 1849 bestehen auch im Bistum Münster die VK, wo derzeit 19 Konferenzen registriert werden.   In Bocholt gründete man 1873 in der Pfarrei St.Georg die erste VK, es folgten 1899 weitere in Liebfrauen und St.Josef. Diese drei Vinzenz-Konferenzen gaben aber im Laufe der Zeit ihre caritative Arbeit auf.   Seit mehr als 75 Jahren ist die Vinzenz-Konferenz von Hl. Kreuz in Bocholt tätig. Am 17. Dezember 1934 wurde sie von Johann Klein-Übbing, der 40 Jahre lang den Vorsitz führte, gegründet. Der erste Pfarrer von Hl.Kreuz, Pfarrer Heinrich Becking, gehörte zur Gründergeneration. Seit dieser Zeit waren auch die nachfolgenden Pfarrer von Hl-Kreuz in der VK als Beirat tätig. Nach der Fusion 2008 mit der Pfarrei Liebfrauen stellte diese ebenfalls den geistlichen Beirat.   Zur Gründerzeit 1934 ging es den Minderbemittelten in Bocholt nicht gut. So entschied sich die Vinzenz-Konferenz den Bedürftigen Lebensmittelgutscheine zu übergeben. Mitte der 80er Jahre schlossen sich auch Passive, also Förderer, der VK an.

Es wurde beschlossen, nunmehr auch den Bedürftigen in Mexiko, Kolumbien und Äthiopien sowie den Leprakranken in Asien und Afrika Hilfe zukommen zu lassen. Die Arbeit fand im Laufe der Zeit ständig mehr Anerkennung und die Zahl der fördernden Mitglieder vergrößerte sich.  Als sich in Osteuropa in den 90er Jahren die kommunistischen Herrschaftssysteme auflösten, wurden auch dort Vinzenz-Konferenzen gegründet. So schlossen im Jahre 2000 die Vinzenz-Konferenzen Hl.Kreuz Bocholt und Misentea in Rumänien ein Partnerschaftsabkommen ab. Es kam zu großen Verständigungsschwierigkeiten, doch die deutsche Franziskanerschwester Dolore aus dem Nachbarort Frumoasa in Rumänien konnte Abhilfe schaffen. Sie leitet dort das Kinderheim "Hl. Familie", in dem Straßenkinder und Waisen ein neues Zuhause finden. Schwester Dolore unterstützt nun den Kontakt zwischen Bocholt und Misentea und umgekehrt unterstützt die Bocholter Vinzenz-Konferenz ihre Gleichgesinnten dort und das Kinderheim in Frumoasa.   Durch die ehrenamtlichen aktiven und passiven Mitglieder sowie durch sonstige Spenden, z.B. bei der Türkollekte in Hl. Kreuz und bei Benefizkonzerten, kann notwendige Hilfe für Bedürftige in Bocholt und in Rumänien gespendet werden.     

Lit.:   Bocholter Borkener Volksblatt vom 19.08.2009, 22.08.2009, Dezember 2009 und 18.01.2010. 
www.vk-hl-kreuz-bocholt.de ;
 www.heiligenlexikon.de  

Quelle:   Mündliche Auskunft von Herrn Wilfried Notten, Vorstandsmitglied der Vinzenz-Konferenz Hl.Kreuz.

Annemarie Rotthues (28.09.10 10:49 Uhr)

Vision 2005 - der "grenzenlose" Chor

Seit mehr als dreißig Jahren fühlt sich der Chor VISION aus Dinxperlo / Bocholt-Suderwick in des Wortes wahrsten Sinne "grenzenlos". Schon seit dem Anfang als Jugendchor der kath. Kirchengemeinden Dinxperlo und Breedenbroek sind junge Musiker aus Suderwick und Bocholt mit dabei.

Die damals noch starre Landesgrenze zwischen Deutschland und Holland spielte hier keine Rolle. Moderne hauptsächlich geistliche Musik mit erfrischenden Melodien und Rhythmen verband die Jugendlichen vom "Jongerenkoor" jenseits nationaler Vorbehalte. Bei Auftritten in Gottesdiensten, Konzerten, erfolgreichen Chorwettbewerben und Reisen sowie drei LP-Aufnahmen hat sich ein ganz besonderer Sound entwickelt, der allerseits große Bewunderung und Begeisterung fand. 

Hierfür standen u.a. außergewöhnliche Solisten sowohl bei den Sängerinnen und Sängern als auch bei der begleitenden Combo. Einige Dirigentenwechsel beflügelten stets die Leistungen der Gruppe. Als nach einigen Jahren der Name VISION für den im Schnitt 50 Mitglieder starken Chor gefunden wurde, war dies gleichzeitig Programm: Man war der ersten Jugendlichkeit entwachsen. Zeitlos jung blieb die Musik, die sich neben der beständigen Qualität besonders durch die Tiefe seiner Texte auszeichnete.

Weiterhin wird gleichzeitig sehr anspruchsvoll und begeisternd frisch und fröhlich musiziert. Jenseits aller Grenzen wird eine stets wachsende Fangemeinde immer wieder von VISION mitgerissen. In den letzten Jahren sind drei CDs entstanden. Große Erfolge wurden gefeiert in Konzerten z.B. im Städt. Bühnenhaus Bocholt, in der Aula des St. Joseph-Gymnasiums, in Dinxperlo, Borken, Groenlo ...

Das Projekt "VISION´s Joseph" nach dem berühmten Musical "Joseph" wurde als äußerst professionell in der Presse gelobt. Stolz darf man sein bei VISION, doch glücklich ist VISION im Miteinander des Musizierens. VISION ist grenzenlos: Es wird im deutschen Suderwick geprobt. Die "Amtssprache" ist niederländisch.

Lit.: Angelika Hoven, Vision 2005, in: UNSER BOCHOLT Jg.56 (2005), H.4 (Kultur in Bocholt,1.Teil), S.67.

Angelika Hoven (31.03.08 16:48 Uhr)

Vogelliebhaber Bocholt und Umgebung e. V.

Am 14. Februar 1970 wurde in der Gaststätte "Zur Klause" in Bocholt von 15 Vogelfreunden der Verein Vogelliebhaber Bocholt und Umgebung e. V. gegründet. Es wurde beschlossen einmal im Jahr eine Vogelschau durchzuführen. Die Züchter des Vereins erzielten seitdem mit ihren Tieren auf nationalen und internationalen Ausstellungen und Meisterschaften zahlreiche Titel und gute Platzierungen wie Deutsche Meister, Weltmeister und Vizeweltmeister. Seit der Gründung bis 1992 richtete der Verein 22 große internationale Vogelausstellungen aus mit jeweils mehr als 1000 Vögeln. Ab dem Jahr 2000 wurde diese Tradition fortgesetzt. In der mehr als 2500 qm großen Aa See Halle in Bocholt finden wieder große internationale Ausstellungen statt unter Mitwirkung des Imkervereins aus Bocholt und Rhede, der Deutschen Orchideengesellschaft Gruppe Oberhausen, des Bonsai Arbeitskreises, des Bocholter Angelsportvereins, des Lernorts Natur, sowie des Rassegeflügelzuchtvereins und der Greifvogelzüchter.

Vogelweltausstellungen in Bocholt

Die 1. Bocholter und 26. Vogelweltausstellung fand vom 27. Januar bis 5. Februar 1978 statt. 40 000 zahlende Besucher sahen ca. 14 000 Vögel in 5 000 Käfigen aus 22 Nationen, die der Confederation Ornithologique Mondiale (COM) angeschlossen waren. Die Veranstaltung wurde in der Turnhalle des Euregio-Gymnasiums durchgeführt.

Die 2. Bocholter und 42. Vogelweltausstellung der COM erfolgte vom 28. Januar bis 6. Februar 1994 unter der Schirmherrschaft der Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth in der Turnhalle des Euregio-Gymnasiums und eigens für diese Ausstellung errichteten Zelten. Rundfunk (WMW) und Fernsehen (ARD, ZDF, SAT 1 und ORF) berichteten über die Veranstaltung mit ca. 18 000 Vögeln aus 18 Nationen.

Lit.:

  • Werner Derksen, 42. Vogelweltausstellung 1994 in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 45 (1994) H. 2, S. 48-51.
  • Rudolf Neise, Die 26. Vogelweltausstellung 1978 in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 29 (1978) H. 2, S. 38-40.

Burghard Fehre (20.07.10 10:34 Uhr)

Lucy Vollbrecht-Büschlepp

Am 20. Dezember 1917 wurde Lucy Büschlepp als einziges Kind eines städtischen Vermessungsbeamten in Bocholt geboren. Sie besuchte das Marienlyzeum, legte dort 1937 das Abitur ab und besuchte danach von 1939 bis 1941 die Folkwang-Schule für Gestaltung in Essen. 1942 heiratete sie Heinz Vollbrecht und trug seitdem den Doppelnamen Vollbrecht-Büschlepp.

Aus der Ehe ging eine Tochter hervor. Die Ehe endete aber bald durch den Kriegstod Vollbrechts. Der Wiederaufbau Bocholts und der daran anschließende Ausbau der Stadt ist vielfältig mit Vollbrecht-Büschlepps künstlerischem Wirken verbunden: In und an öffentlichen Gebäuden sichtbar sind z. B. Mosaike in der Pausenhalle des Euregiogymnasiums und des Berufskollegs am Wasserturm, Tabernakelstele, Altartisch, Chorgestühl und Klausurgitter sowie Fenster der Klosterkirche St. Klara, ein Fußbodenmosaik in der Hl.-Kreuz-Kirche, die Medaillon-Fenster im Großen Saal des Historischen Rathauses, die Glasbilder der Eingangshallen des Mariengymnasiums und des St.-Georg-Gymnasiums, sämtliche Fenster der Mussumer Kirche Maria Trösterin.

Auch außerhalb Bocholts schuf Vollbrecht-Büschlepp öffentliche Kunst, beispielsweise in Wesel u. a. die Fenster und das Weinstock-Wandmosaik der St.-Martini-Kirche sowie die Bronzeskulptur an der Familienbildungsstätte, in Münster ein Mosaikfries in der Salvatorianer-Kapelle, in Hamminkeln die Grabstätte der Familie Hartmann auf dem Friedhof Marienthal. Wandbehänge, Aquarelle, Zeichnungen, Collagen aus ihrer Hand befinden sich in Privatbesitz und sind der Allgemeinheit nur in Ausstellungen zugänglich.

Viele Gebrauchsgraphiken und Zeichnungen finden sich in den Heften der Zeitschrift UNSER BOCHOLT, für die sie über vier Jahrzehnte bis zu ihrem Tod arbeitete. 1983 wurde Lucy Vollbrecht-Büschlepp mit der bronzenen Stadtplakette der Stadt Bocholt und 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für Ihr künstlerisches Werk und für den jahrzehntelangen Einsatz im Verein für Heimatpflege und im Euregio-Kunstkreis ausgezeichnet. Sie starb am 3. Oktober 1995 im 77. Lebensjahr in ihrer Heimatstadt. Am 27. April 2006 benannte der Bezirksausschuß Mitte das Straßendreieck Osterstraße/Langenbergstraße/Südmauer in Lucy-Vollbrecht-Büschlepp-Platz um.

Gerhard Schmalstieg (14.02.07 09:21 Uhr)