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Inhaltsverzeichnis

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Bocholter Sagen

Die heutige Informationsflut durch die Medien hat die frühere Zeit am Herd- oder Kaminfeuer, wo man gern Sagen und gruselige Geschichten weitererzählte, verdrängt. Nur wenige Bocholter Sagen blieben erhalten:

Neben "Bessmoders Kolk", eine dramatische Familienstory, und dem "Judenkring" vor dem Historischen Rathaus erzählte man, als es in Bocholt noch die Röttgersstiege gab, dass das "Knüppelhündchen" nachts sein Unwesen trieb. Der kleine Hund trug am Halsband einen Knüppel und verfolgte Bocholter Bürger, wenn sie z.B. nach einem Trinkgelage nach Hause schwankten. Sobald sie die Röttgersstiege verließen, verschwand "Knüppelhündchen" in der Dunkelheit.

Ebenso wird von "Pladdik" berichtet, den zwar niemand gesehen, aber von dem man sich des öfteren belästigt fühlte. "Pladdik" hielt sich vor dem Rathaus auf dem "Judenkring" auf. In der Dunkelheit sprang er auf den Rücken einer sich auf den Weg nach Hause begebenden Person, umkrallte deren Hals und baumelte bis zu ihren Knien.

Eine weitere tragische Sage heißt "Die düstere Stiege". Um sich gegenseitig und insbesondere Kauf- und Handelsleute vor lichtscheuem Gesindel zu warnen, ging diese Sage vor mehr als hundert Jahren von Mund zu Mund. In Biemenhorst auf der Strecke zwischen Bocholt und Wesel war der Weg teilweise an beiden Seiten dicht bewaldet. Darum sprach man von der "düsteren Stiege". Eines Abends setzte trotz Warnung ein Kaufmann seinen Weg fort, wurde niedergeschlagen, bestohlen und auch sein Pferd erlitt den Tod. Die Mörder konnten gefasst werden und erhielten die Todesstrafe. Am Galgen büßten sie ihre Untat. 1914 soll es in Biemenhorst noch die Bezeichnung "Galgenkamp" gegeben haben.  

Auf dem Weg von Bocholt nach Rhede kamen am Bildstock "St.Michael" in früherer Zeit ebenfalls seltene Ereignisse vor. Einmal hörte in dunkler Nacht jemand, der den Erzengel nicht mehr grüßen wollte, weil er von ihm keinen Gruß zurückerhielt, wie dieser sagte: "Sünder bekehre dich." Der Betroffene rannte angstvoll zum nächsten Gehöft. Er ahnte nicht, dass wahrscheinlich ein Zöllner sich einen Scherz erlaubt hatte.    

Lit.:

  • Maria Knapp, Zwei Bocholter Sagen, in: Westmünsterland 1914, S. 223,
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  • J. Vehorn, Die "düstere Stiege", in Westmünsterland 1914, S. 224-225,
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  • Bocholter Borkener Volksblatt vom 19.02.1970,
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  • Quelle: Stadtarchiv Bocholt Inv.-Nr. Z-SB XXVIII Nr. 8, Hermann Hogefeld, "Sünder bekehre dich".
  •  
  • Georg Ketteler, "unaufhörlich wiedergeboren wird die Sage...", Sagen aus dem Bocholter Raum, in: UNSER BOCHOLT, 55. Jg.(2004), H. 4, S. 78-81 (mit weiteren Sagen).

Annemarie Rotthues und Johann Telaar (21.01.09 10:19 Uhr)

Salierstraße - Historische Häuser

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Zweigeschossige Stadtvilla im Stil der Neobarock mit ausgebautem, flachem Mansarddach im Stil des Neobarock. Erbaut 1904/05 für den Fabrikanten Georg Sarrazin (1875-1961). Architekt Bernhard Valk, Bauunternehmer August Vallée. Die Putzfassade mit Ritzquaderung über ebensolchem Kellersockel im Erdgeschoß zu drei, im Obergeschoß zu vier Fensterachsen davon die Rechte als Risalit mit Schweifgiebel durch Gesimse und Lisenen gegliedert.

Vor dem Risalit ein erdgeschossiger, dreifenstriger Erker mit abgeschrägten Seiten und darüber liegendem, mit einer Balustrade versehenem Balkon. Die Rechteckfenster über den Stürzen und unter den Brüstungen mit Stuckornamenten geschmückt. An der Südfassade ein einachsiger Küchenanbau als Risalit, ebenfalls mit Schweifgiebel. Der Hauseingang im Winkel zwischen Hauptbau und Anbau. Davor ein von verschiedenartigen Säulen getragener, überdachter Treppenaufgang. An der Westseite zwei eingeschossige Anbauten, der nördliche ursprünglich mit darüber liegender, später überbauter Terrasse. Gärtnerisch konzipierter Hausgarten. Vorgarten mit originalem schmiedeeisernen Tor und Gitterzaun. Heute als Bürogebäude genutzt.  

Lit.:  

UNSER BOCHOLT 1981, Heft 3, S. 41.    

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Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla im Stil des Historismus, bestehend aus einem Haupt- und einem Nebengebäude mit ausgebauten Walmdächern. Erbaut um 1900 für den Fabrikanten Theodor Schwartz (1870-1946). Späterer Eigentümer sein Sohn Oskar Schwartz (1903-1994). Seit 1958 im Eigentum der Stadt Bocholt. Hauptbau mit Putzfassaden über rustiziertem Kellergeschoss aus Naturstein. Risalite an der Ost- und Südseite. Die Dachausbauten teils als Schleppgauben, teils mit Krüppelwalm, an der Westseite mit Dreiecksgiebel. Zierfachwerk in den Dachgeschoßzonen.

An der Südostecke ein polygonaler Eckturm mit achteckigem Zeltdach, ursprünglich von einer welschen Haube bekrönt. An der Südseite östlich vom Risalit eine erdgeschossige, säulengestützte Loggia mit schmiedeeiserner Brüstung. Die darüber liegende Terrasse mit Maßwerkbrüstung. Westlich davon moderner Anbau mit Pultdach, ursprünglich eine offene, hölzerne Veranda. Die Fenster mit Segment- oder Rundbögen sowie mit profilierten Werksteinlaibungen versehen, die Hauptfenster durch Stabwerk gegliedert. An der Nordseite zurückgesetzter, zweigeschossiger Nebenbau als Personal- und Küchenhaus, im Osten mit Krüppelwalmdach und teilweise überkragendem, von Knaggen gestütztem Obergeschoß, im Westen mit Dreiecksgiebel.

Obergeschoß und Dachgeschoß mit Zierfachwerk. Haupt- und Nebeneingang im Winkel von Haupt- und Nebenbau unter einer hölzernen Rundbogenloggia mit verblendetem Balustergeländer und Flachdach. Davor Freitreppe mit kunstvollem, schmiedeeisernem Geländer. Die verglaste Tür des Haupteingangs ebenfalls mit kunstvollem, schmiedeeisernem Gitter. Die originale Raumaufteilung weitgehend erhalten. Qualitätsvolle Innenausstattung. Treppenhausfenster mit Glasmalerei. Zunächst als städtisches Kunsthaus dann als städtische Musikschule genutzt.  

Lit.:

  • UNSER BOCHOLT 1981, Heft 3, S. 40; 2002, Heft 4, S. 66.
  • Kersting, August,  Das Kunsthaus, in: UNSER BOCHOLT , Jg.15, 1964, Heft 3,S. 68-74.  

Achim Wiedemann (15.03.10 19:04 Uhr)

Sanitätskolonne

Sanitätsrat Dr. Munsch, Bocholt, schrieb am 7. März 1892 in seinem Sanitätsbericht, dass sich im Herbst 1891 in Bocholt eine Sanitätskolonne gebildet habe, um verwundeten und erkrankten Kriegern Hilfe zu leisten. Es seien Kurse und praktische Übungen abgehalten worden. Die Sanitätskolonne bestand aus "jungen nicht dienstpflichtigen Kaufleuten und Männern älterer Jahrgänge, die von einer Mobilmachung nicht leicht getroffen" wurden. In zivilen und in Kriegszeiten bemühte sich die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes stets um das Wohl der Bevölkerung. 1914 vereinigte sich die Sanitätskolonne mit dem Vaterländischen Frauenverein, um künftig gemeinsam die Fürsorge für die im Felde verwundeten und erkrankten Krieger aufzunehmen. Ab 1938 erhielt die Sanitätskolonne die Bezeichnung "DRK männliche Bereitschaft".

Lit.:

Annemarie Rotthues, Zur Geschichte des Roten Kreuzes in Bocholt, Ein Beitrag zum 100jährigen Bestehen aktiver Rotkreuzgemeinschaften, in: UNSER BOCHOLT Jg. 37 (1986) H. 2, S. 8ff.

Annemarie Rotthues (16.06.09 12:12 Uhr)

Joachim Sarrazin KG

Der Kaufmann Joachim Sarrazin, geb. 1922, und der Textilmeister Friedhelm Teuwsen, geb. 1920, gründeten in der Nordstraße 54 nach der Währungsreform die Firma Tessa, Teuwsen & Sarrazin Webereibedarf, aus der am 1.10.1949 die Lohnweberei Joachim Sarrazin KG hervorging. Friedhelm Teuwsen war als tätiger Kommanditist beteiligt.  

Nach mehreren Zwischenstationen zog man 1954 in den östlichen Teil der Fa. Gebr. Rensing an der Kreuzstraße um. Hier startete man neben der Lohnweberei nun auch mit einer eigenen Produktion. 1958 konnte dann auch ein eigenes Betriebsgebäude in der Franzstr. 58 eingeweiht werden. Hier stieg der Anteil der Eigenfertigung auf ca., 80 Prozent des Umsatzes. 1964 ging der vordere Teil des Grundstückes mit dem Betrieb an die Firma Wimmer & Eickmeyer, und auf dem hinteren Teil Königsesch 20-24 wurde eine neue Weberei errichtet.  

Im gleichen Jahr übernahm der bisherige Betriebsleiter Siegfried Franke, geb. 1930, die Mehrheit der Anteile, 1976 folgte die komplette Übernahme. Damit änderte sich auch der Firmenname in Siegfried Franke KG, und der Firmensitz wurde in einen Neubau an der Daimler-Straße verlegt. Man stellte hauptsächlich Stoffe für Berufs- und Freizeitkleidung her. 1997 wurde der Betrieb liquidiert.

Lit.:

duard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, Bocholt 1983, S., 134 f.  

Margret Bongert (26.01.10 12:02 Uhr)

Schanze

Der Name "Schanze" erinnert an die alte Stadtbefestigung. Sie war von allen Seiten vom Wasser umschlossen. Aa und Binnenaa bildeten die Grenzen.  

Die Binnenaa, heute mit Schutt verfüllt, verließ etwa in Höhe des Casinowalls den Hauptarm, floss hinter den Häusern Kirchstraße/Ravardistraße entlang und vereinigte sich wieder hinter der Mühle mit der (großen) Aa. Nur über Brücken konnte man an vier Stellen in die Schanze gelangen. Von der Neustraße her, etwa dort, wo heute der Parkplatz der Stadtsparkasse ist  war die Kernebrücke. Ihren Namen verdankt sie dem Mauerturm "Kerne" (kernen = kirnen, buttern, s. auch Kernemelk, Buttermilch), der dort, wo die Binnenaa den Hauptfluss verlässt, in der Stadtmauer stand. Vermutlich benannt nach der nach oben hin verjüngten Form.  

Der zweite Zugang war die "Schevenbrücke" an der Brückenstraße. Hier lag das alte Herrenhaus der Familie von Scheven mit einem parkähnlichen großen Garten. Nach dieser Familie hat die Brücke ihren Namen erhalten. Im Jahre 1883 kam mit einer Lohgerberei ein gewerblicher Betrieb auf dieses Grundstück. Damit war es mit der Wohnidylle vorbei. August Fischer übernahm 1854 die Besitzung. Das Wohnhaus von Scheven wurde als Bürohaus benutzt.  

Nur Betrieb und Wohnhaus wurden während des Krieges von Bomben zerstört. Nach der Räumung des Grundstücks von Trümmern wurde die Freifläche als Kirmesplatz genutzt und seit Sommer 2005 als Strand "Bocholt Beach" hergerichtet. Geplant ist der Bau eines Seniorenwohnheims mit dem Namen "Senioren Residenz Schanze".  

Der nächste Übergang war die kleine Brücke an der Mühle, eine Verbindung von der Ravardistraße zur Schanze. Dieser Zugang heißt auch heute noch Wietholdstiege, benannt nach der dort früher gestandenen Wietholdschen Binnenmühle. Der Name hat sich bis heute in den Karten der Stadt gehalten. Die Hausnummerierungen dieser Stiege zählen allerdings zur Schanze.  

Ein weiterer Zugang vom Westen her war über die Schleusenbrücke. Am Schleusenwall lagen vor dem Zweiten Weltkrieg die Betriebe Färberei Westerhoff (gegr. 1886) und die Färberei Keller (gegr. 1897). Heute steht auf diesen Grundstücken ein Teil des Mariengymnasiums, das einzige Gebäude an dieser Straße.  

An der Südseite der Schanze, mit dem Rücken zur Aa, lagen eine Reihe kleiner Häuser, die nach dem Zweiten Weltkrieg der Stadterneuerung weichen mussten. Die ehemals mit Kopfsteinen gepflasterte Straße wurde verbreitert und als Umgehungsstraße - zur Entlastung des Innenstadtverkehrs - ausgebaut. Doch auch schon vorher schien das Schicksal dieser Häuser besiegelt gewesen zu sein. Im Kriegstagebuch der Stadt Bocholt lesen wir:

Die Fluchtlinienpläne der Schanze sehen vor, dass die kleinen Häuser entlang der Aa an der Südseite nach dem Krieg niedergelegt werden sollen, um das Aa-Ufer als Promenade frei zu schaffen. Der Oberbürgermeister führte in einer Sitzung aus, dass die Aa den Bocholter Bürgern keine Spazierwege und Erholungsmöglichkeiten biete und dass diese jetzt im Zuge der Fluchtlinienregulierung geschaffen werden sollen.

Hier hat der Krieg vorgegriffen.  

Lit.:

  • Anna Lindenberg, Eine Wanderung vom alten ins neue Bocholt, Drei Linden Verlag, 8221 Grabenstädt, 1982, S. 49 und 53.
  •  
  • Anton Schmeddinghoff, Lebendige Vergangenheit, Beiträge zur Geschichte der Stadt Bocholt, Dreilindenverlag, 8221 Grabenstädt, 1982.
  •  
  • Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 39 (1988) H. 3 S. 26.
  •  
  • Kriegstagebuch der Stadt Bocholt, Bocholter Quellen und Beiträge, Bd. 7, Bocholt 1995, S. 186 (18. März 1942).

Johann Telaar (28.06.10 14:22 Uhr)

Scharfrichter

Das Amt des Bocholter Scharfrichters wird an der Person Hans Henrich Schweppe deutlich. Seit 1662 ist er, auch Schweppens und Schweppmann genannt, als in Bocholt wohnhaft nachweisbar. Hier ordnete man den Scharfrichter durchaus in die städtische Gesellschaft ein. Angesehene Bocholter Bürger übernahmen eine Patenstelle bei der Taufe seiner Kinder. Die Benennung "Henker" wurde offenbar gemieden.

Durch seine Bezeichnung Scharfrichter sprach man dem Scharfrichter eine Art richterliche Tätigkeit zu. Gelegentlich wird die Amtsbezeichnung Scharfrichter durch das lateinische Wort "carnifex" ersetzt.

Diesen Beruf erreichte man vom 16. bis ins 19. Jahrhundert hinein durch eine verliehene Scharfrichter-Bestallung, auch "Concession" oder "Lehnbrief" genannt. Die Bestallung wurde als Urkunde überreicht. Sie wurde von Bürgermeister und Rat einer Stadt, sofern diese die Blutgerichtsbarkeit ausübten, oder von einem Landesherrn ausgestellt. Er sollte für dieses Amt, für Tortur und Hinrichtung, "qualifiziert", "geschickt", "tüchtig" und "fähig" sein. Die Tortur oder Folter sollte zweierlei erreichen: ein Geständnis und die Vermeidung bleibender Gesundheitsschäden.

Außer mit dem Strafvollzug war ein Scharfrichter mit der Abdeckerei beschäftigt. Abdecken durfte er auf keinen Fall selbst. Er verpachtete dieses Privileg an Abdecker, was ihm nicht nur ein höheres Einkommen sicherte - auch durch den Verkauf der Felle - , sondern auch das notwendige Personal für den Strafvollzug. Scharfrichter und Abdecker befanden sich auf unterschiedlichen sozialen Ebenen.

Ein weiteres wesentliches Betätigungsfeld des Scharfrichters war die frühe Chirurgie. Gemeint war damit die Behandlung von äußerlich sichtbaren Erkrankungen und Verletzungen samt den dabei eventuell notwendigen Operationen von offenen Wunden, die durch Hieb, Stich oder Schlag entstanden waren, von Knochenbrüchen, Verrenkungen und Amputationen.

Lit.:

  • Heinrich Weber, Bocholter Scharfrichter, in: UNSER BOCHOLT Jg. 32 (1981) H. 2, S. 16-17.
  • Gisela Wilbertz, Scharfrichter und Abdecker, in: UNSER BOCHOLT Jg. 32 (1981) H. 2, S. 3-16.

Elisabeth Heiduk und Burghard Fehre (28.06.10 14:32 Uhr)

Scharnhorststraße

Straße im Generalsviertel, Nebenstraße der Blücherstraße. Sie erinnert an Johann Gerhard David von Scharnhorst (1755-1813). preußischer General. Er wandelte das Söldnerheer in ein stehendes Volksheer um und bereitete so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands vor.  

Lit.:  

Wilhelm Seggewiß, "Bocholter Straßen erzählen Geschichte", in: Unser Bocholt, 39. Jg. 1988, Heft 3, S. 26.

Johann Telaar (23.02.10 16:25 Uhr)

Schicksal-Komitee Bocholt

Mit Lautsprechern wurde frühmorgens am 2. Dezember 1944 in Apeldoorn von niederländischen SS-Leuten verkündet, dass alle männlichen Personen zwischen 16 und 55 Jahren sich mit Bekleidung und Decken versorgen und auf dem Marktplatz melden müssten. Bei Nichtbefolgung würde scharf geschossen.

Streng bewacht wurden rund 1000 Männer in der Dämmerung mit der Eisenbahn von Apeldoorn über Deventer, Gronau, Bocholt in Richtung Isselburg verfrachtet. Sie konnten nichts sehen, da die Fenster mit Brettern zugenagelt waren. Wohin die Fahrt führen würde, war nicht bekannt, und sie wussten nicht, dass sie als Schanzarbeiter eingesetzt werden sollten.  

Am Tag des 3. Dezember 1944 gegen 10.00 Uhr morgens musste der Transport in Werth anhalten. Flugzeuge mit Bordwaffen durchsiebten den Zug mit Kugeln. Viele Männer erlitten Verwundungen, 14 waren sofort tot, die Unverletzten halfen, indem sie versuchten, so gut wie möglich verschlossene Türen und Fenster zu öffnen. Über Wiesen und Felder suchten sie trotz der Bewachung das Weite. Die Bauern in Werth gewährten große Hilfe. Ebenso halfen Ärzte aus Bocholt und Isselburg, sowie das DRK aus Werth, Liedern und Bocholt. Auf Karren mit Stroh bedeckt wurden die Verletzten nach Bocholt in das St.-Agnes-Hospital gebracht, wo Dr. Jansen und seine Assistentin,Dr.Peiss operierten, obwohl Parteistellen und Parteileute das Krankenhaus gewarnt hatten, die Verletzten aufzunehmen. Weitere Verwundete wurden im Kloster zum Guten Hirten und im Casino untergebracht.  

Nach diesem schweren Schicksal gründeten die Beteiligten in Apeldoorn das "Schicksal-Komitee Bocholt". Ger Knipscheer hatte schon früh nach dem Zweiten Weltkrieg Kontakt mit der Stadtverwaltung Bocholt aufgenommen. Zwei Omnibusse gefüllt mit Männern, denen sechs Jahre zuvor das furchtbare Geschehen widerfahren war, fuhren zum ersten Mal am 19. August 1950 nach Bocholt. Als Gastgeber organisierte Oberstadtdirektor Ludwig Kayser den Besuch aus Apeldoorn, man fuhr auch zu dem "Platz des Unheils" in Werth, wo die Bauern eine Kaffeetafel vorbereitet hatten. Aus dem Schicksal-Komitee Bocholt entstand ein Komitee der Dankbarkeit. Dessen Mitglieder wollten sich für die große Hilfe erkenntlich zeigen, die ihnen Bocholter und Werther Bürger in den Wirren des Zweiten Weltkrieges entgegengebracht hatten. Es entstanden Freundschaften und Gegenbesuche auf kommunaler und privater Ebene.    

Lit.:

Ger Knipscheer, Vom Scicksal-Komitee Bocholt, in: Unser Bocholt, 34.Jg. (1983), H. 4, S. 31-32.

Elisabeth Bröker u.a., Kriegschronik der Stadt Bocholt 1939-1945,  bearb. v. G. Schmalstieg (Bocholter Quellen und Beiträge) Band 7, hg. v. der Stadt Bocholt, Stadtarchiv,  1995, S. 379.        

Annemarie Rotthues (28.06.10 14:45 Uhr)

Carl Matthias Schiffer (1867 - 1930)

gründete mit Freunden aus dem Katholischen Arbeiterverein St. Paulus am 8. Oktober 1899 den christlichen Textilar­beiter­verband als erste Gewerkschaft in Bocholt. Gewerkschafter galten Arbeitgebern damals als suspekt. So verlor Schiffer we­nige Monate später seine Arbeit. Er wurde am 11. März 1900 haupt­amtlicher Gewerkschaftssekretär. Ein Jahr später über­nahm Schiffer den Vorsitz des Zentralverbandes christlicher Textil­arbeiter Deutschlands. 1907 wählte man ihn in den Reichstag.  

Lit.:

Josef Niebur, Hans D. Oppel, Bernhard Tenhofen, Besetzt, verhaftet, verboten. Nazi-Terror gegen Bocholter Gewerkschaften, Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Rathaus Bocholt, 30.4.- 14.5.2003., Bocholt 2003.  

Josef Niebur und Dr. Hans D. Oppel (06.09.10 14:48 Uhr)

Schlatt, Hermann

Bildhauer, geb. in Bocholt am 21.01.1910, gest. am 1.12.2004. Als Sohn eines Dachdeckermeisters in Bocholt geboren, erhielt er in den Zwanziger Jahren eine Ausbildung im Fachgebiet Holzbildhauer-Ornamentik. 1929-1932 studierte er an der Kunstgewerbeschule Münster bei Prof. Franz Guntermann Bildhauerei und bei Hans Pape Graphik. Es folgte ein weiteres Studium bei Prof. Dr. Josef Enseling an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 1932 arbeitete er in Bocholt als freischaffender Künstler.

Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft unterbrachen seine Arbeit zwischen 1940 und April 1949. Von 1964-1989 wirkte er als Dozent an der hiesigen Volkshochschule im Fach Modellieren in Ton. Darüber hinaus lehrte Hermann Schlatt hauptberuflich zwischen 1968 und 1974 am St.-Georg-Gymnasium im Fach Kunst.

Zu seinen Werken gehören zahllose Plastiken, Reliefs, Bildstöcke, Grabdenkmäler, Gemälde und Grafiken, die zum Teil im öffentlichen Besitz sind. Zu den bekannten Arbeiten zählen das Ehrenmal am St.-Georg-Gymnasium (1956), die Neugestaltung der bekannten Figur Meckermann im Langenbergpark, das Mahnmal am ehemaligen Standort der Bocholter Synagoge (1980), die Pforte am Städtischen Mariengymnasium (1950) und die Kanzel in der Pfarrkirche St. Georg (1952).

Maßgeblichen Anteil hatte Hermann Schlatt auch beim Wiederaufbau des Historischen Rathauses in den fünfziger Jahren. Kennzeichnend für ihn war außerdem die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Bocholt.

Er gehörte seit 1952 als Vorstandsmitglied dem Verein für Heimatpflege Bocholt an und war Mitbegründer der Zeitschrift UNSER BOCHOLT. Alljährlich erschienen zum Martinszug seine Holzschnitte mit Monatsdarstellungen (1968-1979) und Berufsbildern (1980-1993). In den Jahren seines Schaffens bemühte sich "Manes" Schlatt, wie er im Volksmund oft genannt wurde, besonders in dem von ihm gegründeten Plattdütsen Kring um die Pflege der Bocholter Mundart und des Brauchtums in Wort und Schrift. 1979 verlieh man ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1983 erhielt Hermann Schlatt für seine Verdienste die Bocholter Stadtplakette in Bronze. Außerdem war er Träger der Martinsplakette des Vereins für Heimatpflege Bocholt. Bis zuletzt lebte der Künstler, der weit über Bocholt hinaus bekannt war, mit seiner Ehefrau Anna, geborene Tangerding, in seinem Hause in der Schwartzstraße.

Wolfgang Tembrink (12.02.07 09:24 Uhr)

Schlattmann, Walter

Geboren in Bocholt am 27.7.1925, gestorben in Hamminkeln am 5.7.2007. Kommunalpolitiker; erlernte den Beruf des Metallschlossers.

Nach seiner Kriegsverpflichtung 1942 und Rückkehr aus der Gefangenschaft diente er von 1945-1948 als Pfarrjugendführer in der Kirchengemeinde St. Josef. 1948 gründete er hier die Werkmannschaft der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. Ferner war Walter Schlattmann 1950 Mitbegründer der Jungen Union Bocholt, zehn Jahre später rief er die hiesige CDA ins Leben.

Nachdem er 1955 der CDU beigetreten war, vertrat er von 1961 bis 1989 seine Partei im Rat der Stadt Bocholt und amtierte zudem hier zwischen 1964 und 1969 als Erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Als Ratsmitglied leitete Walter Schlattmann zunächst den Wohnungsausschuss. Unter seinem Leitwort "Fort mit den Slums aus Bocholt" erwarb er sich besondere Verdienste im Bereich des Wohnungswesens. 1965 übernahm er schließlich den Vorsitz im Garten- und Friedhofsausschuss. Hier formulierte er seine Ziele unter dem Motto "Die Stadt im Grünen soll ein grünes Antlitz erhalten".

Hauptberuflich arbeitete Walter Schlattmann bei der Bocholter Firma Hulvershorn, wo er elf Jahre dem Betriebsrat angehörte, davon acht als dessen Vorsitzender. Zwischen 1963 und 1970 war er außerdem Geschäftsführer des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschland im Bereich Westmünsterland und über 36 Jahre lang ehrenamtlicher Sozial- und Arbeitsrichter in Münster und Wesel. Ferner gehörte er zeitweise dem Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse an.

Für sein ehrenamtliches Engagement wurde Walter Schlattmann 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz und 1994 von der Stadt Bocholt mit der Stadtplakette in Silber ausgezeichnet.  

Wolfgang Tembrink (10.07.07 14:42 Uhr)

Schloss Diepenbrock

Der alte Rittersitz Diepenbrock liegt in dem nordöstlich von Bocholt gelegenen Ortsteil Barlo. Seinen Namen hat er vermutlich wegen seiner tiefen Lage in einem ehemals sumpfigen Gelände erhalten.  

Das Schloss im Stil des Barock steht auf einer kleinen von einer Gräfte umgebenen Insel als rechteckiger Baukörper mit zwei Geschossen. An den sich diagonal gegenüber liegenden Südwest- und Nordost-Ecken befindet sich je ein runder Eckturm. Portal und Fenstereinfassungen bestehen aus hellem Sandstein.  

Nördlich und westlich des Schlosses stehen weitere Gebäude des ehemaligen Hofguts: ein Wirtschaftsgebäude von 1710 und ein Torhaus aus Backstein von 1532. Die Zugbrücke über eine äußere Gräfte ist heute ohne Funktion, da die Toröffnungen nicht mehr als Eingang dienen.  

Der weitläufige Park rund um das Schloss besitzt einen teilweise sehr alten Baumbestand, darunter Eiben, Trauerweiden, Zypressen sowie einen Tulpen und einen Mammutbaum.  

Als Träger des Geschlechtsnamens Diepenbrock erscheinen erstmalig zu Ende des 12. Jh. die beiden Brüder Gottfried und Hinrich von Diepenbrock, die um jene Zeit ein im Kirchspiel Didam (heute Niederlande) gelegenes Gut verkauft haben. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. werden Herren von Diepenbrock als Bocholter Stadt- und Landrichter urkundlich erwähnt. Einer von ihnen, Gerhard von Diepenbrock, wurde 1326 mit dem Gut Diepenbrock belehnt, wobei das Haus urkundlich erstmals Erwähnung findet.  

Zu dieser Zeit war das Haus eine einfache quadratische Anlage mit auffallend starken Mauern. Später wurde es erweitert. Zwischenwände in den heutigen Kellern sind durch ihre noch vorhandenen Schießscharten als ehemalige Außenwände zu erkennen.  

Haus Diepenbrock blieb bis in die erste Hälfte des 16. Jh. im Besitz der Herren von Diepenbrock.  

Um 1520 heiratete die Erbtochter Anna von Diepenbrock (die männliche Linie war erloschen) Zeyne von Welfelde, der dem Hause Welfeld bei Utrecht entstammte. Die Herren von Welfelde haben Gut Diepenbrock rund 200 Jahre als Lehen besessen.  

Der Bocholter Amtsdroste Wilhelm von Diepenbrock stiftete Anfang des 17. Jh zusammen mit seiner Frau für den Zwölf-Apostel-Altar in der St.-Georg-Kirche zu Bocholt das Altarbild "Christus mit den zwölf Aposteln". Im Vordergrund des heute noch erhaltenen Bildes ist das Stifterehepaar kniend dargestellt.  

1732/33 verkaufte Johann Zeger von Welfelde den Besitz Diepenbrock zusammen mit dem in der Nähe liegenden Gut Kortenhorn an Johann Anton Franz von Graes zu Loburg. Der neue Besitzer entstammte einem der ältesten westfälischen Adelsgeschlechter. Im 15. und 16. Jh. gehörten von den ritterbürtigen Herren von Graes, deren  Stammsitz wahrscheinlich eine Burg in dem Ort Graes nördlich von Ahaus war, mehrere als Domherren dem Hohen Domkapitel von Münster an.  

Johann Anton Franz von Graes begann schon bald nach dem Kauf von Diepenbrock mit verschiedenen Umbauten. Er richtete die unter den reformierten Vorbesitzern zerstörte Hofkapelle wieder ein und ließ schon bald wieder regelmäßig Gottesdienste für die Gutseinwohner und die Bewohner der benachbarten Bauernhöfe stattfinden.  

Ab 1736 wurde die Anlage umgebaut und bekam damit weitgehend ihre heutige äußere Gestalt. Die alte Wasserburg hatte durch verschiedene Anbauten allmählich ihre Wehrhaftigkeit verloren und war zu einem Wohnschloss geworden.  

Die heutigen Schlossbesitzer Wilhelm Freiherr von Graes und seine Frau Maria-Paz de Cavestany y de Vargas-Zuniga ließen in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit Hilfe der staatlichen Denkmalpflege die Anlage von Grund auf renovieren. Hierbei wurde Wert darauf gelegt, dass die alte Innenausstattung erhalten blieb. So sind in den Räumen noch Möblierung und architektonische Elemente des Rokoko vorhanden. Hinzu kam ein Neubau aus Backstein, der zusammen mit den umliegenden Gebäuden seit 1981 ein Hotel-Restaurant beherbergt.  

Lit.:

  • Georg Dehio in: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. Bd. 2 Deutscher Kunstverlag, München 1969,S.35.
  • Maximilian Freiherr von Twickel, Haus Diepenbrock und seine Besitzer, in: UNSER BOCHOLT 25. Jg. (1974), H. 2, S. 2 - 5.
  • Elisabeth Bröker, Haus Diepenbrock, in: UNSER BOCHOLT 18. Jg. (1967), H. 2, S. 10 - 12. Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Borken. Münster 1954, S. 203 ff.
  • Franz-Josef Lensing, Haus Diepenbrock, Eine alte Ansicht neu entdeckt, in: UNSER BOCHOLT 38.Jg.(1987),H.1,S.17-20.    

Irmgard Ratermann (17.07.08 12:37 Uhr)

Schmeddinghoffstraße

Diese Straße soll an den Pfarrer, Gymnasialprofessor und Heimathistoriker, Anton Schmeddinghoff (1869-1942) erinnern.  

Lit.:

  • Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.
  • Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 39 (1988), H. 3, S. 26.

(07.09.09 15:54 Uhr)

Schmitt, Egon

Pfarrer Egon Schmidt wurde am 30.07.1909 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Die Priesterweihe empfing er am 23.12.1933 in Münster. Er führte von 1963 - 1979 verantwortlich die Pfarrei St. Georg und war darüber hinaus von 1965 - 1970 Dechant des Dekanates Bocholt.

Anschließend stellte er sich den Aufgaben als Priester in der Kirche St. Georg in Vreden. Sein goldenes Priesterjubiläum feierte er gemeinsam mit den Pfarrmitgliedern 1983 sowohl in Vreden als auch in Bocholt, und in seiner damaligen Predigt brachte er die Liebe zu Bocholt zum Ausdruck. Das Menschliche in der Kirche hatte für Pfarrer Schmidt einen besonderen Stellenwert. Seine Beliebtheit kam auch immer wieder zum Ausdruck, wenn er Bocholt besuchte und die Kirche die Besucher bei seinen Gottesdiensten kaum fassen konnte. In seiner Tätigkeit als Dechant des Dekanats war er auch für die Stadtvertretung immer ein vertrauensvoller Gesprächspartner. Neben seiner tiefen Religiosität wurden seine Fröhlichkeit und Toleranz geschätzt. Egon Schmitt starb am 03.02.1998 im Alter von 88 Jahren. Er liegt auf dem Vredener Friedhof begraben.    

Dr. Hans-Detlef Oppel (06.08.07 15:08 Uhr)

Schmitz, Dr. jur. Otto

Dr. jur. Otto Schmitz, (Zentrum), katholisch, verheiratet, 2 Kinder, geboren am 05.03.1883 in Steele bei Essen, gestorben 18.07.1942 in Gadderbaum. Ausweislich des Generalverzeichnisses des deutschsprachigen Schrifttums legte Otto Schmitz Ostern 1903 die Reifeprüfung am Realgymnasium Essen ab, studierte dann in Bonn und Münster und wurde im Januar 1908 in Erlangen promoviert zum Dr. jur. mit dem Dissertationsthema "Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes". Laut den vorhandenen Unterlagen bestand er im November 1906 das Referendar- und am 09.06.1911 das Gerichtsassessorexamen. Danach war er vom 12.06.1911 bis zum 31.03.1912 als Assessor beim Amt Königssteele und beim Kreisausschuss Hattingen und vom 01.04.1912 bis zum 11.01.1921 als Syndikus des Landkreises Recklinghausen tätig. Er wurde am 16.11.1920 zum 1. Bürgermeister Bocholts mit dem Dienstbeginn 12.01.1921 auf zwölf Jahre gewählt. Mit Genehmigung des preußischen Innenministeriums vom 10.06.1922 trug er den Titel Oberbürgermeister. Am 09.05.1932 wurde er wiedergewählt, am 23.09.1933 durch den Regierungspräsidenten in Münster telegraphisch mit sofortiger Wirkung beurlaubt und aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufbeamtentums am 21.10.1933 in den Ruhestand versetzt. Nach seinem Dienstende ließ er sich 1934 in Essen als Rechtsanwalt nieder und führte dort seit dem 21.02.1935 zur Vermeidung von Verwechslungen den Namen Schmitz-Busz. 

Trotz Dr. Schmitz` Parteizugehörigkeit zum Zentrum und seiner Entlassung aus dem Amte als Oberbürgermeister aufgrund § 6 (politische Untragbarkeit) des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums ist sein Verhältnis zum Nationalsozialismus unklar. Nach Aktenlage wird er bezichtigt, schon als Bocholter Oberbürgermeister in die SA und später als Rechtsanwalt in den NS Rechtswahrerbund eingetreten zu sein. Auch einen Beitritt in die NSDAP soll er angestrebt haben. In der Endphase seiner Amtszeit in Bocholt soll er städtische Bedienstete zum Beitritt in die SA und die NSDAP gedrängt haben.  

Lit.:

Quelle: Stadtarchiv Bocholt, Sign. 2135/K 498, Bd. 1 - 10.  

Gerhard Schmalstieg (06.07.09 08:47 Uhr)

Schmöldersstraße

Diese Straße soll an den sprachbegabten und -kundigen Prof. Dr. phil. Franz August Schmölders (1809-1880) erinnern.  

Lit.:  

  • Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.
  • Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 40 (1989), H. 3, S. 54.
  • Wörffel, Udo,  August Franz Schmölders (1809-1880) - "'ne Bokeltsen Junge" als Professor der Orientalistik in Breslau, in Unser Bocholt, 51. Jg., (2000), H.4, S.12-16.

(10.03.10 16:20 Uhr)

Schonenberg - Historische Häuser

10        Zweigeschossiges bürgerliches Wohnhaus mit ausgebautem Walmdach. Erbaut 1934 für den Kohlenhändler Heinrich Terörde. Architekt Willy Hallen. Backsteinbau mit symmetrischer Nordfassade zu drei Fensterachsen. Die Westfassade hat neben einer linken Fensterachse einen dreigeschossigen, flachgedeckten Mittelrisalit mit zentralem, von zwei schmalen Fenstern flankiertem Haupteingang. Der Risalit leider verunstaltet durch eine vorgebaute stählerne Außentreppe mit überdachtem separaten Eingang im Obergeschoß. Dort rechts neben dem Risalit Relief einer in Werkstein gearbeiteten Heiligenfigur, in der aus erhabenen Lettern gebildeten Gloriole als St. Barbara bezeichnet. Zu deren Füßen in gleicher Ausführung Grubenlampe mit gekreuzten Hämmern sowie der Bergmannsgruß: "Glück auf!" Die originale Grundstückseinfriedung erhalten. Die Architektur des Gesamtbaus besitzt auffallende Ähnlichkeit mit dem Haus Ostwall 43.

Achim Wiedemann (11.02.10 12:33 Uhr)

Kloster auf dem Schonenberg

Vor 1447 wurde im östlichen Teil des Schonenbergs in einem bereits vorhandenen Haus das dritte Bocholter Frauenkloster, das "Agnetenhuys up den Schonenberge" gegründet. 1445 wurde eine Kapelle für die dort lebende "Gemeinschaft der Schwestern vom gemeinsamen Leben" geweiht. Die Schwesterngemeinschaft verdiente sich einen Teil ihres Unterhaltes mit Weben und Nähen oder anderen handwerklichen Tätigkeiten, was zu Konkurrenzstreitigkeiten mit den Gilden führte, zumal die Schwestern keine örtlichen Steuern bezahlen mussten. Bis 1460 war das Schwesternhaus eine zwar religiöse, aber nicht kirchlich organisierte Vereinigung.

1463 wurde die Gemeinschaft in ein Kloster der Augustinerinnen umgewandelt. Nach der neuen klösterlichen Ordnung, die sich an der Regel des heiligen Antonius orientierte, durften die Schwestern die Klausur nicht mehr verlassen. 1466 war das Kloster als "Kloster Marienberg bei der Stadtmauer" bekannt. 1486 wurde mit dem Bau einer Kapelle begonnen. Für die geistlichen Rektoren und Beichtväter war kurz nach 1500 südlich der Klosterkirche ein Haus gebaut worden. Durch die strengen Ordensregeln überwanden die Schwestern die Krisen der Reformationszeit und blieben als klösterliche Gemeinschaft bis zur Säkularisation bestehen.

Am 11.November 1802 erschienen die Fürstlich Salm-Salmschen Kommissare und beschlagnahmten das Kloster samt Vermögen und Gebäuden. Die Fürstlich Salmsche Regierung benutzte zunächst das Konventgebäude als ihren Verwaltungssitz.

1818 konnte die Evangelische Kirchengemeinde die Kirche und das Rektorhaus kaufen. So entwickelte sich die erste Evangelische Kirchengemeinde auf dem vormals klösterlichen Gebiet.

1849 wurde der Bau der heute noch bestehenden St.-Agnes-Kapelle vollendet.

Das expandierende St.-Agnes-Hospital konnte 1898 das gesamte Eigentum der Evangelischen Kirchengemeinde erwerben, die inzwischen an der Münsterstraße eine neue Kirche mit Gemeindezentrum errichtet hatte. Dem Krankenhaus gehörte nun das gesamte ehemalige Besitztum des Augustinerinnenordens. Als die Gebäude und die Einrichtung des Krankenhauses den Anforderungen der modernen Medizin und Versorgung nicht mehr genügten, wurde 1985 in Stenern ein Neubau errichtet.

Zahlreiche archäologische Zeugnisse fanden sich aus der Klosterzeit, als 1986 die Krankenhausbauten nach dem Umzug des St.-Agnes-Hospitals in den Neubau in Stenern abgerissen wurden. Die Wasserversorgung des Klosters geschah über Brunnen. Nachdem sie untauglich geworden waren, wurden sie als "Mülltonnen" benutzt und bargen interessante archäologische Funde. In einem Ziegelsteinbrunnen des 15.Jh. lag der Metallbügel eines Wasserkessels aus Messing oder Bronze; als sog. "Lavabo" wurden diese Kessel u.a. in Kirchen gebraucht. Grünglasierte Ofenkachelstücke lassen auf das Vorhandensein von Kachelöfen schließen.

Inmitten des heutigen Diepenbrockheimes, das seit 1992 auf dem ehemaligen Klostergelände erbaut wurde (an Weberstraße und Schonenberg), befindet sich als letzter Zeuge der vergangenen Klosterzeit die St.-Agnes-Kapelle. (Eine Hinweistafel am Schonenberg dokumentiert die einzelnen Bauabschnitte auf diesem Gelände.)

Lit.:

  • Karl Hengst, Hg., Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung (Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte), Bd.2, Münster 1992.
  • Mechthild Theilmeier-Wahner, Dr. Astrid Strathausen, Dr. Hans D. Oppel, Frauen in Bocholt im Wandel der Zeit, in: UNSER BOCHOLT, 42.Jg.(1991), H.3, S.13.
  • Dr. Hans D. Oppel, Zur St.-Agnes-Kapelle in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, 49.Jg. (1998), H.1, S.95-96.
  • Werner Sundermann, Georg Letschert, Archäologische und historische Spuren der Bocholter Klöster und Stifte, in: Jahrbuch des Kreises Borken (2004), S.115-120.

Helga und Werner Sundermann (11.02.09 11:52 Uhr)

Bocholter Schreibgeräte im Mittelalter

Schon in der Antike kannte man mit Wachs beschichtete Holztäfelchen, um etwas schriftlich festzuhalten. Auch im Mittelalter benutzte man diese hölzernen Schreibtafeln ("holten scrijftaeffel"). Zu ihrer Herstellung gebrauchte man gewöhnlich Holz. Um die rechteckige Platte (ca. 10 x 5 cm groß) ließ man einen erhöhten Rand stehen und füllte die 1-2 mm starke Vertiefung mit Wachs. Nun konnte man die Niederschrift einritzen und, wenn man sie nicht mehr brauchte, leicht wieder tilgen, indem man die Schreibspuren flachdrückte. Mehrere solcher Tafeln konnte man mit Riemchen oder Draht zu einem Büchlein (Codex) zusammenbinden. In Bocholt wurden in Holzbrunnen Stücke einer solchen mehrseitigen Wachstafel und Schreibgriffel etwa des 12./13. Jahrhunderts gefunden.

Solche Schreibgriffel (oder "stilus") sind aus Holz, Knochen, Elfenbein oder Metall gefertigt. Häufig haben sie ein spatelförmiges Ende, womit das Wachs nach dem Schreiben wieder glattgestrichen werden konnte. In Bocholt wurden in ca. 4,40 m Tiefe unter dem heutigen Straßenniveau drei Schreibstifte aus Knochen gefunden Alle sind beidseitig angespitzt (also ohne Spatel) und mit eingeritzten "Kreisaugen" und geometrischen Mustern verziert. Sie haben verschiedene Längen. Die Fundstelle, ein Holzbrunnen in der Nähe der Georgskirche, lässt vermuten, dass die Griffel aus dem Besitz von Geistlichen stammen. Funde mittelalterlicher Schreibgeräte sind in einer Vitrine im Stadtmuseum ausgestellt.  

Lit.:

Werner Sundermann, Mittelalterliche Schreibgeräte (Dem Mittelalter auf der Spur - Beiträge zu Stadtkernarchäologie) in: UNSER BOCHOLT Jg. 35 (1984) H. 1/2, S. 64.

Werner und Helga Sundermann (21.01.09 10:30 Uhr)

Schüring & Herding 100 Jahre Herding

Am 01.04.1870 gründeten Heinrich Schüring (1838-1886) und Max Herding (1844-1911) die Handweberei Schüring & Herding. Heinrich Schüring stammte aus Rees, während die Familie Herding bereits seit 1570 in Bocholt sesshaft war. Im Jahre 1876 zog die Firma mit zunächst 30 Webstühlen zur Miete bei Albin Tangerding am Westend ein. Heinrich Schüring starb 1887 und Max Herding wurde Alleininhaber. 1897 wurde ihm der Titel eines Königlichen Kommerzienrates verliehen. Eine eigene Weberei mit 215 Arbeitern entstand 1887 an der Industriestraße 3.

Die 1870 gegründete Firma baute Max Herding damit zu einem zweistufigen Textilbetrieb mit großer Weberei und eigener Spinnerei aus. Das viergeschossige Spinnereigebäude wurde vom renommierten Schweizer Architekturbüro Sequin & Knobel aus Rüti bei Zürich in Zusammenarbeit mit der Elsässischen Maschinenbaugesellschaft in Mülhausen geplant, welche die Spinnerei lieferte.

Hier wurden 1903 die ersten automatischen "Northop" Webstühle (mit automatischem Schusswechsel) installiert.

Östlich der Weberei baute man 1907 auf dem Nachbargrundstück eine Baumwollspinnerei mit einer Dampfmaschine von 100 PS. 

Mit dieser Firmenerweiterung verbunden war die Namensänderung in Spinnerei & Weberei Herding AG. Gleichzeitig traten auch die Söhne von Max Herding, Paul (1875-1942) sowie Max jr. (1882-1944) in die Geschäftsleitung ein.

1914 liefen 594 Webstühle und 23.600 Spindeln. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden nach amerikanischem Vorbild aus nur einer Bauwollqualität zwei Garnnummern und zwei Rohgewebequalitäten hergestellt. Dadurch wurde die gesamte Produktion enorm rationalisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Dr. Alfred Herding (1911-1980), Sohn von Paul Herding, alleiniger Geschäftsführer. Um 1950 hatte die Firma 520 Beschäftigte. Doch bereits 1963 mußte nach einem Vergleichsantrag die Produktion eingestellt werden.

Grundstück und Gebäude erwarben die Brüder Josef und Bernhard Vogt aus Düsseldorf.

Statt der Baumwollrohgewebe produzierten die neuen Besitzer noch einige Jahre farbige Stoffe für Oberbekleidung.  Einige unter dem Markennamen "Herbo" (Herding Bocholt).

Mit dem Produktionsende fiel das Spinnereigebäude in einen tiefen Schlummer. Doch zuvor gingen mit der Räumung der Hallen die gesamte Innenausstattung an Maschinen sowie wichtige Teile der Firmenüberlieferung verloren. 

Mit dem Ankauf des Industriedenkmals durch den  Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 2004, die Stadt Bocholt und die Stadtsparkasse Bocholt wurde der Grundstein gelegt für das "Zweite Leben" der Spinnerei Herding, als Teil des Westf. Industrie-Textilmuseums in Bocholt.

Lit.:

  • Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarbeitete Aufl. Bocholt 1984, S. 147
  • Flyer des Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur 100 Jahre Herding, Kunst . Visionen . Geschichte vom 19.08. bis 07.10.2007 in der ehemaligen Spinnerei Herding, Industriestr. 5, Bocholt.
  • siehe auch: Carl Herding und Herdinghäuser

Margret Bongert (09.09.09 09:05 Uhr)

Schützenstraße - Historische Häuser

4          Zweigeschossiges Wohnhaus der wilhelminischen Epoche mit flachem Mansarddach. Erbaut 1898/1900 für August Matschke. Bauunternehmer Wwe. J. B. Vallée. Die dreiachsige, symmetrische Fassade über verputztem Kellersockel im Erdgeschoß mit Putzquaderung, im Obergeschoß aus Backstein durch Gesimse, Bänder und bossierte Ecklisenen gegliedert. Hauptgesims als Konsolgesims. Zentraler Hauseingang über eingezogener Treppe durch Pilaster und Ornamentfries betont. Rechteckfenster mit geohrten, profilierten Stuckrahmungen, im Obergeschoß mit Gesimsen über den Stürzen und Putzblenden unter den Brüstungen, das mittlere besonders hervorgehoben. Originale zweiflügelige Eingangstür mit reicher Profilierung.    

6          Baugleich mit Haus Nr. 4 bis auf Details in der Stuckrahmung des Hauseingangs. Die originale zweiflügelige Eingangstür ebenfalls erhalten.  

Achim Wiedemann (11.02.10 12:38 Uhr)

Schuhe des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Bocholt

Von der Menge her bildet Leder nach Keramik den Hauptbestandteil der archäologischen Funde in Bocholt. Vor allem die Fäkaliengruben und Schwindbrunnen (das sind Brunnen, die nach ihrer Aufgabe als Trinkwasserbrunnen als willkommene Abfallgruben zum "Verschwindenlassen" von Abfällen dienten) konservierten das Leder hervorragend.

Die Gilde der Schuster und Gerber gehörte zu der bereits 1386 genannten Fleischhauergilde. Lederfunde wurden an allen Bocholter Grabungsstellen gemacht, besonders häufig jedoch Schuhwerk. Alle Schuhe hatten eine unabhängig vom Oberleder geschnittene Sohle, allerdings ohne Absatz. Anscheinend kannte man das Flicken der Schuhsohlen nicht. Geflickte Schuhe wurden bisher nicht gefunden, wohl aber zahlreiche Sohlen mit Löchern in Ferse und / oder an der Schuhspitze.

Häufig wurde einfach eine zweite Sohle eingelegt. Oft wurden durchgelaufene Schuhe in die Abfallgrube geworfen. Schuhmacher müssen im Mittelalter ein gutes Einkommen gehabt haben. - Schuhformen und Herstellungstechniken änderten sich im Laufe der Jahrhunderte. Im 17. Jahrhundert fertigten die Schuhmacher bereits Sohlen aus mediterranem Kork: die von Leder umfassten Teile waren beweglich zueinander gelagert und ermöglichten ein bequemeres Gehen.

Lederfunde, wie Schwertscheiden, vor allem Schuhe, sind in Vitrinen im Bocholter Stadtmuseum ausgestellt.

Lit.:

  • Alexandra Pesch, Von Leisten und Leder. Mittelalterliches und frühneuzeitliches Schuhwerk - unter besonderer Berücksichtigung Bocholter Funde, in: Millionen Jahre Geschichte. Fundort Nordrhein - Westfalen, Ausstellungskatalog 2000/01, Mainz 2001, S. 415.
  • WernerSundermann, Lederfunde in Bocholter Brunnen. Dem Mittelalter auf der Spur - Beiträge zur Stadtkernarchäologie, in: UNSER BOCHOLT Jg. 35 (1984) S. 62-63.
  • Werner Sundermann, Vom Fellstiefel zum Modellschuh - lederverarbeitende Handwerker in Bocholt, Gerber, Schuster; in: Bocholt von der Steinzeit bis heute, Ausstellungskatalog 1999.

Werner und Helga Sundermann (09.07.09 11:38 Uhr)

Schule und Unterricht in Bocholt

Im Urkundenbuch der Stadt Bocholt wird zum ersten Mal der Schulmeister (Wescelo) im Jahr 1370 als Zeuge einer Beurkundung erwähnt. Die Existenz einer Schule ist aber auch vor dieser Zeit nicht zu bezweifeln. Der Besuch solcher Schulen war kostenpflichtig und konnte bar oder in Naturalien bezahlt werden. Der Schulmeister verfügte meist weder über fachliche noch pädagogische Kenntnisse. Er vermittelte lediglich Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben. Daneben war er häufig als Übersetzer lateinischer Urkunden, Stadtschreiber oder Notar tätig. So wird 1460 ein Hinricus Pelster, Schulrektor in Bocholt als Testamentsvollstrecker erwähnt.

Dass es bereits ein städtisches Schulgebäude gab, belegen Rechnungen aus den Jahren 1413 - 1417. Um 1480 wurde ein Gebäude an der Kirchstraße, zu einer Vikarie (kirchl. Stiftung) gehörend, als Schullokal genutzt. 

Seit 1550 beherrschten Anhänger des Protestantismus den Bocholter Magistrat. Zur Verbreitung der Lehre Luthers wandte man sich auch der Schule zu. Mehr Lehrpersonal wurde eingestellt, allerdings nur Protestanten, die Schule wurde besser ausgestattet. Konflikte mit der katholischen Geistlichkeit und dem Bischof von Münster - vertreten durch den Domdechanten - blieben nicht aus. Erst nach langen Streitigkeiten, zuletzt durch mehrere Gerichtsinstanzen, setzte sich der Bischof durch. 1775 wurden die Mönche des Minoritenklosters beauftragt, eine Unterrichtsanstalt für die drei unteren Gymnasialklassen zu errichten. Diese bestand bis 1811, führte aber nur ein kümmerliches Dasein. Die Fürstbischöfe von Münster hatten durch Synodalverordnungen (1693, 1793, 1776) ohne großen Erfolg versucht, den Schulunterricht in den Städten zu verbessern. Für die letzte (1776) war bereits Franz Freiherr von Fürstenberg verantwortlich, der zusammen mit dem Theologen und Pädagogen Bernhard Overberg die erste geordnete Lehrerausbildung durchsetzte. Nur noch Lehrer mit "Approbation" sollten unterrichten dürfen. Der Bocholter Magistrat stellte allerdings erst 1798 zwei solche Lehrer ein, Andreas Liese und Anton Roberg.

Nach 1803 kommt Bocholt unter die Herrschaft der Fürsten Salm-Salm und Salm-Kyrburg. Neben den bestehenden zwei Knabenschulen wird 1808 die zweite Mädchenschule eingerichtet. Nach dem Wiener Kongress kommt Bocholt zu Preußen, die Aufsicht über die Schulen geht auf die Provinzialregierung in Münster über. 1818 schreibt der Pädagoge Ludwig Natorp aus Anlass einer Schulbesichtigung der Stadt über den Zustand der Schulen: "... habe ich nie so etwas Schlechtes gesehen". Der damalige Bürgermeister Bernhard von Raesfeld fordert daraufhin, das ungenutzte Minoritenkloster zu konfiszieren. Daraufhin ziehen die beiden "Elementar-Knabenschulen" in das Gebäude ein.

  1819 wird in einem Gebäude neben der ehemaligen Klosterkirche der Augustinerinnen - erste evangelische Kirche, heutige St.-Agnes-Kapelle - die erste evangelische Elementarschule eingerichtet.

Lit.:

  • cand. paed. Barbara Kreilkamp, Zur Entwicklung des Volkschulwesens in und um Bocholt bis zum Dritten Reich, in: UNSER BOCHOLT Jg. 30 (1979) H. 3, S. 15-22.
  • Gerd Cebulla, Förderkreis der Langenbergschule Bocholt e. V. (Hrsg), Das Schulwesen der Altstadt Bocholt.
  • Friedrich Reigers, Beiträge zur Geschichte der Stadt Bocholt und ihrer Nachbarschaft, 1. Aufl., Bocholt 1891.
  • Reinhild Freitag, Stadtarchiv Bocholt (Hrsg), Urkundenbuch der Stadt Bocholt, Teil 1, in: Bocholter Quellen und Beiträge, 6. Band, Bocholt 1993.

Hans Nienhaus (30.06.10 08:58 Uhr)

Schulen in Bocholt

Vom I-Dötzchen über die weiterführenden Schulen bis zum Studium an der Westfälischen Hochschule: Bocholt ist ein Bildungsstandort mit großer Vielfalt. Die Schulentwicklung gewinnt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine besondere Bedeutung. Die strategische Planung der Schullandschaft besitzt daher in Bocholt eine hohe Priorität. Mithilfe eines Schulentwicklungsplanes stellt die Stadt die Weichen.

Schulmuseum des St.-Georg-Gymnasiums

Die umfangreiche Lehrerbibliothek St.-Georg-Gymnasium beinhaltet eine große Anzahl von "libri rari", seltenen und wertvollen Büchern. Die reichhaltigen Sammlungen der Fächer Biologie, Physik und Chemie umfassen eine ansehnliche Menge von Lehr- und Lernmitteln, die z.T. bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Diese Objekte verdienten es, der Allgemeinheit zugänglich gemacht zu werden. 1989 begann der Aufbau des Schulmuseums unter Leitung von Oberstudiendirektor Wolfgang Feldhege, Schüler, Eltern und Lehrer erarbeiteten die Konzeption für den Aufbau, Arbeitsgruppen sichteten das umfangreiche Archiv und die Sammlungen der Fächer Biologie, Chemie, Physik, Erdkunde und Geschichte. Eine Schülergruppe im Literaturkurs erarbeitete ein erstes Rohkonzept. Auf 300 qm wird die Entwicklung des höheren Bildungswesens in Westfalen vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute aufgezeigt.

Eröffnet wurde das Schulmuseum am 26. Oktober 1995.  

Die Stadt Bocholt, das St.-Georg-Gymnasium und der Förderverein des Gymnasiums haben 1999 über den Betrieb und Erhalt des Museums eine Vereinbarung getroffen, in der sie sich zu einer gemeinsamen Trägerschaft verpflichten. Ein Museumskuratorium ist für die Leitung verantwortlich.

Finanziert wurde das Museum durch Spenden und Sachleistungen von ehemaligen Schülerinnen und Schülern, heimischen Firmen sowie Freunden und Förderern der Schule. Eine Stele im Eingangsbereich führt die Sponsoren namentlich auf.

Die Betriebskosten trägt die Stadt Bocholt im Rahmen der Betriebskosten der Schule. Die Stadt Bocholt gewährt darüber hinaus einen jährlichen Zuschuss von 500,- Euro, der zweckgebunden im Schulbudget ausgewiesen wird.

Die Rechnungsführung liegt beim Förderverein des St.-Georg-Gymnasiums.  

Seit der Eröffnung wurden die Holzschränke in der Mitte des Aulafoyers durch zwei doppelte Glasvitrinen ersetzt. Eine Gedenktafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege wurde von Dr. König, der heute in den USA lebt, gespendet. Vitrinen und Wandabwicklungen wurden aktualisiert oder neu gestaltet.

Weiterhin wurde eine umfangreiche Sammlung alter Schulwandbilder und Wandkarten angelegt.

Ausgangspunkt war die Sammlung des Faches Biologie mit zirka 130 Exponaten, die z.T. noch aus dem 19. Jahrhundert stammen und kulturhistorisch und ästhetisch äußerst interessant sind. Aus vielen Schulen der Umgebung konnten zirka 400 weitere Wandbilder und Karten übernommen werden.  

Bei den Neuzugängen handelt es sich im Wesentlichen um Objekte aus den 1950er und 1960er Jahren. Es sind alle Fächer vertreten, der Schwerpunkt allerdings liegt bei Religion, Erdkunde, Physik und Verkehrserziehung.

Im Keller des Gymnasiums wird ein Kartenraum eingerichtet, damit die Schulwandbilder angemessen untergebracht werden können. Nach der Archivierung ist eine Ausstellung geplant.  

Das Museum gliedert sich in drei Abteilungen:  

-- Die erste Abteilung im Treppenturm umfasst den schulhistorischen Bereich und eine kleine Auswahl von libri rari.

Besonderer Schwerpunkt ist die Darstellung der Entwicklung der Schule in der Zeit des Nationalsozialismus und in den frühen Nachkriegsjahren. Die Situation jüdischer Schüler und Lehrer am Gymnasium wird anhand von Dokumenten und Biographien nachgezeichnet. Schulbücher, Erlasse und Erinnerungen von Zeitzeugen veranschaulichen das schulische Leben zwischen "Widerstand und Anpassung".

-- Die zweite Abteilung auf der Empore zeigt ein historisches Klassenzimmer. Hier befinden sich überwiegend Originalgegenstände des Gymnasiums. Dargestellt ist die Situation zur Kaiserzeit mit Tafel, Pult, Bänken, Ofen, Wandkarte und anderen Einrichtungsgegenständen.  

-- Die dritte Abteilung im Aulafoyer zeigt Lehr- und Lernmittel der Naturwissenschaften und der Erdkunde aus den letzten 150 Jahren.

Umfangreich und für junge Besucher immer von besonderer Attraktion sind die Exponate der Biologie (Trocken- und Flüssigkeitspräparate, Skelettteile, Natura docet-Präparate).  

Das Schulmuseum ist der Allgemeinheit zugänglich. Es ein Ort des Lernens sein. Schülerinnen und Schüler und alle, die sich für die Schule interessieren, können hier Einsichten zur Entwicklung des Gymnasiums und des Bildungswesens in Preußen und Westfalen gewinnen. Anhand der konkreten Einrichtungen und Exponatsituation können Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern beispielsweise

--  spielend einen Eindruck des Schul- unterrichts zur Kaiserzeit gewinnen;

--  mit Griffel auf Schiefertafeln oder mit Tinte und Federhalter ins Heft in deutscher Schrift schreiben;

--  den Schulalltag eines Schülers oder einer Schülerin zur Kaiserzeit mit ihrem heutigen Schulalltag vergleichen;

--  die Entwicklung der Pädagogik im 19. und 20. Jahrhundert nachvollziehen,

--  den Zusammenhang untersuchen zwischen Wachstum und funktionalem Wandel der Stadt Bocholt und dem Aufbau des höheren Bildungswesens von der Lateinschule bis zum Vollgymnasium,

--  analysieren, wie sich der Faschismus in Deutschbüchern, im Mathematik-, Geschichts- und Erdkundeunterricht bemerkbar gemacht hat;

--  sich mit der Situation der jüdischen Schüler und Lehrer am Gymnasium in Bocholt auseinandersetzen.  

Zahlreich sind die Besuche von Klassen und Kursen aller Schulformen aus der Region. Regelmäßige Gäste sind dabei Klassen der Grundschulen, die im Rahmen der Unterrichtsreihe "Schule gestern und heute" vor allem das historische Klassenzimmer und die Lehr- und Lernmittelsammlung besuchen.

Lit.:

Wollfgang Feldhege und Dr. Wolfgang Mittag, Leitfaden zum Schulmuseum des Städtischen St.-Georg-Gymnasiums Bcholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 48 (1997), H. 4, S. 65 - 72

Dieselben, Schulmuseum des Städtischen St.-Georg-Gymnasiums Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 50 (1999), H.3, S. 47 - 62

Schulze Wehninck

Der Hof Schulze Wehninck in Barlo ist einer der ältesten Höfe in Bocholt. Die erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1290 datiert. Seit mehr als 700 Jahren bewirtschaftet Familie Schulze Wehninck unter demselben Namen in ununterbrochener männlicher Erbfolge und an derselben Stelle ihren Hof. Lediglich im dreißigjährigen Krieg unter der Hessenherrschaft mussten die Bewohner ihren Hof verlassen und konnten elf Jahre lang nur nachts Land und Garten bestellen. Die Schreibweise des Hofnamens änderte sich im Laufe der Jahrhunderte von Wehnync über Veninc, Wenynck und Wening.

Ab 1900 wird der Name in der heute gültigen Weise geschrieben. Der ehemalige Titel "Schulze", entsprechend den früheren Aufgaben als Schulze für die Region, wurde dem Namen Wehninck 1966 vorangestellt.  

Eine von Agnes Schulze Wehninck im Jahr 2002 fertiggestellte Familienchronik beschreibt umfassend die historische Entwicklung, die Generationenfolge, die wirtschaftliche Lage und das Umfeld des Hofes in seiner langen Geschichte.

Lit.: 

Agnes Schulze Wehninck, Hof- und Familienchronik Schulze Wehninck in Barlo, Oktober 2002        

Irmgard Ratermann (09.07.09 12:01 Uhr)

Schuster & Dübigk

Am 26.4.1875 gründet Wilhelm Schuster (1849 - 1892) und Emil Dübigk die o.g. Firma. Nach Aktenlage befand sich der Betrieb zunächst wohl in der Schanze, später wurde in der Bismarckstr. 27-29 eine eigene Weberei mit 55 Arbeitern errichtet. Wilhelm Schuster starb 1892, seine Witwe wurde Teilhaberin. Als nach dem 1. Weltkrieg der größte Abnehmer für die "Regatta-Streifen"-Gewebe, die Kaiserliche Marine, ausfiel, hat die 1921 gegründete Westfälische Baumwollweberei den Betrieb gemietet.

1929 kaufte Carl Herding das Werk und arbeitete dort bis zur Kriegszerstörung 1945.  

Lit.:

E. Westerhoff, "Die Bocholter Textilindustrie", Bocholt, 1984, 2. Auflage, S. 149

Margret Bongert (09.07.09 12:04 Uhr)

Schwane

Von der Molkerei Bocholt, Werther Straße, bis zur Hammersenstraße und von der Schwanenstraße (Anfang Johannesstraße) bis zur Bischof-Ketteler-Straße gehörte das Gelände "Schwane" zu Boytinks Mühle, ausgenommen eine Reihe von Häusern mit Kleingärten südlich der Schwanenstraße.

Der Name "Schwane" taucht in den letzten beiden Jahrhunderten in  Bocholt nicht mehr auf (Letzter Hinweis auf den Namen: 1701 im Taufregister von St. Georg, 1713 eine Eheschließung. Ob die betr. Familie zu der Zeit auf "de Schwane" wohnte und auch Pächter der Mühle war, ist nicht ersichtlich.). Zu der Zeit waren die Mühlen städtischer Besitz.  

Lit.:

Anna Lindenberg, Zur Geschichte der Schwanenmühle und der Familie Boytink, in: UNSER BOCHOLT Jg. 20 (1969), H. 1, S. 17-22.

Elisabeth Heiduk (06.09.10 15:09 Uhr)

Schwanenmühle

Kaum jemand wird sich heute unter dem Namen "de Schwane" oder Schwanenmühle etwas vorstellen können. Der Name erinnert jedoch an ein idyllisches Fleckchen vor den Toren unserer Stadt.

Im Dreißigjährigen Krieg, als die Hessen in Bocholt herrschten und 1643-1645 bedeutende Befestigungsanlagen bauen ließen, musste die Stadt im Zuge dieser Arbeiten die drei ihr gehörenden Mühlen (Öl-, Walk- und Lohmühle) an der Schleuse abbrechen. Sie standen am ehemaligen Schleusentor und wurden von der Wesselweide an andere Plätze verlegt. So kamen diese Wassermühlen als Erbpacht der Stadt zum Gute "de Schwane" an der Aa.

Bei der "Alten Molkerei" an der Straße nach Werth lag ein großes Herrenhaus. Zum ganzen Anwesen gehörten eine Wassermühle, eine Rauerei und Landwirtschaft.  

Zum Namen "Schwanenmühle". Mehr als 200 Jahre lang lag der Besitz in Händen der Familie Boytinck. Wir wissen, dass bedeutende Güter und Bauernhöfe in der Umgebung noch heute den Namen der alten Besitzer tragen. Es besteht also Grund zur Annahme, dass auch der Gutshof, "de Schwane" den Namen von seinem früheren Besitzer erhalten hat. Nur wenig ist von der Familie Schwane bekannt: 1701 gab es eine Familie Schwane in Bocholt. 1713 werden Derk Schwane und Anna Mechthild Selte in St. Georg getraut. Es ist nicht ersichtlich, ob diese Familie zu der Zeit auf Gut Schwane gewohnt hat.

1713 übernahm ein Boytinck das Gut Schwane als Eigentum und die damit verbundene Mühle in Erbpacht. 1822 wurden die Mühlen an die damaligen Erbpächter Bernhard Meulemann und Wilhelm Boytink verkauft. Die Käufer wurden damit auch Besitzer der Mühlen und des Wasserrechts. Noch einmal erscheint der Name dieser Mühlen in den Quellen. In der Osternacht am 6. April 1828, während der Auferstehungsfeier in St. Georg, wurde die Ölmühle ein Raub der Flammen. Sie wurde aber von den neuen Besitzern wieder aufgebaut und in späteren Jahren in eine Kornmühle umgewandelt.

Ältere Bocholter Bürger berichten, dass an der Mühle im Aadamm ein Durchlass eingebaut war, durch den man im Spätherbst das tieferliegende Gelände zur Schwanenstraße hin unter Wasser setzte. Sobald der Winter mit Frost seinen Einzug hielt, konnte man sich auf der Eisfläche vergnügen. Die Benutzung war kostenlos. Wenn dann Tauwetter einsetzte, wurde mit schweren Eisenstangen das Eis gebrochen, auf Pferdefuhrwerke verladen und zur Ravardistraße in einen großen Eiskeller gegenüber der damaligen Gaststätte Haus Wildör gebracht. Damals wurde das Grundstück "Diepenbrocks Eiskeller" genannt.

Vom Ende der Mühle berichtet ein Augenzeuge: Gegen Ende des Ersten Weltkrieges gab es einen strengen Winter. Als das Eis der Aa auftaute, trieben große Schollen flussabwärts. Eine mächtige Scholle hatte sich festgeklemmt. Durch die Sperre und durch die Gewalt des nachdrückenden Wassers wurden die Mühle und die Rauerei, zwei Holzbauten auf mächtigen Eichenpfählen über dem Wasser stehend, flussabwärts gerissen. Die Mühle war so zerstört worden.  

Von 1936 bis 1941 diente das alte Herrenhaus als Unterkunft für weibliche Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes, die in Bocholter Familien im Arbeitseinsatz waren. Im Jahre 1945, nach der Zerstörung des alten Herrenhauses, wurden die tiefliegenden Wiesen als Müllkippe benutzt und mit den Trümmern der zerstörten Stadt angefüllt. Heute erheben sich auf dem Gelände die Gebäude des Berufskollegs an der Schwanenstraße (früher: Gewerbliche Schulen der Stadt Bocholt).

Lit.:

Anna Lindenberg, Zur Geschichte der Schwanenmühle und der Familie Boytinck, in: UNSER BOCHOLT Jg. 20 (1969) H. 1; S. 17-22.

Fritz Lindenberg, Alt Bocholt ? Stadt und Land, 1. Auflage, J & A. Temming 1965.

Kriegschronik der Stadt Bocholt 1939?1945, bearbeitet von G. Schmalstieg, Bocholter Quellen und Beiträge Bd. 7, Hrsg. Stadtarchiv Bocholt 1995.  

Elisabeth Heiduk und Johann Telaar (09.07.09 12:16 Uhr)

Wilhelm Schwarte

38 Jahre wirkte Dr. med. Wilhelm Schwarte in Bocholt. Man kannte ihn als Arzt, als Vorsitzenden des Vereins für Heimatpflege Bocholt E.V., und er war, wie er gern von sich behauptete, Familienvater. Am 23. Februar 1908 wurde er in Stadtlohn geboren. Nach dem Abitur 1928 in Rheine absolvierte Wilhelm Schwarte zwei Jahre ein Apothekerpraktikum in Dormagen. Es folgten ein Medizinstudium an verschiedenen Universitäten, eine dreijährige Assistenten- und wissenschaftliche Assistentenzeit an der Nervenklinik Münster und 1939 die Promotion. Während des Zweiten Weltkrieges war er von 1939 - 1945 bei der Luftwaffe als Truppenarzt, als Leiter einer Flieger-Untersuchungsstelle und in einem Lazarett für Hirn- und Nervenverletzte tätig. Bevor sich Dr. Schwarte Oktober 1946 in Bocholt als Facharzt für Nerven- und Geisteskrankheiten niederließ, arbeitete er noch einmal ein Jahr als wissenschaftlicher Assistent an der Universitätsnervenklinik Münster.  

Dr. Schwarte war Mitglied der Bocholter Gesellschaft Eintracht, Vorstandmitglied des Vereins für das geistig behinderte Kind Bocholt-Borken und mitbeteiligt an der Einrichtung der Tagesstätte für geistigbehinderte Kinder und einer beschützenden Werkstatt für geistigbehinderte Jugendliche. Als Belegarzt im St.-Agnes-Hospital Bocholt (1946-1977), als Berater der Krankenhäuser in Borken und Stadtlohn sowie des Hauses Tenking, Rhede, und der Bocholter Justizvollzugsanstalt entwickelte sich für Dr. Schwarte eine große Herausforderung. Sein Engagement auf dem Gebiet der Heimatarbeit zeigte ebenso ein großes Betätigungsfeld. Vom 8. Mai 1963 bis zum 9. Dezember 1983 fungierte er als Vorsitzender des Bocholter Heimatvereins, gleichzeitig hatte er den Vorsitz des Schriftleitungsausschusses der Zeitschrift "Unser Bocholt". Er arbeitete im Verwaltungsrat des Westfälischen Heimatbundes und wirkte als Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für kulturelle Grenzbeziehungen in der Region Achterhook/Westmünsterland mit. Außerdem vertrat Dr. Schwarte im Förderkreis des ostdeutschen Kulturzentrums Bocholt die Interessen der ostdeutschen Landsmannschaften. In der Landeselternschaft der Höheren Schulen in NRW kümmerte er sich um die Beilegung von Konflikten zwischen Schülern, Eltern und Lehrern.  

Für sein großes berufliches und ehrenamtliches Engagement wurde Dr. Schwarte u.a. im Februar 1972 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, und die Stadt Bocholt ehrte ihn am 2. Dezember 1983 mit der Verleihung der Stadtplakette in Bronze. Mit der ersten vom Verein für Heimatpflege Bocholt E.V. herausgegebenen Ehrenmedaille mit dem Motiv der Mantelteilung St. Martins dankte ihm der Heimatverein am 23. Februar 1978 für seine Bemühungen im kulturellen und heimatkundlichen Bereich.

Am 7. April 1942 heitatete Dr. Schwarte Hildegard Trapp aus Perleberg. Das Ehepaar bekam sechs Kinder, Sohn Peter übernahm 1982 die Praxis seines Vaters. Ein Jahr später musste Dr. Wilhelm Schwarte seinen Beruf krankheitsbedingt aufgeben. Im Alter von 76 Jahren verstarb er am 24. August 1984 in der Medizinischen Klinik Essen.  

Lit.:

  • Hans D. Oppel, Die erste Ehrenmedaille des Vereins für Heimatpflege e.V., in: Unser Bocholt, 29.Jg. (1978), H. 2, S. 48.
  • Georg Ketteler, Dr. Wilhelm Schwarte, in: Jahrbuch des Kreises Borken 1984, S. 11-13.
  • Bocholter-Borkener Volksblatt vom 3. Dezember 1983.
  • Quelle: Mündliche Auskunft v. Dr. med. Peter Schwarte, Bocholt 2007.      

Annemarie Rotthues (31.08.10 11:14 Uhr)

Theodor Schwartz

wurde am 3. Mai 1870 in Bocholt geboren. Aus der 1897 mit Anna Beissel geschlossenen Ehe entstammten neun Kinder. Die Familie bewohnte das Haus Salierstraße 6 (heute Musikschule), das er 1898 erbauen ließ. Der Tod seiner Frau 44jährig im Jahre 1919 traf ihn sehr.

Theodor Schwartz war ein für das Gemeinwohl aktiver und tief religiöser Mensch. Viele Jahre war er als Stadtverordneter der Zentrumspartei um die Belange seiner Heimatstadt besorgt. Ebenfalls gehörte er lange Zeit dem Kirchenvorstand der Pfarre St. Josef als stellvertretender Vorsitzender an. Er war Mitinhaber der Firma Ludwig Schwartz, die er mit Geschick und Tatkraft über die wirtschaftlichen Verwerfungen des Ersten Weltkriegs und der folgenden Jahre hinweg führte. Daneben füllten ihn zahlreiche Ehrenämter im Spinnereiverband auf regionaler Ebene, im Reich sowie im Reichsverband der deutschen Industrie sowie an der Bremer Baumwollbörse aus.

In Würdigung seiner Tätigkeiten zeichnete man ihn mit dem Königlichen Kronenorden IV. Klasse und dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe aus.  

Besonders engagiert war Theodor Schwartz im St. Georgius-Schützenverein, dessen Vorsitzender und späterer Präsident er Anfang 1910 wurde. Er setzte sich dort für die Geselligkeit der Bocholter Bürger ein. Mit sehr viel Arbeit, großen Sorgen und persönlichen Opfern trieb er 1912/13 den Neubau des Schützenhauses voran. So nahm er an einer großen Zahl von Mitgliederversammlungen, Beratungen des Vorstandes und der Finanzkommission teil, allein die Baukommission kam zu 107 Sitzungen zusammen.

Den Nationalsozialismus lehnte Theodor Schwartz ab. Er ging deshalb 1933 auf Distanz zur NSDAP, denen Schwartz das Schützenhaus für Wahlkampfzwecke verweigerte. Der Versuch der Nazis, ihn deshalb mit Hilfe einiger bereitwilliger Vereinsmitglieder aus dem Amt zu drängen und den Verein gleich zu schalten, konnte 1933 noch durch eine große Mehrheit der Mitglieder vereitelt werden. Dennoch blieben die Beziehungen zwischen dem Präsidenten Theodor Schwartz und den Nazis immer gespannt. Im Zuge einer von der NSDAP inszenierten Affäre um das Motto der karnevalistischen Sitzung 1937 trat er, durch den Verrat aus dem Vorstand irritiert, vom Vorsitz zurück. Die nächste Mitgliederversammlung ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten. Dem Schützenverein blieb er treu und war auf den kommenden Schützenfesten ein gern gesehener Gast. Ehrenkarten, die ihm danach durch Kreisleiter Heinrich Pfeffer übersandt worden waren, sandte er auch dies ein Zeichen seiner Unabhängigkeit zurück.  

Der Zweite Weltkrieg, der mit der Zerstörung seiner Heimatstadt Bocholt endete, kostete ihm über die Maßen viel Kraft. Zwei seiner Söhne fielen, zwei weitere gerieten in Kriegsgefangenschaft (einer konnte erst nach seinem Tode nach Bocholt zurückkehren), sein Betrieb wurde beim Angriff auf Bocholt am 22. März 1945 zerstört.

Theodor Schwartz starb am 8. August 1946.  

Lit.:

Josef Niebur, Josef Beimesche, St.-Georgius-Schützenverein in der Zeit des Nationalsozialismus, in: UNSER BOCHOLT 58.Jg. (2007)H.2, S,44-62, insbes. S.49.

Josef Niebur (09.07.09 12:27 Uhr)

Schwartzstraße - Historische Häuser

7          Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla mit abgeflachten, geschweiften Walmdächern und Pfannendeckung im historisierenden Stil der wilhelminischen Epoche. Frontrisalit mit vorgezogenem, knaggengestütztem Krüppelwalm. Erbaut 1905/6 durch den Bauunternehmer A. V. Hülskamp. Von 1906 bis 1921 Wohnhaus des Fabrikanten Paul Herding(1875-1942). Siehe Südwall 18. Spätere Eigentümer u.a.: Wwe. Hedwig Marlie (1921-1932) und Rechtsanwalt und Notar Julius Sarrazin (gest. 1938) bzw. dessen Erben (1932-1962). Fassaden über verputztem Kellersockel im Erdgeschoss aus Putz mit Ritzquaderung, im Obergeschoss aus roten Verblendplättchen mit grün eingelegten, in der Dachzone umlaufenden geometrischen Mustern. Die Ecken bossiert. Die Fenster mit profilierten Putzrahmungen, im Risalit mit Stabwerk, im Dachgeschoss als Rundbogenfenster, im Erdgeschoss von einem Blendbogen überfangen. Südöstlicher Rechteckturm im Dachgeschoss mit Zierfachwerk und Spitzhelm. Gartenseitiger Verandaanbau mit darüber liegender Terrasse. Die originale Raumaufteilung weitgehend erhalten. Seitlicher Hauseingang mit einflügeliger, eichener Haustüre. Vorgarten mit originalem, aufwendig gearbeitetem schmiedeeisernen Tor und Gitterzaun.  

Lit.:  

UNSER BOCHOLT 1981, Heft 3, S. 38; 1994/95, Heft 4/1, S. 95, 103; 2002 Heft 4, S. 51.    

8          Zweigeschossiges bürgerliches Doppelhaus des Jugendstils mit ausgebautem Satteldach. Erbaut um 1900 durch den Bauunternehmer A. V. Hülskamp. 1945 zerstört. 1950/52 wiederaufgebaut durch den Bauunternehmer Bernhard Pohl. Architekt Johann Ketteler, Bocholt. Putzfassade zu je drei Fensterachsen durch Gesimse und Sprossenfenster gegliedert. Die beiden äußeren Fensterachsen jeweils risalitartig hervorgehoben, die Ecken im Erdgeschoß durch einzelne Bossen, im Obergeschoß durch pilasterähnliche Ornamente betont. Die Risalitfenster im Erdgeschoss mit Pilastern gerahmt, im Obergeschoß durch einem gemeinsamen Dreiecksgiebel mit Fächerornament bekrönt und unter den Brüstungen mit einer durchgehenden Putzblende zusammengefasst. Über den Stürzen der beiden inneren Fensterachsen im Obergeschoß Schweifgiebel. Darunter die beiden Hauseingänge über eingezogenen Treppen.    

10        Siehe Haus Nr. 8. Hier jedoch der Hauseingang vermauert und zum Fenster umgestaltet.    

12        Zweigeschossiges bürgerliches Wohnhaus der wilhelminischen Epoche mit ausgebautem Satteldach. Erbaut um 1900. 1945 zerstört. 1951/54 wiederaufgebaut durch den Bauunternehmer Bernhard Pohl. Die dreiachsige, symmetrische Fassade über verputztem Kellersockel aus roten Verblendplättchen durch Gesimse und Bänder horizontal gegliedert. Rechteckige Tür- und Fensteröffnungen mit profilierten, geohrten Stuckrahmungen und Sprossenfenstern. Die Fensterstürze im Obergeschoß mit geschweiften Ziergiebeln bekrönt, der mittlere als Lünette mit Muschelornament. Unter den Sohlbänken schmale Putzblenden. Zentraler Hauseingang über eingezogener Treppe.    

14        Zweigeschossiges bürgerliches Wohnhaus der wilhelminischen Epoche mit ausgebautem Satteldach. Erbaut um 1900. 1945 zerstört. 1946/48 wiederaufgebaut für Albert Löwenstein. Architekt Johann Ketteler. Die dreiachsige, symmetrische Fassade über verputztem Kellersockel aus roten Verblendplättchen durch ein Gesims mit Zahnfries sowie durch Bänder und bossierte Ecklisenen gegliedert. Rechteckige Tür- und Fensteröffnungen mit profilierten Stuckrahmungen und Sprossenfenstern. Die Fensterstürze von ornamentgeschmückten Ziergiebeln bekrönt. Unter den Sohlbänken schmale Putzblenden. Zentraler Hauseingang über eingezogener Treppe.  

Lit.:  

  • Kriegschronik der Stadt Bocholt, Bocholter Quellen und Beiträge hg.v. Stadtarchiv Bocholt Bd.7, Bocholt 1995, S.211 (27.Juli 1942).
  • Josef Niebur, Juden in Bocholt, Bocholter Quellen und Beiträge hg.v. Stadtarchiv Bocholt,  Bd.3, Bocholt 1988, S. 125 ff, 144.  

Achim Wiedemann (11.02.10 12:57 Uhr)

Schwarzes Stift (Das Lüttyke bekynnenhus oder das Schwarze Kloster)

Das Schwarze Stift war ein Beginenkonvent. Die Frauen trugen die schwarze Tracht der Beginen - im Volksmund bürgerte sich die Benennung "Schwarzes Stift" ein. Aus dem Jahre 1309 finden sich erste urkundliche Aufzeichnungen, die vom "luttyke bekinnenhus" sprechen. In diesem "Kleinen Beginenhaus" lebte eine religiöse Genossenschaft von Jungfrauen und Witwen, die sich ohne eigentliche Klostergebäude zu einem gemeinsamen, gottesfürchtigen und keuschen Leben verpflichtete. Die Beginen legten kein Gelübde ab, sondern behielten die Freiheit, ihre Gemeinschaft jederzeit wieder zu verlassen. Die Schwestern mussten schon ab 1322, bald nach ihrer Gründung, durch immer wieder veränderte und verschärfte Statuten nachweisen, dass sie zu den rechtgläubigen und ehrbaren Beginen gehörten.

Durch Mitgifte und Renten der Stiftsdamen kam ein stattliches Vermögen zusammen. Aus dem 15. Jh. ist überliefert, dass sich Bocholter Bürger über den "lockeren Lebenswandel" der Beginen beklagt hatten. Das Schwarze Kloster wurde 1556 in ein Damenstift für ledige Damen aus gutbürgerlichen Bocholter Familien umgewandelt.

Nach der Reformation wurde im Jahre 1602 durch Reformen versucht, die klösterliche Zucht wieder einzuführen.

Die Entwicklung ist vom 16. Jh. an dem des Weißen Klosters vergleichbar. Das religiös-karitative Ideal schwand immer mehr. Es wurde eine Tendenz zu einer Versorgung unverheirateter Töchter aus gutsituierten Bocholter Familien immer deutlicher. Das "zwarte cloester" wurde zu einer standesgemäßen Einrichtung für sie und folgerichtig in "Schwarzes Stift" umbenannt. Die Stiftsdamen wohnten in wenigen kleinen Häusern.

1803 wurde auch dieses Stift dem besitzergreifenden Fürsten Salm-Salm übergeben und verkauft.

Ende des 19. Jahrhunderts baute der Gesellenverein an der Stelle des ehemaligen Klosters das Gesellenhaus mit Gaststätte und weiteren Gebäuden (heute Kolpinghaus). Die kleinen Beginenhäuser mussten abgerissen werden.

In Bocholt waren die Beginen schon Ende des 13. Jh. ansässig, obwohl die erste urkundliche Erwähnung sie erst am 24.März 1309 im "lütteke bekynnenhus" nennt. Das wurde durch archäologische Untersuchungen im Frühjahr 1993 bewiesen, als im Hof des heutigen Kolpinghauses drei Kegelbahnen bis in eine Tiefe von 4,65 m gebaut wurden. Dabei kamen Abfallgruben mit Keramik des 13. Jh. und sog. Stakenlehm zu Tage. Der Lehm weist auf hölzerne Fachwerkgebäude hin. Im 15./16. Jh. wurden die einfachen Unterkünfte durch Häuser aus Backsteinen ersetzt. Dafür gibt es archäologische Belege aus mehreren Abfallgruben. Wichtigster Fund waren die Fundamente eines vierten Beginenhauses aus Backstein, das im ehemaligen Obstgarten lag. Hier wurde Keramik des 15./16. Jh. gefunden.

Lit.:

  • Karl Hengst, Hg., Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung (Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte), Bd.2, Münster 1992.
  • Mechthild Theilmeier-Wahner, Dr. Astrid Strathausen, Dr. Hans D. Oppel, Frauen in Bocholt im Wandel der Zeit, in: UNSER BOCHOLT, 42.Jg.(1991), H.3, S.13.
  • Werner Sundermann, Georg Letschert, Archäologische und historische Spuren der Bocholter Klöster und Stifte, in: Jahrbuch des Kreises Borken, (2004), S.115-120.

Helga und Werner Sundermann (11.02.09 12:33 Uhr)

Schwestern Unserer Lieben Frau im Herz-Jesu-Hospiz

1866 kamen erstmals Schwestern Unserer Lieben Frau von Coesfeld nach Bocholt, um den Unterricht an der ersten höheren Mädchenschule in Bocholt zu übernehmen. Als Preußen 1872 die Lehrtätigkeit der Schwestern unterband, wanderten viele Ordensfrauen nach Nordamerika aus.  

Erst 1888 konnten die Schwestern ihre Tätigkeiten in der Mädchenschule wieder aufnehmen. Eine weitere Aufgabe in Bocholt übernahm der Orden im Jahre 1883 mit der Gründung eines Heims für alleinstehende Arbeiterinnen, des Herz-Jesu-Hospizes an der Osterstraße.  

Aufgrund der einsetzenden Industrialisierung kamen immer mehr Mädchen nach Bocholt, um hier eine Arbeit anzunehmen. Das Hospiz konnte bis zu hundert jungen Arbeiterinnen eine Wohnmöglichkeit bieten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Arbeiterinnenwohnheim durch Bomben zerstört und 1951/52 als Schwestern- und Mädchenwohnheim wieder aufgebaut. Seit 1988 wohnen die Schwestern in einem Teil des Schwesternwohnheims der Clemensschwestern am Ostwall 26, während das Mädchenwohnheim 1990 in das Nachbargebäude am Ostwall 28 umzog.  

Heute leben noch sieben Schwestern in der klösterlichen Gemeinschaft am Ostwall. Eine der Schwestern ist noch voll berufstätig, sie arbeitet in Borken in dem von der Caritas geführten Behindertenwohnheim für geistig und körperlich behinderte Erwachsene, die tagsüber in Werkstätten beschäftigt sind. Die anderen sechs Schwestern sind alle ehrenamtlich im caritativen, im kirchlichen oder im sozialen Bereich (Betreuung Demenzkranker, Omega-Sterbebegleitung, Krankenbesuche etc.) tätig.

Daneben betreuen die Schwestern Unserer Lieben Frau einige Bocholter Kindergärten und das Behindertenheim an der Horststraße.

  Als das Gebäude des Hospizes (Osterstraße 40-48) abgerissen wurde erfolgten archäologische Untersuchungen des Baugeländes in zwei Abschnitten, und zwar 1982 und 1991. Auf dem ca.1000 qm großen Gelände konnte eine frühere Bebauung vom 12.-18.Jh. nachgewiesen werden.  

1982 konnten älteste Besiedlungshinweise aus dem ersten Jahrtausend vor Christus nachgewiesen (Keramikscherben). Außerdem wurden mittelalterliche Funde gemacht, u.a. ein Teil eines alten Stadtgrabens, der quer durch die Baustelle verlief. Insgesamt wurden auf dem Gelände 13 Brunnen entdeckt (Baumstammbrunnen des 12./13.Jh. und Ziegelsteinbrunnen des 18./19.Jh.). Sie enthielten Keramikgefäße für den täglichen Gebrauch und Lederfunde (Schuhe). In einem außergewöhnlich großen Schacht, der im 15.-18.Jh. als Fäkalschacht benutzt wurde, war erstmalig in Bocholt ein Textilfund entdeckt worden. Es handelte sich dabei um einen Teil einer wollenen Kopfbedeckung für eine Frau. Dieser Fund wurde im Deutschen Wollforschungsinstitut in Aachen untersucht. Die Funde sind im Stadtmuseum Bocholt präsentiert.    

Lit.:

Mechthild Theilmeier-Wahner. Astrid Strathausen, Hans D. Oppel, Frauen in Bocholt im Wandel der Zeit, in: UNSER BOCHOLT Jg. 42 (1991), H 3, S. 31.

Helga und Werner Sundermann (22.06.10 10:57 Uhr

Franziskusschwestern in Bocholt

Vor und nach dem 1. Weltkrieg gerieten viele Familien in Notlagen, die durch den Zug in die Großstadt und die dort herrschende Anonymität hervorgerufen wurden. Die Möglichkeiten der Großfamilie, sich um alte, kranke, oder behinderte Angehörige zu kümmern und bedürftigen Kindern beizustehen, bröckelten auseinander. Ohne zuverlässige Hilfe von Einrichtungen wären viele Menschen im Elend verkommen; daher dachte man über Hilfssysteme nach.

Auch die "Hauspflege des Dritten Ordens des heiligen Franziskus" mit Sitz im Kapuzinerkloster Krefeld beteiligte sich an dem Versuch, notleidenden Menschen zu helfen. Kapuzinerpater Markus Müßig trat im Oktober 1911 mit neuen Plänen vor seine Drittordensgemeinde in Krefeld. Aus der Erfahrung, "dass bei aller Hilfeleistung durch bestehende Organisationen fast niemand an die Verrichtung der sonstigen Hausarbeiten und an die Instandhaltung des ganzen Haushalts denke", steckte er weitreichendere Grenzen für die "Hauspflege des Dritten Ordens des hl. Franziskus".

Mit der Zeit gelang es P. Markus, viele Frauen zu gewinnen, die ihre freien Stunden dieser Aufgabe widmeten. Doch bei allem Idealismus konnten die nicht oder oder nur unzureichend ausgebildeten Helferinnen den Dienst an kranken und vereinsamten Menschen wie erforderlich ausüben. Daher wurden ab Mai 1919 auch Berufsschwestern in den Dienst gestellt. Damit war die "Gemeinschaft der Franziskusschwestern" gegründet. 1922 kamen einige Schwestern aus dem Mutterhaus in Krefeld nach Bocholt. Sie wohnten zunächst im Herz-Jesu-Hospiz, später im Haus des Bäckermeisters Leiting am Nordwall. Mit dem Verkauf eines vom Fürsten Salm-Salm geschenkten Bauplatzes an der Kurfürstenstraße konnte 1926 das geeignetere Grundstück Nordwall 35 erworben und "dank zahlreicher Spenden" in kurzer Zeit ein eigenes Schwesternheim erbaut werden. Es wurde der hl. Elisabeth, der Ordenspatronin und Helferin der Armen und Notleidenden geweiht.

Bei dem Bombenangriff auf Bocholt im März 1945 sank das Haus in Schutt und Asche. Zunächst fanden die Schwestern Aufnahme auf einem Bauernhof der Gemeinde Hemden. Später kehrten sie in das Stadtgebiet zurück, in die notdürftig hergerichteten Kellerräume ihres Hauses, die erhalten geblieben waren. Bis zur Fertigstellung ihres neu erbauten Heims im November 1949 durften die Schwestern in der Schreinerei des Kapuzinerklosters wohnen.

Bald nach ihrer Rückkehr in den Nordwall richteten sie in ihrem Haus eine Altenstube ein, beherbergten bis 1956 den Kath. Fürsorgeverein und nahmen von 1957 bis 1991 alte oder pflegebedürftige Frauen bei sich auf.

Heute, 2007, bewohnen noch drei Schwestern und ihre Oberin das Haus; zwei von ihnen sind täglich als Krankenschwestern im Außendienst tätig. 

Lit.:

Engelbertz, Roland: Die Franziskusschwestern in Bocholt in UNSER BOCHOLT Jg. 24, (1973) H.1, S. 18 ff. 

Lucia Graefenstein (28.01.09 11:01 Uhr)

Notkirchen der Pfarrei St. Georg nach 1945

Am 22. März 1945 war mit Bocholts Innenstadt die St.-Georg-Kirche mit ihrer "Päper­büsse", dem ba­rocken Turmhelm, in Schutt und Asche gelegt worden. Die Ende März 1945 in Bocholt einmarschierten britischen Soldaten ließen den Pfarrverwalter Kaplan Josef Schmitz von St. Georg schon im April 1945 die Seelsorge der Pfarrei St. Georg wieder aufnehmen, bevor Pfarrer Her­mann Aertker im Juni 1945 seine Ordination als neuer Pfarrer von St. Georg in Bocholt erhielt.  

Kaplan Schmitz errichtete in einem von der Möbelfabrik/Schreinerei Johann Böwing (später Bo­cholter Laborbau) auf der Weidenstraße 42 unentgeltlich zur Verfügung gestellten La­gerraum eine Notkirche für die Pfarrei St. Georg, in der auch der neue Pfarrer Aertker am 19. August 1945 eingeführt wurde.

Daneben wurden in den Außenbereichen der Pfarrei St. Georg sog. "Seelsorgestellen" eingerichtet. Die Chronik des Pfarrers Aertker im Pfarrarchiv St. Georg berichtet dazu: 

"Kaplan Schmitz bemühte sich recht eifrig um den Aufbau der Seelsorge. Als einzige Seelsorgstelle innerhalb der Pfarrgemeinde bestand nur noch die Kapelle in Hemden 5 km von Bocholt entfernt. Herr Dr. Ingendoh versah dort den Gottesdienst. An den ersten Sonntagen nach dem Zusammenbruch wurde in verschiedenen Bauernhäusern in Lowick und Holtwick Gottesdienst gehalten. Einige Wochen später wurde in einer Halle der Großschreinerei Böwing an der Weidenstraße die Notpfarrkirche errichtet. Dort wurde an den Sonntagen 4mal das hl. Opfer dargebracht. Religionslehrer Hackfurth sorgte für eine Seelsorgstelle im Saale Quartier und Kaplan Schumacher in Liedern in einer alten Schule, die bisher den Nazis als Jugendheim gedient hatte . Die Kapuziner hielten im Keller ihres ausgebrannten Klosters Gottesdienst. Und die Schwestern der Armen Klarissinnen, die zunächst nach der Zerstörung in Bauernhäusern Unterkunft gefunden hatten, bezogen das Haus Efing, wo selbst eine kleine Kapelle errichtet wurde."  

Die Notpfarrkirche in der Schreinerei Böwing wurde Ende Oktober 1945 als Ort des Gottesdienstes von St. Georg in die Turn­halle des erhal­te­nen St.-Georg-Gymnasiums verlegt, wo am 11.11.1945 wieder Gottesdienst ge­halten werden konnte. Von dort kam sie am 19. Mai 1946 in die Aula des Gymnasiums, wo sie bis Dezember 1950 blieb. Am Heiligen Abend 1950 feierte die Gemeinde dann die erste Heilige Messe in der wieder aufgebauten St.-Georg-Kirche. 

Die Notkirche in der Schreinerei Böwing wurde auch nach dem Wiederauszug der Pfarr­gemeinde St. Georg von Katholiken im Westen der Stadt bis 1950 für Gottesdienste mit Priestern von St. Georg genutzt.  

Quelle:

  • Ursula Rüter, Auszug aus der Aertker-Chronik 1945-1963, im Pfarrarchiv St. Georg Bocholt ,  S.4 f.
  • Mdl. Auskünfte v. Ludwig und Silvia Schmeing, Bocholt, Juni 2008, sowie Ursula Rüter und Wilhelm Schmeinck, Bocholt, Juli 2009.
  • Hans-D. Oppel, Text zum Foto des Monats Juli 2009, Stadtarchiv Bocholt 2009.

(Dr. Hans-Detlef Oppel (05.08.09 10:13 Uhr)

Semmelmann, Dr. Oskar Eduard

geb. 24.10.1895 Ahlen/Wf., gest. 09.10.1974 Bocholt, 1915 Abitur am Archigymnasium Soest, Studium in Marburg u. Göttingen, 1921 wiss. Examen in Deutsch, Geschichte, Erdkunde, 1921 Anstellung am Archigymnasium Soest, ab Juli 1922 am Realgymnasium Lippstadt, 1924 Promotion in Marburg, ab 1927 als StR am Realgymnasium in Bocholt, ab Nov. 1947 als Oberstudiendirektor stellvertretender Leiter am "Neusprachlichen Gymnasium" (mit Frauenschulklassen UIII-UII), dem heutigen Mariengymnasium.  

Quelle:

Archiv St.-Georg-Gymnasium Bocholt.  

Christian Heiduk (11.04.07 08:06 Uhr)

Seniorenbeirat der Stadt Bocholt

1993 beschloss die Bocholter Stadtverordnetenversammlung, dass alle in der Altenarbeit tätigen Organisationen und Verbände berechtigt seien, Vorschläge für die Besetzung eines neu zu gründenden Seniorenbeirates einzureichen. Es wurden 39 Institutionen angeschrieben und in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Wohnungsbauförderung vom 9. Dezember 1993 berief man sieben ordentliche Mitglieder mit je zwei persönlichen Stellvertretern. In der am 15. März 1994 in Kraft getretenen Geschäftsordnung sind die Aufgaben des Beirates festgelegt: "...Er sieht seine Aufgaben darin, die Interessen der älteren Bürger gegenüber Rat und Verwaltung und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Er will kooperativ tätig sein und ist bestrebt um gute Zusammenarbeit mit allen im Bereich der Altenhilfe tätigen öffentlichen und privaten Einrichtungen...". Die Mitglieder haben langjährige Erfahrungen im Umgang mit Senioren, sie sind überparteilich und religiös ungebunden.  

Lit:.

  • Annemarie Rotthues, Seniorenvertretungen stellen sich vor, in: Nun reden wir, Mitteilungen der Landesseniorenvertretung NRW, Ausgabe 37/38, Dezember 2001, S. 13f.
  • siehe auch: Bocholter Seniorengemeinschaften  

Annemarie Rotthues (21.11.06 14:24 Uhr)

Seniorengemeinschaften, Bocholter

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dachte man noch nicht an Altenbetreuung wie heute. Zu der Zeit war die durchschnittliche Lebenserwartung sehr niedrig. Viele erreichten das Rentenalter von 65 Jahren nicht. Man dachte zu der Zeit in erster Linie an die soziale Absicherung. Ihren Lebensabend verbrachten Senior oder Seniorin ausschließlich im Kreis ihrer Familie.

Heute hat anderes Gültigkeit. Die heutige Seniorengeneration zieht sich nicht zurück. Es ist notwendig aktiv zu bleiben, sich zu interessieren und zu informieren und an den Ereignissen des Lebens teilzunehmen, um damit der Einsamkeit im Alter vorbeugen zu können. Diese Erkenntnis setzte sich allmählich bei allen Gesellschaftsschichten durch. Wie es früher zu Gründungen von Jugendgruppen kam, so kam es jetzt verstärkt zu Gründungen von Alten- und Seniorengemeinschaften.

Hieran beteiligt waren vor allem Kirchengemeinden und Sozialeinrichtungen.

In Bocholt existieren z. Zt. folgende Seniorenclubs und -Gemeinschaften.

 

Evangelische Seniorengemeinschaften:

- Am Rosenberg, Elbestr. 1

- Christuskirche, Schwartzstr. 4

- Dietrich-Bonhoeffer

-Haus, Dinxperloerstr. 173

- Johann-Hinrich-Wichern-Haus, Rud. Virchowstr. 5

- Suderwick, Gemeindehaus, Sporker Str. 41

 

Seniorengemeinschaften der AWO:

- Bocholt, Drostenstr. 1

- Biemenhorst, Im Kamp 12

- Mussum, Bömkesweg 45  

 

Seniorengemeinschaft des DRK:

Hohenstaufenstr. 2  

 

Seniorengemeinschaften Hl. Kreuz:

Kreuzbergheim Mühlenweg 3:

- Frauenseniorengruppe

- Sen.- und Rentnergemeinschaft der KAB

- Wir um die 60  

 

Seniorengemeinschaften Liebfrauen:

- Pfarrsaal Liebfrauen, Wesemannstr. 4

- Wir um die 60, Robert-Koch-Ring

- Gemeindezentrum St. Martin, Stenern  

 

Seniorengemeinschaften Ss. Ewaldi:

- "Monika-Gruppe", Begegnungsst. Scheibenstr.

- "Elisabeth-Gruppe" Gastst. Telaar

- Sen.-  und Rentnergem. der KAB Begegnungsst. Scheibenstr.    Wir um die 50

 

Seniorengemeinschaften Mussum:

- Seniorengemeinschaft 55 plus, KAB St. Bernhard   

Maria Trösterin, Am Marienplatz 4:

- Seniorengemeinschaft KAB St. Bernhard   

Pfarrheim St. Bernhard, St. Bernhardstr. 1  

 

Seniorengemeinschaft St. Georg:

Pfarrbüro, St-Georg-Platz 11-13

 

Seniorengemeinschaft St. Helena:

Barlo, Pfarrheim Barloer Ringstr 27  

 

Seniorengemeinschaft St. Ludgerus:

Spork, Pfarrheim, Terhoffsteddestr. 6

 

Seniorengemeinschaft St. Michael:

Suderwick, Pfarrheim Kerkpatt 20  

 

Seniorengemeinschaften St. Norbert:

Bocholt, Nobertplatz 10:

- Altenstube

- Senioren Freizeitgruppe

- Senioren und Rentnergemeinschaft der KAB  

 

Seniorengemeinschaft St. Paul:

Pfarrheim Breslauer Str. 24

 

Seniorengemeinschaften Herz Jesu

Pfarrheim, Dechant Kruse Str. 5:

- Seniorengruppe

- Seniorenfreizeitgruppe

 

Seniorengemeinschaft der Kolpingfamilie:

Kolpingstr. 3-5:

Seniorengruppe "Eine Brücke"

 

Seniorengemeinschaften St. Josef

Pfarrheim, Kirchplatz 5:

- Seniorengemeinschaft der Frauen "Hedwiggruppe"

- Seniorengemeinschaft der KAB

Lit.:

  • Broschüre Bocholt für Senioren, hrsg. Seniorenbüro der Stadt.
  • Themenheft Leben im Alter, hrsg. Sekr. der Deutschen Bischofskonferenz 1993.
  • Siehe auch: Betreutes Wohnen, Seniorenbeirat, Evangelische Kirche in Bocholt, KAB, Azurit, Rawerspurte Seniorenwohnanlage

Johann Telaar (07.10.09 12:33 Uhr)

SENIOREN Residenz Schanze

Im Zentrum der Stadt, zwischen der St. Georg-Kirche und der Bocholter Aa, befindet sich die SENIOREN Residenz Schanze , ein vierstöckiges Gebäude, das von dem Architekten Heinz Nattler entworfen und vom Investor Rudolf Schmeing in 12-monatiger Bauzeit errichtet wurde.

Träger und Verwalter des Wohn - und Pflegeheims sind die  SENATOR  Senioren- und Pflegeeinrichtungen GmbH Märkische Str. 100 , 44141 Dortmund.

Die ersten Bewohner konnten am 2. Januar 2009 in den Neubau einziehen.

Die Senioren Residenz  verfügt über 80 vollstationäre Pflegeplätze, von denen 48 Plätze für demenziell veränderte Menschen bereit gehalten werden. 8 Patienten können zur Kurzzeitpflege aufgenommen werden. Für Menschen, die ihren Haushalt noch selbständig führen können, stehen 14 seniorengerechte barrierefreie Wohnungen ( Größe 48 bis 102 qm ) mit integrierter Einbauküche und eigenem Balkon für "Betreutes Wohnen" zur Verfügung.

Über den im Mietpreis enthaltenen Grundservice hinaus (u.a. Nutzung der Gemeinschaftsräume, ständige Notrufbereitschaft, Teilnahme an Veranstaltungen) können Bewohner/innen Zusatzleistungen anfordern, die individuell abgerechnet werden, z.B.: Wäsche- und  Hausmeisterdienste,  Wohnungsreinigung, Roomservice, zusätzliche Betreuungsdienste.

Einige Gemeinschaftseinrichtungen, u.a. Café / Restaurant, Friseur- / Kosmetik- / Fußpflegesalon, das mobile Lädchen, und andere Dienstleistungen können auch von Angehörigen und Gästen aus der Nachbarschaft in Anspruch genommen werden.    

Lit.:  

Hausprospekt der SENIOREN Residenz Schanze

Eugen Severt

1938 erteilte die Stadt Bocholt dem Bildhauer Eugen Severt den Auftrag, für den neugestalteten Langenbergpark eine Skulptur zu erstellen, die für die Besucher u.a. als Mahner für gutes Benehmen im Park dienlich sein sollte. Mit Hilfe seiner ?humorvollen Charakteranlage?gelang es ihm, eine Steinfigur anzufertigen, die in Bocholt den Namen Meckermann erhielt. Die heutige im Park befindliche Skulptur ist eine in Bronze gegossene Nachbildung von Hermann Schlatt, der im Wesentlichen Eugen Severts künstlerische Ausdrucksform nachempfunden hat.  

Der am 15. November 1907 in Bocholt geborene Eugen Severt zog nach seiner Ausbildung u.a. bei Bildhauer A. Müssen in Bocholt nach Dingden, wo er in der ehemaligen Windmühle seine Werkstatt einrichtete. Am 27. Januar 1934 heiratete er Gertrud Grütter in Dingden. Das Ehepaar hatte vier Kinder. Im Alter von 34 Jahren fiel Eugen Severt im Zweiten Weltkrieg am 6. Februar 1942 in Gluschika/Russland. 

Bekannt sind heute noch weitere Werke von Eugen Severt:

-         in Bocholt die Meckenem-Figur an der nördlichen Giebelwand des Eckhauses Feldmann an der Königstraße/Ecke Neustraße,

-         in Nordbrock ein von Severt renoviertes Außenkreuz bei der Antonius-Kapelle;

-         in Ringenberg in der Christus-Königskirche ein künstlerisch gestalteter Taufstein;

-         in Dingden zum Kamperhook am Schlotweg/Ecke Hellweg ein Bildstock, ferner Krippenfiguren in der St.-Pankratius-Kirche und ein sechsflammiger Kronleuchter (Gesellenstück) als Leihgabe im Heimathaus.

Gisela Terhorst, eine Tochter von Bildhauer Eugen Severt berichtet, dass ihr Vater fast alle seine Werke mit den Buchstaben ES, die miteinander verschlungen wurden, gekennzeichnet habe.    

Lit.:  

Annemarie Rotthues, Bildhauer Eugen Severt, ein Portrait, und ?Meckermann?, eine Skulptur, in: ?Unser Bocholt?, 61. Jg. (2010), H. 2, S. 89 ff.    

Annemarie Rotthues (31.08.10 16:49 Uhr)

Shopping-Arkaden

Bocholts neues Einkaufszentrum im Süden der Innenstadt wurde überwiegend auf dem ehem.Gelände der Firmen Driessen (zeitweise COOP) und Gartencenter Schröer an der Ecke Ludwig Erhard-Straße/Willy-Brandt-Straße mit einem Teil der Meckenemstraße seit September 2000 errichtet und am 9. März 2002 eröffnet. Mit über 20.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche, auf einer Länge von ca. 360 Metern und mit 700 Metern Schaufensterfronten befinden sich hier über 40 Geschäfte unter einer Glaskuppel. Bauherr ist die ITG, Immobilien und Treuhand GmbH & Co., Düsseldorf, die an etwa 60 Geschäftshäusern und Einkaufszentren bei einem Jahresumsatz von gesamt etwa 1,5 Mrd. Euro beteiligt ist.

Die Shopping-Arkaden sind ein multifunktionales Shopping-Center. Einzel- und Fachmarkt-Handel liegen Tür an Tür mit spezialisierten Shops und Fachgeschäften. Erlebnis- und Versorgungseinkauf finden witterungsunabhänggig unter einem Kuppeldach aus Glas statt. Das Baudenkmal "Mauerwerkschornstein" der ehem. Driessenschen Fabrik wurde in den Bau integriert. Der Erlebniseinkauf in Bocholt, der größten Einkaufsstadt des Westmünsterlandes, wird durch ein vielfältiges Angebot aus den Bereichen Gastronomie und Freizeit komplettiert. Im Obergeschoss des Gebäudes befindet sich z.B. ein Fitness-Studio.

Etwa 1.400 PKW-Stellplätze auf dem Berliner Platz, auf dem Dach des Hauses und in der Tiefgarage bieten die Möglichkeit zum zentralen Parken.

Es wird vermutet, dass die Arkaden etwa 200.000 Stammkunden aus der Region anziehen und ca. 90.000 Kunden aus den Niederlanden ansprechen.

Die Shopping-Arkaden bilden heute zusammen mit dem neu gestalteten Neutorplatz ein Einkaufs-Ensemble am Südufer der Aa.

N.N. und Dr. Hans-Detlef Oppel (10.09.08 10:25 Uhr)

Siebenstern /Söwwensteern

Der Siebenstern - plattdeutsch: Söwwensteern - ist ein "Waldgebiet östlich des heutigen Stadtwaldes. In ihm stand an einer Waldwegegabelung eine mächtige Kreuztanne (Krüßdanne), an der sieben Waldwege zusammentrafen bzw. von der sieben Waldwege ausgingen gleich den Strahlen eines Sterns, daher der Name Söwwen (Sieben-)steern." (W.Seggewiß) Im Bocholter Flurnamenbuch ist das Gebiet als "Söwwensterne = Sewwenstern" bezeichnet.  

Lit.: Wilhelm Seggewiß in Unser Bocholt, 41.Jg.1990. H.1,S.36.

Die Flurnamen der Stadt Bocholt, Atlas und Namenregister, bearb. v. Walter Ciuraj, Claudia Groß-Holtick, Marion Horst, Erhard Mietzner, Jutta Reisinger und Brigitte Schneider, Bocholter Quellen und Beiträge Bd.4 zugleich Westmünsterländische Flurnamen Bd. 7, Bocholt und Vreden 1992,S. 26, Maßstab 1:7500.

Dr. Hans-Detlef Oppel (07.08.09 10:23 Uhr)

Siedlungsspuren, frühe, im Raum Bocholt

Die fränkischen Reichsannalen für das Jahr 779 erwähnen einen "locus buocholt", bei dem sich die Sachsen verschanzt hatten gegen einen Angriff des Heeres Karls des Großen. Diese Erstnennung eines "Ortes namens boholz / buocholt" fällt in die Zeit der Eroberungsfeldzüge Karls gegen die heidnischen Sachsen.

Im Raum Bocholt gibt es mehrere Fundplätze, die Siedlungsmaterial aus dieser Zeit liefern, u.a. in Stenern und im Bereich des Stadtteils Löverik. 

Im Bocholter Stadtkern weisen die ältesten Funde ins 9. Jahrhundert. Es ist also nicht sicher zu beweisen, dass mit der 779 genannten Siedlung der heutige historische Stadtkern gemeint ist. Kleinere Ausgrabungen zeigen im nördlichen Bereich der St.-Georg-Kirche ein dreischiffiges Pfostenhaus, das schon im 11. Jahrhundert eine Schmiede aufwies, die Jahrhunderte lang am gleichen Ort betrieben wurde. Südlich der Kirche, im Bereich der heutigen Stadtsparkasse, fand sich ein Hofbereich, der hauptsächlich bäuerlich bestimmt war. Ein Bohlenweg lief zu der dicht südlich fließenden Aa; er konnte dendrochronologisch auf ca. 1143 festgelegt werden. 

Eine Urkunde von 1142 nennt die "villa, que dicitur Bokholte". Dieses Bocholt darf man sich als lockere Streuung von eingefriedeten Gehöften mit bäuerlichem Charakter vorstellen, in der wohl schon Handwerker (z.B. Schmied) tätig waren. Im Osten des Stadtkerns, südlich der Königsstraße, wurden Reste einer Bebauung ergraben, die weit ins 10. Jahrhundert zurückreichten. (Hier wurde auch die bisher älteste Gerberei Deutschlands festgestellt.)

Ob die St.-Georg-Kirche einen Vorgänger in Form einer Holzkapelle hatte, ist nicht nachgewiesen worden. Fundamentreste einer steinernen romanischen Kirche gehen auf das 11. Jahrhundert zurück. Warum hier an einer Aafurt und einer hochwassergeschützten Düne die Kirche gebaut wurde, ist unklar. Denn auf den im Westen der Stadt gelegenen Fundplätzen des Westringes bestand zwischen dem 8./9. und dem 11. Jahrhundert sicher eine dichtere Besiedlung als im Gebiet des heutigen Stadtkerns. Das Leben auf diesen verstreut liegenden Gehöften muss unsicher gewesen sein, denn an vielen Stellen konnten Brandkatastrophen nachgewiesen werden.

In der Begründung des Bocholter Stadtrechtprivilegs von Bischof Dietrich von Isenburg aus dem Jahr 1222 werden diese täglichen Bedrohungen und Angriffe hervorgehoben, die eine Befestigung der Stadt notwendig machten. Der Schutz in der neuen Stadt könnte auch der Grund des Wegzuges aus den nicht unbedeutenden Siedlungen gewesen sein, so dass diese wüst fielen. Die Bevölkerungszahl in der Stadt stieg rapide, so dass bereits um 1300 eine Erweiterung der Stadtgrenzen und der Befestigungen nötig war.  

Lit.:

Dieter Bischop, Frühe Siedlungsspuren im Raum Bocholt in: UNSER BOCHOLT Jg.43 (1992) H.1 S.32ff. rh

Werner Sundermann (16.02.07 11:32 Uhr)

Siegfried de Bocholte (Siegfried von Bocholt, Lübecker Ratsherr und Domherr)

Der 10. Bischof von Lübeck Johannes III. von Tralau (1260-1276) erweiterte die Domherrenstellen von 19 auf 25. Dadurch wurde es möglich, dass auch 6 Bürger in den Domherrenstand aufgenommen werden konnten.

Unter ihnen war der Ratsherr  Siegfried de Bocholte, der 1269 Domherr wurde. Diese Domherren ohne geistliches Amt hatten zwar den Titel, aber ohne Stimme im Domkapitel keinen Einfluss.  

Ab 1294 war das unter Bischof Burchard von Serkem (1276-1317) nicht mehr möglich. Dieser erließ ein Statut, dass von 25 Domherren 13 die Priesterweihe besitzen müssen und die übrigen zur Hälfte in Diakone und Subdiakone aufgeteilt werden sollten.

Die zum Domherrn vorgeschlagene Person musste nach kanonischem Recht ehelich geboren, körperlich intakt und für die Erlangung der Priesterweihe mindestens 25 Jahre alt sein. Auch für die Erlangung des Subdiakonats und des Diakonats waren 20 bzw. 22 Jahre vorgeschrieben.  

Der Ratsherr Siegfried de Bocholte und seine Ehefrau Margareta waren die Eltern von Hinrich von Bocholt, Markward von Bocholt, Johannes von Bocholt, Siegfried von Bocholt jun. Zunächst deutete das "von Bocholt" noch darauf hin, dass die Familie aus Bocholt stammt. Dann wurde das "von" weggelassen und "Bocholt" als Familienname angenommen.    

Günther Selke (30.03.10 12:03 Uhr)

Siegfried Franke KG

Im Juni 1964 übernahm Siegfried Franke (geb. 1930) die Mehrheit der Anteile an der Firma Joachim Sarrazin KG, in der er Betriebsleiter war. Dieser Besitzerwechsel führte 1977 auch zur Änderung des Firmennamens. Im gleichen Jahr wurde auf dem Grundstück Daimler Str. 1 mit ca. 10.000 qm ein Neubau von 2.400 qm errichtet.

Man webte mit um die 30 Beschäftigte auf 60 Dornier-Webstühlen Stoffe für Berufs- und Freizeitkleidung.

Die Firma wurde, da kein Nachfolger vorhanden war, im Jahre 1997 gelöscht. Gelände und Gebäude wurden an die Firma Grenzlandfärberei Geuting GmbH & Co. KG verkauft.

Lit.:

Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarbeitete Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, S. 144.

Margret Bongert (26.01.10 12:13 Uhr)

Josef Simon

Fast vier Jahrzehnte war Josef Simon bei der Stadt Bocholt für das gesamte Bauwesen verantwortlich.

Er wurde am 15. Juli 1885 in Siedlinghausen geboren. Bevor er am 15. Mai 1911 in den Dienst der Stadt Bocholt trat, arbeitete er als Bautechniker in der Privatwirtschaft. 1912 wurde er für zwölf Jahre zum Stadtbauführer gewählt und 1920 zum Oberstadtbauinspektor berufen. Zum Stadtbaumeister ernannte man ihn 1934, und am 1. Mai 1936, anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums, verlieh ihm die Stadt Bocholt  den Titel "Städtischer Baurat".Er war Mitglied der NSDAP und der SA. Durch Erreichen der Altersgrenze endete seine Tätigkeit bei der Stadt Bocholt am 31. Juli 1950.  

Josef Simons Dienstzeit fiel in die Zeit von Kaiserreich, Weimarer Republik, in die Zeit des Dritten Reichs,  der alliierten Besatzungszeit und in die Anfangszeit der Bundesrepublik Deutschland, in die Zeit von zwei Weltkriegen, der Goldmark, der Renten- und Reichsmark sowie der Deutschen Mark.

Wohnungen waren in Bocholt sehr knapp. Daher begann Mitte der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis 1939 eine rege Wohnungsbautätigkeit. Bei der 1936 gegründeten Bocholter Wohnungsbaugesellschaft m. b .H. war Josef Simon von Anfang an im Aufsichtsrat tätig. Während seiner Amtszeit entstanden durch weitere Baugesellschaften, z. B. Bocholter Bauverein, Heimstätte, Gemeinnützige Wohnstättengesellschaft Münsterland usw. (teilweise war die Stadt Bocholt Mitgesellschafter) ganze Straßenzüge, Reihenhausgruppen, kleine bis große Stadtviertel bzw. Siedlungen. Auch nach seiner Pensionierung hat er sich weiterhin für den Wohnungsbau eingesetzt.

Schicksalhafte Zeiten privat und auch dienstlich waren für Baurat Simon die durch den Luftangriff am 22. März 1945 völlig zerstörte Stadt Bocholt und der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wohnte damals auf der Schlageterstraße 8 (heute Ritterstraße). Das Haus wurde bombardiert, und seine Frau starb unter den Trümmern. Völlig ausgebombt fand er Zuflucht in der Walderholungsstätte, die das St.-Agnes-Hospital und die Stadtverwaltung Bocholt mit einer Dienststelle beherbergte, und wo bereits die noch zur Verfügung stehenden Beamten und Angestellten kaum ihren Dienst versehen konnten. Sie suchten ihre Angehörigen, um mit ihnen die gefährliche Zeit schutzsuchend zu verbringen. Die letzten leitenden Beamten waren der von den Nazis eingesetzte Oberbürgermeister Rottmann und Baurat Simon. Da Herr Simon der Ältere war, musste er laut Vereinbarung in Bocholt bleiben und die Amtsgeschäfte weiterführen. Herr Rottmann begab sich, bevor die Alliierten Bocholt besetzten, nach Höxter, wo bereits eine Dienststelle der Stadtverwaltung Bocholt für die Betreuung der nach Ostwestfalen evakuierten Bocholter eingerichtet worden war.

Am 30. März 1945 erschien ein englischer Offizier in der Walderholungsstätte und beauftragte Baurat Simon, Glaser und Schreiner für die Einrichtung eines Fremdarbeiterlagers in Bocholt zu beschaffen.  

Die letzten fünf Jahre von Baurat Simons Amtszeit waren geprägt vom Neubeginn und Wiederaufbau. Mit seiner Unterstützung entwickelten sich Kompensationsgeschäfte, die von Bruno Heuft im Auftrage der Stadt Bocholt von 1945 bis 1949 durchgeführt wurden. Im Tausch wurden Kohlen für den Winter 1945/46 und Zement, Kalk usw. für den Aufbau der kriegszerstörten Wohnungen und Industriebauten "organisiert".  

Nach seiner Pensionierung arbeitete Baurat Simon ehrenamtlich im Stadtarchiv und betätigte sich als Autor für die Zeitschrift Unser Bocholt. Ein "Standard-Nachschlagewerk" von Josef Simon wurde sein Bericht "Bauliche Entwicklung der Stadt Bocholt in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts", der in mehreren Folgen von 1987 bis 1988 in Unser Bocholt veröffentlicht wurde.  

Als Josef Simon am 3. Juni 1962 starb, schrieb die Stadt Bocholt im Nachruf: "... Die besonderen Verdienste, die er sich in den schweren Nachkriegsjahren an verantwortlicher Stelle für den Wiederaufbau unserer zerstörten Stadt erworben hat, werden unvergessen bleiben..." Baurat Simons Vorgänger im Amt war der erste Stadtbaurat der Stadt Bocholt Hermann Kraatz.  Stadtbaudirektor Diplom-Ingenieur Josef Halbfas wurde Simons Nachfolger.

Lit.:

  • Josef Simon, Bauliche Entwicklung der Stadt Bocholt in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Unser Bocholt, 38.Jg.(1987), H. 1, S. 35.
  • Wolfgang Tembrink, Ich, Hermann Kraatz, schwöre zu Gott, in:Unser Bocholt, 58.Jg.(2007), H. 4, S. 23.
  • Einwohnerbuch für die Stadt Bocholt 1937.
  • Elisabeth Bröker u.a., Kriegschronik der Stadt Bocholt 1939-1945, bearb. v. G. Schmalstieg, in: Bocholter Quellen und Beiträge7, hg. von der Stadt Bocholt, Stadtarchiv, Bocholt 1995, S. 445, 467, 474 und  477.
  • Bocholter Borkener Volksblatt vom 5. Juni 1962.          

Annemarie Rotthues (02.07.10 10:55 Uhr)

Sommer, Bartholomäus

Oberstudiendirektor am St.-Georg-Gymnasium, geboren am 21.10.1895 in Rustenfelde/Prov. Sachsen, gestorben am 12.10.1971 in Bocholt. Abitur Paderborn 1906, wiss. Prüfung Münster. 1910, ab 1918 als Studienrat am St.-Georg-Gymnasium Bocholt, 1930 dort Oberstudiendirektor, 1934 von den Nationalsozialisten zum Studienrat degradiert und ans Gymnasium Borken zwangsversetzt, 1947 Oberstudiendirektor am St.-Georg-Gymnasium Bocholt wiedereingesetzt, 1952 Ausscheiden.  

Lit.:

Archiv St.-Georg-Gymnasium. BBV

Christian Heiduk (14.12.06 10:50 Uhr)

Sozialdienst katholischer Frauen (SKF)

Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Bocholt ist eine Vereinigung christlicher Frauen, die als Frauen- und Fachverband Hilfe für sozial gefährdete Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer und deren Familien anbietet.

Der Grundgedanke ist, dass es Not- und Konfliktsituationen gibt, von denen Frauen besonders betroffen sind und in denen Frauen anderen Frauen in besonderer Weise helfen können.  

Gegründet wurde dieser Verband 1899 von Agnes Neuhaus in Dortmund. Mit Unterstützung einiger engagierter Mitarbeiterinnen betreute sie Frauen und Mädchen, die durch die damals mit der Industrialisierung verbundenen gesellschaftlichen Umbrüche durch Notsituationen wie, Entwurzlung aus dem Familienverband, nichteheliche Schwangerschaft, Straffälligkeit, Prostitution oder Geschlechtskrankheiten einer besonderen Diskriminierung ausgesetzt waren. Parallel zu ihrem Engagement für die betroffenen Frauen und Mädchen setzte sie sich für eine bessere soziale Gesetzgebung ein. So wirkte Agnes Neuhaus erheblich am Zustandekommen des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes mit, welches 1922 in Kraft trat.

In Bocholt wurde der Sozialdienst Katholischer Frauen am 03. 11. 1913 durch Frau Agnes Fischer gegründet.

Als erstes wurde ein Vorasyl (heute Jugendschutzstelle) im St. Josefshaus an der Karolingerstraße eingerichtet.

Nach dem Krieg entstand das erste Büro auf der Lothringerstraße (Privatwohnung von Frau Christine Passerschröer, "Tante Tine"). Der Verein, der seinerzeit den Namen "Katholischer Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder" trug, stellte sich zur Aufgabe, aus christlicher Gesinnung heraus, sich dem "Schutz und der Rettung sittlich gefährdeter und gefallener Mädchen und Frauen, sowie der misshandelten, gefährdeten und verwahrlosten Jugend" anzunehmen.  

Der Sozialdienst katholischer Frauen arbeitet auf der Grundlage der Ehrenamtlichkeit im Zusammenwirken mit hauptberuflichen Fachkräften. Es ist ein Fachverband im Deutschen Caritasverband.  

Die zunehmende gesellschaftliche Differenzierung führte im Laufe der Jahre zu einer Vielfalt von Aufgaben und Problemstellungen, die sich in den ambulanten, teilstationären und stationären Beratungsstellen und Einrichtungen einzelner Ortsvereine widerspiegeln.  

Heute hat der SKF Bocholt seine Geschäftstelle in der Crispinusstraße 9 und hält folgende Fachdienste und Angebote vor:

-Allgemeine Sozialberatung

-Adoptionsvermittlung und Pflegekinderdienst

-Ambulant betreutes Wohnen für psychisch Kranke

-Betreuungsverein

-Schwangerschaftsberatung

-Sexualpädagogik und -beratung

-Gruppenangebote für psychisch Kranke

-Gewinnung und Schulung von Ehrenamtlichen

Der Beratungsladen (Café BeLa) ist in der Osterstraße 53.

Der Babykorb befindet sich auf der Nordstraße 58.  

Lit.:

Festschrift zum 85-jährigen Vereinsjubiläum des SKF e. V. Bocholt Flyer SKF e. V. Bocholt

Spanische Mission Bocholt

auch Hermandad (Bruderschaft) Emirates de Nuestra Señora del Rocio, wurde im Jahre 1963 in Bocholt in der Kapelle der Schwestern Unserer Lieben Frau an der Osterstraße gegründet.

Ehrenmitglied der neuen Bruderschaft ist Carl Rinsche, früher Leiter der deutschen Kommission in Madrid.

Zunächst wurde der Sitz nach Aljaraque, Pfarrei Nuestra Señora de los Remedios (Huelva), am 27. April 1972 in die Pfarrei Nuestra Señora de los Dolores (Huelva) verlegt. Ehrenmitglied wurde hier König Juan Carlos I von Spanien.  

1973 besuchte eine Delegation der Bruderschaft unter anderem Bocholt und wurde von Pater Rogelio Vences und von Stadtdirektor Gillen empfangen.  

Die bisherigen Errichtungen in Spanien:

  • 50 Kinderhortplätze
  • 56 Sozialwohnungen für ehemalige Emigrantenfamilien
  • 120 Kindergartenplätze

Neue Projekte:

  • Bau von weiteren Sozialwohnungen in Molino de la Vega
  • Errichtung eines Archivo Rociero (Archiv) Kulturzentren
  • Kontaktpflege zu den Bruderschaften in Europa
  • Haus der Diözese für Emigranten.  

Quelle:Angaben von P. Rogelio Vences, C. M., Bocholt 2005.

Lit.:

Rogelio Vences, Spanische Kinder unter uns, in: UNSER BOCHOLT Jg. 28 (1977), H. 2, S. 47.  

Gerlinde Lisson und Dr.Hans-Detlef Oppel (10.07.08 11:20 Uhr)

Spanischer Winter

(Nov. 1598 - Apr. 1599)

Seit dem Tode des Deutschen Kaisers Karl V. (1558), der sein Reich unter seinem Bruder Ferdinand und seinem Sohn Philipp II. (Spanien samt Kolonien, aber auch die damaligen Niederlande, die in etwa den heutigen Benelux-Ländern entsprachen) geteilt hatte, befanden sich spanische Truppen in diesen Niederlanden, um die besonders in den dortigen Nordprovinzen sowohl aus religiösen (Reformation!) als auch nationalen Gründen von Adligen und Städten seit 1566 entfachten Unruhen niederzuschlagen. 1581 war es schließlich zum Abfall dieser Spanischen Niederlande gekommen. In die damaligen und folgenden Auseinandersetzungen wurden sowohl England, Frankreich als auch das Deutsche Reich einbezogen.

Ende 1598 rückten spanische Truppen in Köln, Kleve, Mark, Münster und so auch im Amt Bocholt ein und verlangten winterfeste Unterbringung, Geld, Verpflegung und Viehfutter. Die Soldateska bestand aus angeworbenen Angehörigen verschiedenster Nationen, deren Bezahlung und Verpflegung häufig aus Plünderungen, Gelderpressungen und Kriegskontributionen in den besetzten Gebieten bestritten wurde. So bildeten die folgenden Wintermonate eine bis dahin und seither unerhörte Schreckens- und Leidenszeit für die Bevölkerung der Stadt und ihres Umlandes.

Am 16. November 1598 erschienen über 1.600 Soldaten mit 400 Pferden und einem Troß von 900 Personen, insgesamt also mehr als 2500 Personen, vor Bocholt. Auf militärischen Schutz des Landesherrn, des münsterischen Fürstbischofs, war nicht zu hoffen, und Geldgeschenke der Bürgermeister an die Herzöge Friedrich und Heinrich van den Bergh als Unterbefehlshaber der Spanier erwiesen sich als erfolglos. Somit stand die spanische Truppe nur insgesamt 2500 Einwohnern in der Stadt Bocholt gegenüber. Die Lebensmittelversorgung war problematisch, hinzu kamen Forderungen nach Fleisch und Wein seitens der Soldaten. Plünderungen, Vergewaltigungen und Mord waren die Folge einerseits, aber auch Selbstmorde und Auswanderungen andererseits. Der entstandene materielle Schaden für die Bevölkerung wurde auf 25.000 Reichstaler, das beinahe Fünfzigfache einer Jahressteuerleistung, veranschlagt.

Lit.:

Friedrich Reigers, Geschichte der Stadt Bocholt und ihrer Umgebung, Bocholt 1896. NW Staatsarchiv Münster (Hrsg.), Voesse + Goesen, Westfalen im Spanisch-Niederländischen Krieg (1566- 1609), Münster 1982.

Wilhelm Kohl (Hrsg.), Westfälische Geschichte Bd. 1, Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches, Düsseldorf 1983;

Johannes Spick OSC, Manuale actorum 1598-1608, hg. v. A. Zwart OSC in: UNSER BOCHOLT Jg. 1984 - 1986.

Gerd Schmalstieg, Der Spanische Winter, Manuskript im Stadtarchiv Bocholt siehe auch: Spanisch-Niederländischer Krieg

Elisabeth Heiduk (06.09.10 15:40 Uhr)

Spanisch - Niederländischer Krieg (1568-1648)

Für die Geschichte unserer Nachbarn, der Niederländer, ist der Achtzigjährige Krieg von großer Wichtigkeit, während in Deutschland hauptsächlich der Dreißigjährige Krieg bekannt ist. Leider aber hat der achtzig Jahre dauernde Krieg zwischen den Spanischen Niederlanden und Spanien in starkem Maße auch benachbarte Gebiete wie den Niederrhein und das Münsterland betroffen.

Für die Heere der damaligen Zeit galt der Grundsatz: Der Krieg ernährt den Krieg. Daher machte es den katholischen Spaniern und den calvinistischen Niederländern wenig aus, ob sie ihre eigenen Konfessionsverwandten oder Angehörige anderer Konfessionen ausplünderten. 1568 lagerten spanische Truppen vor Bocholt und eroberten von hier aus das von den Niederländern besetzte Werth. Seit 1578 durchzogen ständig Truppenhaufen beider Seiten das Amt Bocholt und forderten Proviant und Unterkunft von der schutzlosen ländlichen Bevölkerung. 1582 schilderte der Bocholter Stadtrat dem Archidiakon in Münster, "wie in dieser unruhigen perikolosen Zeit Kriegssoldaten, Boben und Straßenschenders gute Leute angreifen, sie fangen und spannen, unerträgliche Pfändung abschatzen und unleidliche Torturen leiden lassen, um Geld aufzubringen". Schutz gewährten nur noch die Mauern und Wälle der Stadt. Aber kein vermögender Bocholter Bürger durfte es wagen, die Stadt zu verlassen. Den Bauern wurde ihr Vieh geraubt, sie selbst wurden in Gefangenschaft geführt.

Der Bischof von Münster rief 1585 die Spanier zu Hilfe. Damit hatten die Niederländer willkommenen Anlass, das Stift Münster als feindliches Gebiet zu behandeln. Die Spanier sollten das Land gegen die Niederländer schützen, hausten aber noch schlimmer als diese.

Die Kreuzherren-Mönche des Klosters Marienthal bei Dingden flohen nach "Bocholt, Asyl und Fluchthafen für die Gegend, die in großer Panik war", wie ihr Prior Spick in seinem "Manuale" schreibt. 22 Städte des Bistums mussten im Herbst und Winter 1598/1599 einem spanischen Heer Winterquartier bieten. Bocholt hatte sich zu weigern versucht (Frühe Handgranaten), musste aber schließlich über 2500 Mannschaften und 400 Pferde versorgen, was hohe Kosten verursachte. - Schlimmer aber war die Pest, die 1599 durch die umherziehenden Heere mitgebracht wurde und weit höhere Opfer forderte als alle Kriegshandlungen.

Lit.:

Anton Schmeddinghoff, Lebendige Vergangenheit, Beiträge zur Geschichte der Stadt Bocholt, in: Drei Linden Verlag, Fritz Lindenberg, Grabenstätt 1982, insbes.: Beginn des Niederganges und seine Ursachen, S 215 ff. Kriegsleiden und Kriegslasten 1633-1636, S. 243 ff.

Werner Sundermann, Kriege, Besetzungen, Plünderungen und Pest, Bocholt in den Zeiten des Achtzigjährigen Krieges (1568-1648) und des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), in: UNSER BOCHOLT, Jg. 43 (1992), H. 1, S. 61 ff.

siehe auch: Befestigungsanlagen, hessische

Werner Sundermann (05.12.06 16:17 Uhr)

Stadtsparkasse Bocholt

Am 15. 7.1836 bat der Magistrat der Stadt Bocholt die Stadtverordnetenversammlung um Meinungsäußerung, ob und gegebenenfalls in welcher Art in Bocholt eine Leihanstalt nebst Sparcasse errichtet werden sollte, um zum einen ärmere Bürger, die Geld aufnehmen mussten, vor Wucher zu bewahren, und zum anderen sparsamen Bürgern Gelegenheit zur sicheren, Zins tragenden Unterbringung ihrer Ersparnisse zu bieten. Es ist nicht überliefert, welcher konkrete Anstoß den Magistrat zu dieser Initiative veranlasste. Die Voranstellung des Aspektes der Geldleihe mag jedoch ein Hinweis sein: Im Jahr 1816 war in Bocholt ein Pfand- und Leihhaus errichtet worden, das gegen Pfandrecht hochverzinsliche Darlehn vergab. Die Stadtverordnetenversammlung griff jedenfalls die Anregung positiv auf und bezeichnete schon am 5.8.1836 die Einführung einer solchen Anstalt als höchst wünschenswert. Als Beispiel verwies man darauf, dass früher in Anholt ein Wohltätigkeits- und Sparkassenverein bestanden habe, und vertrat die Meinung, dass ein solches Institut wohl segensreicher sein werde als ein gewöhnliches Pfand- und Leihhaus.  

Immerhin sollten die dann einsetzenden Verhandlungen zwischen Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Regierung in Münster und dem Oberpräsidenten der Provinz Westfalen noch volle vier Jahre dauern. Zwar wurde schon im Dezember 1838 von der Regierung eine Genehmigung erteilt und die Eröffnung des Geschäftsbetriebs daraufhin für den 15. 4. 1839 angekündigt, jedoch wurde die Genehmigung nochmals zurückgezogen, um dem Oberpräsidenten in seinem Bestreben zur größtmöglichen Übereinstimmung aller Sparkassen in Westfalen die Möglichkeit zu geben, auch das Bocholter Statut dem 1838 erlassenen preußischen Sparkassenreglement anzupassen.  

Am 18.02.1841 wurde das Bocholter Statut durch den Oberpräsidenten von Vincke genehmigt. Nach entsprechender Bekanntmachung wurde die Stadtsparkasse Bocholt am 5.8.1841 eröffnet.  

Es mag an den noch schwierigen Verhältnissen zum Zeitpunkt der Sparkassengründung gelegen haben, es mögen auch zu geringe Aktivitäten von der Sparkasse ausgegangen sein: Erst zwölf Jahre nach der Gründung, im Jahr 1853, wurden von den Bürgern die ersten 70 Taler Einlagen auf fünf Sparbüchern angelegt. Erst danach wurde die Sparkasse von den Bürgern angenommen und kam dann auch in einen beachtlichen Aufschwung. Acht Jahre später, im Jahr 1861, konnte sie bereits einen Einlagenbestand von 17.120 Taler aufweisen.  

Im Jahr 1897 wurde der erste hauptamtliche Rendant eingestellt und erstmals wurden Geschäftsräume in der Nordstraße 48 angemietet. Ihr erstes eigenes Gebäude bezog die Sparkasse 1901 am damaligen Neuplatz (heute Benölkenplatz).

Die Einführung des Scheckverkehrs im Jahr 1911 brachte der Sparkasse eine große Zahl neuer Kunden aus dem örtlichen Mittelstand und einen raschen Zuwachs der Geschäftsvorfälle, so dass im Jahr 1920 die Hauptstelle erweitert werden musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg reichten auch diese Räumlichkeiten nicht mehr, und es kam zur Errichtung eines Neubaus am Markt 5, den die Sparkasse 1954 bezogen hat. Am 1.7.1983 wurde ein Erweiterungsbau am Markt begonnen, der am 22.10.1985 offiziell übergeben wurde.  

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Stadtsparkasse Bocholt außerordentlich positiv entwickelt. So wurde das Geschäftsstellennetz kontinuierlich und konsequent modernisiert und damit den stetig wachsenden Kundenbedürfnissen angepasst. Im Jahr 2005 wurden die beiden neuen, modernen und kundenfreundlichen Filialen Bocholt-Süd, Biemenhorst, Willi-Pattberg-Ring 2, und Bocholt-Nordwest, Dinxperloer Str. 100, eröffnet. Daneben wurde in den Jahren 2006 und 2007 der kundenorientierte Bereich der Hauptstelle völlig neu gestaltet und die Beratungsmöglichkeiten für individuelle Beratung im Vermögens-, Firmenkunden- und Privatkundencenter ausgeweitet.

Zur Abrundung der von ihr angebotenen Produktpalette betreibt die Stadtsparkasse Bocholt seit 1998 die Vermarktung von Immobilien durch selbstständig arbeitende Immobilienberater. Im Jahr 2000 wechselte die Immobilienberatung von der Hauptstelle in die Shopping-Arkaden.  

Um die Kunden noch umfassender betreuen und alle Versicherungen aus einer Hand anbieten zu können, wurde die Sparkassenagentur der Provinzial-Versicherung ebenfalls in die Produktpalette mit aufgenommen. Diese bezog im Jahr 2000 die bisher von der Immobilienabteilung genutzten Räumlichkeiten.  

Die Stadtsparkasse Bocholt weist per 31.12.2007 eine Bilanzsumme von rd. 814 Mio. Euro und ein Kundengeschäftsvolumen von 1,3 Mrd. Euro aus. Sie hat rd. 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügt in ihrem Geschäftsgebiet über folgendes flächendeckende Geschäftsstellennetz:

  -          Markt 8 (Hauptstelle, inkl. Sparkassen-Provinzial-Versicherungsagentur)

-          Münsterstraße 38

-          Welfenstraße 15

-          Burloer Weg 31

-          Mühlenweg 27a

-          Bocholt-Nordwest, Dinxperloer Straße 100

-          Stenern, Robert-Koch-Ring 3

-          Barlo, Barloer Ringstraße 49

-          Bocholt-Süd, Willi-Pattberg-Ring 2

-          Suderwick, Sporker Straße 10a

-          Lowick, Werther Straße 135

-          Berliner Platz (Shopping-Arkaden), SB-Filiale und Immobilienabteilung

-          Neustraße (Hertie), SB-Filiale

-          Kurfürstenstraße 139 (Einkaufszentrum Löverick), SB-Filiale  

Neben ihren klassischen geschäftlichen Aktivitäten zeichnet sich die Stadtsparkasse Bocholt durch ein umfangreiches gesellschaftliches und kulturelles Engagement aus, um die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit der Stadt Bocholt zu steigern, denn als regionales Kreditinstitut hat sie ein besonderes Interesse an der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger am Standort Bocholt.  

So wurde aus Anlass des 150jährigen Bestehens der Stadtsparkasse Bocholt am 1.12.1992 die Stiftung der Stadtsparkasse mit einem Stiftungskapital von 1,53 Mio. Euro gegründet. Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Bereich der Förderung von Wissenschaft, Kultur und Umweltschutz in Bocholt. Traditionserhalt und Verbundenheit mit der Stadt Bocholt waren letztendlich auch 1996 der Antrieb für die Stadtsparkasse, der Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt die Mittel zur Verfügung zu stellen, um das stark renovierungsbedürftige Kunsthaus von der Stadt Bocholt zu erwerben, das sodann nach intensiven Renovierungsarbeiten am 05.11.2000 wieder eröffnet werden konnte.  

Um das Image der Stadt Bocholt nach innen und außen zu verbessern, die Wirtschaft zu stärken und Strukturverbesserungen zu begünstigen, wurde auf Initiative der Stadtsparkasse im Jahr 1996 die Stadtmarketing-Gesellschaft Bocholt ins Leben gerufen. Heute ist die Stadtsparkasse hinter der Stadt Bocholt der zweitgrößte Gesellschafter.  

Ebenfalls im Jahre 1996 kam es zur Einführung und Vergabe des Preises "Unternehmen/r des Jahres". Dieser von der Stadtsparkasse Bocholt initiierte und bis dato in zweijährigem Rhythmus vergebene Preis hat u. a. das Ziel, erfolgreiche Unternehmer mit Sitz des Unternehmens in Bocholt für ihr herausragendes unternehmerisches Engagement, sei es nun im Bereich zukunftsweisender Technologien, auf wissenschaftlichem, kulturellem und/oder sozialem Gebiet, zu würdigen.  

Die SSK-Startkapital GmbH (heutige SSK-Beteiligungsges. mbH), eine 100 %ige Tochtergesellschaft der Stadtsparkasse Bocholt, wurde im Jahre 1997 gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist ausschließlich der Erwerb, die Verwaltung und Veräußerung von Kapitalbeteiligungen und Gesellschaftsanteilen, wobei als Zielgruppe Unternehmen und Einrichtungen (einschließlich Existenzgründer) in Frage kommen, die ihren Standort oder ihre Geschäftstätigkeit im Geschäftsgebiet der Stadtsparkasse Bocholt haben. Die SSK-Beteiligungsgesellschaft beteiligte sich u. a. an der "Mallvision Bocholt GmbH", die Ende 2007 ins Leben gerufen wurde. Gegenstand dieses Unternehmens ist die Ausstrahlung eines regional und lokal ausgerichteten audio-visuellen Programms auf Bildschirmen und ähnlich dafür geeigneten Informationsträgern aller Art im Großraum Bocholt.  

Schon früh haben die Sparkassen es sich zum Ziel gesetzt, ihr Handlungsfeld auch auf die virtuelle Welt des Internet zu übertragen, um so über das sog. e-commerce, den elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen auf Marktplätzen, eine Schlüsselstellung bei der Vernetzung von regionaler Wirtschaft, Konsumenten und öffentlichen Stellen einzunehmen. Aus diesem Grund wurde von der Stadtsparkasse Bocholt und den weiteren Sparkassen der Bezirksarbeitsgemeinschaft Münsterland im Jahr 2000 die Marktplatz Münsterland OHG gegründet. Gesellschafter wurden alle 18 Sparkassen der fünf Kreise Steinfurt, Warendorf, Coesfeld, Borken und Münster sowie die Sparkasse Werne.  

Im Jahre 2001 führte die Stadtsparkasse für Bocholt die bonuscard BOCHOLT ein und beteiligte sich maßgeblich an Gründung der InnoCent Bocholt GmbH.

Am 11.02.2008 konnte die Gründung der Stiftung Bocholter Handwerksmuseum Dues - Stadtsparkasse Bocholt in einem feierlichen Festakt begangen werden. Das Bocholter Handwerksmuseum ist fast ausschließlich der beispielhaften Privatinitiative von Walter Dues, der seit 1945 handwerkliche Gerätschaften sammelt und diese seit 1993 auf dem Gelände an der Köcherstraße der Öffentlichkeit zeigt, zu verdanken. Ohne ihn wäre das Bocholter Handwerksmuseum nie entstanden. Um den Erhalt handwerklichen Kulturgutes und die Vermittlung eines kulturgeschichtlich geschlossenen Bildes der alten Handwerksberufe in der Öffentlichkeit zu sichern, wurde die Stiftung Bocholter Handwerksmuseum Dues - Stadtsparkasse gegründet.    

Lit.:

  • Elisabeth Bröker: 100 Jahre Sparkasse der Stadt Bocholt (Festschrift), Bocholt 1941.
  • Wilhelm Stöhler: Im neuen Haus - Ein Erinnerungsblatt, gewidmet zur Einweihung des neuen Sparkassengebäudes der Stadt Bocholt am 25. Oktober 1954.
  • 150 Jahre Stadtsparkasse Bocholt. In: Unser Bocholt 42 (1991), H. 2. (auch als Sonderdruck und Zeitungsbeilage des Bocholter-Borkener Volksblattes erschienen unter dem Titel: 150 Jahre Stadtsparkasse - Die Bank für Bocholter, 1991)
  • mit folgenden Beiträgen:
  • Aloys Eiting, Die Stadtsparkasse , eine moderne Universalbank, S.2-4;
  • Hans D. Oppel: "ob und in welcher Art in hiesiger Stadt eine Leihanstalt nebst Sparkasse zu errichten" sei. Zur Geschichte der Stadtsparkasse Bocholt, S. 5-29.
  • Hans D. Oppel, Von den Anfängen und der Entwicklung des Schulsparens in Bocholt, S.30-31.
  • Wilhelm Seggewiß, 150 Jahre Stadtsparkasse Bocholt. Erinnerungen eines Bürgers, S.31-32.
  • Hans D.Oppel, Stadtsparkasse Bocholt, Artikel im Handbuch zur Geschichte der westfälisch-lippischen Sparkassen, Bd.1, Die Sparkassen und ihre Archive, bearb. v. W. Reininghaus, H. Schaldt u. R. Stremmel, hg. v. der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv u. des Westfälisch-Lippischen Sparkassen u. Giroverband, Dortmund 1998, S. 112-114.

Quellen:

  • Stadtarchiv Bocholt, Münsterstraße 76, 46397 Bocholt, Bestand Sparkasse der Stadt Bocholt / Stadtsparkasse Bocholt.
  • Archiv der Stadtsparkasse Bocholt, Markt, 46399 Bocholt. Dr. Hans-D. Oppel, Thomas Schluiß (12.01.10 15:30 Uhr)

Spielmannszug Barlo 1935 e. V.

Der Spielmannszug Barlo wurde 1935 durch den örtlichen Junggesellenverein gegründet. Damals gehörten nur unverheiratete Männer dazu und man nannte sich Trommlerkorps. Wie viele andere Vereine musste sich das Trommlerkorps bei Kriegsbeginn auflösen und wurde nach Kriegsende, am 02. Februar 1950, von 14 jungen Barloern neu gegründet.

1980 wurde der Jugendspielmannszug gegründet, womit auch Mädchen in den Verein eintreten konnten.

Mittlerweile zählt der Verein ca. 100 aktive Mitglieder.    

Lit:

Michael Essing, "Spielmannszug Barlo e. V." in: UNSER BOCHOLT Jg. 56 (2005), H. 4, S. 72.

Gerlinde Lisson (08.08.07 09:14 Uhr)

Spielmannszug Dingden-Lankern 1932 e. V.

1932 wurde der Spielmannszug von dem Lankerner Trio Heinrich Bauhaus, Josef Holtkamp und Franz Tenbergen gegründet. Schon im Winter 1932/33 hatte sich die Mitgliederzahl auf 13 Lankerner erhöht. Der erste musikalische Wettstreit fand 1953 statt- und wurde direkt gewonnen. Eine Jugendabteilung wurde 1968 gegründet und nahm 1973 erstmals an einer Deutschen Meisterschaft teil, die, wie in den folgenden 19 Jahren, den Titelgewinn brachte.

Seit 1979 sind auch Mädchen zugelassen.

Außer dem gemeinsamen Musizieren werden auch viele gemeinsame Aktivitäten wie Sommerzeltlager und Schwimmnachmittage angeboten.    

Lit:

Verena Holtkamp, "Spielmannszug Dingden-Lankern 1932 e. V." in: UNSER BOCHOLT Jg.56 (2005), H. 4, S. 73.    

Gerlinde Lisson (13.08.07 14:10 Uhr)

Spielmannszug Biemenhorst

Nach einer Überlieferung in der Biemenhorster Schulchronik hatte sich im Jahre 1927 innerhalb des dortigen Schützenvereins ein Trommlerkorps gebildet. Unter dem 3. Juli des gleichen Jahres wurden Trommeln und ein Tambourstab für die Musiker angeschafft. 1937 von den Nationalsozialisten verboten, gründete sich 1950 eine neue, 20-köpfige Gruppe mit Theo Schlüter als Tambourmajor. 1984 folgte die Anerkennung als gemeinnütziger Verein, in dem heute 37 Spieler und Spielerinnen unter dem Vorsitz von Jörg Andrieshen aktiv sind.

Mit einer '80-Jahre-Fete' begingen die Mitglieder des Spielmannszuges Biemenhorst den runden Geburtstag ihrer Musikgruppe am 16. Juni 2007. 

Lit.:

Helmut van Wahsen, Spielmannszug Biemenhorst 1927 e.V., in: Kultur in Bocholt, 1. Teil,  Unser Bocholt 56.Jg.(2007), H.4, S.75.

Wolfgang Tembrink (05.11.07 15:23 Uhr)

Spielzeug im Mittelalter

Unter den archäologischen Funden im Stadtgebiet von Bocholt befinden sich mehrere Stücke Spielzeug, u.a. Tonpferdchen, Puppenfiguren, Haushaltsgerät in Miniaturausführung, Knicker (Murmeln) und Spielsteine. Sie wurden nicht nur von Kindern benutzt, auch Erwachsene spielten mit Leidenschaft und hohem Geldeinsatz vor allem Brett- und Würfelspiele.

Zur Herstellung der Spielsteine benutzte man aufgelesene Scherben- oder Schieferstückchen, die durch einige Schläge rund zugeschlagen wurden. Mehrere in Bocholter Brunnen gefundene Schieferscheiben zeigen deutlich diese Schlagtechnik und dürften als Brettsteine benutzt worden sein.

Alle Gegenstände sind aus einfachen, billigen Materialien hergestellt, lassen aber der kindlichen Spielfreude und Phantasie viel Raum. Geschlechtsspezifische Zuordnungen sind erkennbar: hölzerner Dolch, galoppierendes Pferdchen, Frauenfigur in vornehmer Kleidung, Kännchen und Väschen.

Funde mittelalterlichen Spielzeugs sind in einer Vitrine im Dachgeschoss des Stadtmuseums ausgestellt. 

Lit.:

Werner Sundermann, Mittelalterliches Spielzeug, Dem Mittelalter auf der Spur - Beiträge zur Stadtkernarchäologie, in: UNSER BOCHOLT Jg. 35 (1984), H.1/2, S.65/66.

Helga und Werner Sundermann (01.03.07 15:13 Uhr)

St.-Ludgerus-Kirche Spork

Als am 28. März 1933 die St.-Ludgerus-Kirche in Spork durch Weihbischof Dr. Scheifers feierlich eingeweiht wurde, lagen schon jahrelange Bemühungen um eine eigene Kirche hinter der Sporker Gemeinde. Im ersten Weltkrieg gab es zum ersten Mal in der Sporker Schule Gottesdienste, um den Soldaten, die in Haus Heidefeld stationiert waren, Gelegenheit zu geben, ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Diese Möglichkeit wurde auch von den Einheimischen intensiv wahrgenommen und als das Militär wieder abgezogen war, stellten die Gläubigen an den Pfarrer von St.-Georg in Bocholt einen Antrag zur Errichtung einer eigenen Kirche. Dompfarrer Bernhard Nienhaus, der aus Spork stammte, unterstützte das Anliegen bei der bischöflichen Behörde.

Da die Radrennbahn, die 1898 angelegt worden war, mit dem Wirtschaftssaal und der anliegenden Wohnung im Februar 1919 zum Verkauf angeboten wurde, erwarb der Kirchenbauverein dieses Gelände zur Einrichtung einer Notkirche. Sie wurde am 29. Oktober 1919 unter dem Patronat des heiligen Ludgerus eingeweiht. Die Kapuzinerpatres aus Bocholt waren bereit, die Gottesdienste zu halten. Am 15. Januar 1924 ernannte der Bischof von Münster Heinrich Terhoffstede zum Kaplan dieser Filialkirche. Der Geistliche wirkte 42 Jahre in Spork. Er entwickelte in der Bauernschaft ein reges Gemeindeleben und setzte sich sehr für den Bau einer Kirche ein.  

Am 1. November 1929 wurde der Filialbezirk Spork zum Rektoratsbezirk erhoben, aber auf Grund der allgemeinen Wirtschaftskrise musste der Kirchbau noch warten. Dazu verweigerte die Mutterpfarre St.-Georg wiederholt ihre Zustimmung.  

1932 bewilligte der Bischof von Münster die Erhebung zur Rektoratsgemeinde mit eigener Vermögensverwaltung. Dies wurde am 1. April 1933 rechtskräftig. Die Grundsteinlegung für den Neubau einer Kirche nach einem Entwurf des Diplom Ingenieurs Karl Tangerding aus Bocholt fand bereits am 12. Juni 1932 statt.

Zehn Monate später feierte die Kirchengemeinde Spork die bischöfliche Weihe ihres Gotteshauses, das ganz aus eigenen Mitteln der Gläubigen finanziert worden war. Die Kreuzigungsgruppe im Chorraum, gefertigt von Hans Dinnendahl aus Münster , stieß bei vielen Gläubigen zunächst auf Ablehnung, aber Rektor Terhoffstedde konnte die Menschen von der modernen Aussagekraft des Kunstwerks überzeugen.

Am 1. Oktober 1951 wurde die Kirchengemeinde Spork zur Pfarre erhoben und der Rektor wurde am 12. November zum Pfarrer ernannt. Die feierliche Amtseinführung folgte am 27. Dezember 1951. Die äußere Feier der Pfarrerhebung beging die Ludgerusgemeinde am zweiten Sonntag nach Ostern 1952 und am 6. Juli des gleichen Jahres war die Weihe von zwei neuen Kirchenglocken, da die alten 1942 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren.

Im Oktober 1956 wurde an der Eingangsseite der Kirche eine 2,60 m große Statue des heiligen Ludgerus angebracht, die der Künstler Paul Wessling aus Sandstein gehauen hatte.

Zum 25-jährigen Jubiläum 1958 bekam die Kirche zwei neue Buntglasfenster.

1965 und 66 brachten Renovierungsarbeiten und die Gestaltung des Kirchplatzes.

Eine komplette Umgestaltung des Chorraums fand 1975 statt und 1978 folgte eine weitere Kirchenrenovierung nach den Erfordernissen der Liturgiereform unter der Leitung des Bildhauers Ernst Rasche.

Am 26. März 1983 wurde aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums im Chorraum ein Taufbrunnen geweiht, den ebenfalls Ernst Rasche gestaltet hatte.

2002 feierte die Pfarrgemeinde Sankt-Ludgerus Spork ihr 50-jähriges Pfarrjubiläum.    

Lit.:  

Werner Sundermann, 50 Jahre St.-Ludgerus-Kirche, Spork (1933 Alfred Tekniepe, Erhard Tekniepe, Festschrift zum 50-jährigenPfarrjubiläum 2001/2oo2. - 1983).

Elisabeth Stockmann (16.08.10 16:44 Uhr)

Radrennbahn in Spork

Es ist in der Bevölkerung wenig bekannt, dass es bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Spork (damals eine Gemeinde des Amtes Liedern-Werth, heute Bocholt) eine Radrennbahn gab.  

Der damalige Besitzer von Gut Heidefeld, Clemens Dierkes, baute 1898 zusammen mit einer Aktiengesellschaft in einer Weide von 16 Morgen Größe eine Radrennbahn. Die Architekten der Bahn waren Pries und Reichel. In den Annalen des Bocholter Radsportvereins heißt es, dass die Bahn weit und breit die erste mit einem Zementoval war. Mancher Weltmeister ist hier gestartet und hat seine Runden gedreht.  

Wenn man bedenkt, dass 1880 in München die erste Radrennbahn gebaut wurde, kann man die Sporker wohl als Pioniere des Radsports bezeichnen.  

In Bocholt bestand die Radrennfahrervereinigung "Staubwolke", die auf der Sporker Radrennbahn auch internationale Renntage veranstaltete. Zu dieser Zeit waren in Deutschland auf solchen Bahnen Steher-Rennen und sog. Flieger-Rennen sehr populär. Die Rennräder der Fahrer hatten luftgefüllte Reifen. Die Rennfahrer trugen noch keine spezielle Sportkleidung, sondern fuhren in ihrer Alltagskleidung. Auf Fotos aus dieser Zeit kann man sehen, dass Sturzhelme aber durchaus schon gebräuchlich waren.  

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) setzte dem Sportbetrieb auf der Radrennbahn in Spork ein Ende.  

Auf dem Gelände der Radrennbahn wurde am 21. Juni 1932 der Grundstein für die St.-Ludgerus-Kirche gelegt. Dazu mussten die in Beton gegossenen Kurven abgebrochen und das Gebiet der ehemaligen Radrennbahn eingeebnet werden.  

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) baute die Stadt Bocholt eine neue Radrennbahn am Hünting, wobei auch Bombenschutt aus der am 22. März 1945 zerstörten Stadt verwendet wurde.    

Lit.:  

N.N., "Heimatgeschichte der Kirchengemeinde Spork", Bd 1-3, in der Kirchengemeinde Spork (ab 11. Juli 2010 St.-Bernhard-Kirchengemeinde Lowick).

Sundermann, Werner. "50 Jahre St. Ludgeruskirche" (Heimatgeschichte der Pfarrei St. Ludgerus Spork), Bocholt

"Chronik der Kath. Kirchengemeinde St. Ludgerus Spork" (Festschrift zum 50-jährigen Pfarrjubiläum 2001/2002).

Helga und Werner Sundermann (05.07.10 16:14 Uhr)

Sprichwörter und Redensarten - up Bokelts Platt

"Völle Hande maakt licht Wark" (Wenn Viele anfassen, geht die Arbeit leichter vonstatten).

Bereits 1995 begann der Plattdütse Kring im Verein für Heimatpflege e. V. mit der Sammlung von Sprichwörtern und Redensarten aus dem Bocholter Raum. Im Laufe der Jahre wuchs die Sammlung.

Mehr als 2000 Beiträge wurden von den Mitgliedern des "Krings" zusammengetragen. Vom Beginn der Arbeit bis zur Fertigstellung vergingen Jahre. Erst 2003 konnte die Arbeit abgeschlossen werden.

Die Sammlung, aufgeteilt in 21 Themenbereiche und Begriffe wie z.B.  "Mann", "Frau", "Kind", "Sterben und Tod", "Glück und Unglück" oder "Beruf und Arbeitswelt", konnte in Heft 1 / 2003 der Zeitschrift "Unser Bocholt" den Lesern präsentiert werden. Zum besseren Verständnis für die "Nicht-Platt-Sprecher" wurden mehr als 400 Sprichwörter mit kleinen Zeichnungen versehen und in einem anhängenden Verzeichnis werden die Mundartwörter erklärt.  

Ein Redner sollte zur Auflockerung eines Vortrages Sprichwörter einflechten, denn man sagt: "Sprichwörter sind der Schmuck der Rede". Oder, auf Bocholter Platt gesagt: "He kann good van de Wurde kommen".  

Lit.:

Plattdütse Kring im Verein für Heimatpflege e. V., Sprichwörter und Redensarten up Bokelts Platt mit einem Vortrag von Heinrich Belting, in: UNSER BOCHOLT Jg. 54 (2003), H. 1, S. 5 - 140.

Johann Telaar (16.12.08 09:40 Uhr)

Ss. Ewaldi, Pfarrei und Kirche

Der Wunsch nach einer eigenen Kirche im Bezirk Fildeken und Biemenhorst bestand schon in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts. Zu der Zeit gehörte der heutige Pfarrbezirk von Ss.Ewaldi zur Kirchengemeinde St. Josef. Gesucht wurde nach einer finanzierbaren Lösung für eine Gemeindegründung.

1934 bot man das ehemalige Schröersche Kaufhaus Ecke Mühlenweg-Schützenstrasse zum Verkauf an. Das große Haus wurde erworben und zu einem Kirchenraum umgestaltet. Klemens Vehorn, ein junger Priester der Gemeinde, sorgte dafür, dass liturgische Geräte und auch das große Kreuz, das Christus als König darstellt, erworben werden konnten. Dem damaligen Dechanten Jürgens, einem großen Verehrer der Brüder Ewaldi, die als Mönche gegen Ende des 7.Jahrhunderts missionarisch in unserem Gebiet tätig waren, verdankt die Pfarrgemeinde ihren Namen.

Am 5. Juni 1934 wurde eine Notkirche mit großer Beteiligung der Gläubigen eingeweiht. Im August kam Pfarrrektor Anton Hommel, dem im Dezember 1934 der dann eigenständige Seelsorgebezirk Ss.Ewaldi übertragen wurde. Die endgültige Ablösung von der Mutterpfarrei St. Josef beschloss der Kirchenvorstand 1939, indem auf wertvollen Grundbesitz verzichtet wurde, um der neuen Pfarrei finanzielle Selbstständigkeit zu ermöglichen. Am 4. April 1941 ernannte der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, den Seelsorgebezirk Ss. Ewaldi zur selbstständigen Pfarrei und Anton Hommel wurde Pfarrer dieser Gemeinde. Die Begeisterung der Gläubigen für ihre Gemeinde war groß, viele Gruppen und Verbände entstanden.

Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges gab es mit den damaligen Machthabern etliche Auseinandersetzungen. Die Fronleichnamsprozession wurde verboten, der katholische Jungmännerverband musste aufgelöst werden, Veranstaltungen der Frauengemeinschaft und der Religionsunterricht in den Schulen durften nicht mehr stattfinden. In dieser schwierigen Zeit standen die Gemeindemitglieder mit ganzer Kraft und Treue zusammen. Am 4. Advent 1946 feierte Pastor Hommel sein 25-jähriges Priesterjubiläum und die Gemeinde Ss.Ewaldi erhielt Ewaldi-Reliquien aus der Kirche St. Kunibert in Köln. Im Jahre 1948, nach gerade beendetem Krieg, wurde ein Kirchenbauverein gegründet. Nach vier Jahren verfügte man über genügend Geld, um am 3.3.1952 den ersten Spatenstich für eine große Kirche zu machen. Helfer mit Schaufel und Schiebkarre waren zur Stelle und in wenigen Tagen waren die Ausschachtungsarbeiten geschafft.

Am 6.7.1952 feierte die Pfarrgemeinde die Grundsteinlegung und Weihe, die durch den Dechanten Clemens Dülmer vorgenommen wurde. Der Grundstein entstammt einer Säule der durch Bombenangriff auf Bocholt am 22.3.1945 zerstörten Kirche St. Georg ebenso beigelegte Ziegelstücke von der zerbombten Kirche St. Josef. Hiermit sollte die Verbundenheit mit der Kirche St. Georg, der Mutterkirche von Bocholt, und der speziellen Mutterkirche St. Josef, bekundet werden. Architekt Johann Ketteler aus Bocholt war Baumeister der Kirche. Am 8.2.1953 wehte über dem Rohbau der Richtkranz.

Vier Monate später, am 12.7.1953, war das Gotteshaus vollendet und konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Zur Einweihung kam im Auftrag des Bischofs von Münster - Erzbischof von Lanchow (China), Theodor Buddenbrock. Zum 25jährigen Gemeindejubiläum, sechs Jahre später, wurden vier Glocken geweiht und im Turm installiert. In der Zwischenzeit war die Notkirche der Pfarrei Ewaldi Ecke Mühlenweg-Schützenstraße zu einem Gasthaus umgebaut worden.

Am 11.6.1960 wurde es eingeweiht und übergeben. Es diente bis zum Bau des neuen Pfarrheims an der Schwertstraße für Treffen und Veranstaltungen der Pfarrgemeinde. Am 13.12.1967 starb nach kurzer Krankheit Pfarrer Anton Hommel, der am 16.12.1967 unter großer Beteiligung der Gläubigen auf dem Friedhof beigesetzt wurde. Beim Requiem erklang zum ersten Mal die neue Orgel, die am 23.12.1967 feierlich eingeweiht wurde. Am 28.4.1968 wurde Albert Bettmer zum neuen Pfarrer der Pfarrgemeinde Ss.Ewaldi ernannt und in sein Amt eingeführt.

1970 wurde die Kirche gründlich renoviert. Die Neugestaltung des Chorraumes erfolgte nach Vorgaben der Liturgiereform des zweiten Vaticanums im Jahre 1964. Am 9.6.1974 feierte die Pfarrei Ss.Ewaldi ihr 40-jähriges Bestehen. Zu der Zeit zählte sie ca. 8000 Mitglieder. Am 3.6.1984 war das Jubiläum des 50-jährigen Bestehens der Pfarrgemeinde Ss.Ewaldi. In einem feierlichen Hochamt, zu dem Regionalbischof Alfons Demming aus Münster gekommen war, sang der Kirchenchor u.a. eine Bruckner-Messe. Anschließend fand in einem großen Zelt auf dem Kirchplatz ein Festakt mit Empfang der Ehrengäste und der Gemeinde statt.

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Kl.Statistik der Pfarrgemeinde Ewaldi (aus der Pfarrchronik):

Januar 1972              erstmals Sternsingen der Messdiener

1.3.1975                   erster Dienst von Kommunionhelfern/innen  

8. -14.11.1976          erste ökumenische Bibelwoche mit der Apostelkirche

17.5.1981                 Wallfahrt nach Köln, St.Kunibert, zu den Gebeinen der hl. Brüder Ewaldi

3.7.1983                   Domwallfahrt nach Münster

5. - 13.10.1984          Romwallfahrt

Lit:

Feighofen, Erika: 50 Jahre Kirchengemeinde Ss.Ewaldi.Versuch eines kurzen Überblicks in "Unser Bocholt" Jg.35 (1984), H.4, S.25-32.

Chronik Ss.Ewaldi, Ordner Jubiläen.

Irmgard Winking (31.05.10 16:35 Uhr)

Ss. Ewaldi Wegekreuz

An der Weggabelung Biemenhorster Weg - Adam Stegerwald  Straße sollte 1956 ein Wegekreuz errichtet werden.  

Einige Männer der Gemeinde Biemenhorst sammelten ehrenamtlich von Haus zu Haus für dieses Denkmal. Mit einer Liste des Amtsheimatpflegers Rektor Heinrich Hillermann waren sie unterwegs.Die politische Gemeinde Biemenhorst beteiligte sich mit einem Viertel der Kosten.  

Das in Sandstein gehauene Kreuz mit dem Corpus Christi in Höhe von drei Metern wurde vom Bildhauer Paul Wesseling aus Suderwick angefertigt und am 08.09.1957 aufgestellt und eingeweiht. Das Grundstück für diese Stätte gab die Familie Hüttemann-Lamers.    

Lit:.

Cronik Ss. Ewaldi- Ordner Wegestation

Irmgard Winking (21.06.10 15:12 Uhr)

Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwaltschaft ist in Deutschland eine staatliche, den Justizministerien unterstehende Untersuchungs- und Anklagebehörde in Strafverfahren. Für Bocholt zuständig ist die Staatsanwaltschaft beim Landgericht in Münster, die seit 1951 in Bocholt eine Zweigstelle unterhält. Der Wirkungskreis der Staatsanwaltschaft in Bocholt umfasst den gesamten Kreis Borken. Beschäftigt sind hier ein Oberstaatsanwalt, sechs Staatsanwälte, drei Amtsanwälte, drei Rechtspfleger und 15 weitere Bedienstete. Zur Jahreswende 2006/07 hat die Staatsanwaltschaft neue Diensträume im Justizzentrum Bocholt bezogen.    

Lit.:

  • Bernhard Maaßen, Die Zweigstelle der Staatsanwaltschaft in  Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg.21 (1970), H. 1, S. 41
  • Heribert Heitkamp, Die Zweigstelle der Staatsanwaltschaft Münster in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 30 (1979), H. 4, S. 24    

Franz Josef Belting (12.03.07 08:47 Uhr)

Stadtarchiv Bocholt

Neben seiner Funktion als  Gedächtnis der Verwaltung verwahrt und erschließt das  Stadtarchiv Bocholt die Schrift-, Ton- und Bildzeugnisse  über die Geschichte Bocholts seit dem Mittelalter.

Hunderte von Urkunden aus der Zeit seit 1201, wertvolle Stadtbücher seit 1407, ein bis ins 16 Jh. zurückreichender Aktenbestand, deponierte Firmen- und Vereinsarchive sowie diverse Sammlungen  sind  ein unschätzbares Quellenreservoir für die historische  Forschung, das für amtliche, wissenschaftliche, familiengeschichtliche oder heimatkundliche Zwecke genutzt wird. 

Das Stadtarchiv führt ein Zwischenarchiv für abgeschlossene Akten im neuen Rathaus und in einer Dependance in der Bärendorfstraße, es gibt die Buchreihe "Bocholter Quellen und Beiträge" heraus und erstellt ein online-Stadtlexikon für Bocholt zusammen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern. 

Ihm angeschlossen sind Schriftleitung und Verlag der Zeitschrift f. Kultur- und Heimatpflege UNSER BOCHOLT und, zusammen mit der VHS, die Veranstaltungen des Gesprächskreises Bocholter Stadtgeschichte. 

Stadtbildstelle

Anfang der Zwanziger Jahres des 20.Jahrhunderts war in Bocholt eine städtische Lichtbildstelle eingerichtet worden, die dem Jugendamt unterstand. Rektor Alois Thiemann (1878-1959) vom damaligen Schulsystem III (Herzogstraße) wurde im März 1924 zu ihrem Geschäftsführer berufen, der die Lehrfilme zu Unterrichtszwecken zur Verfügung stellte.

Als selbstständige Dienststelle existierte sie seit dem 1. April 1935. Die Bestände der Bildstelle hatten den Krieg in den Räumen der Fildekenschule überstanden, jedoch war die Ausstattung anschließend geplündert, die Reste von den Besatzungstruppen beschlagnahmt und zum großen Teil vernichtet worden. 1959 zog die Bildstelle in das St.-Georg-Gymnasium um, bevor sie 1995 in das neue Medienzentrum der Stadt übersiedelte. Nach Rektor Thiemann leiteten nacheinander Lehrer August Lange von 1934 bis 1959, Lehrer Theodor Symalla bis 1982 und Lehrer Martin Alker ab 1982 die Stadtbildstelle.

Die städtische Bildstelle wurde zum 1.1.2008 aus der Stadtverwaltung Bocholt aus finanziellen Gründen ausgegliedert und der Verwaltung des Kreises Borken zugeschlagen. Rund 10.000 Medien stellte die Bildstelle bislang den Benutzern zur Verfügung, darunter Videokassetten, Dias und entsprechende Projektoren, Videokameras und Leinwände zur Präsentation. 

Sie kostete die Stadt rund 75.000 Euro jährlich, wobei sich der Kreis Borken seit 1998 mit einem Zuschuss von 36.000 Euro beteiligt hatte.  Die Aufgabe der Bildstelle war 2007 durch den Verwaltungsvorstand entschieden worden, was zum Protest von Seiten der Bocholter Hauptschulen führte. Videokassetten, CD-Roms und DVDs werden nunmehr im Medienzentrum bereit gehalten, historisch wertvolle Medien gingen ins Bocholter Stadtarchiv, und solche, die mehrfach vorhanden waren, wurden dem Medienzentrum des Kreises Borken zur Verfügung gestellt.

Wolfgang Tembrink (03.11.08 10:44 Uhr)

Befestigungsanlagen, hessische

Am 30. Januar 1648 beendete ein Sonderfriede zwischen Spanien und den Niederlanden einen achtzig Jahre dauernden Krieg (1568-1648) der Niederlande gegen Spanien. Truppen beider Seiten haben während des Krieges immer wieder die Grenzen zu Westfalen überschritten. Dabei wurden auch die Stadt Bocholt und ihr bäuerliches Umland schwer geschädigt.

Die Stadt Bocholt baute deshalb ihre Befestigungsanlagen besonders in den Jahren 1583-1587 nach dem sog. deutschen Bastionssystem aus. Ein zweiter Stadtgraben wurde mehr als 100 m vor die mittelalterliche Stadtmauer gelegt und die ausgeworfene Erde zu geraden Wallstücken geformt. An den abknickenden Stellen entstanden acht halbrunde Basteien oder Bollwerke zur Aufstellung von Geschützen. Erforderlich wurde diese Verstärkung durch die Erfindung des Schießpulvers und den Bau von immer weiter schießenden Geschützen, die mittelalterliche Stadtmauern schnell zerstören konnten.

Der 1618 ausbrechende Dreißigjährige Krieg wurde ab 1622 auch für das Münsterland und Bocholt akut. Ab 1632 griff der Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Verbündeter des protestantischen Schwedenkönigs Gustav Adolf das Bistum Münster an. Bocholt wurde ab 1633 mehrfach belagert, erobert und geplündert, besonders im Jahre 1635. Die Hessen besetzten die Stadt für mehr als 15 Jahre bis zum Jahre 1650. In den Jahren von 1642-1645 ließen sie die Festung nach dem sog. niederländischen Befestigungssystem ausbauen: Die Gräben wurden verbreitert, die Wälle zusätzlich erhöht und acht sternförmige Bollwerke angelegt mit geraden Flanken, die eine Beschießung der Angreifer entlang der ebenfalls geraden Wallabschnitte ermöglichte.

Die uneinnehmbare Festung bildete gegen den Bischof nach dem Friedensschluss vom Oktober 1648 das Faustpfand für die Erzwingung der Zahlung von 800.000 Reichstalern. Die Hessen räumten die Stadt erst zwei Jahre später nach Zahlung des Geldes und der Durchführung der ebenfalls zur Bedingung gemachten vorherigen Schleifung der neuen Befestigungsanlagen, die im April und Mai 1650 erfolgte.

Die wichtigste und gleichzeitig älteste Karte der Stadt Bocholt zeichnete Nikolaus Knickenberg am 21. Mai 1650. Der Plan ist nicht genordet, sondern gesüdet. Die mittelalterliche Stadtmauer, davor der Stadtgraben sowie das hessische Befestigungssystem sind eingetragen. Die acht Bollwerke sind in etwa gleichen Abständen um die erweiterte Befestigungsanlage verteilt. Sie ragen fünfeckig wie Sternzacken aus den geraden Wallstücken hervor und sind besonders für die Aufstellung von Kanonen gedacht. Jeweils zwischen ihnen liegen die acht geraden Wallstücke, die eine Verbindung zu den Bollwerken bilden. Auf diesen Wallstücken verlaufen heute die Wallstraßen. Nachfolgend sind die wichtigsten sichtbaren Relikte genannt:

Stiftsbollwerk: ist im südlichen Teil der Dinxperloer Straße und der in einem scharfen Knick von ihr nach Nordosten abbiegenden Kurfürstenstraße noch heute gut erkennbar.

Das Everstein-Bollwerk bleibt durch den scharfen Knick der von der Herzogstraße abbiegenden Kurfürstenstraße erkennbar. Das Ernst-Bollwerk zeichnet sich ab in der Straßenführung von Stenerner Weg, Eintrachtstraße und der rechtwinkligen Abbiegung der Viktoriastraße. Innerhalb des Bollwerks liegt die Clemens-Dülmer-Schule. Durch den ehemaligen Innenraum geht heute mittig die Straße "Im Bollwerk". Der Südwall gibt auch heute noch den Verlauf des ehemaligen Walles an. Der Außengraben des Amelia-Bollwerks bleibt im Aa-Bogen bei Karstadt deutlich als Relikt der Hessenbefestigung erkennbar!

Das Wilhelmus-Bollwerk: Seine Ausdehnung reicht in den 1996 abgerissenen ehemaligen Fabrikkomplex der Fa. Driessen - heute "Shopping-Arkaden", hinein. Der zwischen "Aurillac"-  und "Rossendale-Promenade" verlaufende Aa-Bogen, ebenfalls in den 1960er Jahren abgeflacht, ist das am deutlichsten sichtbare Relikt des Außengrabens der Hessenbefestigung, zusammen mit dem Bogen bei Karstadt.

Das Verschwinden von Relikten früherer Verteidigungsanlagen schreitet voran: Der mittelalterliche Stadtgraben ist völlig verschwunden; die Binnenaa treibt keine Wassermühle mehr an und ist zugeschüttet; das "Gäle Wäterken" liefert kein Wasser mehr für den Außengraben und ist nirgends mehr als Wasserlauf zu sehen. Der Außengraben der Hessenzeit zeigt sich oft nur noch in Straßenverläufen bzw. in den abgeflachten Aabögen bei Karstadt und am Rathaus.

Die meisten Bocholter wissen nicht um die ehemalige Bedeutung der Relikte. 

Lit.:

Werner Sundermann / Georg Letschert, Die hessischen Befestigungsanlagen des Dreißigjährigen Krieges, in: UNSER BOCHOLT, Jg 49 (1998), H.4, S.3-23

Werner Sundermann, Stadtkernarchäologie ergänzt historische Nachrichten, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 38 (1987), H.2/3, S.37-51.  

Werner Sundermann (29.09.10 08:56 Uhr)

Das Bocholter Stadtmuseum

Das Stadtmuseum Bocholt ist als Museum für Erdgeschichte, Vor- und Frühgeschichte und Geschichte sowie als Museum für Kunst (u.a. mit den wertvollen Kunstsammlungen Israhel van Meckenem (Kupferstecher des 15. Jahrhunderts) sowie dem künstlerischen Nachlaß des Bühnenbildners Josef Fenneker und auch volkskundlichen Ausstellungsbereichen ein wichtiger Auskunftsort zur Geschichte und Kultur des Bocholter Raumes.

In einer kulturgeschichtlichen Abteilung schafft das Stadtmuseum Bocholt über eine Hauswebkammer die Verbindung hin zum Textilmuseum.

Weitere Bestände im kulturgeschichtlichen Bereich wechseln.

Das Prinzip ständig wechselnder Ausstellungsinhalte unter Wahrung der Gesamtstruktur des Stadtmuseums und von zusätzlichen Sonderausstellungen zu einzelnen Themen eröffnet dem einzelnen Besucher immer wieder neue, unbekannte Aspekte geschichtlichen, kulturellen und künstlerischen Wirkens. 

Stadtsiegel

Der Gebrauch eines Siegels, und zwar zur Beglaubigung eines Schriftstückes, war schon den alten Römern nicht unbekannt, gewann aber erst im Mittelalter die größte Bedeutung und blieb allgemein in Geltung bis in die neueste Zeit.  Anfangs unter den karolingischen Herrschern, die vielfach des Schreibens unkundig waren, sollte die Untersiegelung als Ersatz für die Unterschrift dienen, um die Echtheit einer Urkunde zu beweisen und zu verbergen.  Erst seit 1150 bedienten sich die Städte mit zunehmender Selbständigkeit eigener Siegel.  Damals war es ein naheliegender Gedanke, durch das Siegelbild auf den Namen der Stadt hinzuweisen, um so ein "redendes Siegelbild" zu geben. Auch das Siegel der Stadt Bocholt fällt unter die Gruppe der "redenden" Siegel.  Bocholt leitet von jeher seinen Namen von "Buchholz", "Buchenwaldung" ab und führte daher stets eine "Buche" im Siegelbild, wie auch Hobbeling in seiner Beschreibung des Stiftes Münster hervorhebt: "Den Namen soll sie (die Stadt) von den Buchen tragen, weil sie am Ende des Buchholzes vor Zeiten erbaut, und dieses soll auch die Ursache sein, daß sie einen Buchbaum im Siegel führt." Mit Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1222 hat die Stadt Bocholt auch ihr eigenes Stadtsiegel geführt.  Erwähnt wird es allerdings erst in einer Urkunde vom 11. Mai 1283, die älteste erhaltene Urkunde ist eine vom 13.  September 1284.  

Dieses älteste Stadtsiegel war nicht sehr lange in Gebrauch, und bereits im Jahre 1302 tritt an seine Stelle ein neues Siegel.  Dieses Siegel unterscheidet sich vom ersten Stadtsiegel deutlich, zum einen ist es größer (Durchmesser 73 mm) und zeigt eine gerade aufgewachsene ausgerissene Buche mit drei symmetrisch verteilten Ästen mit dazwischenstehenden einzelnen Zweigen.  Die Zahl der Blätter beträgt 17.  Sie zeigen Rippen und sind gezahnt.  Die Zahl der an den langen Stielen erscheinenden Bucheckern ist 23.  Die Zahl der Wurzeln beträgt 5. Unten am Stamm befindet sich je links und rechts ein abgehauener Auswuchs.  Als Umschrift ist, wie im ersten Stadtsiegel: Sigelium Burgensium de Bocholte.  Ein Rücksiegel wird nicht mehr verwendet.  Das größte Stadtsiegel wurde nur bei Urkunden verwandt, die für die Stadtgemeinschaft selbst von Bedeutung waren.  

Im Wappenbuch der westfälischen Gemeinden aus dem Jahre 1940 befindet sich folgende Beschreibung des Siegels der Stadt Bocholt: "Im grünen Feld eine silberne Buche mit silbernen Früchten". Im Jahre 1930 wurde das Wappen der Stadt Bocholt neu festgestellt und wird mit Genehmigung des preußischen Staatsministeriums vom 6. Juni 1930 seither in der hier dargestellten Form geführt. Sie entspricht dem mittelalterlichen Siegel der Stadt, das in Abdrucken seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts erhalten ist und bis in die Gegenwart als Siegelbild und sowohl auf dem großen Siegel wie auf den Sekreten die Buche, das "redende" Symbol des Stadtnamens, enthält. In der Spätzeit (ständig seit 1875) wurde die Buche mit drei Ästen, neun Wurzeln, 17 Blättern und 23 Früchten gezeichnet. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts erscheinen Darstellungen, so auch auf den Bocholter Münzen und auf einer Wappenskulptur am Rathaus, in denen die Buche mit einem Balken, dem Wappensymbol des Stiftes Münster, als dem Zeichen der Münsterischen Landeshoheit belegt ist. Diese Buche (ohne Balken) ist auch das Bild des Bocholter Stadtwappens. Dieses Stadtwappen zeigt eine silberne oder weiße Buche im grünen Feld. Beim Wappen fällt die Siegelumschrift fort. Das Wappen hat auch statt der Kreisform die Schildform. Es findet sich unter anderem auf dem Kopfbogen der Stadtverwaltung wieder.  

Lit.: Der Text ist ein Auszug aus dem Aufsatz "Am Anfang stand ein Wappen..." - Der Weg vom Siegel zum Jubiläumslogo von Bruno Wansing, Stadt Bocholt in der Jubiläumsbroschüre zur 775-Jahr-Feier im Jahre 1997!

Stadtwald

Bevor der heutige Stadtwald im Nordosten der Stadt Bocholt der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde, dienten die städtischen Flächen u.a. der Forstwirtschaft. Einige Straßennamen im Stadtwaldgebiet weisen auf frühere Begebenheiten hin. Die Straße "Auf dem Geuting" erinnert an das Gut Geuting, auch "Godekinchoff"genannt. 1359 erwarb die Stadt Bocholt dieses Gut als Lehen vom Kollegiatstift St. Mauritz bei Münster. Die "Wiener Allee" führt als Verlängerung der Blücherstraße in den Stadtwald, wo früher sich das Stadtwaldlager befunden hat. Das Vereinsschwimmbad Tonwerke war ehemals eine Tongrube. Dorthin verlaufen die Straßen "In der Ziegelheide", "Am Ziegelofen" und "An den Tonwerken". Die in der Ziegelheide im 15. Jahrhundert gewonnene Ziegelerde diente der Stadt zur Herstellung von Ziegelsteinen und Dachpfannen.  

Nach dem Ersten Weltkrieg wollte die Stadt Bocholt Arbeitslosen Arbeit verschaffen. So wurden Notstandsarbeiten beschlossen. Dazu gehörte u.a. die Anlegung eines Stadtwaldes. Die Arbeiter erstellten neue Wege, vorhandene erhielten eine Ausbesserung sowie Fuß- und Radfahrwege bekamen Abgrenzungen. Man pflanzte Bäume an den Wegen und weitere Flächen wurden aufgeforstet. Es entstanden auch ein Teich und Terrassen, die mit Bäumen bepflanzt wurden. Diese Arbeiten dauerten von 1919 bis 1927. Die Bocholter Bürger schätzten den 40 ha großen Stadtwald als  Erholungsstätte. Der Wanderverein 1913 e.V. errichtete 1921 im Stadtwald einen Gedenkstein für die im Krieg gefallenen Vereinskameraden.

Der NS-Oberbürgermeister Emil Irrgang ließ im Auftrage der NSDAP im Stadtwald ein großes Lager für die "Österreichische Legion" der SA errichten. Das Stadtwaldlager nahm am 24. Juni 1935 seinen Dienst auf und erfuhr im Laufe der Jahrzehnte viele verschiedene Funktionen.  

Durch eine große Brennholzaktion 1945/46 erlitt der Stadtwald nach dem Zweiten Weltkrieg eine erhebliche Zerstörung. Erst 1966 entstand ein endgültiger Plan, den Stadtwald wegen seiner Nähe zum Stadtzentrum als Naherholungsgebiet umzugestalten. Zwei vorhandene Teiche wurden entkrautet und ausgebaggert, Wege wurden ausgebessert, Bänke und Papierkörbe aufgestellt. Es entstanden im Laufe der Zeit u. a. neue Teiche, Wildgehege, Spielplätze, Restaurants und ein Rodelberg. Beispielsweise konnten am 7. August 1978 drei neue Springbrunnen in Betrieb genommen und am 28. Oktober 1997 ein Hochzeitswald eröffnet werden.  

Derzeit ist der Stadtwald 69 ha groß. Ziele der Erweiterungen, Neu- und Umgestaltungen seitens der Stadtverwaltung Bocholt sind, dass der Stadtwald ein Wald bleibt, und zwar ein Mischwald mit Bäumen und Sträuchern und die Bürger der Stadt zu jeder Jahreszeit sich dort erholen und entspannen können. Wildschweine, Damwild, Rotwild, Ziegen, Schafe, Flamingos, Kraniche, wie die Blumenpracht im Frühling, schattige, autofreie Wege zum Wandern und Joggen im Sommer, zugefrorene Teiche zum Schlittschuhlaufen sowie der verschneite Rodelberg im Winter und vieles mehr sind Anziehungspunkte für Jung und Alt.    

Lit.:

Elli Jansen, Bokelt un Geuting hört uns to, in: Unser Bocholt, 43.Jg. (1992), H. 3, S. 30 ff Josef Simon, Bauliche Entwicklung der Stadt Bocholt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: "Unser Bocholt"  39. Jg.(1988), H. 3, S. 23.

W. B., G. P., H. W., Wander-Verein Bocholt 1913 e.V., in: "Unser Bocholt", 35.Jg. (1984), H. 3, S .69.

Hans D. Oppel, Zur Geschichte des Stadtwaldlagers in Bocholt, in: Unser Bocholt, 38.Jg. (1987), H. 4, S. 31 ff.

Josef Ratermann, Stadtwald und Stadtwalderweiterung, in: "Unser Bocholt" 26. Jg. (1976), H. 2/3, S. 56-57.

Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: "Unser Bocholt", 38. - 41. Jg. (1987-1990). Chronik des Bocholter Raumes 1975-1999, zusammengestellt v. Wolfgang Tembrink ( Bocholter Quellen und Beiträge, Band 9, hg. v. der Stadt Bocholt, Stadtarchiv) Bocholt 2001.

Stadtwaldlager / STALAG

1935 Errichtung des Lagers durch die NSDAP, Hilfswerk Nordwest (Bad Godesberg), für geflüchtete österreichische SA-Männer (sog. Österreichische Legion) 

1936 Offizielle Eröffnung durch SA-Stabschef Lutze.

1938 Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich am 12. 03. 1938 und dem Anschluss Österreichs an Deutschland Räumung des Lagers; Rückkehr der Legion nach Österreich. Verkauf der Lagerbauten durch die NSDAP an den Reichsfiskus (Heer).

1938, 27. September: Abschluss eines Garnisonvertrages zwischen der Stadt Bocholt und dem Reichsfiskus (Heer). Übereignung des Grundstücks für das Lager. Das Lager wurde für Unterbringung und Ausbildung kurzfristig dienender Rekruten genutzt. Unweit des Lagers entstand ein Schießstand, ein Übungsgelände in den Hohenhorster Bergen wurde vorgesehen. Diesem Zweck hat das Lager aber kaum gedient.

1939, 27. März: Die Stadtchronik verzeichnet, dass 2.000 Mitglieder des Reichs- arbeitsdienstes (RAD) vorübergehend im Lager untergebracht sind. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges diente das Lager als Kriegsgefangenenlager und zwar als Durchgangslager. Im November kamen die ersten 400 polnischen Kriegsgefangenen in das Lager, denen weitere folgten.

1940, ab Mai: Die ersten Gefangenen von der Westfront kamen an; zuerst Holländer, dann Belgier, weiter Franzosen, Engländer u.a. Im Oktober 1940 vorübergehende Einquartierung deutscher Truppen ( 6. Kompanie, II. Bataillon, Infanterie-Regiment 626).

1941,  27. November: die ersten 800 russischen Kriegsgefangenen trafen ein, denen später viele Tausend folgten. Das Lager wurde durch Notbaracken erheblich vergrößert.

1944, September: Nach der Landung englischer Fallschirmjäger im Raum Arnheim gehörte Bocholt zum Rückwärtigen Frontgebiet. Das Kriegsgefangenenlager wurde weiter ostwärts verlegt. Dafür zogen Schanzarbeiter für den  Westfalen-Wall in das Lager ein, später auch deren Verpflegungsstab.

1945, 22. bis 25. März: Unterbringung von Kranken aus dem zerstörten St.-Agnes-Hospital nach dem Fliegerangriff auf die Stadt.

1945, 30. März: Einnahme des Lagers durch britische Truppen.

1945, April: Nach Besetzung der Stadt Bocholt Sammellager für Fremdarbeiter, insbesondere Russen, bis zu deren Rückführung in die Heimat.

1946, September: 2.500 Esten, Letten und Litauer bezogen das Lager.

1947, Januar. Juden aus dem Lager Bergen-Belsen (meist Polen, Ungarn und Rumänen) wurden hier im Lager für eine Auswanderung nach Israel zusammengeführt. 

1950, Mai: Jugoslawische Flüchtlingsfamilien kamen in das Lager.

1950, April: Das Arbeits- und Sozialministerium des Landes NWR übernahm die Leitung des Lagers von der britischen Militärregierung.

1951, September: Das DP-Lager ( = Displaced Persons, heimatlose oder zwangsverschleppte Ausländer) unter deutscher Leitung wurde aufgehoben. Es blieb aber noch eine Anzahl Familien bis zur anderweitigen Unterbringung dort wohnen.

1952, Dezember: Einrichtung des Lagers als Hauptdurchgangslager für Flüchtlinge aus der Sowjetzone.

1956, 21. November: Die ersten Flüchtlinge aus Ungarn, die vor dem Hintergrund des  Ungarn-Aufstandes ihre Heimat verlassen hatten, trafen ein.

1959: Vorübergehende Nutzung von Teilen des Areals durch die Bundeswehr.

1985: Kauf des Lagergeländes durch die Stadt Bocholt . Erweiterung des Stadtwaldgeländes. 

1987: Einweihung einer Gedenkstätte mit Stelen, deren Text  mehrfach zerstört wurde.  

Lit.: Oppel, Hans D., Zur Geschichte des Stadtwaldlagers in Bocholt, in: Unser Bocholt 38 Jg.(1987), H.4, S. 31-41.

Dr. Hans-Detlef Oppel und Johann Telaar (09.09.08 11:46 Uhr)

St.-Agnes-Hospital

Das St.-Agnes-Hospital ist ein Schwerpunktkrankenhaus in freigemeinnütziger Trägerschaft, das heute 470 Planbetten bereithält.  

Im Jahre 1842/43 gründeten Bocholter Bürger einen "Verein zur Errichtung einer Barmherzigen Anstalt" zur Pflege der Kranken "der ärmeren Bevölkerungsklasse". Die Initiative ging aus vom damaligen Pfarrer von St. Georg Franz Schütte und seinen beiden Vikaren. Bis dahin hatte es nur die "Krankenstuben" im Armenhaus der Stadt gegeben, die aber schon lange nicht mehr ausreichten. Der neue Verein wurde von allen Kreisen der Bocholter Bevölkerung unterstützt und schon im Dezember 1843 konnte ein Haus am Schonenberg erworben werden, wo sich zuvor bis zur Säkularisierung ein Frauenkloster befunden hatte. Die Krankenpflege selbst sollte von Barmherzigen Schwestern aus Münster übernommen werden und tatsächlich konnten am 29. Mai 1844  zwei Schwestern in ihr Amt eingeführt werden. Das Hospital verfügte zunächst über 6 Betten, deren Anzahl im Notfall auf 12 erhöht werden konnte. 1847 erhielt das Haus den Namen "Hospital der hl. Agnes" wegen der Nähe zur Agneskirche, die damals allerdings noch der evangelischen Gemeinde gehörte.  

Schon bald wurde eine Erweiterung notwendig, der Vorstand des Vereins erwarb deshalb 1850 zwei weitere Häuser am Schonenberg. Gleichzeitig wurden Statuten verfasst, die alle notwendigen Bestimmungen zur Führung der Anstalt als "moralische Person mit korporativen Rechten und Befugnissen" enthielten.  

Eine bedeutende Veränderung erfuhr das Hospital im Jahr 1852. Kardinal Melchior von Diepenbrock schenkte dem Hospital zur hl. Agnes sein Vaterhaus als unveräußerliches Eigentum. In diesem Haus war Platz für 30 Kranke, gepflegt wurden sie von 4 Schwestern.  

20 Jahre später reichten die Räume nicht mehr aus, außerdem fehlte es an notwendigen medizinischen Einrichtungen, wie Behandlungsräumen, einem OP-Saal, Bädern und dergleichen mehr. Auf Antrag der behandelnden Ärzte entschloss sich der Rat der Stadt zu einem Neubau am Schonenberg, wo ausreichendes Gelände zur Verfügung stand. dieser Neubau für 50 Kranke wurde 1875 fertiggestellt, seine Kapazität 1896 auf 200 Plätze erweitert. Die evangelische Gemeinde verkaufte 1898 die St. Agnes Kirche, Pfarrhaus und Schulgebäude an das Hospital. Die Kirche wurde nun von den Schwestern und Kranken als Hospitalkirche genutzt. Nach weitern Aus- und Anbauten konnte das Haus 1926  350 Kranke versorgen.  

Bis 1904 hatte das Krankenhaus keinen leitenden Arzt, alle Bocholter Ärzte hatten das Recht, Kranke einzuweisen und dort zu behandeln. Erster Chefarzt wurde Sanitätsrat Dr. Munsch. Das System, alle Bocholter Ärzte auch im Krankenhaus tätig sein zu lassen, war auf die Dauer nicht zu halten. So wurde mit dem 1. April 1937 das Chefarztsystem eingeführt, zunächst für die Chirurgie, dann auch für die Gynäkologie und die inneren Krankheiten. Für die Behandlung weiterer Krankheiten wurden einige weitere Fachärzte zugelassen.

Im Ersten Weltkrieg richtete das Rote Kreuz im St.-Agnes-Hospital ein Lazarett mit 160 Betten ein, die durchgehend mit verwundeten Soldaten belegt waren. Im Zweiten Weltkrieg wurde dort ebenfalls ein Lazarett eingerichtet mit bis zu 250 Betten.  

Am 22. März 1945, Gründonnerstag in der Karwoche, wurde das St.-Agnes-Hospital beim Bombenangriff auf Bocholt völlig zerstört. Ein Ausweichkrankenhaus wurde in der Walderholung eingerichtet. Schon am Freitag nach Ostern kamen die ersten Schwestern zurück, um aufzuräumen. Sie errichteten im Keller ein Notquartier; im einigermaßen erhalten gebliebenen Nordflügel wurden die ersten Zimmer eingerichtet. Im Sommer 1949 war der Anbau aus dem Jahre 1907 wieder instand gesetzt, der äußere Wiederaufbau des ganzen Hauses war 1953 abgeschlossen, die folgenden Jahre galten der inneren Ausgestaltung und Modernisierung der medizinischen Einrichtungen.

Im Jahre 1963 entschloss sich der Vorstand des Hauses zu einem Neubau, da die räumlichen und technischen Möglichkeiten am Schonenberg ausgeschöpft waren und nur ein Neubau modernen medizinischen Erfordernissen gerecht werden konnte. Gemeinsam mit der Stadt Bocholt fand man im Rahmen des Planungsverbandes Bocholt-Stenern das passende Gelände am Burloer Weg im heutigen Bocholter Stadtteil Stenern. 1979 bewilligte die Landesregierung den Neubau, der nach 6 Jahren Bauzeit 1985 fertiggestellt werden konnte. Am 3. 7. 1985 zogen Patienten, Pfleger und Ärzte um.  

1989 wurde der Neubau der Krankenpflegeschule, die dem Hospital angegliedert ist, fertiggestellt. Erweitert wurde diese Schule 2006 zur Zentralschule für Gesundheitsberufe im Kreis Borken, die zusammen mit dem St.- Marien-Hospital in Borken betrieben wird. Diese Schule bietet heute 150 Ausbildungsplätze an.  

Träger des St.-Agnes-Hospitals ist seit 1999 die St.-Agnes-Hospital-gGmbH.

Schon 1999 erfolgte der organisatorische Zusammenschluss mit den St.-Vinzenz-Hospital in Rhede, 2002 der mit dem St.-Marien Krankenhaus in Ahaus-Vreden zum Klinikverbund Westmünsterland, dem sich 2007 das St.-Marien-Hospital in Borken anschloss.  

Lit.:   Bröker, Elisabeth, Aus der Geschichte des Bocholter Krankenhauses 1844-1944, in: Unser Bocholt, 20.Jg. (1969) H.2, S. 2-16.

Gibb, Karl, Der Neubau des St.-Agnes-Hospitals, in: Unser Bocholt, 20.Jg. (1969), H.2, S. 48-50.

Pauls, Ernst, Zerstörung und Wiederaufbau, in: Unser Bocholt, 20.Jg. (1969) H.2, S. 17-28.

Schwerk, Hubertus, Das neue St.-Agnes-Hospital, Planung und Ausführung, in: Unser Bocholt, 36.Jg. (1985), H.2/3, S. 27-29.

St.-Agnes-Kapelle

Um die Mitte des 15. Jh. wurde neben Borken (1400) und Wesel (1429) auch in Bocholt die Niederlassung der "Schwester vom gemeinsamen Leben" als klosterähnliche Gemeinschaft, aber ohne feste Ordensregel gegründet. Dieser Schwesternkonvent erwarb im Dezember 1447 am Schonenberg ein Haus, das der heiligen Agnes geweiht wurde und seit ca. 1455 eine erste kleine Kapelle beherbergte. Die musste im Laufe der Zeit erweitert werden, da der Konvent großen Zulauf verzeichnete. 1489 wurde sie als St.-Agnes-Kapelle geweiht.

1512 beherbergte das Frauenkloster bis zu 49 Schwestern bürgerlicher Herkunft, die handwerkliche, insbesondere textile Arbeiten verrichteten. Die Schwestern überwanden die von Reformation und Kriegen geprägten Jahrhunderte mit wechselndem Geschick. Im Zuge der Säkularisation, am 2. Juli 1803, wurde das Kloster von dem neuen Eigentümer, dem Fürsten Salm-Salm, aufgehoben und diente nun als Sitz seiner Regierung.  

Einige Teile des ehemaligen Klosters wurden 1818 von der evangelischen Kirche erworben, die die Kirche für ihre Gottesdienste nutzte. Andere Teile gingen durch den Verkauf in Privathand über.  

1844 gründeten die Barmherzigen Schwestern ein Krankenhaus. Es wurde 20 Jahre lang in das von Kardinal Diepenbrock gestiftete Haus an der Osterstraße ausgelagert. Aus Platzgründen musste es aber wieder an den Schonenberg zurückverlegt werden. 

Dort entstand 1872 ein neues Krankenhaus.  

Nach dem Umzug der evangelischen Kirchengemeinde in die Christuskirche an der Münsterstraße fiel die Kapelle durch Zukauf an das St.-Agnes-Hospital. Von 1902-1906 wurde die Kapelle vom St.-Georg-Gymnasium für Gottesdienste genutzt.  

Seit Weihnachten 1906 diente die Kapelle nach einer baulichen Anbindung an das Hospital als Krankenhaus-Kapelle.

Am 22.03.1945 vernichtete ein Bombenangriff Krankenhaus und Kapelle bis auf die Grundmauern.  

Erst im Sommer 1952 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Ab Oktober 1953 wurde die Kapelle wieder als Gotteshaus genutzt.

Nach dem Umzug des neu erbauten Hospitals in Bocholt-Stenern und dem Abbruch des alten Krankenhauses entstand auf dem frei gewordenen Gelände das Diepenbrockheim (Alten- und Pflegeheim).  

Heute steht die Kapelle vornehmlich Bewohnern des Heimes und anderen Glaubensgemeinschaften für ihre Gottesdienste zur Verfügung.  

Lit.:

Dr. Hans D. Oppel, "Zur St.-Agnes-Kapelle in Bocholt", in: UNSER BOCHOLT, Jg. 49 (1998), H. 1, S. 95-96.

siehe auch: St.-Agnes-Kapelle (Baubeschreibung)

Lucia Graefenstein (29.05.07 18:17 Uhr)

St.-Agnes-Kapelle (Baubeschreibung)

Die 1486-1489 entstandene Kapelle ist ein typisches Zeugnis der Spätgotik.

Mit drei Jochen und einem Chor aus fünf Seiten eines Oktogonals misst der einschiffige Bausteinbau 22,3x8,5 m. Der Haupteingang ist ein Renaissance-Portal aus der Zeit um 1700.

Nach gründlicher Renovierung mit mehreren zweckmäßigen Veränderungen durch das Architektenbüro Eimers, Bocholt, ist die Kapelle seit 1992/93 auch für gehbehinderte und bettlägerige Bewohner des Diepenbrockheimes gut erreichbar. Dazu wurde die Kirche durch einen überdachten Kreuzgang auf zwei Etagen mit dem Heim verbunden. Die ebenfalls neu errichtete Empore im ersten Joch über dem Hauptportal ist durch einen Fensterbruch bzw. über eine Wendeltreppe für Heimbewohner und andere Gottesdienstbesucher zugänglich. Auf der Empore befindet sich die Orgel, 1970 gebaut von der Firma Breil, Dorsten. Sie verfügt über ein Manual, vier Register und 198 Pfeifen.

Die Spitzbogenfenster, ehemals mit Glasarbeiten der Bocholter Künstlerin Lucy Vollbrecht-Büschlepp ausgestattet, erhielten anlässlich der Gesamtrenovierung 1992/93 eine völlig neue schlichte Bleiverglasung. Als Altarbild wurde eine Kreuzigungsgruppe in drei neugotischen englischen Glasfenstern vor dem zentralen Ostfenster angebracht - Entwurf: Ateliergemeinschaft Paul Weigmann und Marie-Theres Werner, Leverkusen. Ausführung: Firma Derix, Kevelaer.

Die ursprünglich feine Bemalung der Gewölbekappen mit farbigem Rankenwerk und Darstellungen heiliger Jungfrauen aus dem beginnenden 16. Jh. wurde nach der Zerstörung 1945 nicht wieder ausgeführt.

Seit der letzten Renovierung 1992/93 ziert farbenfrohe Ornamentmalerei nach Entwürfen des Künstlers Günter Daniel aus Geisenheim die Gewölbe.

Die ehemalige Sakristei wird heute als Sakramentskapelle genutzt. Sie birgt den silbernen Tabernakel. Eine neue Sakristei am nördlichen Choransatz ist direkt mit dem Altenheim verbunden. Durch eine neue Lautsprecheranlage und eine Videoanlage lassen sich Bild und Ton in die Zimmer der Diepenbrockheimbewohner übertragen.

Die St. Agnes-Kapelle ist Bocholts zweitältestes aufstehendes Bauwerk.

Sie steht unter Denkmalschutz.  

Lit.:

D. Hans D. Oppel, Zur St.-Agnes-Kapelle in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg 49 (1998), H. 1, S. 95-96.

Lucia Graefenstein (29.03.07 11:03 Uhr)

St.-Antonius-Schützenverein

Als Gründungsjahr des St.-Antonius-Schützenvereins gilt das Jahr 1634, obwohl schon im 15. Jahrhundert in Bocholter Stadtrechnungen verschiedentlich zwei Schützengilden erwähnt werden. So erhalten nach der Stadtrechnung von 1490 u.a. auch die "Sunte Antony Schutten" Geldzuwendungen.  

Im Jahre 1634 kauft der Gildemeister für die St.-Antonius-Schützengilde ein Protokollbuch, in dem von nun an die Vereinsgeschichte aufgezeichnet wird. Aus dem gleichen Jahre soll auch die alte Fahne gestammt haben, die am 22.3.1945 beim Angriff auf Bocholt verbrannte. 1667 stiftet Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen das Königssilber. Bis 1884 feiert der Verein jährlich sein Schützenfest, auch unter der Salmschen Regierung 1807 oder der Franzosenherrschaft 1813.  

1884 verbietet der Landrat jedes weitere Schützentreiben ? wohl wegen zu ausgelassener Stimmung und zu lauten Gesanges in den Straßen. Er erkennt dem Verein alle Rechte ab und verbietet ihn. Nach dem Ersten Weltkrieg klagt der Verein gegen das Verbot vor dem Landgericht in Münster und bekommt 1920 Recht. Das erste Schützenfest nach langer Pause kann 1921 gefeiert werden.  

1939 verbietet die NS-Führung in Bocholt die Weiterführung des St.-Antonius-Schützenvereins. Eine Beschwerde beim Reichsschützenbund und direkte Verhandlungen in Berlin erbringen nichts, im Gegenteil: die örtliche Parteileitung lässt das wertvolle Protokollbuch von 1634 verbrennen. Beim Bombenangriff vom 22.3.1945 wird neben der alten Fahne auch das Königssilber vernichtet.  

1948 formiert sich der Verein neu und feiert im folgenden Jahr sein erstes Schützenfest nach dem Zweiten Weltkrieg. 1952 wird die Kapelle Böing zur St.-Antonius-Schützenkapelle, 1945 gründet sich eine Fahnenschwenkergruppe, 1974 kommen Majorettengruppe und Trommelkorps hinzu, die zusammen die Jugendabteilung des Vereins bilden. 1997 trennen sich Fahnenschwenker und Majoretten vom Verein und nennen sich Showteam 54 United e.V. Im Jahre 1984 feiert der Verein sein 350-jähriges Jubiläum.  

Der Verein lässt auch Frauen zum Vogelschießen zu, die erste Frau, die den Königschuss abgab, war 2006 Daniela Drexelius.    

Lit:

  • Bocholt und seine Schützen, Hg.: St.Antonius-Schützenverein e.V. Bocholt, Bocholt 1959.
  • Bürger, Rudolf, Aus der Geschichte des St-Antonius-Schützenvereins, in: Unser  Bocholt, 35.Jg. (1984), H.3, S. 20-25.
  • Dargegen, Jochen, Der St-Antonius-Schützenverein heute. Ein Blick in das Vereinsleben, in: Unser Bocholt, 35.Jg. (1984) H.3, S. 27-37.
  • Karl-Heinz Buckermann, Neue Wege beschreiten, www.bbv-net.de, Schützenbeilage, Bocholt 2007.                                     

Hans Nienhaus (02.02.09 18:54 Uhr)

St. Bernhard Lowick

Die katholischen Christen von Lowick gehörten ursprünglich zur St.-Georg-Pfarrei, aber das Bestreben, eine eigene Kirche zu bauen, wurde nach Kriegsende immer heftiger.

Am 7. Juni 1951 feierte die Schulgemeinde in der alten Schule zum ersten Mal eine heilige Messe.

Ab Pfingsten 1953 fanden regelmäßig Sonntagsgottesdienste statt, weil der Kapuzinerpater Elias Berger dazu zur Verfügung stand. Von St. Georg war Dr. Bernhard Meinert für den Seelsorgebezirk Lowick zuständig.

1957 wurde Kaplan Gerard de Roos von St. Georg zum Seelsorger und Baukaplan für Lowick berufen. Auf seine Initiative hin fanden viele Geldsammelaktionen statt, aber grünes Licht für den Kirchenbau gab es von Münster erst, als die Pfarrei St. Laurentius am Hemdener Weg gegründet war und der Plan zu einem Kirchenbau am Windmühlenplatz aufgegeben worden war.

Am 7.5.1961 startete mit dem ersten Spatenstich durch Pfarrer Hermann Aertker die Errichtung der St.-Bernhard-Kirche nach Entwürfen des Diözesanrats Alfons Boklage und am 7.10.1962 fand die feierliche Konsekration durch Bischof Dr. Josef Höffner statt.

Der Bau mit der runden Apsis und den zwei Querschiffen hat die Form eines Kreuzes, in dessen Mittelpunkt der Altar steht. 1963 kam ein Tabernakel in den Altarbereich, den der Künstler Heinz- Gerd Bücker aus Vellern gestaltet hat.

Kaplan de Roos verließ Bocholt im Februar 1964 und am 19.April begrüßte die Gemeinde Hubert Wesseler als neuen Pfarrer, denn St. Bernhard war ab 15.3.1964 zum Pfarrrektorat erhoben worden. Am 15.1.1965 wurde St. Bernhard dann zur selbstständigen Pfarrei ernannt.

Der 27 m hohe Rundturm mit 8 m hohem Aufsatz, in dessen Basis die Taufkapelle mit dem Taufbecken von Hermann Kunkler aus Raesfeld eingerichtet ist, wurde schließlich im Sommer 1965 fertig gestellt und bekam zum Jahresende seine beiden Glocken.

Die feierliche Einweihung der neuen Orgel der Firma Franz Breil aus Dorsten folgte am 9.11.1968.

Zu Beginn der 80er Jahre entstanden Pläne zur Neugestaltung des Altarraums. Der Maler Hermann Gottfried aus Bergisch-Gladbach bekam den Auftrag zur Gestaltung eines Flügelaltars für die Apsis, der den Tabernakel aufnehmen sollte. Drei Glaubensthemen können durch Auf- und Zuklappen der Flügel gezeigt werden: Die Kreuzigung; die Verkündigung an Maria - das Apokalyptische Lamm - die Geburt Jesu; Jonas - die Auferstehung Christi - Jakobs Traum.

Vor einiger Zeit ist das Original des Sandsteinkreuzes, das an der Werther Straße durch eine wetterbeständigere Kopie ersetzt wurde, restauriert worden und hat im linken Seitenschiff Platz gefunden.

S e e l s o r g e r   i n   S t .   B e r n h a r d :

Pater Elias Berger O. F. M. Cap.              1953 bis 1962

K a p l ä n e   v o n   S t .   G e o r g:

Dr. Bernhard Meinert                           1953 bis 1957

Gerad de Roos                                     1957 bis 1964

P f a r r e r :

Hubert Wesseler                                  1964 bis 1989

Karl-Heinz Wielens                                     seit 1989

Lit.:

Kirchenkalender des Dekanats Bocholt.

Boklage, Alphons, St. Bernhard, das neue Gotteshaus in Lowick, in: Unser Bocholt 13.Jg.(1962),H.4, S. 6-7.

Hubert Wesseler, Der Retabel-Altar in der Lowicker Pfarrkirche St. Bernhard, in: Unser Bocholt 34.Jg.(1983), H.4, S. 13.

Friedhelm Hofmann, Ansprache zur Einweihung des Flügelaltars von H. Gottfried in St. Bernhard, Bocholt-Lowick in: Unser Bocholt 34.Jg.(1983), H.4, S. 14-16.

Prominente Künstler wirkten bei Kirchenausgestaltung mit, Artikel in: BBV vom 20.4. 84.

Heinz-O. Kartenkämper, Bernhard Krasenbrink u. Georg Schültingkemper, 25 Jahre St. Bernhard Lowick 1962 - 1987, hg.v. der Kirchengemeinde St. Bernhard Bocholt-Lowick ,Bocholt.

Auskunft Wolfgang Tembrink Stadtarchiv Bocholt 2007.

Elisabeth Stockmann (22.06.10 11:07 Uhr)

St. Bernhard-Schule Lowick

Die Gemeinde Lowick war lange Zeit ohne eigene Schule, da die Kinderzahl dafür nicht ausreichte. So verfügte die Bischöfliche Verwaltung in Münster im Jahre 1788, die Kinder aus Lowick rechts der Aa sollten nach Holtwick, die Kinder aus Lowick links der Aa nach Liedern geschickt werden. Im Jahre 1808 verfügte die Salmsche Regierung, dass die Lowicker Kinder nach Liedern zur Schule gehen sollten.  

Erst im Jahre 1861 reichte die Einwohnerzahl (500) für eine eigene Schule aus. Für ca. 60 Kinder baute die Gemeinde ein Schulhaus mit einliegender Lehrerdienstwohnung. In die fertiggestellte Schule gingen auch einige Kinder aus der Feldmark. Der erste Lehrer war Herr Großenschmidt, ihm folgten Herr Flee und Herr Kemper. Am 1.2.1884 trat Lehrer Hermann Hüsener als alleiniger Lehrer - später als erster Lehrer und Hauptlehrer - sein Amt an. Er blieb 38 Jahre in Lowick und prägte das Leben der Gemeinde wesentlich mit.  

Schon im Jahre 1888 mussten die 36 Kinder der Feldmark Bocholt die Schule verlassen, da die zahl Lowicker Kinder zu sehr angestiegen war. Eine zweite und dritte Klasse jeweils mit Lehrerdienstwohnung wurden errichtet, so dass Lowick 1910 dreiklassig war.

Das weitere kontinuierliche Anwachsen der Bevölkerung der Gemeinde führte bald zur vierten (1942), fünften (1962) und sechsten Klasse (1965).  

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das erste Schulgebäude von 1861 abgerissen, ein Neubau wurde am 12.6.1951 eingeweiht, eine Turnhalle am 10.11.1959. Hauptlehrer Franz Seeliger tat am 20.6.1947 sein Amt an, ihm folgte am 1.4.1957  Dr. Georg Scholz. Mit der Schulreform 1968/69 wurde die St. Bernhard-Schule  katholische Grundschule. Nach der Verabschiedung von Dr.Scholz in den Ruhestand wurde Cäcilia Wehninck am 13.8.1971 seine Nachfolgerin. Sie leitete die Schule bis zum Ende des Schuljahres 1998/99. Ihre Nachfolgerin wurde Rektorin Christa Bühs.  

Die Schule ist heute Schwerpunktschule für integrativen Unterricht, d.h. behinderte und nicht behinderte Kinder lernen zusammen. Außerdem bietet sie als Verlässliche Halbtagsschule Betreuung der Kinder bis 14.00 Uhr.

Lit.:

Aloys Tekotte, Schulen im Amt Liedern-Werth, Bocholt, 1966

Hans Nienhaus (12.12.07 10:18 Uhr)

St.-Georg-Gymnasium

Die Entwicklung zum jetzigen Gymnasium verlief recht langwierig über verschiedenste Stationen.  

1. Lateinschule: 1785 gründeten Minoritenpatres neben der heutigen Liebfrauenkirche ein Gymnasium mit 5 Klassen für die 3 unteren Jahrgänge (Höchstzahl 40 Schüler), das von den Franzosen 1811 aufgelöst wurde. Später unterrichteten 2 Lehrkräfte noch 20 Schüler. Ab 1825 betrieb August van der Meulen, Geistlicher aus Rhede und Vikar der Stadtpfarrei St. Georg, die Gründung einer Höheren Schule zur Vorbereitung auf die Tertia (Kl. 4) als reine Privatschule, die deshalb keine Unterstützung durch die Stadt erhielt. Als er mit seinem Weggang drohte, erklärte die Provinzialregierung in Münster sie 1828 für öffentlich. Nun flossen auch städtische Gelder, sie blieb aber nur Vorbereitungsschule. Diese Lateinschule alten Typs hatte nur einen Lehrer, der zugleich Direktor war. Das Schulgeld betrug 18 Taler pro Jahr. Pläne für ein Realgymnasium scheiterten am Mangel an Finanzen.  

2. Höhere Bürgerschule: Nach dem Weggang van der Meulens 1834 sank die Zahl der Schüler auf 10 (1861). Der Antrag des Rates der Stadt von 1861 auf Errichtung einer Höheren Bürgerschule zur Vorbereitung der Schüler auf das Gymnasium wurde 1862 von Münster genehmigt. Der Bischof schickte als Ersatz für die beiden in auswärtige Pfarrstellen übergewechselten geistlichen Lehrer zwei neue: den Vikar Johannes Waldau und als einzigen Kollegen Arnold Janßen (später Konrektor). Ihr Einfluss war viele Jahre maßgebend. Da die Räumlichkeiten neben der Liebfrauenkirche nicht ausreichten, wich man auf Nachbarhäuser aus. 1866/67 wurde ein neues Gebäude an der Rebenstraße bezogen, das 6 Klassenzimmer, 1 physikal. Kabinett, 1 chem. Labor, 1 Aula, 1 Bibliothek, 1 Konferenz-Z., 2 Wohnungen für Lehrer und eine für den Pedell aufwies. Es wurde bis 1931 auch für das spätere Vollgymnasium benutzt.

Von Anfang an besuchten diese Schule auswärtige Schüler, deren Anteil jedoch zurückging. Darunter waren auch katholische holländische Schüler, denen in Holland keine eigenen Schulen gestattet waren. Obwohl die Schule als katholisch galt, bestand ein Viertel der Schüler aus Nichtkatholiken, wozu anfangs mehr "Israeliten" (Juden) als Protestanten zählten.

1862 wurde eine "Fortbildungsschule für Handwerker" angegliedert. 1869 erkannte das preußische Unterrichtsministerium die Schule staatlich an und erlaubte Abschlussprüfungen, die einerseits die Reife für das Berufsleben bestätigen, andererseits die Fortsetzung der Studien in der OII (Kl. 11) eines Gymnasiums (aber mit Aufnahmeprüfung) ermöglichen, kurz: also das sogenannte "Einjährige" bescheinigen sollten. 1883 wurde die Schule vollberechtigt, d.h. es genügte die Versetzung in die Kl. 11 (ohne Abschlussprüfung für das "Einjährige").  

3. Pro- und Vollgymnasium: 1893 erfolgte die Umwandlung in ein Progymnasium (mit dem Fach Griechisch), 1900 wurde der kontinuierliche Ausbau zum Vollgymnasium genehmigt, der 1903 mit dem 1. Abitur beendet war (alle 14 Kandidaten bestanden). Damit ist das St.-Georg-Gymnasium das älteste Gymnasium im Kreis Borken.

Dr. Josef Heuwes wurde erster weltlicher Direktor. An die Stelle von dessen früh verstorbenem Nachfolger Edmund Niesert trat 1918 Dr. Peter Broichmann. Ihm oblag eine große Neuorganisation: Dem schon seit 1922 lautgewordenen Wunsch nach einem Abitur mit "realistischer Schulbildung" wurde 1926 mit der Bildung einer "Doppelanstalt" insoweit entsprochen, als die Schüler des "realistischen Zweiges" nun nicht mehr nach der Kl. 10 zu einem "Realgymnasium" in Oberhausen, Duisburg oder Münster wechseln mussten (denn bisher waren nur in der Mittelstufe statt der 6 Stunden Griechisch 3 Stunden Englisch und 3 sich auf Französisch, Mathematik und Naturwissenschaften verteilende Stunden angeboten worden). Damit bahnte sich die nach dem 2. Weltkrieg vollzogene Aufteilung in einen altsprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Zweig an. 1926 bestanden 4 Schüler erstmals das "Real-Abitur".

1928 konnte die Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft ein Doppeljubiläum feiern: 25 Jahre Abitur am St.-Georg-Gymnasium und damit dessen Ernennung zur Vollanstalt sowie 100 Jahre seit der öffentlichen Anerkennung der Schule. Oberstudiendirektor Broichmann setzte auch - nicht zuletzt als Konsequenz aus den wachsenden Schülerzahlen - den Bau des neuen, noch heute benutzten Schulgebäudes in der früheren Rotenburg am heutigen Benölkenplatz durch (Einweihung unter Oberstudiendirektor Bartholomäus Sommer am 18.04.1931; Gratulation des Reichspräsidenten von Hindenburg).  

4. Oberschule für Jungen: Nach 1933 strukturierten die Nazis die Schulorganisation um, indem sie sowohl die Vielfalt der Schulformen reduzierten als auch die Gymnasialzeit auf 8 Jahre begrenzten. Die neue Oberschule für Jungen besaß nun einen "mathematischen-naturwissenschaftlichen", einen "sprachlichen" und als Sonderform einen "altsprachlichen" Zweig. In Bocholt ergab sich rein äußerlich keine Änderung, zumal die Koedukation noch nicht eingeführt wurde. 1934 wurde Oberstudiendirektor Bartholomäus Sommer - da als politisch unzuverlässig angesehen - aus dem Amt entfernt, zum Studienrat degradiert und nach Borken versetzt. (Er kehrte 1947 rehabilitiert als Oberstudiendirektor zurück.) Sein Nachfolger, Oberstudiendirektor Johannes Raestrup, verhielt sich aber - obwohl "alter Stahlhelmer" (Overesch, s. Lit.) - dem NS-Regime ebenfalls distanziert gegenüber.  Die Kriegsereignisse, mit zahlreichen alliierten Bombenangriffen, beeinträchtigten das Schulleben erheblich, desgleichen die Dienstverpflichtungen der Oberstufenschüler, so dass der letzte normale Unterrichtstag vor dem Zusammenbruch der 13.07.1944 war, während der gesamte Schulbetrieb offiziell erst zum 21.09.1944 eingestellt wurde, freilich mit einer kurzen Unterbrechung im Januar 1945.

Bei dem verheerenden Luftangriff auf Bocholt am 22.03.1945 blieb das St.-Georg-Gymnasium von der Zerstörung verschont, so dass dort bald darauf zunächst die Verwaltung des britischen Stadtkommandanten unterkam, schließlich sowohl die Stadtverwaltung und die St.-Georg-Pfarrgemeinde (Turnhalle) als auch das Mariengymnasium dort untergebracht wurden.

Die Wiederaufnahme des Unterrichts erfolgte erst am 22.02.1946 in wechselndem Schichtunterricht mit dem Mariengymnasium (bis 1956). 

Man kehrte zum 9-jährigen Gymnasium und zu der früheren Differenzierung zurück, doch war in ganz Nordrhein-Westfalen  Latein die Eingangssprache. Englisch wurde erst ab IV (Kl. 7) unterrichtet (ab 1955 war es auch als erste Fremdsprache möglich, worauf dann in Kl. 7 zwischen Latein oder Französisch als 2. Fremdsprache gewählt werden konnte).  

5. St-Georg-Gymnasium: 1952 erhielt die Schule den neuen und jetzigen Namen wegen der engen Beziehungen zur Urpfarre St.-Georg. Im Jahr darauf konnte unter Oberstudiendirektor Heinrich Weber das 50-jährige Jubiläum des Vollgymnasiums gefeiert werden. 1972/73 führte die Stadt Bocholt eine restaurierende (d.h. Wiederherstellung der Brunnenhallen) und zugleich auch modernisierende (frische Farbtöne, moderne Toiletten- und Waschanlagen etc.) Renovierung des Schulgebäudes durch.

Die Gründung des Euregio-Gymnasiums 1973  bedeutete, dass 12 Lehrer und 332 Schüler dorthin hinüberwechselten. Das St-Georg-Gymnasium erreichte aber unter dem neuen Leiter, Oberstudiendirektor Wolfgang Feldhege, schnell die alte Schüler- und Lehrerzahl. 1974 wurde die Einführung der reformierten Oberstufe mit ihrem differenzierten Kurssystem verbindlich. Zugleich führte das St.-Georg-Gymnasium die Koedukation beginnend mit Klasse 5 bzw. 11 ein.

1978 wurde wieder gefeiert: Das St-Georg-Gymnasium war 150 Jahre lang städtische höhere Schule, 75 Jahre lang Vollgymnasium.

1993 gab es mit der vollständigen Modernisierung der Haustechnik noch einmal ein großes Umräumen und Umziehen, das aber kaum zu Unterrichtsausfällen führte. 

1995 konnte dann endlich das auf Initiative des Oberstudiendirektors Feldhege seit 1989 im Aufbau begriffene Schulmuseum eröffnet werden.

2001 endete die 28jährige Ära Feldhege, seitdem lenkt Oberstudiendirektor Dr. Peter Zupancic die Geschicke des St.-Georg-Gymnasiums.   

Lit:

Heinrich Weber, Das St.-Georg-Gymnasium im Wandel der Jahrzehnte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 28 (1967) H. 4, S. 39-41.

Heinrich Weber, Die Namensführung bei den Bauern im Kirchspiel Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 27 (1976) H.2, S. 10-13 (Abb. eines Klassenfoto von 1893 des Bocholter Realgymnasiums mit Waldau).

Wolfgang Feldhege, Dieter Rosenau und  Klaus Dierkes, Aus der Geschichte des St.-Georg-Gymnasiums, in: UNSER BOCHOLT Jg. 29 (1978) H. 3, S. 3-26.

Dieter Rosenau, Aus der Geschichte des St.-Georg-Gymnasiums: Zur Geschichte und Entwicklung des St.-Georg-Gymnasiums von den Anfängen bis 1945, Festschrift (St.-Georg-Gymnasium Bocholt/W. 1978), S. 14-33.

Wolfgang Feldhege, Zur Geschichte und Entwicklung des St.-Georg-Gymnasiums nach 1945, ebd. S. 42. Klaus Dierkes, Zur Baugeschichte des St.-Georg-Gymnasiums, ebd. S. 43-48. Dr. Elisabeth Bröker, Gymnasien, in: UNSER BOCHOLT Jg. 30 (1979) H. 3 S. 27-29 (Schulenheft 1979). Manfred Oversch, Hitlers Kinder Reifeprüfung 1939 in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT  Jg. 49 (1998) H. 3, S.37-41.

Wolfgang Feldhege und Hermann Oechtering, 100 Jahre St.-Georg-Gymnasium Bocholt: Zur schulischen Entwicklung von 1978 bis 2003, in: UB  54.Jg. (2003), H.2, S. 77-88.

Hermann Oechtering, 100 Jahre St.-Georg-Gymnasium Bocholt: Zur Chronik des St.-Georg-Gymnasiums von 1785 bis 1978, ebd., S. 89-92.

Wolfgang Feldhege und Hermann Oechtering, Zur schulischen Entwicklung von 1978 bis 2003, Festschrift (2003) S. 18-36.

Schulmuseum des St.-Georg-Gymnasiums

Die umfangreiche Lehrerbibliothek St.-Georg-Gymnasium beinhaltet eine große Anzahl von "libri rari", seltenen und wertvollen Büchern. Die reichhaltigen Sammlungen der Fächer Biologie, Physik und Chemie umfassen eine ansehnliche Menge von Lehr- und Lernmitteln, die z.T. bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Diese Objekte verdienten es, der Allgemeinheit zugänglich gemacht zu werden. 1989 begann der Aufbau des Schulmuseums unter Leitung von Oberstudiendirektor Wolfgang Feldhege, Schüler, Eltern und Lehrer erarbeiteten die Konzeption für den Aufbau, Arbeitsgruppen sichteten das umfangreiche Archiv und die Sammlungen der Fächer Biologie, Chemie, Physik, Erdkunde und Geschichte. Eine Schülergruppe im Literaturkurs erarbeitete ein erstes Rohkonzept. Auf 300 qm wird die Entwicklung des höheren Bildungswesens in Westfalen vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute aufgezeigt.

Eröffnet wurde das Schulmuseum am 26. Oktober 1995.  

Die Stadt Bocholt, das St.-Georg-Gymnasium und der Förderverein des Gymnasiums haben 1999 über den Betrieb und Erhalt des Museums eine Vereinbarung getroffen, in der sie sich zu einer gemeinsamen Trägerschaft verpflichten. Ein Museumskuratorium ist für die Leitung verantwortlich.  

Finanziert wurde das Museum durch Spenden und Sachleistungen von ehemaligen Schülerinnen und Schülern, heimischen Firmen sowie Freunden und Förderern der Schule. Eine Stele im Eingangsbereich führt die Sponsoren namentlich auf. Die Betriebskosten trägt die Stadt Bocholt im Rahmen der Betriebskosten der Schule. Die Stadt Bocholt gewährt darüber hinaus einen jährlichen Zuschuss von 500,- Euro, der zweckgebunden im Schulbudget ausgewiesen wird. Die Rechnungsführung liegt beim Förderverein des St.-Georg-Gymnasiums.  

Seit der Eröffnung wurden die Holzschränke in der Mitte des Aulafoyers durch zwei doppelte Glasvitrinen ersetzt. Eine Gedenktafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege wurde von Dr. König, der heute in den USA lebt, gespendet. Vitrinen und Wandabwicklungen wurden aktualisiert oder neu gestaltet.  

Weiterhin wurde eine umfangreiche Sammlung alter Schulwandbilder und Wandkarten angelegt.

Ausgangspunkt war die Sammlung des Faches Biologie mit zirka 130 Exponaten, die z.T. noch aus dem 19. Jahrhundert stammen und kulturhistorisch und ästhetisch äußerst interessant sind. Aus vielen Schulen der Umgebung konnten zirka 400 weitere Wandbilder und Karten übernommen werden.  

Bei den Neuzugängen handelt es sich im Wesentlichen um Objekte aus den 1950er und 1960er Jahren. Es sind alle Fächer vertreten, der Schwerpunkt allerdings liegt bei Religion, Erdkunde, Physik und Verkehrserziehung. Im Keller des Gymnasiums wird ein Kartenraum eingerichtet, damit die Schulwandbilder angemessen untergebracht werden können. Nach der Archivierung ist eine Ausstellung geplant.  

Das Museum gliedert sich in drei Abteilungen:  

-- Die erste Abteilung im Treppenturm umfasst den schulhistorischen Bereich und eine kleine Auswahl von libri rari.

Besonderer Schwerpunkt ist die Darstellung der Entwicklung der Schule in der Zeit des Nationalsozialismus und in den frühen Nachkriegsjahren. Die Situation jüdischer Schüler und Lehrer am Gymnasium wird anhand von Dokumenten und Biographien nachgezeichnet. Schulbücher, Erlasse und Erinnerungen von Zeitzeugen veranschaulichen das schulische Leben zwischen "Widerstand und Anpassung".  

-- Die zweite Abteilung auf der Empore zeigt ein historisches Klassenzimmer. Hier befinden sich überwiegend Originalgegenstände des Gymnasiums. Dargestellt ist die Situation zur Kaiserzeit mit Tafel, Pult, Bänken, Ofen, Wandkarte und anderen Einrichtungsgegenständen.  

-- Die dritte Abteilung im Aulafoyer zeigt Lehr- und Lernmittel der Naturwissenschaften und der Erdkunde aus den letzten 150 Jahren.

Umfangreich und für junge Besucher immer von besonderer Attraktion sind die Exponate der Biologie (Trocken- und Flüssigkeitspräparate, Skelettteile, Natura docet-Präparate).  

Das Schulmuseum ist der Allgemeinheit zugänglich. Es ein Ort des Lernens sein. Schülerinnen und Schüler und alle, die sich für die Schule interessieren, können hier Einsichten zur Entwicklung des Gymnasiums und des Bildungswesens in Preußen und Westfalen gewinnen. Anhand der konkreten Einrichtungen und Exponatsituation können Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern beispielsweise

--  spielend einen Eindruck des Schul- unterrichts zur Kaiserzeit gewinnen;

--  mit Griffel auf Schiefertafeln oder mit Tinte und Federhalter ins Heft in deutscher Schrift schreiben;

--  den Schulalltag eines Schülers oder einer Schülerin zur Kaiserzeit mit ihrem heutigen Schulalltag vergleichen;

--  die Entwicklung der Pädagogik im 19. und 20. Jahrhundert nachvollziehen,

--  den Zusammenhang untersuchen zwischen Wachstum und funktionalem Wandel der Stadt Bocholt und dem Aufbau des höheren Bildungswesens von der Lateinschule bis zum Vollgymnasium,

--  analysieren, wie sich der Faschismus in Deutschbüchern, im Mathematik-, Geschichts- und Erdkundeunterricht bemerkbar gemacht hat;

--  sich mit der Situation der jüdischen Schüler und Lehrer am Gymnasium in Bocholt auseinandersetzen.  

Zahlreich sind die Besuche von Klassen und Kursen aller Schulformen aus der Region. Regelmäßige Gäste sind dabei Klassen der Grundschulen, die im Rahmen der Unterrichtsreihe "Schule gestern und heute" vor allem das historische Klassenzimmer und die Lehr- und Lernmittelsammlung besuchen.

Lit.:

Wollfgang Feldhege und Dr. Wolfgang Mittag, Leitfaden zum Schulmuseum des Städtischen St.-Georg-Gymnasiums Bcholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 48 (1997), H. 4, S. 65 - 72

Dieselben, Schulmuseum des Städtischen St.-Georg-Gymnasiums Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 50 (1999), H.3, S. 47 - 62

St.-Georg-Kirche Bocholt

Um 800 erfolgte die Gründung der Pfarrei in Bocholt durch das Bistum Utrecht. Im 11./12. Jahrhundert wurde an Stelle einer Holzkirche ein Gotteshaus aus Stein erbaut. Diesem folgte im 13. Jahrhundert ein spätromanischer Bau. Die Errichtung der heutigen dreischiffigen gotischen Stufenhalle begann mit der Grundsteinlegung am 15.04.1415. Vierzig Jahre später fand am 08.04.1455 die Weihe des Gotteshauses statt. Mit der Errichtung des Turmes vom 1472 bis 1486 wurde der Bau der St.-Georg-Kirche abgeschlossen. Am 05.05.1593 und am 12.01.1745 vernichtete ein Feuer, das durch Blitzschlag verursacht wurde, die Turmspitze. In den Jahren 1749/1750 entstand ein barocker Turmhelm, der im Volksmund "Päperbüsse" genannt wurde.

Bei dem Bombenangriff auf die Stadt Bocholt am 22.03.1945 wurde die St.-Georg-Kirche bis auf die Außenmauern zerstört. Der Wiederaufbau begann im September 1948. Am Heiligen Abend 1950 feierte die Gemeinde die erste Heilige Messe in dem wieder aufgebauten Gotteshaus. Der Turmhelm wurde 1957/58 nach einem Entwurf von Professor Rudolf Schwarz neu gestaltet.

Die drei Chorfenster aus der Zeit des Wiederaufbaus zeigen in der Mitte Kreuzigung und Auferstehung, links den Heiligen Georg und rechts den Erzengel Michael als Patron Deutschlands. Das Turmfenster von 1953 stellt die Aufnahme Mariens in den Himmel dar. Die hölzerne Kanzel, ein Geschenk der Stadt Bocholt aus dem Jahre 1952, schuf der Bildhauer Hermann Schlatt. Die Orgel mit drei Manualen und 49 Registern wurde 1960 von der Fa. Franz Breil gebaut und 1977 erweitert.

In den Jahren 1965 bis 1985 wurden im Innen- und Außenbereich Sanierungs- und Renovierungsarbeiten notwendig. Vor allem erfolgte die Neugestaltung des Chorraumes und die Errichtung des Vierungsaltars nach den Vorgaben der Liturgiereform. Der Vorraum des alten Nordeingangs wurde 1980 in Zusammenhang mit dem Anbau der neuen Sakristei und der Schatzkammer zur Kreuzwegkapelle umgestaltet. Über dieser Kapelle ist das Pfarrarchiv untergebracht.

Das älteste und bedeutendste Kunstwerk der Kirche ist das Bocholter Kreuz  (dat würdige hillige cruce). Dieses Gabelkreuz wurde nach einem Vorbild in der Kirche St. Maria im Kapitol in Köln geschaffen und stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Eine Tafel weist auf ein Blutwunder hin, das sich am Ostermontag des Jahres 1315 zugetragen haben soll.

Der berühmte Goldschmied und Kupferstecher Israhel van Meckenem ist 1503 in der St.-Georg-Kirche begraben worden. Daran erinnert eine Bronzetafel am Turmpfeiler im südlichen Seitenschiff. Sie enthält den Text seiner verschollenen Grabtafel, die durch eine Handzeichnung aus dem Britischen Museum in London überliefert ist.

Lit.:

UNSER BOCHOLT, 37.Jg.(1986),  Heft 3/4;  - Kurzer Führer durch die St.-Georg-Kirche Bocholt, hg. v.d. Katholischen Kirchengemeine St. Georg, Bocholt 2006.

Auskunft durch Herrn Pfarrer Hans-Rudolf Gehrmann und Herrn Achim Wiedemann vom  Pfarrarchiv St. Georg.

Die Kanzel der St.-Georg-Kirche

Die heutige Kanzel an der Säule des Mittelschiffs ist in Entwurf und Ausführung ein Werk des heimischen Bildhauers Hermann ("Manes") Schlatt. Im Relief sind die Heiligen darstellt, die im heimatlichen Raum das Evangelium verkündet haben: die beiden Brüder Ewaldi, Bonifatius, Ludgerus und Petrus Canisius. Die Kanzel wurde der Pfarrgemeinde vom Bocholter Stadtrat zur Vollendung des Wiederaufbaus der Kirche nach dem 2. Weltkrieg geschenkt. Den Boden der Kanzel bilden Schnitzereien mit den vier Evangelistensymbolen: Engel (für den Evangelisten Matthäus), Löwe (Markus), Stier (Lukas) und Adler (Johannes). Ferner findet sich dort die Bocholter Buche mit der Jahreszahl 1952. Früher war über der Kanzel noch der sog. Schalldeckel angebracht. Einmal im Jahr wird heutzutage in St. Georg diese Kanzel zum Predigen genutzt: in der Messe mit den Karnevalisten am Samstag vor Rosenmontag. Übrigens: wußten Sie schon, daß die "Bütt" im Karneval eine "Verhohnepipelung" der kirchlichen Kanzel ist?  Wegen der Lautsprecheranlage und der Vermeidung, Menschen von oben herab "abkanzeln" zu wollen, wird heute vom Ambo im Altarraum aus gepredigt.

Hans Rudolf Gehrmann (27.07.10 10:51 Uhr)

Notkirchen der Pfarrei St. Georg nach 1945

Am 22. März 1945 war mit Bocholts Innenstadt die St.-Georg-Kirche mit ihrer "Päper­büsse", dem ba­rocken Turmhelm, in Schutt und Asche gelegt worden.

Die Ende März 1945 in Bocholt einmarschierten britischen Soldaten ließen den Pfarrverwalter Kaplan Josef Schmitz von St. Georg schon im April 1945 die Seelsorge der Pfarrei St. Georg wieder aufnehmen, bevor Pfarrer Her­mann Aertker im Juni 1945 seine Ordination als neuer Pfarrer von St. Georg in Bocholt erhielt.  

Kaplan Schmitz errichtete in einem von der Möbelfabrik/Schreinerei Johann Böwing (später Bo­cholter Laborbau) auf der Weidenstraße 42 unentgeltlich zur Verfügung gestellten La­gerraum eine Notkirche für die Pfarrei St. Georg, in der auch der neue Pfarrer Aertker am 19. August 1945 eingeführt wurde. Daneben wurden in den Außenbereichen der Pfarrei St. Georg sog. "Seelsorgestellen" eingerichtet. Die Chronik des Pfarrers Aertker im Pfarrarchiv St. Georg berichtet dazu: 

"Kaplan Schmitz bemühte sich recht eifrig um den Aufbau der Seelsorge. Als einzige Seelsorgstelle innerhalb der Pfarrgemeinde bestand nur noch die Kapelle in Hemden 5 km von Bocholt entfernt. Herr Dr. Ingendoh versah dort den Gottesdienst. An den ersten Sonntagen nach dem Zusammenbruch wurde in verschiedenen Bauernhäusern in Lowick und Holtwick Gottesdienst gehalten. Einige Wochen später wurde in einer Halle der Großschreinerei Böwing an der Weidenstraße die Notpfarrkirche errichtet. Dort wurde an den Sonntagen 4mal das hl. Opfer dargebracht. Religionslehrer Hackfurth sorgte für eine Seelsorgstelle im Saale Quartier und Kaplan Schumacher in Liedern in einer alten Schule, die bisher den Nazis als Jugendheim gedient hatte . Die Kapuziner hielten im Keller ihres ausgebrannten Klosters Gottesdienst. Und die Schwestern der Armen Klarissinnen, die zunächst nach der Zerstörung in Bauernhäusern Unterkunft gefunden hatten, bezogen das Haus Efing, wo selbst eine kleine Kapelle errichtet wurde."  

Die Notpfarrkirche in der Schreinerei Böwing wurde Ende Oktober 1945 als Ort des Gottesdienstes von St. Georg in die Turn­halle des erhal­te­nen St.-Georg-Gymnasiums verlegt, wo am 11.11.1945 wieder Gottesdienst ge­halten werden konnte. Von dort kam sie am 19. Mai 1946 in die Aula des Gymnasiums, wo sie bis Dezember 1950 blieb. Am Heiligen Abend 1950 feierte die Gemeinde dann die erste Heilige Messe in der wieder aufgebauten St.-Georg-Kirche. 

Die Notkirche in der Schreinerei Böwing wurde auch nach dem Wiederauszug der Pfarr­gemeinde St. Georg von Katholiken im Westen der Stadt bis 1950 für Gottesdienste mit Priestern von St. Georg genutzt.  

Quelle:

Ursula Rüter, Auszug aus der Aertker-Chronik 1945-1963, im Pfarrarchiv St. Georg Bocholt ,  S.4 f.

Mdl. Auskünfte v. Ludwig und Silvia Schmeing, Bocholt, Juni 2008, sowie Ursula Rüter und Wilhelm Schmeinck, Bocholt, Juli 2009.

Hans-D. Oppel, Text zum Foto des Monats Juli 2009, Stadtarchiv Bocholt 2009.

Dr. Hans-Detlef Oppel (05.08.09 10:13 Uhr)

St.-Georg, Pfarrarchiv

Die älteste Pfarrgemeinde in Bocholt besaß eine umfassende Sammlung Urkunden und Bücher aus der Zeit des Mittelalters. Durch Kriegseinwirkung wurde ein großer Teil des Bestandes im März 1945 vernichtet.  Die Stadtarchivarin Dr.Elisabeth Bröker hatte wertvolle Archivalien in Sicherheit bringen lassen und von den Urkunden Sicherungskopien anfertigen lassen, die heute im Stadtarchiv Bocholt erhalten sind. Die originalen Pergamenturkunden sind überwiegend verbrannt. Bis 1996 lagerten die restlichen Bestände verstreut in diversen kircheneigenen Räumen. Im Oktober 1996 wurden sie zusammen geführt. Sie werden seitdem in einem klimatisierten, gesicherten Raum über der Kreuzwegkapelle aufbewahrt. Der Bestand des nicht öffentlichen Kirchenarchivs St. Georg ist gering, aber immer noch von einiger Wichtigkeit und Bedeutung. Hier seien nur spezifische Beispiele angegeben:

Tauf- und Trauregister seit 1654 Sterberegister seit 1750

Handschriften und Wiegendrucke vor 1500

ein Merkator- Atlas von 1609

Kupferstiche und Radierungen ( angeschafft nach 1945 )

eine Sammlung mit Darstellungen des Pfarrpatrons

alte Gebetbücher für verschiedene Anlässe und Stände

Andachtsbilder, Osterkommunion- und Kommunionandenken

Antiphonare, Graduale und Bibeln

Bocholter Kirchenkalender

Handschriftlicher Schmeddinghoff-Nachlass

eine große, geordnete Fotosammlung

Materialien zu Kardinal Diepenbrock.  

Es besteht inzwischen eine kleine Bibliothek mit einschlägiger religiöser Literatur.      

Lit:

Hans D. Oppel, Inventar des Stadtarchivs St. Georg in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 37 (1986), H. 3/4, S. 93-98.

Hans-Rudolf Gehrmannn, Das Pfarrarchiv St. Georg, in: UNSER BOCHOLT Jg. 56 (2006), H. 1,  S. 62.

Ursula Rüter (07.08.07 10:14 Uhr)

St.-Helena-Kapelle

Im Jahre 1675 wurde in der damaligen Bauernschaft Hemden an der deutsch-niederländischen Grenze die sog. Kreuzkapelle errichtet. Sie ermöglichte vor allem den niederländischen Katholiken, die ihren Glauben nicht praktizieren durften, den Gottesdienstbesuch und den Empfang der Sakramente. Als in den Niederlanden wieder Religionsfreiheit herrschte, wurde diese Hilfspfarrei nach Barlo verlegt und die Kapelle für den dortigen Kirchbau abgetragen. Die Katholiken aus Hemden gehörten nun wieder zur Gemeinde St. Georg in Bocholt.

Als 1936 die sog. "Walderholung" von der Nationalsozialistischen Volksfürsorge (NSV) übernommen wurde, ließ die Gemeinde St. Georg 1939 die aus Holz errichtete Kapelle, die seit 1920 in dieser Einrichtung gestanden hatte, auf einem Grundstück an der Alten Aaltener Straße, das Bauer Wilhelm Bauhaus neben der alten Schule zur Verfügung gestellt hatte, wieder aufbauen. Dort wurde sie am 22. Juli 1939 von Bischof Clemens August Graf von Galen im Rahmen einer Firmreise feierlich eingesegnet.

Die Kapelle diente nun den Katholiken aus Hemden als kirchliches Zentrum unter der Verwaltung der Pfarrei St. Georg. Vielfach wurden die hl. Messen von Patres des Kapuzinerklosters gelesen und in der Zeit von 1961 bis 2001 gehörte die St.-Helena-Kapelle zur Gemeinde St. Laurentius. Nach der Auflösung dieser Pfarrei und der Fusion mit St. Georg wechselte die kleine Kirche auch zurück. Seit ca. 10 Jahren werden keine regelmäßigen Gottesdienste mehr gefeiert. Es wird aber immer noch einmal im Monat eine Gemeindemesse gelesen und gelegentlich finden Gottesdienste zu besonderen Anlassen oder z. B. Trauungen statt.

Lit.:

Bocholter-Borkener Volksblatt vom 24. 12. 1979 und vom 30. 06. 2001;

Hans D. Oppel. Bocholt, gestern bis heute, hg. v. d. Stadt Bocholt, 1985, S.40-41;

Auskunft Ehepaar Änne und Heinrich Rüther, Bocholt-Hemden.  

Elisabeth Stockmann (08.04.09 11:36 Uhr)

St.-Helena-Kirche Barlo

Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts existierte in der zur Stadt Bocholt gehörenden Bauernschaft Hemden eine kleine katholische Pfarrei, genannt "Pfarre zur Kreuzkapelle". Durch deren Nähe zur niederländischen Grenze wurde den seit Ende des Dreißigjährigen Krieges verfolgten niederländischen Katholiken aus Aalten und Bredevoort der Besuch des katholischen Gottesdienstes ermöglicht.  

Mit Einführung der Religionsfreiheit 1798/99 erhielten auch die Einwohner von Aalten und Bredevoort wieder das Recht, ihre Religion im eigenen Land frei auszuüben. Sie schieden somit aus der Pfarrei zur Kreuzkapelle aus. Danach gehörten nur noch fünf Familien zur Pfarrei. Dieses Ausscheiden wurde durch ein päpstliches Rundschreiben vom Jahr 1821 formell ausgesprochen und bestätigt.  

Die Einwohner der Bauernschaft Barlo, die bisher teils zur Pfarrei Bocholt und teils zur Pfarrei Rhede gehörten, wandten sich nunmehr mit einer Bittschrift an das Provikariat in Münster und baten um die Verlegung der Pfarrei zur Kreuzkapelle nach Barlo.  

Durch eine Urkunde vom 9. April 1823 sprach die bischöfliche Behörde die Auflösung der Pfarrei zur Kreuzkapelle und ihre Verlegung nach Barlo aus.  

Die neue Pfarrei wurde um Pfingsten 1823 eröffnet und Engelbert Wissing, bisheriger Pfarrer zur Kreuzkapelle, war zugleich ihr erster Pfarrer.  

Bis zur Fertigstellung einer neuen Pfarrkirche wurde der sonntägliche Gottesdienst im großen Saal des Hauses Diepenbrock gehalten.  

Den Entwurf  für die klassizistische Saalkirche fertigte der preußische Bauinspektor Johann Chr. Teuto. In Abweichung von seinem Entwurf wurden jedoch viele Bauelemente vereinfacht ausgeführt. So wurden die Umfassungswände an den Tür- und Fensteröffnungen, die Einfassungen mit Bögen und die übrigen Verzierungen an den Frontmauern nicht nach dem Bauplan ausgeführt, sondern das Mauerwerk wurde in schlichter Form hochgeführt.  

Das Fundament der neuen Kirche wurde noch im Herbst 1823 überwiegend mit den Materialien der abgebrochenen Kreuzkapelle gelegt.  

Der fünfachsige Saalbau mit Satteldach entstand ab Frühjahr 1824. Er ist aus Ziegelsteinen errichtet. Das Innere der Kirche, deren Chorteil um zwei Stufen erhöht liegt, ist im lichten Maß 27,85 Meter lang und 10,27 Meter breit. Die hohen, rundbogig geschlossenen Fenster sind ohne Maßwerk. Über dem Südportal und der nördlichen Nische ist je ein Rundfenster.  

Im Herbst 1924 war der Kirchenbau soweit vollendet, dass die Einweihung der neuen Kirche erfolgen konnte. Die Einweihung nahm Weihbischof Caspar Max am 21. Oktober 1824 vor.  

Als Erinnerung an die ehemalige Kreuzkapelle ist ein rautenförmiger Sandstein über dem Eingangsportal am Turm zu sehen. Dieser Stein stellt das Wappen des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen dar, der als Bauherr der Kreuzkapelle anzusehen war.  

1825/26 wurde für Pfarrer Wissing eine Pfarrwohnung gebaut. An der Ostseite der Kirche entstand 1859 eine kleine Sakristei. 1862 erhielt die Kirche einen 26,7 Meter hohen Turm.

Im Sommer 1968 wurde nach Plänen der Architektin Kleffner aus Münster ein Umbau der Kirche angegangen. Hinzu kamen ein nördliches Seitenschiff, eine Sakristei und die völlige Renovierung des Gotteshauses. Die künstlerische Neugestaltung des Altarraumes lag in den Händen des Kunstbildhauers Heinrich Kirchner aus Münster. Nach der Konsekration am 19. Dezember 1972 hatte die Kirche zunächst eine Notverglasung erhalten, die im Jahre 1978 durch eine endgültige Verglasung nach Entwürfen von Jochen Pönsgen aus Düsseldorf ersetzt wurde.  

Pfarrer der St.-Helena-Pfarrei:  

  • Engelbert Wissing 1823 - 1853
  • Simon Tangerding 1853 - 1867
  • Friedrich Rose 1867 - 1885
  • Heinrich Beike 1885 - 1904
  • Engelbert Heinrichs 1904 - 1915
  • Ferdinand Schürmann 1915 - 1934
  • Wilhelm Sendermann 1934 - 1957
  • Arthur Bohr 1958 - 1962
  • Johannes Schumacher 1962 - 1969
  • Wilhelm Angenendt 1969 - 1975
  • Theo Wehren 1975 - Febr. 2006
  • Andreas Temme April - Sept. 2007 
  • Patrick Ikekamma  Okt. 2007 - Dez. 2008   

Lit.:

Neugebauer, Wolfgang Joachim, Die Pfarrkirche St.Helena in Barlo. Sparbau des 19. Jahrhunderts von Bauinspektor Johann Teuto, in: Unser Bocholt 33.Jg.,H.1 (1982),S.59-62.

Franz Josef Lensing, Geschichte der Pfarre und Pfarrkirche zu Barlo, in: Barlo, Gestern und Heute, Borken 2007.

Heinz Berghaus, Pfarrer in Barlo, in: Barlo Gestern und Heute, Borken 2007. 

Irmgard Ratermann (08.04.09 13:08 Uhr)

St.-Josef-Gymnasium ("KAPU")

Von 1912 (Gründungsjahr) bis nach dem Zweiten Weltkrieg war das im Volksmund sogenannte "KAPU" eine katholische "Kloster- und Missionsschule" der Kapuziner mit Internat. Schon 1921 erfolgte ein erster Erweiterungsbau. 1940 wurde die Schule von den Nazis geschlossen. Am 22.03.1945, dem Tag der Zerstörung Bocholts (Bombenangriff auf Bocholt), wurden auch das Kloster und die Schule zerstört. 1951 wurden erste Schüler für das neu aufgebaute "St.-Josef-Kolleg" aufgenommen. In 20 Jahren wurde die Schule weiter ausgebaut und seit dem Schuljahr 1965/66 als staatlich anerkanntes Progymnasium (Gymnasium ohne Oberstufe) ausgewiesen. In drei Bauabschnitten von 1971-1978 wurde die Schule räumlich erweitert.

Seit 1969 wurden an der katholischen Angebotsschule auch evangelische Schüler aufgenommen. Mit dem Schuljahr 1971/72 wurde die Schule altsprachliches Gymnasium mit Latein als Eingangssprache. Seit dem Schuljahr 1983/84 können die Schüler zwischen Englisch und Latein als Eingangssprache wählen. Die nicht gewählte Eingangssprache ist dann die zweite Fremdsprache ab Klasse sieben. Mit der Schulreform von 1974/75 wurde die differenzierte Oberstufe eingeführt. Seit dem Schuljahr 1973/74 wurden an dieser ehemaligen Schule für Jungen nun auch Mädchen aufgenommen und zum Ende des Schuljahres wurde die erste Abiturientia verabschiedet. Ab dem Schuljahr 1976/77 konnten die Schüler zwischen Griechisch und Französisch als dritter Fremdsprache wählen. 1980 wurde das Internat geschlossen und die Räumlichkeiten wurden zunächst in eine Jugendbegegnungsstätte, später in ein Tagungszentrum in der Erwachsenenbildung umgewandelt. (Heute werden die Räumlichkeiten von der Schule genutzt). 1992 übernahm der Bischof von Münster die Trägerschaft des St.-Josef-Gymnasiums. Ab dem Schuljahr 1999/2000 unterrichteten keine Patres mehr am "KAPU".

Lit.:

Festschrift, 75 Jahre Kapuziner in Bocholt (1912-1987).

Alfred Kempers, Das Internat der Kapuziner, in: UNSER BOCHOLT Jg. 51 (2000), H. 3, S. 42-46.

Alexander Kotschhetkoff, Hugo Stahl, Das Kapuzinerkloster in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 51 (2000), H. 3, S. 37-40.

Hans Onstein, Das "Kapu" muss bleiben, in: UNSER BOCHOLT Jg. 51 (2000) H. 3 S. 46-49.

Dr. Felix Sarazin, Eine musikalische Erbschaft, in: UNSER BOCHOLT Jg. 51 (2000) H. 3 S. 50.

siehe auch: Kapuziner-/St.-Laurentius-Kirche

Helga Sundermann (06.02.09 11:38 Uhr)

Pfarrbücherei St. Josef

Viele katholische Pfarreien unterhalten eine Bibliothek, die nach dem Heiligen Karl Borromäus, Borromäusbücherei genannt wird.

Seit Jahrzehnten beherbergt die Gemeinde St. Josef eine solche öffentliche Bibliothek, aus der Interessenten Bücher entleihen können. Betreut und beliefert werden diese Büchereien in kirchlicher Trägerschaft von dem 1846 gegründeten Borromäusverein mit Sitz in Bonn. 1960 verfügte die Bücherei über ca. 2050 Bände. Im gleichen Jahr wurde festgestellt, dass innerhalb von 10 Jahren aufgrund des guten Bücherbestandes die Ausleihe von ca. 4.700 auf 6.800 gesteigert werden konnte.

Im Jahre 1976 wurde seitens der Stadt Bocholt ein Büchereiplan erstellt der vorsah, dass die Borromäusbücherei St. Josef für die Bücherversorgung des südwestlichen Teiles unserer Stadt zuständig sein sollte. Nach diesem Plan wurde die Pfarrbücherei St. Georg wegen der Nähe zur Stadtbücherei (die sich zu dieser Zeit noch am Benölkenplatz befand) geschlossen, und das Buchmaterial weitgehend der Pfarrbücherei St. Josef zugeführt. Hierdurch wuchs der Bestand auf etwa 7.000 Bucheinheiten an. Mit dem allgemeinen Rückgang der Ausleihzahlen betrug die Buchausleihe zum Jahresende 2005 nur noch 11.034 Bände.

Das Angebot umfasst Sachbücher, Romane, Kinder- und Jugendbücher, sowie Musik- und Hörspielkassetten und CDs. Z.Zt. (2006) verfügt die Bücherei über 6.135 Bücher, 47 CD-ROMs und 693 Musikkassetten und CDs.  

Lit.:

Pfarrei St. Josef (Hrsg.), Festschrift zum 100jährigen Weihejubiläum der Josefskirche, Bocholt 1997.

Johann Telaar (05.05.09 09:03 Uhr)

Pfarrkirche St. Josef, Bocholt

Betritt man vom Süden her das Stadtgebiet von Bocholt, sieht man links vor der Aabrücke den Turm der katholischen Pfarrkirche St. Josef, die im Stil der Neu-Gotik des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Bevölkerung Bocholts war im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts enorm gewachsen, so dass es dringlich erschien, im südlichen Teil der Stadt eine neue Kirche zu bauen. Schon Pfarrer Rump von St. Georg, der nach kurzer Krankheit 1892 starb, hatte sich oft mit dem Gedanken beschäftigt, im südlichen Stadtteil ein neues Gotteshaus zu errichten. Sein Nachfolger, Pfarrer Richter, griff diesen Plan wieder auf. Nachdem ein ca. 3 Morgen großes Baugrundstück an der damaligen Habsburgerstraße von Frau Wwe. Ketteler und den Herren Albert Beckmann und K. Drießen geschenkt worden war und die Baupläne der Architekten Kersting und Wenking vorlagen, konnte man mit dem Bau beginnen. Am 31. Mai 1896 legte Weihbischof Maximilian Graf von Galen den Grundstein zu einer neuen "Josefskirche". Bereits am 24. November 1897 konnte die Kirche als Rektoratskirche eingeweiht werden. Die Kosten für die Kirche und das gleichzeitig errichtete Pfarrhaus beliefen sich auf 380.000 Mark. Mit Urkunde vom 21. Januar 1901 wurde das Rektorat nun zur selbständigen Pfarre erhoben.  

Im Laufe ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte wurden einige Neuerungen der Innenausstattung vorgenommen. Bei der Renovierung der Kirche 1939 entfernte man den große Baldachin über dem Hochaltar, um von allen Seiten einen besseren Altarblick zu erhalten. Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde im Geiste der liturgischen Erneuerung der neue Hauptaltar 1977 weiter in die Mitte der Kirche gerückt. An seinem alten Platz steht nun der Altar der Werktagskapelle. Alle Schnitzarbeiten an den Kommunionbänken, am Predigtstuhl und an den Chorstühlen wurden im Neubau nach dem Krieg wieder verwendet. Aus der Aufbauphase der 50er Jahre stammen die drei Chorfenster. Auf ihnen ist die Heilsgeschichte dargestellt. Am Fest des Hl. Josef, am 19. März 1952, konnte die Firma Hein Derix, Kevelaer, ihre Arbeit vollenden, zu der der Künstler Josef Strater, Krefeld, die Entwürfe geliefert hatte.  

Erster Pfarrer wurde der aus Emmerich gekommene Kaplan Stephan Jürgens, der bereits von November 1897 bis Januar 1901 als Rektor die Pfarrei geleitet hatte. Pfarrer Stephan Jürgens wirkte 37 Jahre an St. Josef. Er verstarb im Juli 1935. Sein Nachfolger wurde Karl Wiedehage. Er war Pfarrer von Juli 1935 bis Juli 1945. Er wurde am 22. Juni 1945 von Plünderern angeschossen und verstarb am 30. Juni 1945. Neubeginn und Aufbau, unmittelbar nach Kriegsende, lag in Händen von Josef Geppert, der am 21. Oktober 1945 als Pfarrer eingeführt wurde.  

Bei dem furchtbaren Bombenangriff auf Bocholt am 22. März 1945 wurde auch die "Josefskirche" vollkommen zerstört. Im Herbst 1946 begann man mit den ersten Arbeiten. Am Dreifaltigkeitssonntag 1949 konnten die Gläubigen wieder den Gottesdienst in ihrer Kirche feiern.  

Nach 22 jährigem Wirken verschied Pfarrer Geppert im Oktober 1967. Ihm folgte Albert Schwaaf. Er führte die Pfarrei 25 Jahre und ging im Dezember 1992 in den Ruhestand. Sein Nachfolger, Udo Diepenbrock, war 10 Jahre Pfarrer an St. Josef. Im Juni 2003 übernahm er eine neue Pfarrstelle in Gescher. Seither ist Ewald Brammen Pfarrer. Er war von 1978 bis 1983 bereits Kaplan in der St. Josefsgemeinde. Die Pfarrfamilie zählt heute etwa 6.500 Gemeindemitglieder. 

Lit.:

Dr. Josef Wieneke, Geschichte von St. Josef.

Walter Brinkhaus, Kirchenbaugeschichte von St. Josef. Kai Schult,Die Innenausstattung der Pfarrkirche St. Josef, in: Festschrift zum 100 jährigen Weihejubiläum der Josefskirche, 1997.

Bocholter Quellen und Beiträge, Bd. 7, Kriegschronik der Stadt Bocholt 1939-45.     

Johann Telaar (05.11.10 09:25 Uhr)

St.-Laurentius-Kirche

Am 16. April 1912 gründete der Kapuzinerorden in Bocholt eine Missionsschule mit Internat. 1922/ 23 wurde die Klosterkirche mit St.-Josef-Patrozinium gebaut. Als die Schule 1940 von der NS-Regierung geschlossen worden war, fielen alle Gebäude am 22. März 1945 dem großen Bombenangriff auf Bocholt zum Opfer. 1951 öffnete die Schule wieder ihre Pforten und am 8. Dezember 1957 fand die feierliche Einweihung der Kirche St. Laurentius von Brindisi statt.  

Die Kapuzinermönche, die bereits an mehreren Stellen in der Seelsorge halfen, waren nun auch bereit eine eigene Pfarrei zu übernehmen. Am 6. Januar 1961 wurde St. Laurentius als selbstständiges Rektorat von St. Georg abgetrennt und 1982 zur Pfarrei erhoben.  

1993 übernahm das Bistum Münster die Trägerschaft der Schule, aber einige Patres unterrichten noch bis 1998, ein Jahr vor der Auflösung des Klosters.  

Am 1. Juni 2000 wurde schließlich auch Pater Norbert Pöschel als letzter Pfarrer verabschiedet und die Gemeinde kam bis zur Fusion am 1. Juli 2001 mit St. Georg unter die Verwaltung der Pfarrei von St. Josef. Mit der Auflösung der Pfarrei St. Laurentius wurde auch die Kirche geschlossen und zur Aula für das Bischöfliche St.-Josef-Gymnasium umfunktioniert.    

Verwalter des Pfarrrektorate:

P. Daniel Morro OFMCap    1961 - 1974

P. Heinz Lücker OFMCap    1974 - 1982  

Pfarrverwalte:

P. Heinz Lücker OFMCap 1982 - 1989

P. Norbert Poeschel OFMCap 1989 - 2000

Udo Diepenbrock (ST. Josef) 2000 - 2001    

Lit.:

Alexander Kotschethoff, Hugo Stahl, das Kapuzinerkloster in Bocholt, in UNSER BOCHOLT 51. Jg. (2000), H. 3, S. 37 - 46. BBV vom 30.06.2001. Auskunft von W. Tenbring, Stadtarchiv Bocholt.

Elisabeth Stockmann (11.10.07 09:06 Uhr)

St.-Ludgerus-Kirche Spork

Als am 28. März 1933 die St.-Ludgerus-Kirche in Spork durch Weihbischof Dr. Scheifers feierlich eingeweiht wurde, lagen schon jahrelange Bemühungen um eine eigene Kirche hinter der Sporker Gemeinde.

Im ersten Weltkrieg gab es zum ersten Mal in der Sporker Schule Gottesdienste, um den Soldaten, die in Haus Heidefeld stationiert waren, Gelegenheit zu geben, ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Diese Möglichkeit wurde auch von den Einheimischen intensiv wahrgenommen und als das Militär wieder abgezogen war, stellten die Gläubigen an den Pfarrer von St.-Georg in Bocholt einen Antrag zur Errichtung einer eigenen Kirche. Dompfarrer Bernhard Nienhaus, der aus Spork stammte, unterstützte das Anliegen bei der bischöflichen Behörde.

Da die Radrennbahn, die 1898 angelegt worden war, mit dem Wirtschaftssaal und der anliegenden Wohnung im Februar 1919 zum Verkauf angeboten wurde, erwarb der Kirchenbauverein dieses Gelände zur Einrichtung einer Notkirche. Sie wurde am 29. Oktober 1919 unter dem Patronat des heiligen Ludgerus eingeweiht. Die Kapuzinerpatres aus Bocholt waren bereit, die Gottesdienste zu halten.

Am 15. Januar 1924 ernannte der Bischof von Münster Heinrich Terhoffstede zum Kaplan dieser Filialkirche. Der Geistliche wirkte 42 Jahre in Spork. Er entwickelte in der Bauernschaft ein reges Gemeindeleben und setzte sich sehr für den Bau einer Kirche ein.  

Am 1. November 1929 wurde der Filialbezirk Spork zum Rektoratsbezirk erhoben, aber auf Grund der allgemeinen Wirtschaftskrise musste der Kirchbau noch warten. Dazu verweigerte die Mutterpfarre St.-Georg wiederholt ihre Zustimmung.  

1932 bewilligte der Bischof von Münster die Erhebung zur Rektoratsgemeinde mit eigener Vermögensverwaltung. Dies wurde am 1. April 1933 rechtskräftig.

Die Grundsteinlegung für den Neubau einer Kirche nach einem Entwurf des Diplom Ingenieurs Karl Tangerding aus Bocholt fand bereits am 12. Juni 1932 statt.

Zehn Monate später feierte die Kirchengemeinde Spork die bischöfliche Weihe ihres Gotteshauses, das ganz aus eigenen Mitteln der Gläubigen finanziert worden war.

Die Kreuzigungsgruppe im Chorraum, gefertigt von Hans Dinnendahl aus Münster , stieß bei vielen Gläubigen zunächst auf Ablehnung, aber Rektor Terhoffstedde konnte die Menschen von der modernen Aussagekraft des Kunstwerks überzeugen.

Am 1. Oktober 1951 wurde die Kirchengemeinde Spork zur Pfarre erhoben und der Rektor wurde am 12. November zum Pfarrer ernannt. Die feierliche Amtseinführung folgte am 27. Dezember 1951.

Die äußere Feier der Pfarrerhebung beging die Ludgerusgemeinde am zweiten Sonntag nach Ostern 1952 und am 6. Juli des gleichen Jahres war die Weihe von zwei neuen Kirchenglocken, da die alten 1942 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren.

Im Oktober 1956 wurde an der Eingangsseite der Kirche eine 2,60 m große Statue des heiligen Ludgerus angebracht, die der Künstler Paul Wessling aus Sandstein gehauen hatte. Zum 25-jährigen Jubiläum 1958 bekam die Kirche zwei neue Buntglasfenster.

1965 und 66 brachten Renovierungsarbeiten und die Gestaltung des Kirchplatzes. Eine komplette Umgestaltung des Chorraums fand 1975 statt und 1978 folgte eine weitere Kirchenrenovierung nach den Erfordernissen der Liturgiereform unter der Leitung des Bildhauers Ernst Rasche.

Am 26. März 1983 wurde aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums im Chorraum ein Taufbrunnen geweiht, den ebenfalls Ernst Rasche gestaltet hatte.

2002 feierte die Pfarrgemeinde Sankt-Ludgerus Spork ihr 50-jähriges Pfarrjubiläum.    

Lit.:  

Werner Sundermann, 50 Jahre St.-Ludgerus-Kirche, Spork (1933)

Alfred Tekniepe, Erhard Tekniepe, Festschrift zum 50-jährigenPfarrjubiläum 2001/2oo2. - 1983).

Elisabeth Stockmann (16.08.10 16:44 Uhr)

Gemeindezentrum St. Martin

Nach dem 2. Weltkrieg siedelten sich im Norden von Bocholt, im heutigen Stadtteil Stenern, viele junge Familien an. Damit den Grundschulkindern weite Wege zur Stadtmitte erspart bleiben sollten, wurde 1956/57 an der Straße "In der Dille" die Liebfrauenschule erbaut.

Der wöchentliche Schulgottesdienst fand zunächst im Obergeschoss der Turnhalle statt, später wurde er in der Pausenhalle gefeiert. Seit Advent 1971 fanden sich auch sonntags viele Gottesdienstbesucher dort ein.

Um den vielfältigen Aktivitäten der am nördlichen Rand wachsenden Pfarrei Liebfrauen eine geistliche Mitte zu geben, wurde der Bau eines Gemeindezentrums immer dringlicher. Ein geeignetes Grundstück für dieses Vorhaben war bereits 1956 von der Liebfrauengemeinde gekauft worden.

Im Mai 1973 konnte der Kindergarten St. Martin, Robert-Koch-Ring 88, bezogen werden. In Zusammenarbeit mit Dipl.-Ing. Walter Ruland entstanden in den folgenden Jahren in Rasterbauweise die kath. Kirche (mit Sakristei), eine Altenbegegnungsstätte, zwei Gruppenräume für die Jugend, eine Bücherei und eine Küche.

Am 11. November 1978 wurde das Gemeindezentrum durch Weihbischof Alfons Demming eingeweiht. Von außen stellt sich das Gebäude schlicht und funktionell dar. Den Innenraum der Kirche gestaltete der Düsseldorfer Künstler Jochem Poensgen.

Die farbigen Fenster, von dem Glasmaler Joachim Klos aus Mönchengladbach entworfen, geben dem Raum sakralen Charakter. Das Tabernakel - ursprünglich in der Sakramentskapelle der Liebfrauenkirche - ist in die Chorwand eingebaut. Neben dem Südeingang der Kirche befindet sich die um 1650 in Italien geschnitzte, farbig gefasste Marienstatue.

Das Gemeindezentrum im Ortsteil Stenern unter dem Patrozinium des hl. Martin von Tours wurde im Frühjahr 2010 einer anderen Verwendung zugeführt. Gottesdienst findet seither dort nicht mehr statt.

Lit. :

Josef van Gemmeren, Das neue Gemeindezentrum St. Martin in Stenern in: Unser Bocholt Jg.29 (1978) H.4, S.28 - 29

Lucia Graefenstein (07.06.10 16:54 Uhr)

Kindertageseinrichtung St. Martin, Robert-Koch-Ring 88

In den 70-iger Jahren nahm die Bautätigkeit im Stadtteil Stenern stark zu. Da das Siedlungsgebiet zur Pfarrei Liebfrauen gehört, richtete die Gemeinde in der Liebfrauengrundschule eine Möglichkeit zum Besuch des Sonntagsgottesdienstes ein. Dies war der Anfang für das frühere Kirchenzentrum St. Martin am Robert-Koch-Ring. Die Errichtung des Kindergartens war die erste Baumaßnahme. Er konnte am 2. Mai 1973 eröffnet werden und am 1. Juni folgte die kirchliche Einweihung.

Neben einem großzügigen Raumangebot für die Kindergruppen gibt es eine Kinderküche mit einem Café in der weitläufigen Eingangshalle. Außerdem verfügt der Kindergarten über eine eigene kleine Turnhalle und es gehört ein 1700 qm großer Außenbereich mit vielfältigen Spielmöglichkeiten zur Einrichtung.

1997/98 fand mit viel Eigenleistung der Eltern eine umfassende Renovierung des Hauses statt. 2000/01 folgte ebenfalls mit intensiver Elternhilfe die Erneuerung des Außenbereichs.

Die Kindertageseinrichtung hat Platz für ca. 100 Kinder von 3- 6 Jahren, die in vier altersgemischten Gruppen betreut werden, hinzu kommen vier Plätze für Kinder unter drei Jahren. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, an der Übermittagbetreuung teilzunehmen. Kinder mit speziellem Förderbedarf können integriert werden.

Um für eine fünfte Gruppe und weitere Nebenräume Platz zu bekommen, ist geplant, den Gottesdienstraum des Zentrums St. Martin umzubauen.  

Lit.:  

www. Liebfrauen.de.

Auskunft durch Frau Elisabeth Schmitz (stellvertretende Leiterin).  

Elisabeth Stockmann (07.06.10 16:50 Uhr)

St. Michael Liedern

So wie in allen umliegenden Bauernschaften gehörten seit dem frühen Mittelalter auch die Christen in Liedern zur Urpfarrei St. Georg in Bocholt. Gottesdienstbesuche und andere kirchliche Feiern waren für die Liederner früher sehr beschwerlich und manchmal wegen der schlechten Wegeverhältnisse sogar unmöglich.  

Die erste Kapelle auf Liederner Boden entstand um 1742 als Kapelle für die Hüttenarbeiter der Liederner Eisenhütte. Sie stand wahrscheinlich auf dem jetzigen Holzplatz des Sägewerkes an der Aabrücke und war dem Patron der Metallgießer, dem hl. Michael, geweiht. Die seelsorgliche Betreuung der Hüttenarbeiter wurde von Bocholter Geistlichen übernommen. Nachdem die Eisenhütte im Jahr 1862 versteigert worden war, wurde die Kapelle 1870 abgerissen. Eine gusseiserne Glocke ist das einzige Überbleibsel der Kapelle. Sie wurde noch als erste Glocke der Liederner Notkirche nach 1945 benutzt.  

Nachdem im März 1945 die  Kirchen in Bocholt  nach dem großen Bombenangriff  weitgehend zerstört waren, richtete die Pfarrei St. Georg zu Ostern 1945 in Liedern eine Seelsorgestelle ein. Die Betreuung der Gemeinde wurde Kaplan Johannes Schumacher übertragen. Die Gottesdienste wurden in Privathäusern gefeiert und im Gemeindesaal, der sonst als Turnsaal, als Feierraum und teilweise als Schulraum genutzt wurde.  

Im Dezember 1947 wurde der "Katholische Kapellenverein Liedern" gegründet, der in den folgenden Jahren das Gemeindeleben entscheidend mittrug und dessen Hauptaufgabe die Finanzierung eines Kirchbaus war. So wurde von den bäuerlichen Betrieben der "Milchpfennig" erhoben und andere Spenden gesammelt.  

Im Jahr 1951 begann dann der Umbau des Gemeindesaales zu einer Kapelle und der Bau eines Pastorats. Durch viel Eigenleistung, durch finanzielle Unterstützung durch das Bistum Münster und durch die Muttergemeinde St. Georg in Bocholt konnte Ende 1952 das Bauvorhaben abgeschlossen werden. Wie schon die Kapelle an der Eisenhütte wurde die Kirche unter das Patronat von St. Michael gestellt.  

Am 1. Mai 1953 wurde die Kapellengemeinde zum Pfarrrektorat erhoben, so dass nun alle kirchlichen Feiern in Liedern selbst stattfinden konnten. Pfarrrektor wurde Bernhard Löcken. Er hatte das Amt  bis zu seinem Ruhestand im April 1969 inne.  

In den nächsten Jahren wurde - wieder mit Hilfe des Kapellenvereins und durch die große Opferbereitschaft der Gemeinde - die Ausgestaltung der Kirche vorgenommen. Im Jahr 1954 konnte eine Orgel eingebaut werden, 1959 wurde ein Taufbrunnen aufgestellt und 1961 ein neuer Tabernakel. 1962 wurde ein elektrisches Läutwerk installiert und bedingt durch die Liturgiereform eine Lautsprecheranlage und 1964 ein neuer Altar.  

Nachfolger von Pfarrrektor Bernhard Löcken wurde der ehemalige Pfarrer von Isselburg, Emil Bleffgen. Er sorgte zusammen mit dem Kapellenverein für die Anbringung einer Holzdecke und für die Pflasterung des Kirchplatzes. Aus Altersgründen gab Pastor Bleffgen sein Amt Ende 1975 auf. Pater Heinz-Paul Schmidt SM übernahm danach bis zum Juli 1977 die Seelsorge in St. Michael und zusätzlich die Betreuung koreanischer Katholiken.  

Sein Amtsnachfolger wurde Johannes Broel. Auch er trug Sorge für die Verschönerung der Kirche. So wurde das große Kruzifix an der Wand hinter dem Altar, das aus alten Eichenbalken der ehemaligen Sporker Windmühle geschnitzt worden war, direkt über dem Altar aufgehängt. Der Kölner Künstler Egino Weinert gestaltete außerdem einen neuen Osterleuchter aus Bronze und einen Kreuzweg in Emaillearbeit.  

Am 1.10.1982 ging ein lange gehegter Wunsch der Liederner Gläubigen in Erfüllung, als das Pfarrrektorat zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben wurde. Pfarrrektor Johannes Broel wurde erster Pfarrer in Liedern. Er hatte dieses Amt inne, bis er im Juni 2004 in seine Heimatstadt Recklinghausen zog.  

Nach dem Weggang von Pfarrer Broel wurde die Pfarreiengemeinschaft Liedern, Lowick und Spork gegründet, und Pfarrer Karl-Heinz Wielens von St. Bernhard in Lowick auch zum Pfarrer von St. Michael Liedern bestellt.  

Z. Z. gehören zu St. Michael Liedern ca. 750 Katholiken.   

Quellen:

Bocholter Kirchenkalender 1980, 1983, 1984 und 1985.  

Heinrich Büttgen u. Elisabeth Stockmann (07.04.09 12:55 Uhr)

St. Michael Suderwick

Die Gläubigen von Suderwick gehörten nach der Christianisierung zur Bocholter Urpfarrei St. Georg, die um 800 vom Bischof von Utrecht gegründet wurde. Zwischen 1260 und 1281 wurden die Suderwicker in die neu gegründete niederländische Pfarrgemeinde St. Liborius in Dinxperlo aufgenommen.  

Zur Reformationszeit ging ein großer Teil der niederländischen Bevölkerung zum Protestantismus über und die Katholiken besuchten zum Gottesdienst vorübergehend die Kapelle und Schule in Schüttenstein. Das Achterhoek gehörte zum Bistum Münster und im Zuge der Gegenreformation bestimmte Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen 1672 Ignaz Busch zum Pfarrer von Aalten.

1674 verlor der Fürstbischof seinen politischen Einfluss und Ignaz Busch floh mit dem Allerheiligsten, dem Kelch und dem Altarstein, nach Suderwick.  

Zunächst wurden die Gottesdienste im Haus der Geschwister Rodespieker gefeiert, aber 1676 begann der Bau einer Kapelle.

1682 wurde die kleine Gemeinde mit ca.100 Katholiken eine selbstständige Pfarrei.

Der Baubeginn der heutigen St.-Michael-Kirche datiert auf das Jahr 1765. Es entstand ein einfacher Saalbau mit Rundbogenfenstern, einer dreiseitigen Apsis und einem Dachreiter für zwei Glocken.

Das Kircheninnere wurde erst 1913-1914 in neubarockem Stil mit Darstellungen der Apostel und Kirchenväter ausgemalt.  

Bis 1841 nannten sich die diensthabenden Geistlichen von St. Michael Pfarrherren von Dinxperlo, weil sie sich als Rechtsnachfolger der Geistlichen dieser Gemeinde sahen.

Papst Pius VII. ordnete 1821 an, dass die niederländischen Katholiken wieder selbstständige Gemeinden bekommen sollten. Deswegen wurden sie am 3. Februar 1854 nach Dinxperlo-Bredenbroek überwiesen. 1857 entstand dort mit Sinderen zusammen eine eigene Gemeinde des Erzbistums Utrecht. Suderwick gehörte weiterhin zum Bistum Münster.  

Das blieb auch so, als der westliche Teil von Suderwick zwischen 1945 und 1963 politisch zu den Niederlanden gehörte.

In dieser Zeit kämpfte Pfarrer Ignaz Wigger für den Zusammenhalt der Gemeinde.

Er veranlasste ebenfalls eine dringend notwendige Renovierung des Gebäudes. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Altarraum neu gestaltet. Der Hochaltar rückte in den Hintergrund und davor wurde ein Zelebrationsaltar aufgestellt.

1980 veranlasste Pfarrer Wilhelm Schoelen erneut eine Generalüberholung, die der Bemalung des Innenraums zu neuem Glanz verhalf.    

Lit. :  

Winfried Semmelmann, Die Auseinandersetzungen um die deutsch-niederländische Grenze von 1945 ?1963 in: UNSER BOCHOLT, 43.Jg. (1992) H. 3, S.3 - 8.

Willi Schoelen, Die Pfarrkirche St. Michael in Suderwick in: UNSER BOCHOLT , 32.Jg. (1981), H. 4, S.35 - 50.

Paul Brügge, St. Michael im Wandel der Zeiten - 215 Jahre alt in: UNSER BOCHOLT, 32.Jg. (1981), H. 4, S. 51 - 54.

Paul Brügge, Die Pfarrer an St. Michael in Suderwick,in:  UNSER BOCHOLT, 32.Jg. (1981), H. 4, S. 54 - 56.

Josef Brüninghoff, Chronikalische Nachrichten zur katholischen Kirchengemeinde St. Michael, Suderwick, in: UNSER BOCHOLT, 52.Jg. (2001), H. 3, S. 4 - 34.

Ursula Ninfa, Von Anholt bis Zwillbrock, Schriftenreihe des Kreises Borken Band XV, Borken 1999, S. 88 - 89.  

www.heimatvereinsuderwick.de  

Auskunft durch Frau Hildegard Schouwenburg, Rektorin i. R.

Elisabeth Stockmann (09.02.09 16:23 Uhr)

Kindertageseinrichtung St. Paul, Breslauer Straße 24

Im Osten der Stadt Bocholt entstand in der Nachkriegszeit das neue Wohngebiet "Heutings Esch". Auf Grund eines Architektenwettbewerbs bekam Gottfried Böhm aus Köln 1964 den Auftrag, in diesem Bereich ein Gemeindezentrum mit Kirche, Pfarrhaus, Pfarrheim, Kindergarten und Schule zu bauen.

Der Kindergarten in der Trägerschaft der Kirchengemeinde wurde 1967 eingeweiht und hat für 85 Kinder im Alter von 2 Jahren bis zur Einschulung in vier altersgemischten Gruppen Platz. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit der Ganztagsbetreuung.Die Einrich-tung arbeitet bei Bedarf integrativ.  

2008/2009 fand ein großzügiger Umbau statt. Seitdem verfügt jeder Gruppenraum über einen Nebenraum. Außerdem hat die "Kita" einen Bewegungsraum, eine Küche für die Zubereitung der Mahlzeiten, eine Kinderküche mit Cafeteria, einen Ruhe- und einen Wickelraum und Verwaltungsräume. Zum Sport steht zu bestimmten Zeiten zusätzlich die Turnhalle der Clemens-August-Grundschule zur Verfügung und für größere Festlichkeiten das Pfarrheim der Gemeinde. Die Außenanlagen haben gut ausge-stattete Spielbereiche und sind umgeben von öffentlichen Grünanlagen.    

Lit.:  

Maria Kolks u.a.,Konzeption Kindertageseinrichtung St. Paul, Bocholt 2007. Auskunft durch Frau Maria Kolks (Leiterin).    

Elisabeth Stockmann (28.09.10 09:21 Uhr)

Kath. Tageseinrichtung und Familienzentrum St.Theresia, Wesemannstraße 4

1865 erwarb Georg Vahrenhorst, der damalige Pfarrer von St. Georg, ein Haus an der Ostseite der Paterskirche, um dort unter der Leitung einiger Schwestern Unserer Lieben Frau aus Coesfeld eine Höhere Töchterschule zu eröffnen. Dieser Einrichtung gliederte er in einem Anbau eine Kleinkinder-Bewahranstalt an, die 1866 eröffnet wurde. Pfarrer Vahrenhorst schenkte das Grundstück später der Georgsgemeinde.  

Als die Liebfrauenkirche ein eigenes Rektorat bekam, wurde das Gebäude zum Pastorat. Die Kinderbetreuungseinrichtung zog in ein Haus an der Langenbergstraße auf der Höhe des Gasthausplatzes.  

Von 1875 bis 1891 übernahmen weltliche Helferinnen die Betreuung der Kinder, weil die Ordensschwestern während des Kulturkampfes Bocholt verlassen mussten.  

Im März 1945 wurde der Kindergarten beim großen Bombenangriff zerstört. Im September des gleichen Jahres begann die Betreuung bereits wieder in einem Raum im Jugendheim an der Münsterstraße und von 1946 bis 1948 entstanden in der alten Kegelbahn des Arbeitervereinshauses St. Paulus zwei weitere Räume.  

Die Kirchengemeinde Liebfrauen erwarb 1947 das Grundstück der ehemaligen Langenbergschule. Dort entstand ein Neubau, der zum 100-jährigen Bestehen, am 2. Oktober 1966, feierlich eingesegnet wurde. 1994 fanden umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen statt.  

Die Schwestern Unserer Lieben Frau gaben die Leitung des Kindergartens 1973 auf.  

Die Kindertageseinrichtung St. Theresia hat vier Gruppenräume, drei Nebenräume und vier Waschräume, einen Mehrzweckraum und eine Küche mit Mensa. Für Sport wird zusätzlich eine Turnhalle in der Nähe genutzt. Zur Außenanlage gehören zwei Spielplätze.  

Seit 2009 ist die Kita St. Theresia auch zertifiziertes Familienzentrum und bietet ein umfangreiches Angebot zur Beratung und Unterstützung für Familien. Die Tageseinrichtung betreut ca. 75 Kinder in drei Gruppen. Kinder mit Behinderungen werden durch Fachkräfte in die Gruppen integriert. 12 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 3 Jahren haben ein eigenes "Nest" und nehmen zeitweise am Gruppenleben teil.  

Lit.:  

Elisabeth Bröker, Zur Geschichte des Kindergartens in Bocholt 1850 - 1966,  in: UNSER BOCHOLT, 17. Jg.(1966), H.4, S.1-11. Flyer der Tageseinrichtung St. Theresia.

Stenerner Weg - Historische Häuser

5          Zweigeschossiges Mehrfamilien-Doppelhaus mit ausgebautem Walmdach, Pfannendeckung und Schleppgauben. Erbaut um 1925. Qualitätsvolle Backsteinfassade über verputztem Kellergeschoss zu je vier Fensterachsen. Die Sprossenfenster mit schlichter Putzrahmung. Die beiden äußeren Achsen jeweils zu einem Risalit mit Ecklisenen, flachem Dreiecksgiebel und Lünettenfenster zusammengefasst. Die seitlichen Hauseingänge mit Putzrahmung durch je einen einachsigen Mittelrisalit mit Krüppelwalmdach betont. Die Rückseite im Ober- bzw. im Dachgeschoss durch einen modernen Verandaanbau in Glas- Stahlkonstruktion geschickt ergänzt. Schönes Beispiel für die Umsetzung klassischer Formen in der Architektur der 20er Jahre.  

Lit.:  

UNSER BOCHOLT 1981, Heft 3, S. 36.    

7          Siehe Haus Nr. 5    

Achim Wiedemann (11.02.10 13:04 Uhr)

Stern & Loewenstein

Am 1. Januar 1883 gründeten Baruch Stern aus Kirchhain (1858 - 1923) und Philipp Loewenstein die oben genannte Firma, die 1891 mit 21 Arbeitern an der Industriestraße (auf dem Herdinggelände) eine mechanische Weberei begann. 1907 wurde an der Friesenstraße ein eigener Betrieb gebaut. Zunächst produzierte man die üblichen Bocholter Rauwaren mit der Spezialität Pantoffelfutter. Nach dem Ausscheiden von Baruch Stern 1918 trat Leo Stern in die Firma ein, der das Herstellungsprogramm völlig umkrempelte und mit der Produktion von hochwertiger Hemdenpopeline begann. Kein Hemdenfabrikant konnte an dieser Kollektion vorbei gehen. Die Geschäfte gingen so gut, dass bis etwa 1928 ein Zweigbetrieb an der Industriestraße 1 unterhalten wurde. 1932 erweiterte man dann das Werk an der Friesenstraße / Frankenstraße. Im gleichen Jahr trat ein neuer Gesellschafter, nämlich Dr. Max Stern, der Bruder von Leo Stern, in die Firma ein.

Nach 1933 müssen die Inhaber schon bald die kommende Katastrophe für die Juden geahnt haben, und schon 1936 konnten sie Wilhelm August Kersten von der Tabakfabrik Oldenkott & Co. in Rees für den Kauf des Unternehmens gewinnen. So konnten die 500 - 600 Arbeitsplätze gerettet werden. Ab dann lautete der Firmenname Kersten & Sohn vorm. Stern & Loewenstein. Nachdem 1937 die 1925 erbaute Karstadtsche Spinnerei an der Frankenstraße gekauft worden war, hieß die Firma Westdeutsche Feinspinnweberei Kersten & Sohn, deren persönlicher Gesellschafter Alex Kersten (geb. 1911) war. Dr. Max Stern ging nach Amsterdam, um von dort aus den Export zu leiten. Leo Stern blieb in der Bocholter Firma in leitender Position. Als man ihn 1938 verhaften wollte, entkam er durch die Hintertür und konnte nach Amerika fliehen.

Es wird noch erwähnt, dass der Firmentransfer von den jüdischen Inhabern auf Kersten wohl so fair ablief, dass nach 1945 keinerlei Nachforderungen von den jüdischen Erben geltend gemacht wurden.

Auch unter der neuen Leitung konnte die starke Stellung im Markt behauptet werden. Die Mitarbeiterzahl stieg auf ca. 900 an. Im Krieg wurden die Werksanlagen nur wenig beschädigt, so dass die Produktion schon bald wieder aufgenommen werden konnte. Zur Modernisierung der gesamten Anlage gehörte auch der Bau eines neuen Schornsteins von 100 Metern Höhe. Es war das höchste Bauwerk in Bocholt, er ist inzwischen aber längst abgerissen.

Trotz der anerkannt "starken" Kollektion geriet die Firma in den 60er Jahren des 20. Jh. durch das Vordringen der Nylon-Hemden (Nyltest) unter Druck. Und nach dem plötzlichen Ausfall von Alex Kersten durch einen schweren Autounfall kam es dann schnell zu einem dramatischen Ende. Am 23.6. 1965 übernahm die Viersener Firma Dörrenberg den Betrieb, die Produktion wurde aber schon bald eingestellt. Die Siemens AG kaufte den Spinnereibau, und auf dem Webereigelände entstand der erste Supermarkt in Bocholt, heute Real. Die großen Ausrüstungshallen wurden abgerissen.Auf dem Gelände befindet sich heute der große Kundenparkplatz der Firma Real.

Lit.:

Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie, Unternehmer und Unternehmen, Bocholt 1983, S.144-147.

Margret Bongert (11.02.09 09:15 Uhr)

Weißes Stift (Das "Große" oder "Weiße" Kloster)

Von den zwei Frauenklöstern des 13.Jahrhunderts wird 1307 das "Große Kloster" zuerst genannt. Die Schwestern (Franziskaner-Tertiarinnen) lebten nach der dritten Regel des heiligen Franziskus. Das Weiße Stift, im Volksmund so nach der ursprünglich weißen Tracht der Schwestern benannt, war somit das erste Frauenkloster in Bocholt.

Das Kloster erwarb schon bald nach seiner Gründung Grundbesitz. Die Schwestern waren zum Teil adeliger Herkunft oder stammten aus Bocholter Patrizierfamilien. Die 1332 gebaute Kirche wurde der heiligen Klara geweiht und nach ihr das "Closter van sunte Klaren kerke" genannt. Eine spätere Bezeichnung lautete: "Jungfrowen des wytten Closters to Bocholte", die sich wohl auf die weiße Tracht der Schwestern bezieht. Äbtissin und Konvent spielten im Wirtschaftsleben Bocholts eine nicht unbedeutende Rolle. So stellte das Kloster beispielsweise im Spätmittelalter für Kriegsaufgaben der Stadt einen Heereswagen.

Die Wirren der Reformationszeit führten 1557 zur Umwandlung in ein freiweltliches adeliges Damenstift. An die Stelle der Ordensregeln traten freie Statuten. In das Stift wurden nur adelige Damen aufgenommen.

(Im Stadtmuseum existiert ein im Original erhaltenes, in deutscher Sprache geschriebenes "Lagerbuch des Weißen Stifts in Bocholt".) Das ehemalige Kloster war also nichts anderes als eine Versorgungsstätte für adelige Damen. 1802 wurde das Kloster säkularisiert und von 1806 bis 1811 durch den Fürsten von Salm-Salm erneut für eine weltliche Damenstiftung genutzt.

Der Bombenangriff des 22. März 1945 zerstörte neben den anderen Gebäuden auch das älteste Kloster der Stadt. Die Mauern vor allem der Kirche und des Kreuzganges blieben aber stehen. 1955 gab der Landeskonservator wegen Instabilität den Weg frei für die Abrissarbeiten, die an dieser Stelle die 700 Jahre alten Zeugen klösterlicher Geschichte Bocholts beseitigten.

Zu den archäologischen Befunden und Funden im Zusammenhang mit dem Ausbau der Zentralen-Omnibus-Haltestelle (heute Europaplatz) ab November 1982 ist folgendes anzumerken: Von der Gesamtanlage des Klosters wurde etwa das südöstliche Viertel erfasst. Freigelegt wurden der östliche Chorbereich der Kirche und große Teile des Ostflügels mit Kellern.

Die Südostecke der Kirchenfundamente zeigte altes Mauerwerk in Backsteinen von Klosterformat. Der größeren Stabilität wegen war es an der Süd-Ost-Ecke in ca. zwölf Steinlagen abgetreppt. Diese Fundamente gehören zu den ältesten nachgewiesenen Backsteinbauten Westfalens.

Alle Funde, die in diesem Gelände gemacht wurden, sprechen für die gehobene Wohn-, Ess- und Trinkkultur der adeligen Damen, die sich nicht mehr an die strengen Regeln eines Nonneklosters halten mussten.

Am Fahrradweg des Europaplatzes in Nähe des Kolpinghauses ist eine Informationstafel mit dem Gesamtgrundriss aufgestellt. In der Bepflasterung des Platzes sind die dort gefundenen Mauern in Originallage mit weißen Ziegeln kenntlich gemacht.

Lit.:

Karl Hengst, Hg., Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung (Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte), Bd.2, Münster 1992.

Mechthild Theilmeier-Wahner, Dr. Astrid Strathausen, Dr. Hans D. Oppel, Frauen in Bocholt im Wandel der Zeit, in: UNSER BOCHOLT 42.Jg.(1991), H.3, S.13.

Werner Sundermann, Georg Letschert, Archäologische und historische Spuren der Bocholter Klöster und Stifte, in: Jahrbuch des Kreises Borken, (2004), S.115-120.

Werner und Helga Sundermann (11.02.09 13:26 Uhr)

Schwarzes Stift (Das Lüttyke bekynnenhus oder das Schwarze Kloster)

Das Schwarze Stift war ein Beginenkonvent. Die Frauen trugen die schwarze Tracht der Beginen - im Volksmund bürgerte sich die Benennung "Schwarzes Stift" ein. Aus dem Jahre 1309 finden sich erste urkundliche Aufzeichnungen, die vom "luttyke bekinnenhus" sprechen. In diesem "Kleinen Beginenhaus" lebte eine religiöse Genossenschaft von Jungfrauen und Witwen, die sich ohne eigentliche Klostergebäude zu einem gemeinsamen, gottesfürchtigen und keuschen Leben verpflichtete. Die Beginen legten kein Gelübde ab, sondern behielten die Freiheit, ihre Gemeinschaft jederzeit wieder zu verlassen. Die Schwestern mussten schon ab 1322, bald nach ihrer Gründung, durch immer wieder veränderte und verschärfte Statuten nachweisen, dass sie zu den rechtgläubigen und ehrbaren Beginen gehörten.

Durch Mitgifte und Renten der Stiftsdamen kam ein stattliches Vermögen zusammen. Aus dem 15. Jh. ist überliefert, dass sich Bocholter Bürger über den "lockeren Lebenswandel" der Beginen beklagt hatten. Das Schwarze Kloster wurde 1556 in ein Damenstift für ledige Damen aus gutbürgerlichen Bocholter Familien umgewandelt.

Nach der Reformation wurde im Jahre 1602 durch Reformen versucht, die klösterliche Zucht wieder einzuführen.

Die Entwicklung ist vom 16. Jh. an dem des Weißen Klosters vergleichbar. Das religiös-karitative Ideal schwand immer mehr. Es wurde eine Tendenz zu einer Versorgung unverheirateter Töchter aus gutsituierten Bocholter Familien immer deutlicher. Das "zwarte cloester" wurde zu einer standesgemäßen Einrichtung für sie und folgerichtig in "Schwarzes Stift" umbenannt. Die Stiftsdamen wohnten in wenigen kleinen Häusern.

1803 wurde auch dieses Stift dem besitzergreifenden Fürsten Salm-Salm übergeben und verkauft.

Ende des 19. Jahrhunderts baute der Gesellenverein an der Stelle des ehemaligen Klosters das Gesellenhaus mit Gaststätte und weiteren Gebäuden (heute Kolpinghaus). Die kleinen Beginenhäuser mussten abgerissen werden.

In Bocholt waren die Beginen schon Ende des 13. Jh. ansässig, obwohl die erste urkundliche Erwähnung sie erst am 24.März 1309 im "lütteke bekynnenhus" nennt. Das wurde durch archäologische Untersuchungen im Frühjahr 1993 bewiesen, als im Hof des heutigen Kolpinghauses drei Kegelbahnen bis in eine Tiefe von 4,65 m gebaut wurden. Dabei kamen Abfallgruben mit Keramik des 13. Jh. und sog. Stakenlehm zu Tage. Der Lehm weist auf hölzerne Fachwerkgebäude hin. Im 15./16. Jh. wurden die einfachen Unterkünfte durch Häuser aus Backsteinen ersetzt. Dafür gibt es archäologische Belege aus mehreren Abfallgruben. Wichtigster Fund waren die Fundamente eines vierten Beginenhauses aus Backstein, das im ehemaligen Obstgarten lag. Hier wurde Keramik des 15./16. Jh. gefunden.

Lit.:

Karl Hengst, Hg., Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung (Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte), Bd.2, Münster 1992.

Mechthild Theilmeier-Wahner, Dr. Astrid Strathausen, Dr. Hans D. Oppel, Frauen in Bocholt im Wandel der Zeit, in: UNSER BOCHOLT, 42.Jg.(1991), H.3, S.13.

Werner Sundermann, Georg Letschert, Archäologische und historische Spuren der Bocholter Klöster und Stifte, in: Jahrbuch des Kreises Borken, (2004), S.115-120.

Helga und Werner Sundermann (11.02.09 12:33 Uhr)

Frauenstifte und Frauenklöster in Bocholt

1307 Weißes Stift

1309 Schwarzes Stift

1447 Kloster auf dem Schonenberg

1844 Clemensschwestern

1866 Schwestern Unserer Lieben Frau

1887 Klarissen

1902 Schwestern unserer Frau von der Liebe des Guten Hirten

1922 Schwestern vom Dritten Orden

Im Zuge der mittelalterlichen Ordens- und Klostergründungen wurden um die Wende des 13. zum 14.Jahrhundert auch zwei Schwesternhäuser in Bocholt gegründet. In unmittelbarer Nachbarschaft entstanden nahezu zeitgleich das Weiße Stift (1307) und das Schwarze Stift (1309). Das Schwesternhaus auf dem Schonenberg wurde als dritte Vereinigung 1447 gegründet, weitere folgten seit dem 19.Jh. (siehe obige Leiste). Im Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg (25.Februar 1803) wurde ein Entschädigungsgesetz verabschiedet, das zur umfangreichsten Säkularisation in der deutschen Geschichte führte. Fast alle geistlichen Herrschaften wurden säkularisiert, d.h. ihr Besitz wurde für den weltlichen Gebrauch eingezogen.

Im 19.Jh. entwickelte sich die Fürsorgetätigkeit als ein selbständiges Aufgabengebiet der Frauen, dem sie sich in karitativen Vereinen oder in Ordensgemeinschaften widmeten. Anders als manche Nonnen des Mittelalters, die oft einfach in ein Kloster "abgeschoben" wurden, traten Ordensschwestern nun verstärkt aus eigenem Entschluss in den Orden ein, um sich einer Arbeit zu widmen, die sich auch als berufliche Alternative zum Hausfrauenalltag darstellte. Heute leisten Bocholter Ordensschwestern soziale Dienste und unterhalten karitative Einrichtungen. Lediglich die Klarissen verstehen sich als beschaulicher Orden.  

Lit.:

Karl Hengst, Hg., Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung (Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte), Bd.2, Münster 1992.

Werner und Helga Sundermann (28.01.09 11:14 Uhr)

Stolpersteine

Die im Februar 2007 und am 28. Januar 2008 in Bocholt verlegten Stolpersteine wurden auf verschiedenen Bürgersteigen ebenmäßig eingearbeitet, sind 10x10x10 cm groß, aus Beton gegossen und mit einer eingelassenen Messingtafel versehen. Über diese Steine kann man nicht stolpern. Bildlich gesehen sollen Menschen aber gedanklich stolpern, wenn sie sich mit dem Text auf der Messingoberfläche der Stolpersteine auseinandersetzen. Der Text erinnert jeweils an Bocholter Juden und Bocholter Bürger, die durch den Nationalismus im Dritten Reich ein hartes Schicksal erleiden mussten. Bocholt war die 206. Stadt in der Bundesrepublik Deutschland, in der der Kölner Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine verlegte, und zwar jeweils auf dem Bürgersteig vor dem Haus, in dem die Nazi-Opfer wohnten. Die Idee zu dieser Aktion hatte ein Geschichtskursus des St.-Georg-Gymnasiums schon vor längerer Zeit. Mit Hilfe eines Koordinierungskreises ( bestehend aus je zwei Schülern und Lehrern und vier interessierten Bürgern), der seit Herbst 2005 zusammenarbeitet und mit Unterstützung der Stadt Bocholt realisierte sich die Aktion "Stolpersteine". Grundstein für die Finanzierung wurden 250,-- Euro, die sich die Jahrgangsstufe neun des St.-Georg-Gymnasiums bei der Teilnahme an einem Preisausschreiben der Bundeszentrale für politische Bildung erarbeitete.  

Jeder Stolperstein kostet zur Zeit 95,-- Euro. Die genauen Daten von den einzelnen Nazi-Opfern werden, soweit nicht vorhanden, zeitaufwendig erforscht. Außerdem muss eine Genehmigung von den Hauseigentümern für die Verlegung der Steine vor ihrem Haus eingeholt werden. Darüber hinaus bemüht sich der Koordinierungskreis um Spenden aus der Bevölkerung für die Finanzierung dieser Stolperstein-Aktion. Die Verlegung weiterer Steine ist vorgesehen.                          

Lit.:

Bocholter Borkener Volksblatt vom 13. Februar 2007 und vom 29. Januar 2008.

Quelle:

Auskunft bei Herrn Hermann Oechtering vom Koordinierungskreis "Stolpersteine", Bocholt 2007 und 2008.

Annemarie Rotthues (12.01.09 15:03 Uhr)

Stolte, Albert

Albert Stolte war bis zur Eingliederung Suderwicks nach Bocholt Bürgermeister von Suderwick.

(1904-1975) (01.08.07 09:48 Uhr)

Straßen und Gegenden im alten Bocholt

  • Abrahams Schoß
  • Dalks Darp
  • De Arche
  • De Bahne
  • De Barriere
  • De lange Foore
  • De Ümstegge
  • " Den Haag"
  • Drietstegge
  • Drögen Pütt
  • England
  • Grönen Weg
  • Jericho 
  • "Kaffernkraal"
  • Köttelkamp
  • Kuckuck
  • Neu Berlin Päperweide,auch Pääperweide
  • Pinsdarp
  • Potsdam
  • Reyers Kamp
  • "Rom"
  • Rosenstiege
  • Totert
  • Trechter
  • Veilchengasse
  • "Vatikan"
  • Wilhelmshöhe
  • Wolfenbüttel
  • Zum Allerhöchsten

Straßennamen nach bekannten Bocholter Personen

  • Albert-Stolte-Weg
  • Alffstraße
  • Alfred-Flender-Straße
  • Aloysianastraße
  • Anna-Lindenberg-Weg
  • Arnold-Janssen-Straße
  • Beckmannplatz
  • Benölkenplatz
  • Bernhard-Otte-Straße
  • Bertold-Löwenstein-Platz
  • Bönninghausenweg
  • Braunschweigweg
  • Brockhoffstraße
  • Brunsmannstraße
  • Carl-Isert-Weg
  • Clemens-Dülmer-Weg
  • De-Roos-Straße
  • Dechant-Kruse-Straße
  • Degenerstraße
  • Diepenbrockstraße
  • Dr.-Hochheimer-Straße
  • Dr.-Otto-Schmitz-Weg 
  • Ernst-Pauls-Weg
  • Farwickstraße
  • Fennekerstraße
  • Fischerweg
  • Georg-Vahrenhorst-Weg 
  • Hamelbergstraße
  • Heinrich-Hillermann-Straße
  • Heinrich-Vennekamp-Weg
  • Jeanette-Wolff-Weg
  • Johannes-Meis-Straße
  • Josef-Jakob-Platz
  • Julius-Vehorn-Weg
  • Gellerstraße
  • Gerhard-Ahold-Straße
  • Gustav-Becker-Straße
  • Gustav-Krüger-Weg
  • Hermann-Dickstein-Weg
  • Josef-Fehler-Straße
  • Langenbergstraße
  • Leo-Nußbaum-Straße
  • Lucy-Vollbrecht-Büschlepp-Platz
  • Maria-Paschalis-Weg
  • Meckenemstraße Mersmannstraße
  • Ostendorfweg
  • Otto-Hensel-Straße
  • Otto-Kemper-Ring
  • Otto-Moritz-Weg
  • Pannemannstraße
  • Pfarrer-Anton-Hommel-Weg
  • Pfarrer-Becking-Straße
  • Pfarrer-Quade-Weg
  • Pfarrer-Wissing-Straße
  • Paul-Schwarzer-Straße
  • Raesfeldstraße
  • Reygersstraße
  • Richterstraße
  • Schmeddinghoffstraße
  • Schmöldertsstraße
  • Schwartzstraße
  • Terhoffsteddestraße
  • Thonhausenstraße
  • Urbachstraße 
  • Van-Gemmeren-Weg
  • Von-Welfeld-Straße
  • Wesemannstraße
  • Wiggerstraße
  • Wilhelm-Buß-Stiege
  • Willi-Pattberg-Ring
  • Wolbringstraße

Studienseminar für Lehrämter an Schulen

Das Studienseminar Bocholt befindet sich im Haus des ehemaligen Diepenbrockheims am Stenerner Weg, Haus Nr. 14a. Es bildet zukünftige Lehrer nach ihrem Studium an einer Universität für folgende Lehrämter aus:

  1. Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschulen und die entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen (Schwerpunkt Grundschule, Klassen 1 - 4);
  2. Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschulen und die entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen ( Schwerpunkt Haupt-, Real-, Gesamtschule, Klassen 1 - 5);
  3. Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen.  

Die Lehrerausbildung in dieser "zweiten Phase" bereitet auf die eigenverantwortliche Unterrichtstätigkeit an Schulen vor. Sie findet am Seminar selbst und an den ihm angeschlossenen Ausbildungsschulen statt. Im Seminar besuchen die zukünftigen Lehrer entsprechend ihren Studienfächern zwei Fachseminare und ein Hauptseminar. Am Ende der Ausbildung steht die 2. Staatsprüfung für das Lehramt an Schulen in NRW.  

Lit.:

www.seminars2bocholt..de                                                                 

Hans Nienhaus (07.07.10 10:32 Uhr)

Suderwicker Venn

Südlich von Suderwick liegt entlang der Bocholter Aa das Suderwicker Venn, dessen feuchtes Grünland ein Brutgebiet von Kiebitzen, Uferschnepfen, Rohrammern und anderen schützenswerten Vogelarten ist. Noch Mitte der 1960er Jahre brüteten hier dermaßen viele Kiebitze, dass manche Menschen die Wiesen und Weiden des Venns trotz gesetzlichen Verbotes nach deren Eiern absuchten. Für den Feuchtwiesenschutz wurde ein Teil des Venns mit einer Größe von 49 ha auf Bocholter und Isselburger Gebiet in den 1980ern unter Naturschutz gestellt. Rund 14 ha des feuchten Weidelandes werden von Landwirten extensiv im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet. Das Schutzgebiet, in dem auch mehrere Kleingewässer angelegt wurden, wird von der Biologischen Station Zwillbrock betreut.

Lit.:

Biologische Station Zwillbrock e.V. (Hrsg.), Arbeitsbericht des Jahres 2004, Vreden 2005.

Paul Heinrichs, Wanderung durch den Schüttensteiner Forst und das Suderwicker Venn, in: UNSER BOCHOLT Jg. 16 (1965) H. 2, S. 18-27.

Dr. Thomas Behrens (13.07.06 14:59 Uhr)

Vsevolod Sudzilovskij

Der Maler Vsevolod Sudzilovskij verbrachte von 1947 an etliche Jahre seines Lebens in Bocholt.  

Geboren wurde er 1904 in Russland und verlebte seine Jugend in Odessa, wo er eine Kadettenschule besuchte, um Offizier zu werden. Zugunsten eines Kunst- und Theologiestudiums gab er die Militärlaufbahn jedoch bald auf. Nach dem Studium unter-richtete er als Gymnasiallehrer in Jugoslawien, wohin ihn die Revolution in Russland verschlagen hatte.  

Landschaften und Porträts von Leuten aus dem Volk waren schon damals seine bevorzugten Themen.  

Der Zweite Weltkrieg unterbrach seine künstlerische Tätigkeit. Sudzilovskij geriet in englische Kriegsgefangenschaft und wurde in das Lager Eboli nach Italien gebracht. In Italien machte er Bekanntschaft mit der Kunst der Renaissancemeister, die er kopierte und später in eigenen Bildern verarbeitete.

Bei Kriegsende kam der Künstler nach Munsterlager in Deutschland. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft zog er 1947 nach Bocholt, das seine Wahlheimat wurde, und wo er schließlich eine Familie gründete.  

Hier schuf er Kinderporträts, biblische Darstellungen, Landschaftsbilder, Blumenporträts und Architekturdarstellungen von Baudenkmalen wie z.B. ein Ölgemälde von Schloss Diepenbrock.  

1982 zeigte die Galerie der Stadt Bocholt unter dem Titel "Inmitten der Zeit" seine Arbeiten, die heute teils in städtischem, teils in privatem Besitz sind.

Vsevolod Sudzilovskij starb am 2. März 1983 nach langer schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren in Wesel.     

Lit.:  

Brigitte Kaul, Der Maler Vsevolod Sudzilovskij, in: UNSER BOCHOLT, 34. Jg. (1983) H. 1, S. 58 ? 61        

Irmgard Ratermann (28.09.10 10:24 Uhr)

Südwall - Historische Häuser

4a        Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla des Jugendstils mit ausgebauten Walmdächern. Erbaut um 1905 für den Fabrikanten Werner Schwartz, jun., genannt "Jung Werner" (1876 - 1960). Eine seltsam ambivalente Architektur, der es nicht gelingt, Symmetrie und Funktionalität miteinander zu verbinden. Glatte Putzfassaden mit Fenstern in verschiedenen Höhen, Breiten und Formen, allseitig durch Giebel mit Krüppelwalmdächern, an der Nordseite durch einen Risalit gegliedert. Im Dachgeschoss, außer im Süden, Zierfachwerk. Die Fenster mit schlichter Putzrahmung. Im Obergeschoss an der Nord-, Süd- und Westfassade umlaufender Ornamentfries mit Jugendstilmotiven. Erdgeschossige, teils mit eigenen Dächern, teils mit Balkonen versehene Anbauten, Vorbauten und Erker. Haupt- und Nebeneingang über Freitreppen, am Haupteingang mit niedrigem schmiedeeisernem Jugendstilgeländer. Die originale Raumaufteilung erhalten. Qualitätsvolle Innenausstattung. Heute als Volkshochschule genutzt.    

Lit.:  

UNSER BOCHOLT 1961, Heft 3, S. 31.    

14        Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla mit ausgebautem Walmdach im Stil des Art Deco, in einem parkartigen Garten am Aa-Ufer gelegen. Erbaut 1912/13 für den Fabrikanten Franz Borgers (1872-1935), Architekt Dipl. Ing. Wellbrock & Schäfers, Essen, Bauunternehmer A. V, Hülskamp, Bocholt. Backsteinbau über hohem, natursteinverkleidetem Kellergeschoß. Breitgelagerte symmetrische Straßenfassade. Im Erdgeschoß mittig ein dreifenstriger, segmentbogenförmiger Erker aus Naturstein mit kannelierten Halbsäulen. Der Erker flankiert von je zwei mit Naturstein eingefassten rechteckigen Zwillingsfenstern. Im Obergeschoß dreimal zwei Fenster mit Lamellenblendläden. Über dem Erker halbrunder Balkon hinter massiver, natursteinverkleideter Brüstung mit sieben achteckig gerahmten Fruchtvasen- und Puttenornamenten. Die Ostseite mit funktional angeordneten Fensteröffnungen. Im Erdgeschoss rechteckiger, vierfenstriger Flacherker aus Naturstein mit abgeschrägten Schmalseiten. An der Westseite zurückgesetzter, bis zum Dachansatz reichender, flachgedeckter Treppenhausanbau mit Hauseingang unter einer teils vermauerten, pfeilergestützten Loggia über einer Freitreppe. Die südliche Gartenfassade mit Verandaanbau. Im Obergeschoß fünf Fenster mit Lamellenblendläden.    

18        Zweigeschossige freistehende Stadtvilla mit ausgebautem Walmdach und Backsteinfassaden über Werksteinsockel im Stil des Art Deco, durch ein schmales Kranzgesims aus Werkstein unter den Fensterbrüstungen des Obergeschosses horizontal gegliedert. Erbaut 1921 für den Fabrikanten Paul Herding (1875-1942). Siehe Schwartzstraße 7. Architekt und Bauunternehmer Baugeschäft Kiefer, Duisburg. 1945 zerstört, 1946/54 wiederhergestellt. Symmetrische Straßenfassade zur drei Achsen mit in Werkstein gearbeitetem, zentralem, von einem Gebälk bekrönten Portal aus mächtigen, gequaderten Pfosten und einem tiefen Gewände über einer Freitreppe. Auf dem Türsturz Wappen der Familie Herding. Über dem Eingang ein zurückgesetztes, großes Treppenhausfenster. Rechts und links des Eingangs je ein Zwillingsfenster mit Werksteineinfassung, kartuschengeschmücktem Sturzgesims und Brüstungsblende. Darüber im Obergeschoß je ein schlichtes Fenster mit Lamellenblendläden. Im Dachgeschoß zentrale Dachgaube mit Satteldach.  

Die sich in die Tiefe des Grundstücks erstreckende Ostfassade mit zwei von Werkstein eingefassten und mit einem ornamentierten Dreiecksgiebel bekrönten Nebeneingängen über Freitreppen mit massiver Brüstung. Im Erdgeschoß funktionale Zwillingsfenster, im Obergeschoß drei schlichte, symmetrisch angeordnete Fenster mit Lamellenblendläden. Im Dachgeschoß drei Gauben mit Satteldächern. Die Westfassade im Obergeschoß zu fünf Fenstern. Im Erdgeschoß zentraler rechteckiger Verandavorbau aus Werkstein zu drei Achsen, rechts und links flankiert von je zwei Fenstern mit profilierten Werksteinlaibungen. Über dem Verandavorbau Terrasse. Im Dachgeschoß drei Gauben mit Satteldächern. An der Südseite im Obergeschoß vier Fenster. Im Dachgeschoß zentrale Zwillingsgaube mit Satteldächern. Alle Fenster mit Sprossengliederung. Einfriedung zur Straße hin mit originalem schmiedeeisernem Gitter zwischen hohen Mauerpfeilern.  

Achim Wiedemann (11.02.10 13:14 Uhr)