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KAB (Katholische-Arbeitnehmer-Bewegung)

Die Ursprünge der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung liegen im 19. Jahrhundert begründet, als sich die Arbeiterschaft in Europa als sogenannter Dritter Stand emanzipierte. Heute ist sie die größte nicht gewerkschaftliche Organisation in Deutschland in der etwa 200.000 Männer und Frauen bundesweit organisiert sind.

Bahnbrechend für die christlich soziale Idee wird neben Adolf Kolping der Mainzer Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler angesehen. Er gilt als einer der herausragenden Begründer der katholischen Soziallehre und der mit dieser parallel verlaufenden Bewegung. Er sah im besonderen Bemühen um den Schutz und das Wohl der damals neu entstandenen Arbeiterklasse die wesentliche Aufgabe der Kirche in seiner Zeit. In seinen berühmten sozialen Predigten und Schriften von 1848 forderte Ketteler zur Lösung der sozialen Frage auf. Der erste katholische Arbeiterunterstützungsverein wurde 1849 in Regensburg gegründet. Im Jahre 1891 erfolgte im süddeutschen Raum der Zusammenschluss zum Verband süddeutscher Katholischer Arbeitervereine.

Die Arbeitervereine in Mittel- und Ostdeutschland sowie in der Diözese Trier schlossen sich 1897 zusammen. 1903 wurde der "Westdeutsche Verband der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnen- und Knappenvereine" gegründet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden alle Vereine verboten. Seit 1868 gibt es KAB Gruppen im Bistum Münster. Die Bewegung ist mit ca. 42.000 Männern und Frauen in 366 Vereinen der größte Diözesanverband in Deutschland. Vereine und Ortsgruppen dieser Region bilden den Bezirksverband. Dieser teilt sich in acht Bezirke mit dem Sitz in den vier Regionalbüros Dülmen, Wesel, Vechta und Münster auf. Dem Regionalbüro Dülmen gehören die Vereine des Bezirksverbandes der Kreise Coesfeld, Borken und Recklinghausen an. Der Bezirksverband Borken zählt 39 Vereine mit etwa 7.500 Mitgliedern. Er gliedert sich wieder in die Unterbezirke Ahaus, Bocholt, Borken, Gronau und Stadtlohn.

Im Unterbezirk Bocholt sind sieben KAB-Vereine vertreten:

  • St. Paulus Bocholt,
  • St. Josef Bocholt,
  • Ss. Ewaldi Bocholt,
  • St. Norbert Bocholt,
  • St. Michael Bocholt,
  • St. Bernhard Mussum und
  • St. Bernhard Lowick.

Am 22. Mai 1971 gründeten der süddeutsche und der westdeutsche Verband sowie der Landesverband Rottenburg-Stuttgart den Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung als Dachverband. Nach der Gründung des neuen Bundesverbandes, der KAB Deutschland e.V. am 3. Oktober 2003, lösten sich die Regionalverbände auf und wurden in den Bundesverband überführt. Darüber hinaus ist die KAB Mitglied der Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmerorganisationen (WBCA). Die KAB Deutschland e. V. gliedert sich heute in Diözesanverbände. Derzeit besteht der Bundesverband aus 26 Diözesanverbänden. Ein Schwerpunkt in den Vereinen ist die Bildungsarbeit. Im Rahmen des KAB-Bildungswerkes werden Kurse und Veranstaltungen angeboten zu Themen über Kirche und Gesellschaft. Weitere Angebote sind Wochenendseminare in den Bildungshäusern Haltern und Günne/Möhnesee. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort werden in politischen Grundkursen, Kurse für Führungskräfte und in theologischen Seminaren geschult. Für vier Zielgruppen werden spezifische Veranstaltungen angeboten: Für Familien: Familienseminare, Vorträge zur Familienpolitik, Familienferien. Für Frauen: Spezielle Angebote für Frauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für die Jugend: Jugendtage, Ferienspiele und Austausch unter den Gruppen. Für Senioren: Bildungsfreizeiten, Urlaubsangebote, Ferienfahrten, Wallfahrten und Einkehrtage.

Lit.:
http://www.kab-muenster.de
http://www.kab-rb-duelmen.de/seiten/borken.htm

KAB (Kath.-Arbeitnehmer-Bewegung) St. Bernhard, Mussum

Nach Abpfarrung der Gemeinde Mussum von der Mutterpfarrei St. Josef im Jahre 1950 wurde vier Jahre später die KAB St. Bernhard, Mussum, gegründet. Die erste Versammlung fand am 11.04.1954 statt. Eine Gruppe von 9 Männern organisierte die Gründungsversammlung, auf der bereits 30 Teilnehmern Ziele und Bedeutung der KAB vorgestellt wurden. Man gab dem neuen KAB-Verein den Namen "St. Bernhard". Die Gründungsfeier fand am 1. Mai 1954 unter Teilnahme vieler Ehrengäste statt.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein reges Vereinsleben. Junge Familien wuchsen heran, und es war natürlich, dass sich ein Großteil der Arbeit den Familien widmete. Viele gemeinsame Veranstaltungen wie Advents- und Weihnachtsfeier, ein Sommerfest und die jährlich stattfindende Fahrradrallye haben sich bis heute erhalten.

Um den Mitgliedern einen Einblick in die neuen Techniken der Arbeitswelt zu vermitteln, wurden mittelständische Betriebe im Bocholter Raum aber auch einige Großunternehmen der Stahlerzeugung, der Energiegewinnung und der Elektro- und Autoindustrie besucht. Bildungsveranstaltungen im Heinrich-Lübke-Haus in Günne/Möhnesee sind im Programm fest eingeplant. Aktuelle politische Themen werden behandelt.

Zu den Aktivitäten des Vereins zählen auch karitative Aufgaben. Der Erlös aus Altpapier- und Altkleidersammlungen kommt den aus Mussum stammenden Missionaren, dem Weltnotwerk der KAB und der Familienarbeit zugute. Nach 50 Jahren gehören dem Verein etwa 250 Mitglieder an.

Das Jubiläum 2004 stand unter dem Motto: "Bewährtes erhalten, Neues entfalten - mitmachen und mitgestalten".  

Lit.:
Broschüre Bocholt für Senioren, hrsg. Seniorenbüro der Stadt.
Themenheft Leben im Alter, hrsg. Sekr. der Deutschen Bischofskonferenz 1993.
Siehe auch:
Betreutes Wohnen, Seniorenbeirat, Evangelische Kirche in Bocholt, KAB, Azurit, Rawerspurte Seniorenwohnanlage

KAB (Kath.-Arbeitnehmer-Bewegung) St. Josef, Bocholt

Auf einer Katholikenversammlung im November 1872 entstand erstmals die Idee, auch in Bocholt den Grundstein für einen Arbeiterverein zu legen. Im Januar 1873 wurde der KAB-Verein St. Paulus ins Leben gerufen. Immer mehr Bocholter Arbeiter fanden sich in ihrem Stammverein zusammen. Bereits Ende des 20. Jahrhunderts war der Verein derart gewachsen, dass er fast 1000 Mitglieder zählte.

Als im Jahre 1897 die neue Kirche St. Josef südlich der Aa gebaut und am 21. Januar 1901 zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde, kam auch hier der Wunsch nach einem eigenen Arbeiterverein auf. So beschloss man im Verein St. Paulus die Trennung und gründete am 9. Februar 1908 den Arbeiterverein St. Josef. 422 Mitglieder verließen damals den Verein St. Paulus und traten in den neugeschaffenen Verein St. Josef ein.  

Im Jahre 1907 schenkten die Eheleute Albert Beckmann dem Arbeiterverein Grundstücke zum Bau des Vereinshauses. Ein Saal mit Bühne für Theater und Gesangsvorträgen mit 400 Sitzplätzen schloss sich an. Außerhalb des Hauses wurde eine Kegelbahn errichtet. Eine Theaterabteilung unter der Leitung des bekannten Wilm Hüls-Drömmelgaorn wurde gegründet und unter der Regie von Rektor Dumsdorf etablierte sich eine Gesangsabteilung. Auch die Wurzeln der Turner- und Ballspieler (TuB) liegen ebenfalls im Arbeiterverein St. Josef.  

So wuchs der Verein, bis am 15.09.1935 durch die sogenannte Gleichschaltung der Nationalsozialisten jegliches Vereinsleben zum Erliegen kam. Das Haus wurde beschlagnahmt und der Verein aufgelöst. Nachdem man in Münster bei der Gestapo aber beweisen konnte, dass das Haus der Kirche gehörte, wurde die Gaststätte am 15.12.1935 wieder eröffnet, bis am 1. Juli 1937 das endgültige "Aus" kam. Die Gaststätte wurde geschlossen und dem Wirt untersagte man wegen politischer Unzuverlässigkeit die Arbeit. Während des Krieges wurde der Saal als Lagerraum für Getreide und Uniformstücke benutzt. Am 4. März 1945 fiel das Gebäude einem Bombenangriff zum Opfer.  

Schon bald nach Ende des Krieges fand wieder die erste offizielle Versammlung im Kolpinghaus statt. Allmählich konnte man daran denken, das zerstörte Vereinshaus an der Hohenzollernstr. wieder aufzubauen, das am 4. Juli 1954 eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben wurde. Inzwischen haben sich die Besitzverhältnisse geändert. An anderer Stelle, in der Nähe zur Kirche, wurde ein neues, modernes Pfarr- und Jugendheim erbaut in dem nun die Zusammenkünfte stattfinden. Zu den Gruppen des Vereins gehört ebenfalls eine starke Seniorengemeinschaft.  

Selbst als Ableger des Vereins St. Paulus hat der Verein in seiner fast 100-jährigen Geschichte zwei neuen Vereinen zum Leben verholfen. Bereits am 1. März 1941 hatte die Pfarrei Ss. Ewaldi ihre Pfarrgerechtigkeit erhalten. Bedingt durch die Kriegszeiten konnte aber erst 1946 in dieser Pfarrei die KAB Ss. Ewaldi gegründet werden.

Nach der Trennung von der Mutterpfarrei St. Josef konnte auch in der Pfarrgemeinde Maria Trösterin in Mussum ein KAB-Verein mit dem Namen "St. Bernhard" gegründet werden. Mitglieder des Vereins St. Josef, die in diesen Gemeinden ihren Wohnsitz hatten, schlossen sich jetzt dem neuen Verein an. Beide neuen Gemeinschaften haben ihre Wurzeln in der Gemeinde St. Josef.  

Lit.:
Pfarrei St. Josef (Hrsg.), Festschrift zum 100jährigen Weihejubiläum der Josefskirche, Bocholt 1997. siehe auch: Seniorengemeinschaften

KAB St. Norbert, Bocholt

Im Jahre 1959 begann die Stadt Bocholt mit der Bebauung des Gebietes Löverick. Hier sollten etwa 4.300 Menschen ihre Bleibe finden. 1965 konnte die kath. Kirche, die sich St. Norbert zum Patron gewählt hatte, eingeweiht werden. 

1966 beschloss man einen  KAB Verein zu gründen. Es sollte der fünfte KAB-Verein im Stadtgebiet von Bocholt sein. Die ersten Mitglieder kamen vom Stammverein St. Paulus. Sie hatten ihren Wohnsitz im neuen Pfarrbezirk St. Norbert. Durch eine Werbeaktion zählte der Verein bereits am offiziellen Gründungstag 80 Mitglieder. Erster Präses war Pfarrer Eismann. Der Gründungsvorsitzende wurde Hans Evertz.  

Einmal monatlich trifft man sich zu Bildungsveranstaltungen. Namhafte Referenten konnten zu  religiösen und sozialpolitischen  Themen gewonnen werden. Zu aktuellen kommunalpolitischen Themen sprach Bürgermeister Peter Nebelo. Zum Thema Gesundheit wurde die Anlage des Kneipp-Vereins besucht. Zu diesen Veranstaltungen zählen auch die Bildungswochenenden in Heimen in Rahrbach und Günne-Möhnesee.  

Neben den Bildungs- und Gesprächsabenden kommt auch der erholsame Teil nicht zu kurz. Grillabende, Fahrradtouren, Tagesfahrten ins benachbarte Holland in die Hooge Beluwe, oder Ausflüge waren Höhepunkte im Jahresablauf.  

Die KAB ist eine Gemeinschaft von Männern und Frauen. Seit 1971 sind auch die Frauen als ordentliche Mitglieder mit allen Rechten und Pflichten eingetragen. Seit der Zeit  sind auch Frauen im Vorstand vertreten  und machen ihre Arbeit als Vertrauensfrauen. In diesem Zusammenhang sollten auch noch die Helfer erwähnt werden, die bei der Radwallfahrt der Frauen und Mädchen nach Kevelaer, mit dem Auf- und Abladen der Fahrräder in Kevelaer und Bocholt mit anpacken..  

Zu den weiteren Aktivposten des Vereins zählt auch der 1992 gegründete Familienkreis. Zurzeit gestalten Elternpaare und Kinder ihr eigenes Programm. Programmpunkte sind Vorträge zu familienpolitischen, kulturellen,  religiösen und freizeitlichen Themen, Firmenbesichtigungen und Museumsbesuche. Höhepunkt sind die alle zwei Jahre stattfindenden gemeinsamen Familienfreizeiten im Heinrich-Lübke-Haus am Möhnesee. Hier verbringen die Eltern mit ihren Kindern  gemeinsame Ferien.  

Seit März 1968 besteht eine Seniorengruppe, zugänglich für alle Senioren der Pfarrei. Man trifft sich einmal im Monat zu einem zwanglosen Zusammensein.  

Lit.:
Aufzeichnungen aus 25 und 40 Jahre KAB St. Norbert, Bocholt

Käthe-Kollwitz-Haus, Rudolf-Virchow-Straße 11

Das Alten- und Pflegeheim Käthe - Kollwitz - Haus wurde 1995 im Norden von Bocholt, im Stadtteil Stenern, erbaut. Träger der Einrichtung ist das Evangelische Johanneswerk e. V., eine Stiftung, die sich europaweit für bedürftige Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen engagiert.

Das Haus bietet Platz für 100 Bewohner, die in 52 Einzel- und 24 Doppelzimmern ein neues Zuhause finden, das sie mit persönlichen Dingen ausstatten können. Alle Zimmer sind mit eigenem Bad mit ebenerdiger Dusche, einer Notrufanlage, Telefon- und Fernsehanschluss ausgestattet. Die Bewohner/innen leben in Wohngemeinschaften von je 12 - 14 Personen. Treffpunkt sind die  Wohnküchen, die eine gemeinsame Freizeitgestaltung ermöglichen. Darüber hinaus finden Veranstaltungen und Feiern mit Angehörigen, Freunden und Mitarbeitern in größeren Gemeinschaftsräumen statt.

Menschen mit Demenz erfahren in vier Wohngruppen besondere Betreuung. Patienten, die nur vorübergehend Hilfe benötigen, (z. B. nach Krankenhausaufenthalten oder während des Urlaubs von pflegenden Angehörigen) können zur Kurzzeitpflege ins Haus aufgenommen werden und am Leben in den Wohngemeinschaften teilnehmen. Das Haus bietet auch älteren Menschen aus der Nachbarschaft täglich einen offenen Mittagstisch an. Zum sonntäglichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen werden die Bewohner, Angehörige und Gäste in der Cafeteria erwartet. 

In regelmäßigen Abständen laden die Kirchen zur Mitfeier von evangelischen, katholischen und ökumenischen Gottesdiensten ein.

Das Haus ist benannt nach einer der bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts: Käthe Kollwitz (1867 - 1945 ).

Ihre Arbeiten (Kupferstiche, Radierungen, Lithografien, Holzschnitte, Bildhauerarbeiten) waren stets sozialkritisch gefärbt. In ihren Werken schilderte sie Armut, menschliches Leid, Krieg und Tod und engagierte sich als Mahnerin für Frieden und soziale Gerechtigkeit.

Käthes Treff

In Zusammenarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Bocholt mit dem Seniorenheim Käthe-Kollwitz-Haus entstand 2005  die Begegnungsstätte Käthes Treff. Haupt - und nebenamtliche Mitarbeiter/innen betreuen jeden Montag und Dienstag in der Zeit zwischen 8:30 und 14:30 Uhr im Wichernhaus Menschen mit demenziellen Veränderungen, die mit ihren Angehörigen zu Hause wohnen.

Durch gezielte Aktivitäten soll die Selbständigkeit der Patienten gefördert werden, die sie zur besseren Bewältigung des Alltags befähigt. Für die pflegenden Angehörigen bedeutet das Angebot "Käthes Treff" eine spürbare psychische und physische Entlastung.

Adresse: Käthes Treff im Wichernhaus, Rudolf - Virchow -Str. 5 , 46397  Bocholt    

Lit.:   Bocholt für Senioren (Broschüre),. Bocholt 2008, S.36

"Kaffernkraal"

Einige Bocholter wohnhaft in der Höhe der Reygersstraße, errichteten ihre Häuser nicht in der gewohnten langen Zeile oder Reihe, sondern in einer Rundung - richtiger in einem Dreieck. Über solch eigenwillige Bauweise heißt es noch heute im Brockhaus: "Kraal, runderbautes dornenheckenumsäumtes Gehöft der Kaffern". So benannte der Volksmund die Siedlung scherzhaft "Kaffernkraal".

Lit.:
Werner Schneider, In drei Stunden nach England, Rom und Jericho, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 9 (1958) H. 3, S. 8-15.

Kaisereck

Hierbei handelt es sich um eine Bezeichnung für ein Gebäude, das "Café Wilms", das an der Ecke der Südseite des Kaiser-Franz-Josef-Platzes stand. 1901 wurde es an der Ecke Nordstraße/Neuplatz (heute Benölkenplatz) neben der städtischen Sparkasse gebaut. Der frühere Neuplatz und spätere Kaiser-Franz-Josef-Platz erhielt 1936 den Namen Hermann-Göring-Platz.

Als Edmund Kalveram im gleichen Jahr aus Münster kommend in dem vorgenannten Eckhaus die Gaststätte und eine Wohnung anmietete, übernahm er für seinen Betrieb zunächst die inzwischen entstandene Bezeichnung "Gaststätte Kaisereck". 1945 wurde durch den schweren Bombenangriff das Gebäude völlig zerstört. Edmund Kalveram erwarb das Trümmergrundstück und baute darauf mit der Bezeichnung "Hotel Kaisereck" ein Hotel mit einer Gaststätte, einer Pilsstube und einem Weinkeller.

Die Eröffnung erfolgte am 15. Oktober 1953. Das Hotel galt in Bocholt als ein angesehenes, gutbürgerliches Haus. Nach dem Tod von Edmund Kalveram 1974 führte seine Tochter Hanna den Betrieb bis 1989 weiter. Sie verkaufte das Gebäude am 1. November 1989 an die Stadt Bocholt, die die Hotelzimmer zunächst als Unterkunft für Übersiedler aus der DDR und später für die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien nutzte. In 2011 wurde das Gebäude abgerissen.

Unter dem Haus floss das sog. "Gäle Wäterken" durch.   

Lit.: 
UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987) H. 2/3, S. 90 und Jg. 42 (1991) H. 2, S. 17. Quelle: Mündliche Auskunft von Frau Hanna Kalveram, Bocholt, 2006.

Kaiser-Wilhelm-Straße - Historische Häuser

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Zweigeschossiges freistehendes Bürgerhaus mit Walmdach im Stil des Klassizismus. Erbaut um 1860. 1945 zerstört. 1950/1953 wiederaufgebaut. Architekt Karl Jansen. Feinabgestimmte Putzfassade mit Ecklisenen und klassizistischem Dekor zu 5 symmetrischen Fensterachsen. Im Erdgeschoss Ritzquaderung und Rundbogenfenster von Pilastern gerahmt und durch Sprossen gegliedert. Zentraler Hauseingang mit Rundbogen und erneuerter Haustüre über doppelläufiger Freitreppe. Im Obergeschoss die rechteckigen Sprossenfenster mit einfacher profilierter Rahmung, von Gesimsen überdacht. Darüber Schmuckfries mit Scheibenornament. Unter den Solbänken durchlaufender Fries aus Akanthusranken, Pferdeköpfen und Rosetten. Heute als Bürogebäude genutzt.  

Lit.:
UNSER BOCHOLT 1981, Heft 3, S. 36.    

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Zweigeschossiges Stadtvilla der wilhelminischen Epoche mit Walmdach. 1945 zerstört. 1947/1954 wiederaufgebaut für den Fabrikanten Ludwig Beckmann (1863 ? 1951) bzw. seine Erben. Architekt Josef Zimmermann. Beim Wiederaufbau die Dachformen und die Fensteröffnungen teilweise verändert und durch einfache Rechteckfenster ersetzt. Dabei die ursprünglich reich ornamentierten Stuckrahmungen nicht wiederhergestellt. Backsteinfassaden über rustiziertem Kellergeschoss durch Gesimse und bossierte Ecklisenen gegliedert. Im Osten zu drei, im Norden erdgeschossig ursprünglich zu drei, heute zu vier Fensterachsen, im Obergeschoss zu zwei, nach Westen versetzten Fensterachsen. An der Ostfassade die linke Fensterachse als Risalit ausgestaltet, im Obergeschoss mit zierlichem, halbrundem, in der Untersicht kalottenförmig ausgebildetem Balkon und originalem schmiedeeisernem Geländer. Alle Fenster mit Sprossengliederung. Im Süden rundbogiger Hauseingang mit Quaderputz verblendet. Im Westen Küchen- und Verandaanbau mit darüber liegender Terrasse. Trotz starker Kriegszerstörung der Charakter der repräsentativen Stadtvilla bewahrt. Die südliche Grenzmauer original erhalten.    

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Zweigeschossige, freistehende Stadtvilla mit Walmdach im Stil der wilhelminischen Epoche. 1945 zerstört. Danach wiederaufgebaut. Ausgewogen proportionierte Backsteinfassaden über verputztem Sockel mit fünf zu drei symmetrischen Fensterachsen, durch bossierte Ecklisenen und Gesimse lebhaft gegliedert. Im Norden und Westen zentrale Hauseingänge über eingezogene Treppen. Türen und Fenster mit reichen Stuckprofilen gerahmt. Heute als Geschäftshaus genutzt.

Kamp

Ein Kamp war ursprünglich ein blockförmiges Feld, das am Rande eines Eschs angelegt und mit Wallhecken umgeben wurde. Später wurde der Begriff auch für andersartige Felder verwandt. Die meisten der ursprünglichen Kämpe entstanden im (Spät-) Mittelalter bei der nachträglichen Erweiterung der Ackerflächen am Esch und wurden zunächst in Wechselwirtschaft und später zunehmend zum Getreideanbau genutzt. Teilweise wurden auch die Kämpe wie bei der Plaggeneschkultur mit Plaggen gedüngt. Die Kämpe hatten besondere Bedeutung für die Kötter, die keinen oder nur geringen Anteil am Esch selbst hatten und deren Landbesitz überwiegend in Kampflächen bestand.

Nach 1950 verschwanden diese kleinräumigen Felder zunehmend aus dem Landschaftsbild als Folge der Flurbereinigung und für den Einsatz großer landwirtschaftlicher Maschinen. Heute weisen noch Straßennamen wie Auf dem Takenkamp, Nevelkamp und Steggenkamp auf die frühere bäuerliche Nutzung hin.

Lit.:
Paul Heinrichs, Die Heide. Entstehung, Geschichte und Vergehen einer Heimatlandschaft, in: UNSER BOCHOLT Jg. 18 (1967) H. 1, S. 24-29.
Erhard Mietzner, Esch, Kamp, Heide, Mark ... Anmerkungen zu einer alten bäuerlichen Wirtschaftsform, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 3, S. 34-41.

Kemper, Otto

Die Kommunalwahl 1948 endete mit einer Stimmengleichheit der drei Ratsfraktionen des Zentrums, der CDU und der SPD. Die Oberbürgermeisterwahlen erbrachten keine Mehrheit, so daß schließlich das Amt ausgelost wurde. So wurde der CDU-Kandidat Otto Kemper durch Zufall Oberbürgermeister.

Otto Kemper wurde am 13. Juni 1900 als zweites Kind des Bauunternehmers Heinrich Kemper in Bocholt geboren. Nach der Schule machte er eine Schreinerlehre und legte nach dem Ersten Weltkrieg die Meisterprüfung ab. 1933 wurde er stellvertretender Obermeister seiner Innung. 1935 heiratete er Elisabeth Ingenschay und hatte mit ihr sechs Kinder, von denen zwei im 2. Weltkrieg von Bomben getötet wurden.

1946 wurde Kemper in die von der Militärregierung ernannten Stadtverordnetenversammlung berufen, der er, durch Wahlen immer wieder bestätigt, bis 1969 angehörte. Von 1948 bis 1964 war er Oberbürgermeister von Bocholt, wobei er in den Legislaturperioden ab 1952 immer von deutlichen Mehrheiten gewählt wurde. Gemeinsam mit dem hochverdienten Oberstadtdirektor Ludwig Kayser war lange Jahre der Wiederaufbau Bocholts der Hauptschwerpunkt seiner Arbeit. Eine Probe seines handwerklichen Könnens legte er mit der Anlage der Decke im Sitzungssaal des Historischen Rathauses ab. Neben seinem Amt als Oberbürgermeister fand er noch Zeit, sich in vielen Ehrenämtern zu betätigen.

So war er u. a. langjähriges Vorstandsmitglied des St.-Georgius-Schützenvereins und dort maßgeblich an dem schnellen Wiederaufbau des Schützenhauses beteiligt, das viele Jahre hindurch als einziger großer Saalbau für Veranstaltungen in Bocholt zur Verfügung stand. Besonders widmete er sich auch den handwerklichen Organisationen, war Kreishandwerksmeister, Innungsobermeister, Mitglied der Vollversammlung und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Münster, Mitglied des Aufsichtsrates der Volksbank. Seiner Initiative verdankt das "Haus des Handwerks" seine Entstehung.

Sehr am Herzen lag ihm nach Beendigung des Krieges die Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen zu den niederländischen Nachbarn. Dank seiner Bemühungen kam es schon wenige Jahre nach Kriegsende zu ersten Kontakten. 1953 erfolgte der erste offizielle Besuch des Gemeinderates von Winterswijk in Bocholt.

Die Erhaltung des alten Bocholter Brauchtums und des Bocholter Platt lag ihm ebenfalls besonders am Herzen. Oftmals hat er in dem Bocholter Volksspiel "Den Wäwedamp" eine der Hauptrollen - den Fabrikanten Linnebrink - gespielt. Für seine Mitarbeit im Verein für Heimatpflege, dem er jahrelang als Vorstandsmitglied angehörte, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. 1966 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. In Anerkennung ihrer Verdienste um die Stadt Bocholt wurde Otto Kemper und "seinem" Oberstadtdirektor Ludwig Kayser am 2. Juni 1972 die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Am 12. Juli 1974 starb Kemper. Am 15. Juni 1982 wurde in Erinnerung an den ehemaligen Oberbürgermeister und Ehrenbürger der Otto-Kemper-Ring nach ihm benannt.