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J

Jakob, Josef

Josef Jakob wurde am 28. Januar 1896 als ältestes Kind des Fabrikarbeiters Wilhelm Jakob in Hagen a. T. W. geboren und wuchs in armen Verhältnissen auf. Wegen des frühen Todes seines Vaters musste er zur Versorgung seiner Familie schon jung in eine Zementfabrik in Neubeckum eintreten, wo er 1914 der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) beitrat.

Nach dem Militärdienst im 1. Weltkrieg bildete sich Jakob in Kursen der KAB fort. Am 2. Januar 1921 wurde er hauptamtlicher Arbeitersekretär des KAB-Bezirks Westmünsterland, dessen Sitz Bocholt war. Seine Aufgabe bestand in der Vertretung der in der KAB organisierten Arbeiter in der Öffentlichkeit und in der Geschäftsführung des Vereins.

Seit ihrer Gründung 1927 war Jakob auch Geschäftsführer der Baugenossenschaft "Heimstätte", die aus der KAB in Bocholt entstanden war und hier bis 1933 über 200 Wohnungen baute. Josef Jakob war Mitglied der Zentrumspartei und saß für diese seit 1924 in der Bocholter Stadtverordnetenversammlung. Bei der preußischen Landtagswahl am 20. Mai 1928 wurde er auch in den Landtag gewählt, wo er sich dem linken Flügel der Zentrumsfraktion anschloss. Im April 1932 gelang ihm der Einzug in das preußische Abgeordnetenhaus nicht wieder.

Wegen seiner exponierten Stellung und seiner weltanschaulichen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus geriet Jakob im Dritten Reich in erhebliche Schwierigkeiten. Sein Stadtverordnetenmandat legte er am 30. Juni 1933 aus Protest gegen eine Annäherung des örtlichen Zentrums an die NS-Fraktion nieder. Im November/ Dezember 1933 war Jakob wegen Hochverrats in Haft genommen worden. Im Juli 1935 wurde er wieder verhaftet. Aufgrund seiner schweren Diabetes wurde er im September wieder entlassen.

Seine Stelle als Arbeitersekretär der KAB Westmünsterland verlor er mit deren Auflösung im September 1935, der Verlust der Geschäftsführung der "Heimstätte" erfolgte durch Ausschluss aus der Genossenschaft im Dezember gleichen Jahres. Erst ein Jahr später fand er wieder eine Anstellung: als kleiner Kirchenangestellter.

Der Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944 entging er nur durch eine diabetesbedingte Transportunfähigkeit.

Sogleich nach dem Krieg begründete Josef Jakob eine christlich-demokratischen Partei CDP in Bocholt, die später in der CDU aufging. Er wurde auch Mitglied des 1945 von den Briten ernannten Stadtrates. Schon bald überwarf er sich aber mit dem konservativen Flügel der örtlichen CDU um den Oberbürgermeister Benölken und wechselte am 19. August 1946 zur wiederbegründete Zentrumspartei über. Bei den Kommunalwahlen 1946 erhielt das Zentrum trotz eines Stimmenanteils von etwa 20 % nur zwei Mandate, eines davon für Jakob. Bei der Wahl 1948 erhielt das Zentrum die meisten Stimmen knapp vor CDU und SPD und ein Drittel der Stadtverordnetensitze.

Josef Jakob kandidierte als Oberbürgermeister. Wegen der Stimmengleichheit der drei Parteien in der Stadtverordnetenversammlung musste schließlich das Los entscheiden, welches auf den CDU-Kandidaten Kemper fiel.

1949 kehrte Josef Jakob wieder zur CDU zurück und arbeitete in den Sozialausschüssen dieser Partei. Anfang Januar 1953 erhielt er als erster Bocholter das Bundesverdienstkreuz. Er starb an seinem 57. Geburtstag am 28. Januar 1953.

Am 12. Februar 1976 wurde die Blumenstraße in Josef-Jakob-Straße umbenannt, was aber nach Protesten verschiedener Anwohner am 11. November 1976 zurückgenommen wurde. Seit dem 28. Oktober 1976 erinnert der Josef-Jakob-Platz an ihn.

Jan te Baje

Müsste man den einschlägigen Wörterbüchern und Lexika glauben, so wäre der Jan te Baje eine mit allen negativen Eigenschaften behaftete Person. Nach dem "Wörterbuch des Bocholter Platt" ist er eine nicht ernst zu nehmende Person, im "Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart" eine nicht ernst zu nehmende Person, mit dem Zusatz: geht nachlässig, ohne Haltung. Somit wäre er eindeutig als dumm, unordentlich und als Schlendrian verschrieen, der nichts auf sich hält.

Bernhard Diepenbrock, ein Bruder des Fürstbischofs Melchior von Diepenbrock, hat der Person in seiner Ballade vom Auswanderer Jan te Baje eine Gestalt mit positiven Eigenschaften gegeben. Er ging einer geregelten Arbeit nach, (Beide läwen se van et Klandern...), er hatte sich Eigentum erworben (... Jan te Baje will alles verkopen...) und es gehört auch wohl eine gehörige Portion Mut dazu, seiner geliebten Heimatstadt Bocholt den Rücken zu kehren, um in einer vollkommen neuen Umgebung sein Glück zu versuchen. Als die Aktion scheiterte, ergab er sich seinem Schicksal:

He worde mager as ne Schnook
in saog der nett ut as ne Spook.
He gaapen nix as schnapp ...
Sin leste Wurd was Papp.

Man könnte ihm auch eine gutmütige, naive Schlitzohrigkeit andichten, wenn er versucht, jemanden einen Bären aufzubinden. Die Antwort darauf lautet: "Dou aolden Jan te Baje: Dou wis mij wal vör't läppken hollen." (Du willst mich wohl zum Narren halten.)    

Lit:
"Wörterbuch des Bocholter Platt", UNSER BOCHOLT Jg. 1990, H. 2/3, Elisabeth Piirainen, Wilhelm Elling, 1992.
"Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart". Fritz Lindenberg: "Drömmelgaorn" Jan te Baje.

Jans Bomseens

Ältere Ansichtskarten zeigen das Standbild des Hl. Johannes Nepomuk, dass früher an der Ecke Dinxperloerstr./Westend seinen Platz hatte. Es zeigt den Heiligen in der Darstellung als Priester, in Talar und Rochett, das Birett auf dem Haupt; das Kreuz hält er im Arm. Die Vorderseite des Sockels war mit einer Inschrift versehen. Der Wortlaut ist nicht überliefert. Ebenso fehlen Angaben über die Errichtung des Denkmals.

Johannes Nepomuk, benannt nach dem Namen eines Dorfes in der Nähe von Pilsen, in dem er 1345 als Johannes Wölflin geboren wurde. In der Böhmischen Hauptstadt Prag war er als Priester und Seelsorger tätig. Er nahm sich der Armen und Bedrängten an und verfocht ihre Rechte gegen Adel und Beamte. 1380 wurde er Geheimsekretär des Prager Erzbischofs Johann von Jenzenstein und 1389 dessen Generalvikar.

In einer Auseinandersetzung des Erzbischofs und seines Kapitels mit König Wenzel IV um die Wahrung des kirchlichen Rechts gegen den Übergriff der königlichen Beamten fiel er einem Wutausbruch des unbeherrschten und ausschweifenden Königs zum Opfer. In einem Bericht des Erzbischofs an den Papst heißt es, er sei "in aller Öffentlichkeit durch die Straßen und Gassen der Stadt zur Moldau geschleppt und dort, die Hände auf dem Rücken gebunden, die Füße mit dem Kopf wie ein Rad verknüpft und den Mund mit einen Holzblock auseinandergespreizt, von der Prager Brücke hinabgestürzt und ertränkt worden". Die wahren Hintergründe werden durch die vielhundertjährige Tradition aufgehellt, die den Domherrn Johannes Nepomuk als ein Opfer des Beichtgeheimnisses sterben lässt. Johannes war Beichtvater der Königin Johanna, die 1386 starb. Es ist anzunehmen, dass der misstrauische und jähzornige König die vermeintlichen Todsünden seiner ehemaligen Gemahlin erfahren wollte, um seinen eigenen Lebenswandel zu rechtfertigen.

Nicht nur in Böhmen, sondern über dessen Grenzen hinaus wird Johannes Nepomuk als volkstümlicher Heiliger verehrt. Das gläubige Volk sieht in ihm den Märtyrer des Beichtgeheimnisses. An zahllosen Brücken steht sein Bild. Er wird deshalb auch "der Brückenheilige" genannt. Die Flößer verehren ihn als ihren Schutzpatron. Im Bistum Münster finden wir ihn als Patron einiger Kirchen und Kapellen. Nepomuk-Standbilder sind auch im Münsterland häufig anzutreffen.

1899 wurde die Aa am Ravarditor begradigt und weiter südlich verlegt Hierdurch hatte das Standbild die direkte Beziehung zum Aalauf verloren. Es blieb jedoch an der alten Stelle stehen und die Nachbarschaft "Rawerspurte" errichtete in jedem Jahr zur Hagelfeierprozession vor dem Bild einen Segensaltar. 1941 musste das Standbild dem wachsenden Verkehr weichen. Man versetzte es aus verkehrstechnischen Gründen an die gegenüberliegende Seite des Westend, direkt vor der Aabrücke, wo es nun seinen Platz hatte. Hier wurde es beim großen Luftangriff auf Bocholt 1945 zerstört.

Ein Standbild des Heiligen finden wir noch am Ausgang unserer Stadt an der jetzigen B 67 kurz vor Rhede am Ketteler Bach, (Koppelmanns Bäke) etwa gegenüber Haus Tenking.

Woher nun der Name "Jans Bomseens" Der Westfale, und speziell der Bocholter, konnte mit der Übersetzung des Namens Johannes von Böhmen ins lateinische "Johannes Bohemiensis" nichts anfangen, und so entstand, auf plattdeutsch - nach Gehör - übersetzt der Name "Jans Bomseens". Ein Name, der sich bei den alten Bocholtern eingeprägt hat und auch heute noch aktuell ist.

Lit.:
Dr. Elisabeth Bröker in UNSER BOCHOLT Jg. 1956, H. 4, S. 16, "Jans Bomseens am Ravarditor"

Janßen, Arnold (Ordensschreibweise Janssen)

Katholischer Theologe, Konrektor an der Höheren Bürgerschule zu Bocholt, Ordensgründer, geboren 05.11.1837 Goch/Rheinland, gestorben 15.01.1909 Steyl. Er studierte nach dem Abitur Theologie in Münster und Bonn, wurde vom Bischof zu Münster 1861 als Vikar an die St.-Georg-Kirche und als Lehrer an die Höhere Bürgerschule nach Bocholt versetzt, für deren Entwicklung er sich mit seinem einzigen Kollegen, dem Rektor Johannes Waldau, sehr einsetzte. Er war von kleiner Statur, kaum 1,65 m groß, schlank und schwach, so dass ihm der Militärdienst erspart blieb. Man nannte ihn "den kleinen Herren". Er unterrichtete 24 Stunden pro Woche Deutsch, Französisch, Mathematik und Naturwissenschaften.

Obwohl ein klarer Denker, soll er "kein geborener und gottbegnadeter Erzieher" gewesen sein. So war er nie Klassenlehrer, er bekam auch keine Berufung von außen. Es wird von Klagen über seinen Unterrichtsstil berichtet, auch von seinen Strafen. Obwohl er als Prediger geschätzt wurde, hielt er nur ungern die Festrede am Ende des Schuljahres.

Seine Besoldung, mit der er auch die während des Studiums von der Akademie Münster, der Universität Bonn und dem Borromäum in Münster (wo bis heute die angehenden Priester untergebracht sind) gestundeten Gelder zurückzahlte, bezog er zur einen Hälfte aus den Einkünften der von zwei Vikarien, die andere zahlte die Stadt. Damit unterstützte er auch das Studium seines 16 Jahre jüngeren Bruders. 1869 warb er auf dem Katholikentag in Düsseldorf für das Gebetsapostolat und vertrieb selbstverfasste religiöse Kleinschriften. Während des I. Vatikanische Konzils vertrat Janßen im Gegensatz zu den meisten Bocholter Geistlichen die Position der Mehrheit. Nach dem Tod Pfarrer Verheys am 27.11.1872 musste er auch die Aushilfe in Schüttenstein übernehmen.1873 verließ Janßen 36-jährig Bocholt. Anlass war sein Konflikt mit dem Kuratorium der Schule. Janßen hatte eine Marienstatue erworben, die er in der Aula aufstellen wollte. Das Kuratorium lehnte dies ab, wollte lieber ein dezentes Holzkreuz. 

Es war die Zeit des Kulturkampfes. So kündigte er zum Ende des Schuljahres 1872/73 seine Tätigkeit, ging nach Kempen und 2 Jahre später nach Steyl/Niederlande. Dort gründete er schon 1875 den Orden "Gesellschaft des göttlichen Wortes" (SVD -"Societas Verbi Divini"). Seine Mitglieder, die Steyler Missionare, widmen sich bis heute der inneren und äußeren Mission.

Wegen seiner Frömmigkeit und wegen seiner großen Verdienste um die Weltkirche wurde Arnold Janßen 1975 selig- und 2003 vom Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

Lit.:
H.H. Rohner, Arnold Janssen und sein Werk. Ansprache des H.H. Pater Rohner SVD, Siegburg, zur Einweihungsfeierstunde der Arnold-Janssen-Schule, in: UNSER BOCHOLT Jg. 10 (1959) H. 2, S. 23-28.P.
Fritz Bornemann SVD, Arnold Janssen, der Gründer des Steyler Missionswerkes, 1837-1909. Ein Lebensbild nach zeitgenössischen Quellen, 2. Aufl. Steyl 1970.
Wolfgang Feldhege, Aus der Geschichte des St.-Georg-Gymnasiums, Festschrift 1978, S. 17.
Franz Kötters, Zum didaktischen und methodischen Wandel einzelner Unterrichtsgegenstände und deren Entwicklung am St.-Georg-Gymnasium, in: Festschrift 1978, S. 77  und S. 81.
Heinrich Weber, Arnold Janssen und seine Bocholter Zeit in: UNSER BOCHOLT Jg. 22 (1971) H. 1, S. 15-17.
Franz Kötters, Seligsprechung Arnold Janssens in Rom. Ein Erlebnisbericht, in: UNSER BOCHOLT Jg. 27 (1976) H.1, S. 11-14.
Jürgen Kappel, Arnold Janßen II. in: Kirche und Leben,  03.08.2003, S. 6.

Jabo Candattan - Johann Bongert

Bongert, Johann, genannt Jabo. Beruf: Elektroingenieur. Geboren: 1901 in Bocholt, gestorben: 1993 in Bocholt. Konfession: röm. katholisch.

Bongert war mit Maria, geborene Wolberg, verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Bereits im 28. Lebensjahr erlitt er einen Berufsunfall (Stromschlag mit 25.000 Volt), der zu einer Querschnittslähmung führte und ihn zum Frührentner machte.

Mit bewundernswerter Energie gab er seinem Leben einen neuen Inhalt. Als Autodidakt erlernte er mehrere Fremdsprachen und besserte durch Nachhilfestunden in Englisch, Französisch und Mathematik seine Rente auf. In einem handbetriebenen Rollstuhl hielt er Kontakt zu Menschen und Ereignissen.
Letztere formte er in seinem unverkennbaren Schreibstil zu erbaulichen Gedichten, Balladen und Kurzgeschichten, die in zahlreichen Zeitschriften, unter anderem in UNSER BOCHOLT und dem "Flenderaner" veröffentlicht wurden.

Bald zählte er zu den angesehensten Literaten im westlichen Münsterland. Er schrieb sowohl in Hochdeutsch als auch in seiner geliebten Plattdeutschen Sprache. Mit feiner, nie verletzender Ironie wusste er sogar den Nazis, zwischen den Zeilen seiner klugen Arbeiten, kritisch zu begegnen, ohne, dass sein stiller Widerstand bemerkt wurde. Zu der Zeit schrieb er unter dem Pseudonym "Jabo Candattan" (Ja, wie kann das denn) und behielt den Namen auch für seine späteren Veröffentlichungen.

Seine Behinderung wurde 1945 noch dadurch verstärkt, dass er bei einem Bombenangriff sein rechtes Auge verlor. All das hat er oft in inhaltsschweren Gedichten verarbeitet. Die meisten seiner Arbeiten sind aber von einem stillen, hintergründigen Humor geprägt.

Nach seinem Tode wurden aus dem reichen Schatz seiner Arbeiten zwei Bücher zusammengestellt "Jabo, die erste Wende" 1994 und "Erinnerungen eines Schutzengels" 2006.

Jeanette-Wolff-Weg

Der Jeanette-Wolff-Weg wurde nach der prominenten ehemaligen Bocholter Stadtverordneten, Jeanette Wolff (1888-1976), benannt.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 39 (1988), H. 1, S. 38.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004), H. 4, S. 53-72.

Johannes-Meis-Straße

Diese Straße soll an den Pfarrer der evangelisch-reformierten Gemeinde in Suderwick, Johannes Meis (1889-1946), erinnern.  

Lit.:
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004), H. 4, S. 53-72.

Josefschule

In der Amtszeit des Bürgermeisters Degener (1860-1896) stiegen die Einwohnerzahlen in Bocholt so stark an, dass neben der Altstadtschule (System I) eine weitere Schule erforderlich wurde. Die neue Schule wurde als System II an der Habsburger Straße, heutiger Kirchplatz St. Josef, gebaut - die erste Schule außerhalb der alten Stadtmauer. Das Gebäude beherbergte zunächst 6 Klassenräume, 1896  wurden es 10, 1901 14 Räume.  

Erster Leiter war Hauptlehrer Johannes Ostendorf, der Autor des "Wäwedamp",der allerdings 1912 an die Fildekenschule als Rektor ging.  

1930 wurden die Schulen Bocholts durch die Schuldeputation des Rates der Stadt umbenannt. Aus dem System II, "Habsburger Straße" wurde die Josefschule.  

Das alte Schulgebäude wurde 1945 völlig zerstört, nach Ende des Krieges fand der Unterricht zunächst an verschiedenen Stellen statt u.a. im Kloster "Zum Guten Hirten" , in der Gaststätte "Zur Glocke" und in der Ludgerusschule statt. Schulleiter in dieser Zeit war Rektor Alois Proppert. 1954/55 wurde die Schule an anderer Stelle, an der Hohenzollernstraße, wieder aufgebaut. Am 19.4.1955 wurde der Neubau eingeweiht.  

1962 trat Rektor Proppert in den Ruhestand, ihm folgte als Schulleiter Johannes Bigalke. Unter seiner Leitung wurde während der Schulreform in NRW aus der Volksschule (Jahrgänge 1-9) eine kath. Bekenntnisgrundschule (Jahrgänge 1-4). 1970 folgte Paul Brügge als Schulleiter, ab 1983 Herbert Vögele, seit 1996 leitet Rektor Norbert Bertling die Josefschule.  

Mit Beginn dieses Schuljahres erweiterte die Schule  ihr bisheriges Angebot als "Verlässliche Halbtagsschule" (7.30 - 14 Uhr) und ist nun Offene Ganztagsschule mit einem Betreuungsangebot von 7.30 Uhr bis 16.00 Uhr.  

Lit.:

Friedrich Reigers, Die Geschichte der Stadt Bocholt im 19. Jh., in: UNSER BOCHOLT, 1907.
Barbara Kreilkamp,  "Ein Gang durch Bocholts Schulgeschichte" in: UNSER BOCHOLT, 30.Jg,1979, H.3, S. 48 - 54
Chronik der Josefschule, Bocholt, 1955 -2007-12-03.

Juden in Bocholt

Schon in einer Urkunde von 1396 werden "Juden" und "Bocholt" zusammen genannt. Doch erst ab 1654 ist durch eine Urkunde belegt, daß Juden in Bocholt leben. Bis heute leben sie hier -  mit Ausnahme der Zeit von September 1944 bis Juni 1945.  

1798 errichteten die Juden an der heutigen Nobelstraße eine Synagoge. Sie war mit einer Grundfläche von etwa 18 x 10 m ein für die damalige Zeit stattliches Gebäude.  

1843 lebten in Bocholt 141 Juden.   Am 30. April 1853 trennte die königliche Regierung Münster Juden in Bocholt und Borken in zwei selbständige Synagogengemeinden.   

1859 gründete sich in der Gemeinde der israelitische Männerverein Chewra Kadischa neu, der schon 1801 gegründet worden, dann aber zum Erliegen gekommen war. Die Mitglieder pflegten die Kranken der Gemeinde, standen ihnen beim Sterben bei und sorgten für die rituelle Waschung der Leiche sowie die Beerdigung.   1871 gab es in Bocholt unter 5 769 Katholiken und 231Protestanten 127 Juden.  

1876 wurde eine öffentliche jüdische Schule in einem Haus eingerichtet, das bis 1904 unmittelbar vor der Synagoge stand. Hier fand bereits seit etwa 1830 Unterricht statt. Der erste staatlich vereidigte Lehrer wurde Isaac Spier.  

1890 wurde der Hilfsverein Esrass kefufim e. V. (Hilfe der Schwachen) gegründet. Er hatte die Aufgabe, "mittellose oder in ihren Vermögens-Verhältnissen zurückgegangene Glaubensgenossen wieder erwerbsfähig zu machen und zu erhalten." (§ 1 des Statuts).1910 hatte der Verein 265, auch auswärtige Mitglieder, er bestand noch 1935.  

1896 wurde am Nordwall 26 eine jüdische Schule mit Lehrerwohnung gebaut. Hier fanden dann auch die Sitzungen der Repräsentantenversamm­lung und des Vorstandes der Gemeinde, aber auch des Schulvorstandes sowie die Gemeindefeste statt.

Ein Jahr später trat Leo (Levy) Nußbaum seinen Dienst als Lehrer an. Sehr offen und weltgewandt war er u.a. Mitglied im St.-Georgius-Schützenverein und gründete in der Gemeinde 1901 einen Synagogenchor.  

Ebenfalls ab mindestens 1896 gehören der Stadtverordnetenversammlung Juden an. Der erste jüdische Stadtverordnete war der Fabrikant Abraham Weyl von 1896 bis 1911. Von 1912 bis 1919 war Max Liebreich, der am Westend eine mechanische Weberei hat, Stadtverordneter. Am längsten "nämlich von 1908 bis zu seinem Wegzug nach Köln 1927" gehörte der Stadtverordnetenversammlung Emil Cohen (Mitinhaber der Firma Cosman Cohen & Co.) an. Er wurde 1919 auf den Wahlvorschlag einer Verständigungsliste, 1924 des Zentrums, in das Stadtparlament gewählt. Ungleich bekannter als diese Männer ist die spätere Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Jeanette Wolff, die von 1919 bis zu ihrem Wegzug nach Dinslaken Anfang 1932 Stadtverordnete in Bocholt war.  

Max Liebreich, Dr. Artur Hochheimer (er war dessen langjähriger Protokollführer) und Leo Nußbaum sowie später sein Sohn Herbert spielten im Instrumentalverein, einem klassischen Orchester. Küster Salomon Seif gehörte zu den Vorstandsmitgliedern der Ortsgruppe des Bundes der Kinderreichen. Auch gehörten dem St.-Georgius-Schützenverein mehrere jüdische Fabrikanten und Geschäftsleute an, die darin auch Vorstandsfunktionen übernahmen. Alfred Nußbaum war Torwart des Bocholter Fußballclubs 1900 und aktives Mitglied des Bocholter Wassersportvereins  

Im Stadtplan 1897 sind folgende Firmen mit jüdischen Eigentümern aufgeführt: Die mechanischen Webereien Cosman Cohen & Co., David Friede, Geisel & Elsberg, Albert Heymann & Co., Alex Hochheimer & Co., Phillip Liebreich, Aron Löwenstein, Hermann Rosenberg, Stern & Löwenstein und Gebrüder Weyl, die Baumwollspinnerei und Weberei S. A. Weyl & Sohn, Lohgerberei Moritz Cohen jr., die mechanische Weberei und Färberei Gebrüder Braunschweig sowie die Putzwollfabrik Meier Ostberg. Dazu gab es in Bocholt noch mehrere Einzelhandelsgeschäfte und vor allem Metzgereien, die jüdische Inhaber hatten.  

1908 wurde in Bocholt eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens gegründet. Die Arbeit des Centralvereins zielte darauf ab, durch Aufklärung über die Haltlosigkeit antisemitischer Vorurteile und Betonung des Deutschtums der Juden dem Antisemitismus entgegenzuwirken. Langjährig führte Sigismund Weyl die Bocholter Ortsgruppe.  

1909 gründeten Frauen der Gemeinde den israelitischen Frauen-Verein in Bocholt, dessen Zweck neben der "Ausübung von Wohltätig­keitswerken an Arme und Kranke" die gegenseitige Hilfeleistung "in Krankheits- und Todesfällen" war. Der Frauenverein existierte noch 1938.  

1911 wird durch Aron Berla, dem ehemaligen Vorsitzenden der Gemeinde, die Aron-Berla-Stiftung mit einem Stiftungskapital in Höhe von 50. 000 M zugunsten seiner Gemeinde gestiftet.  

1913 wohnten unter 27.397 Einwohnern 293 Juden in der Stadt Bocholt. Mit 1,1 % erreichten sie damit ihre größte Anzahl in der Stadt.  

Im Ersten Weltkrieg fielen 9 Bocholter Juden. Für sie wurde am 21. September 1919 in der Synagoge eine Gedenktafel enthüllt.  

Viele jüdische Firmen beteiligten sich durch Armenspeisungen an der Bekämpfung der Hungersnot vor allem des letzten Kriegswinters 1917/18.   Nach dem Ersten Weltkrieg gründeten zurückgekehrte Soldaten in Bocholt eine Ortsgruppe im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF). Dieser leistete Aufklärungsarbeit u. a. über die relativ hohe Zahl jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg und veranstaltete alljährlich mit dem Kreiskrieger­verband die Feiern des Heldengedenk­tags. Dem RjF wurde später eine Tischtennis­mannschaft angegliedert, die 1934 um eine Frauen- und Mädchengruppe ergänzt wurde.   In den 1920er Jahren rief Gustav Gompertz, der neben seinem Schuhgeschäft in der Neustraße auch Kolumnen für das Bocholter Volksblatt schrieb, den Literaturverein in der israelitischen Gemeinde ins Leben. 1924 gründeten Jugendliche aus der Gemeinde den deutsch-jüdischen Wanderbund "Kameraden".  

1932 lebten in Bocholt noch 204 Juden. Wie stark die Stellung der jüdischen Fabrikanten in Bocholt war, beweist eine Formulierung der Stadtver­waltung in einem Schreiben vom 17. Januar 1931 an den Regierungspräsidenten. In diesem wird darauf verwiesen, dass die Steuereinnahmen der Stadt besonders wegen der florierenden Firmen jüdischer Inhaber so hoch seien.   Die große Arbeitslosigkeit, gepaart mit den hetzerischen und in der Tendenz vielfach antisemitischen politischen Parolen, radikalisierte im Winter 1932/33 auch in Bocholt Teile der Bevölkerung. So wurden Fensterscheiben, wie Anfang Januar 1933 beim Geschäft Meier Mühlfelder am Ostermarkt, eingeschlagen. Anfang Februar 1933 las man in der Zeitung, dass die Scheiben des Wild- und Geflügelgeschäftes von Norbert Lorch eingeworfen wurden.  

Das zunächst noch rabaukenhafte Vorgehen gegen Juden nahm nach der Berufung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 zu, auch in Bocholt verbreitete das Auftreten der SA bald Angst. Im Zusammenhang mit dem Judenboykott am 1. April 1933 kam es in Bocholt bereits am Vortag zu Ausschreitungen gegen Juden. Der Polizeibericht führte darüber aus: " [...] In der Nacht vom 31. März zum 1. April 1933 etwa in der dritten Stunde wurden in dem Geschäfte von Spier in der Königstraße 2 Schaufensterscheiben einge­schla­gen [...] und bei Herzfeld in der Nordstraße Schaufensterscheiben eingeschlagen." Der neben der Synagoge wohnende Kultusbeamte Salomon Seif wurde in dieser Nacht Opfer der Nazis. Vor den jüdischen Geschäften standen am nächsten Tag SA-Wachen und verwehrten Kaufwilligen den Zutritt. Der Regierungspräsident Münster hob die jüdische Volksschule als öffentliche Schule zum 1. Oktober 1933 auf.   In der israelitischen Gemeinde Bocholt herrscht auch noch um diese Zeit neues Vereinsleben. Dem Lagebericht der Staatspolizei für März 1934 ist zu entnehmen, dass in Bocholt dem RjF eine Mädchen- und Frauengruppe angegliedert wurde. 1936 existierte in Bocholt zudem eine Makkabi-Sportgruppe.      

Bei einem Kulturabend im März 1934 sprach in der Synagoge das Vorstandsmitglied des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden Berlin, George Götz aus Berlin.   Dieses kurze Nachlassen der Bedrängung verkehrte sich bereits im Juni 1935 ins Gegenteil. Österreichische SA-Männer zogen in das "Hilfswerklager Nord-West" im Stadtwald ein. Sie drangsalierten die Bevölkerung, vor allem die Juden.  

Am 1. Oktober 1935 lebten noch 154 Juden in Bo­cholt. Ab diesem Jahr wurden die Kinder der jü­di­schen Schule vom Martinszug ausgeschlossen. Der Westfälische Heimatbund hatte dies ange­ordnet.   Am Abend des 9. November 1938 rief die NSDAP-Kreisleitung Bocholt-Borken zur Teilnahme an der Gedenkfeier für die "Opfer der Bewegung" auf. Dabei wurde nach 22 Uhr der Tod des Legationssekretärs in der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, bekannt. Nach dieser Nachricht kam es zur Hetze gegen die Juden. Gegen 22.30 Uhr zogen die Fanatisierten in die Innenstadt. Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde ebenso wie viele Häuser und Geschäfte von Juden in dieser Nacht vollkommen zerstört.  

Am 17. Mai 1939 lebten noch 54 Juden in Bocholt; 162 waren ausgewandert.   Am 17. Oktober 1939 wurde Bertold Löwenstein durch die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zum alleinigen Vorsitzenden der Jüdischen Kultusvereinigung "Synagogenge­meinde Bocholt/Westfalen" bestimmt. Zur Jahreswende 1939/40 lebten noch 39 Juden in der Gemeinde.  

Auf Antrag der Staatspolizeileitstelle Münster vom 26. Juli 1941 beim Amtsgericht Bocholt wurde die Jüdische Kultusvereinigung "Jüdische Gemeinde Bocholt" e. V. aus dem Vereinsregister gelöscht.   Am 18. November 1941 verfügte die Stapoleitstelle Münster die "Evakuierung" u. a. von 27 Bocholter Juden nach Riga. Am 9. Dezember 1941, einen Tag vor der Deportation, unternahm Amalia Marcus einen Selbstmordversuch und trank Essigessenz. Hieran starb sie am 16. Dezember 1941 im St. Vinzenz-Hospital in Rhede, während ihr Mann bereits im Ghetto in Riga war. Am 10. Dezember 1941 wurden die Juden nach Münster gebracht, von wo aus sie am 13. Dezember 1941 deportiert werden. Nach Riga deportiert worden sind am 24. Januar 1942 auch Regina und Salomon Seif, sie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Als im Sommer 1944 die Überlebenden der inzwischen im KZ Kaiserwald verschleppten Juden in das Konzentrationslager Stutthof deportiert wurden, lebten noch sieben der 27 deportierten Bocholterinnen und Bocholter. Drei Frauen von ihnen wurden in Stutthof ermordet: Rachel Blumenthal, Anne-Marie Löwenstein und Julie Käthe Speyer. Die männlichen Häftlinge wurden unmittelbar nach der Ankunft in Stutthof weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Hier starben aus Bocholt Max und Paul Hochheimer. Am 27. Juli 1942 wurden sieben Juden nach Theresienstadt deportiert. Dort bzw. im Vernichtungslager Treblinka wurden sie ermordet.  

Albert Löwenstein, der in "privilegierter Mischehe" lebt, wird noch im September 1944 aus Bocholt deportiert. Über die Gestapo-Gefängnisse Münster und Kassel kam er in ein Zwangsarbeiterlager in Berlin.  

Mindestens 169 Juden, die in Bocholt geboren wurden oder später hier lebten, wurden in der Shoah umgebracht.  

Im Sommer 1945 kamen Henny Hochheimer sowie Meta Metzger aus dem Konzentrationslager Stutthof zurück. Fast zur selben Zeit konnte Albert Löwenstein aus Berlin zurückkehren. Ebenso kam Norbert Lorch wieder nach Bocholt, der das Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden überlebte. Er starb hier als letzter von hier stammender Jude am 23. Januar 1980.   In Bocholt sind seit 1946 stets Versuche unternommen worden, die Auswirkungen des untilgbaren Verbrechens der Shoah erträglicher zu machen. So ließ Oberstadtdirektor Ludwig Kayser ein Verzeichnis der im Jahre 1932 in Bocholt ansässig gewesenen Juden erarbeiten und befördert damit die materielle Wiedergutmachung der aus Bocholt geflohenen Juden. Ellen Bernkopf aus Jerusalem schuf das städtische Mahnmal "Die Trauernde", das 1970 für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft am südlichen Zugang zur Innenstadt errichtet wurde. Einem Vorschlag des Oberbürgermeister Günther Hochgartz folgend lädt die Stadt Bocholt seit 1979 ihre früheren jüdischen Bürger zum Besuch in ihre Geburtsstadt ein. Bisher kam es zu 45 Begegnungen in Bocholt.   1980 wurde am Standort der ehemaligen Synagoge ein Denkmal enthüllt. 2006 wurde am gleichen Ort eine neue Gedenkstätte an die Synagoge errichtet.Vom 8. bis 18.November 1983 fand im Historischen Rathaus in Bocholt die Ausstellung "Juden in Bocholt - Geschichte als Mahnung" statt. Seit 1986 erinnert im ehem. Kriegsgefangenen- und späteren DP-Lager im heutigen Stadtwald ("Stalag")eine Gedenkstätte u. a. daran, dass 1948 von hier aus viele Überlebende des KZ Bergen-Belsen in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina gebracht wurden.  

In den späteren 1990er Jahren zogen in Bocholt wieder Juden aus den ehem. GUS-Staaten zu.2005 lebten etwa 20Juden in Bocholt.  

Die Erinnerungsarbeit wird, angestoßen durch einen Freundeskreis, der sich 1997 zum VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften zusammenfand, gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft - Arbeitsgemeinschaft Westmünsterland - (Gründung Febr. 1998) und der 2001 gegründeten Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Westmünsterland und mit Unterstützung der Stadt Bocholt geleistet. Für die Schulen kann dabei auf die engagierte Erinnerungsarbeit der Lernwerkstatt Sekundarstufe I verwiesen werden. Seit Februar 2007 werden in Bocholt vor den ehemaligen Wohnungen ermordeter Juden und Regimegegner Stolpersteine gelegt (siehe auch:...)  

Lit. :

Aschoff, Diethard, Zur Geschichte der Juden in Bocholt bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, in: Unser Bocholt 34. Jg. (1983) H. 4, S. 3-6, Abb.
Böhringer, Dieter, Zur Geschichte der Juden im Kreis Borken vor 1933, in: "Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen".
Der Novemberprogrom 1938 im Kreis Borken. Borken 1988, S. 7-26
Davidovic, Emil, Übergabe einer Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemals in Bocholt bestehende Synagoge. Ansprache des Landesrabbiners der Jüdischen Kultusgemeinden von Westfalen, Emil Davidovic, in: Unser Bocholt 32. Jg. (1981) H. 1, S. 44-45, Abb.
"Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen". Der Novemberprogrom 19 38 im Kreis Borken. Hrsg. von August Bierhaus,  (Schriftenreihe des Kreises Borken 9) Borken 1988.
Freitag, Reinhild; Kraatz, Heinz D., "Es hat immer ein Oben und ein Unten gegeben...". Interview von Dr. Hans D.Oppel und Frau Maria Oppel mit Edith Marx, bearb. von Reinhild Freitag und Heinz D. Kraatz, in: Unser Bocholt 39. Jg. (1988) H. 3, S. 62-67, Abb.
Hochgartz, Günther, Kontakt mit ehemaligen jüdischen Bocholter Mitbürgern. Vorbildliche Heimatliebe - trotz "allem" was geschehen ist.-In: Unser Bocholt 34. Jg. (1983) H. 1, S. 72-73, Abb.
Hochgartz, Günther, Übergabe einer Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemals in Bocholt bestehende Synagoge. Ansprache des Bürgermeisters der Stadt Bocholt Günther Hochgartz, in: Unser Bocholt 32. Jg. (1981) H. 1, S. 38-40.
Kooger, Hans, Grenzzwischenfälle in den dreißiger Jahren. Ein Überlebender kehrt zurück nach Gendringen, in: Unser Bocholt 44. Jg. (1993) H. 2, S. 22-23,
Abb. Kruse, Joseph A., Auf den Spuren von Fritz Heymann ( 1897 - 1943 ). Ein Schriftsteller, Journalist und Heine - Kenner aus Bocholt.-In: Unser Bocholt 41. Jg. (1990) H. 4, S. 27-32, Abb.
Niebur, Josef, Bocholt. "Wenn Dou de Synagoge anstöckst, dann schla ik Dij dod" in: "Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen". Der Novemberprogrom 1938 im Kreis Borken. Borken 1988, S. 185-218.
Niebur, Josef; Sundermann, Werner, "Je älter ich werde, desto öfter denke ich daran!" - Zeitzeugen berichten über das Leben der jüdischen Mitbürger in Bocholt, in: Unser Bocholt 45./46. Jg. (1994/1995) H. 4/1, S. 39-47.
Niebur, Josef; Sundermann, Werner, Martha und Berthold Löwenstein. Eine Bocholter Kaufmannsfamilie, in: Unser Bocholt 45./46. Jg. (1994/1995) H. 4/1, S. 47-58.
Niebur, Josef, "Schalom, wir erwarten Euch in Israel..." Notizen vom Besuch einer Lehrergruppe aus Israel im Kreis Borken und die weiteren Entwicklungen in Bocholt, in: Unser Bocholt 42. Jg. (1991) H. 1, S. 39-40, Abb.
Oppel, Hans D., Bocholt, Mittwoch d. 20. September 1871, in: Unser Bocholt 28. Jg. (1977) H. 1, S. 10-15, Abb.
Oppel, Hans D., Übergabe einer Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemals in Bocholt bestehende Synagoge, in: Unser Bocholt 32. Jg. (1981) H. 1, S. 37.
Vorwort Schneppen, Heinz, Vor 15 Jahren..., in: Unser Bocholt 4. Jg. (1953) H. 9, S. 224-227, Abb.
Stappenbeck, Kurt, Übergabe einer Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemals in Bocholt bestehende Synagoge. Gedenkworte von Pfarrer Kurt Stappenbeck, Evangelische Kirchengemeinden Bocholt,. in: Unser Bocholt 32. Jg. (1981) H. 1, S. 42-43, Abb.
Terhalle, Hermann, Ein bisher unbekanntes Judengeleit aus dem Jahre 1673, in: Unsere Heimat (Kreis Borken) 1988, S. 249-252.
Westhoff, Heinrich, Übergabe einer Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemals in Bocholt bestehende Synagoge. Gedenkworte von Pfarrer Heinrich Westhoff, Katholische Kirchengemeinden Bocholt, in: Unser Bocholt 32. Jg. (1981) H. 1, S. 41, Abb.
Wörffel, Änne, Ein ungewöhnliches Klassentreffen. Der Besuch einer alten Bocholterin nach mehr als 50 Jahren in ihrer Heimatstadt am 9./10. 6. 1989, in: Unser Bocholt 41. Jg. (1990) H. 1, S. 28-29, Abb.

b e s o n d e r s :   Josef Niebur, Juden in Bocholt, Eine Do­kumen­ta­tion mit einer Ein­füh­rung in die jüdische Re­li­gion von Kurt Nußbaum und einem An­hang "Ar­chä­o­lo­gi­sche Bei­­trä­ge zur Ge­schich­te der Ju­den in Bo­cholt" von Wer­­ner Sun­der­mann. Bocholter Quellen und Beiträge, Bd.3 (Bocholt 1988), 197 Seiten mit 42 Abb.

Jüdischer Friedhof

Der erste jüdische Friedhof in Bocholt (~1700-1810)

Belege zur Existenz eines jüdischen Friedhofs in Bocholt an der Ostmauer gibt es durch Beschwerdebriefe aus den Jahren 1744, 1749, 1750 und 1771 über Störungen der Totenruhe der dort beerdigten Juden. 1667 werden drei jüdische Familien in Bocholt genannt. In einem erneuerten Hauptgeleit erteilt 1739 Kurfürst und Erzbischof Clemens August den im Hochstift Münster lebenden Juden weiteres Wohnrecht, darunter fünf jüdischen Familien in Bocholt.

Ihnen war um 1700 ein Begräbnisplatz an der Ostmauer zugeteilt worden zwischen der Stadtmauer und dem Stadtgraben, auf dem sogenannten Rahm. 1807 verfügte die Regierung des Fürstentums Salm, dass die Bocholter Kirchhöfe um St. Georg und Liebfrauenaus hygienischen Gründen vor die Stadtmauer (heutiger Langenbergpark) zu verlegen seien. Im Oktober 1810 wurde auch der jüdische "Todtenacker" verlegt, wie aus einem "Resolutum" des Richters Herding über die "Vorstellung der Judenschaft in Bocholt betreffend die Verlegung des Judenkirchhofs" hervorgeht.

Er verfügt Maßnahmen, dass die Anlieger des Friedhofs "die nöthige Ruhe der Todten auf dem Todtenacker" nach den jüdischen "Religionsgesetzen" wahren sollen. Damit war "alles Graben, Viehhüten, Plaggenmähen, weiteres Bepflanzen" untersagt. Zur Sicherheit gegen schon "häufig geschehene Diebereien und Exzesse" waren die Türen und Fenster in der Stadtmauer in Richtung Friedhof von den Anwohnern zuzumauern oder mit Eisengittern zu versehen. Nachfragen bei den Bewohnern der Ostmauer ergaben, dass der erste jüdische Friedhof auch durch Knochenfunde nachweisbar ist.

Beim Ausheben von Kellerbaugruben während des Wiederaufbaus fanden sich unter den Häusern Nr. 56, 62, 70, 86 und 88 menschliche Knochen. Ein vollständiges Skelett mit Bodenverfärbung des Sarges fand die Archäologische Gruppe beim Abriss des Hauses Ostmauer Nr.74. Insgesamt betrug die Länge des ersten jüdischen Friedhofes zwischen Weberstraße und Schonenberg ca. 155m.

Der zweite jüdische Friedhof in Bocholt (1810-1940)

Als neuer Friedhofsplatz nach Aufgabe des Friedhofes an der Ostmauer wurde der jüdischen Gemeinde ein unbebautes Gelände nördlich des 1912 errichteten Wasserturmes an der späteren Straße "Auf der Recke" in Größe von ca. 2200 m² angewiesen. Die Stadt gewährte für die Verlegung 4000 Mark. Heute befindet sich hier ein Teil des Schulplatzes der Albert-Schweitzer-Realschule, Herzogstr. Nr. 14. und die Hausmeister-Dienstwohnung. Die erste Beerdigung dort ist für den 2.Februar 1822 in der sogenannten "Friedhofsliste des Jüdischen Friedhofs Bocholt 1822-1940" eingetragen, die letzte zum 13.Juni 1940. Die Liste ist nach laufenden Nummern geordnet, enthält Vornamen und Namen, wenige Geburtsdaten, Todesdatum und Alter.

Die laufenden Nummern sind nicht korrekt eingehalten. Tatsächlich enthält die Liste die Namen von 304 Verstorbenen. Berufe sind selten angegeben. Aus den wenigen zusätzlichen Angaben sind dennoch besondere Schicksale ablesbar, z. B. zum Militärdienst oder zum Tod als Soldat während des Ersten Weltkrieges 1914-1918, den elf Mitglieder der jüdischen Gemeinde erlitten.

Lücken in der Friedhofsliste oder auf den Grabsteinen waren für Angehörige gedacht, die dann nicht in Bocholt starben. Sie wurden 1941 oder 1942 in Konzentrationslager deportiert und kamen dort um. Im Laufe von etwa 130 Jahren wurden in Bocholt 304 Tote beigesetzt. Auf Initiative der Albert-Schweitzer-Realschule wurde im Oktober 2002 eine Informationstafel am Wasserturm angebracht.

Der dritte jüdische Friedhof

Am 21.Juni 1940 wurde die Jüdische Kultusvereinigung Bocholt e.V. in einem Vertrag mit der Stadt Bocholt gezwungen, der "Übereignung" des Friedhofsgeländes an die Stadt Bocholt zuzustimmen. Als "Ersatzgelände für den Gebrauch als Begräbnisstätte" wurde ein gleich großes Gelände an der heutigen Vardingholter Straße zugewiesen, direkt an der damaligen Ortsgrenze zu Stenern. Der neue Friedhof wurde als Waldfriedhof hergerichtet, von außen kaum als solcher zu erkennen. Die Bocholter Kriegschronik der Nazis vermerkt im Oktober 1940, dass "die Lösung dieser Frage als sehr zufriedenstellend für die Stadt Bocholt angesehen werden muss".

Im Juni 1940 wurden die Umbettungsarbeiten von polnischen Kriegsgefangenen durchgeführt. Vertragsgemäß wurden nur die Leichen umgebettet, für die die Liegefristen von 30 Jahren noch nicht abgelaufen waren. Es handelte sich um mindestens 133 Tote. Ferner wurden 94 Denkmale und 140 Nummernsteine umgesetzt, wobei nicht sicher ist, dass die Aufstellung der vorherigen entspricht. 17 Grabsteine, für die die genannte Frist nicht mehr galt, wurden in der letzten Reihe des Friedhofes aufgestellt.

Das ehemalige Friedhofsgelände an der "Recke" wurde "rigolt" [d. i. tiefgepflügt] und vorläufig dem Gartenamt als Anzuchtgarten zur Verfügung gestellt. "Wahrscheinlich wird das Grundstück für Schulbauten in Anspruch genommen werden" (Kriegschronik). – Die Umbettung jüdischer Gräber und die anderweitige Verwendung des Geländes verstößt gegen elementare jüdische Religionsgrundsätze. Aber das interessierte die damaligen Machthaber überhaupt nicht. Am Friedhofseingang wurde 2002 eine Informationstafel aufgestellt.

Im November 1941 vermerkt die im nationalsozialistischen Tenor angefertigte "Kriegschronik"(in der Quellenausgabe S. 155) ferner , dass im Kriegsgefangenenlager (Stalag) am Stadtwald etwa 800 russische Kriegsgefangene eingeliefert worden seien, "die u. a. den Flecktyphus mitbrachten, der schrecklich unter ihnen wütete. Die toten Bolschewiken wurden in dem Walde nördlich des" ..."jüd. Friedhofes begraben". Erst nach dem Kriege entdeckte man 1947, dass Beerdigungen verstorbener Sowjets auch auf dem jüdischen Friedhof vorgenommen worden waren.

Nach einem langjährigen Schriftwechsel wurde 1963 in einem Vertrag zwischen dem Landesverband der jüdischen Kultusgemeinden von Westfalen und der Stadt Bocholt festgelegt, dass der gesamte jüdische Friedhof untersucht und die verstorbenen Sowjets auf den sogenannten russischen Friedhof umgebettet werden müssten. Im Sommer 1964 wurden 169 sowjetische Tote aus 148 Gräbern geborgen und auf den Russenfriedhof umgebettet.

Insgesamt sind mindestens 1736 umgekommene Kriegsgefangene dort beerdigt worden. Die gefundenen fünf jüdischen Gräber blieben an gleicher Stelle auf dem jüdischen Friedhof im Erdreich. 1948 errichtete die Stadt Bocholt einen Gedenkstein für die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten und umgekommenen jüdischen Mitbürger. Der jüdische Friedhof, der seit 1955 von der Stadt Bocholt auf unbeschränkte Zeit betreut wird, ist ein sogenannter geschlossener Friedhof, auf dem nicht mehr beerdigt wird.

Bilder

Lit.:
Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in NRW, Teil IV, Regierungsbezirk Münster, hrsg. J.B.P. Bachem Verlag Köln, (2002), S. 129 und 134.
Stadt Bocholt, Stadtarchiv,Hg.,Kriegschronik der Stadt Bocholt 1939-1945, bearb.v.G.Schmalstieg,Bocholter Quellen und Beiträge 7, Bocholt 1995.
Werner Sundermann, Drei Jüdische Friedhöfe in Bocholt, Bocholter Quellen und Beiträge, Bd.10, hrsg. Stadt Bocholt, (2002), S. 19 ff, S. 21-53., darin auch: Josef Niebur, Jüdisches Totenbrauchtum und die Bedeutung des Friedhofes im Judentum, S. 11-16.

Jüttermann, Alois

Von Jung und Alt wurde er, Alois Jüttermann, liebevoll "Ohme Alois" genannt. Neid, Egoismus und Konkurrenzdenken waren Fremdworte für ihn. Sein Blick galt den Menschen. Nicht das Ich, sondern das Wir war ihm in allen Lebenslagen wichtig. Er war immer vergnügt, hatte Humor und eine optimistische Einstellung.

Am 24. April 1913 wurde Alois Jüttermann als viertes Kind eines Spulmeisters in Bocholt geboren. Er erlebte den Ersten Weltkrieg, die Inflation und arbeitete wie sein Vater in einem Textilbetrieb. 1937 heiratete er und seine Frau gebar zwei Töchter. Fünf Jahre trennte ihn der Zweite Weltkrieg von seiner Familie. Als Desinfektor und später als Gesundheitsaufseher fand er von 1946 bis zur Erreichung der Altersgrenze eine Anstellung im Gesundheitsamt der Stadt Bocholt. 

Alois Jüttermann wurde 1931 aktives Mitglied im Deutschen Roten Kreuz Bocholt. Von 1949 bis 1960 leitete er das Jugendrotkreuz, das er in Bocholt ins Leben rief. Als Kreisbereitschaftsführer fungierte er von 1966 bis 1973 im Bocholter Roten Kreuz. Außerdem war Alois Jüttermann mehr als 25 Jahre als Ausbilder in der Ersten Hilfe, in der Sanitätsausbildung und für Sofortmaßnahmen am Unfallort tätig. Mit Frische und Talent brachte er den Ausbildungsstoff seinen Zuhörern nahe. Jahrelang betreute Alois Jüttermann Kinder im Ferienlager der Arbeiterwohlfahrt Bocholt auf der Insel Ameland in den Niederlanden. Aber auch als Betreuer für Seniorenkuren stellte er sich zur Verfügung.      

Ohne Unterstützung durch seine Familie hätte er nie die vielen Aufgaben neben seinem Beruf erfüllen können. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit und für seine Mitmenschlichkeit wurde Alois Jüttermann 1966 das Ehrenkreuz des Deutschen Roten Kreuzes verliehen, 1976 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik. Seinen ersten Herzinfarkt erlitt er bei einer Sanitätswache des DRK anlässlich der Bocholter Kirmes. Er erholte sich, wurde wieder aktiv, aber ein zweiter Herzinfarkt setze seinem Leben am 16. April 1980 ein Ende.

Lit:
Erpelt, Rene: Alois Jüttermann, Ein erfülltes Leben - Ein Leben der sozialen Tat! Das Bild eines Menschen, der Freude schenkte, Zeitschrift "Unser Bocholt", 1981, Heft 2, S.62 u.63   
Quelle: Annemarie Rotthues, DRK-Handakten

Jugendheim Ss.Ewaldi Schwertstraße 28

Am 22.9.1960 erhielt die Pfarrgemeinde Ss. Ewaldi die Genehmigung, ein Jugendheim zu bauen. Dieses konnte am 26.9.1963 fertiggestellt und zur Benutzung übergeben werden. In den ersten Jahren wurde es u.a. für kleinere Veranstaltungen der Pfarrgemeinde genutzt und erhielt 1980 die Bezeichnung "Kleine offene Tür" (KOT) , d.h. 'Haus der kleinen offenen Tür' mit einem hauptamtlichen Leiter und 11 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich täglich bei festen Öffnungszeiten um durchschnittlich 30 Jugendliche kümmerten.

1988 wurde das Heim gründlich renoviert. Architekt Heinz Leson war für Planung und Leitung des Umbaues verantwortlich. In Verbindung mit den Handwerkern hatten 40 Jugendliche ehrenamtlich alle ihnen möglichen Arbeiten mit großem Einsatz ausgeführt.

Heute ist das Jugendheim ein beliebter Treff. Kinder ab der ersten Klasse und Jugendliche haben die Möglichkeit, sich kennen zu lernen, miteinander zu spielen oder Kreativangebote wahr zu nehmen. In den Oster- und Sommerferien gibt es Ferienspiele, in den Herbstferien werden Angebote zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung gemacht. Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein eigenständiger Teil der pastoralen Arbeit der Pfarrei Ss. Ewaldi. Ein wichtiger Bereich ist nachmittags die Schularbeitshilfe in separaten, den Schuljahren entsprechenden Gruppen. Geschulte Fachkräfte stehen als Ansprechpartner für Probleme und schwierige Situationen der Kinder und Jugendlichen zur Verfügung. Das Angebot ist für jeden frei und unentgeltlich.

Lit.:
Archiv d. Pfarrei Ewaldi, Ordner Jugendheim, Schwertstraße. Ewaldi im Blick, Ausgabe 35 v. 2008.

Jugendheim Ss. Ewaldi Biemenhorst Schulstaße 9

Am 8.3.1950 stellte der damalige Bürgermeister der Gemeinde Biemenhorst, Heinrich Vennekamp,an die Gemeindevertretung Biemenhorst den Antrag, für die Jugend ein Heim zu bauen. Dazu musste ein Grundstück ausgetauscht werden, damit das Jugendheim auf kirchlichem Grund gebaut werden konnte. Als die Finanzen geklärt waren, gab der Kirchenvorstand der Pfarrei Ewaldi die Genehmigung zum Baubeginn, dem vom Bistum Münster am 15.6.1957 zugestimmt wurde.

Am 10.8.1958 konnte das fertiggestellte Jugendheim seiner Bestimmung übergeben werden. 1964 und 1974 war eine Instandsetzung der Einrichtung erforderlich. Monatlich besuchten rund 230 Jugendliche in verschiedenen Gruppen das Heim. Heute wird morgens das Jugendheim von Mutter-Kind-Gruppen benutzt, nachmittags finden Kindertreffs statt. Die Betreuung erfolgt durch Fachkräfte aus dem Jugendheim Ewaldi an der Schwertstraße.

Lit:
Archiv d. Pfarrei Ewaldi, Ordner Pfarrheim Biemenhorst. Ewaldi im Blick, Ausgabe 35 v.2008.

Jugendrotkreuz

Unter der Bezeichnung "Jugendrotkreuz" gruppieren sich Jugendliche im Deutschen Roten Kreuz mit der Absicht, anderen helfen zu wollen. 1949 gründete Alois Jüttermann in Bocholt das Jugendrotkreuz, dessen Leiter er bis 1960 war. Neben Erste-Hilfe-Kursen und der Bildung eines Mimtrupps für realistische Unfalldarstellung stehen Wanderungen, Fahrten, Zeltlager usw. im Mittelpunkt der Aktivitäten. Mithilfe bei Sanitätsdiensten, bei Einsätzen im Blutspendebereich und sonstigen Veranstaltungen mit erfahrenen Sanitätshelferinnen und -helfern sind das Ziel des JRK. Die Mitgliederzahlen schwankten im Laufe der Zeit zwischen 20-200. Räumlichkeiten für das JRK befinden sich am Aa-See.

Lit.:
Annemarie Rotthues, Zur Geschichte des Roten Kreuzes in Bocholt. Ein Beitrag zum 100jährigen Bestehen aktiver Rotkreuzgemeinschaften, in: UNSER BOCHOLT Jg. 37 (1986) H. 2, S. 8-35.

Julius-Vehorn-Weg

Dieser Weg soll an Julius Vehorn (1866-1948), den ersten Lehrer der Biemenhorster Schule, erinnern.  

Lit.:
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004), H. 4, S. 53-72. 

Nienhaus und Jungkamp

Diese Firma ging aus der ursprünglichen Firma Joh. Ruenhorst & Cie., gegr. 1906, hervor. Dabei handelte es sich um eine Lohnweberei an der Kurfürstenstr. 43.

1919 vermerkt das Handelsregister, dass Johann Ruenhorst gestorben und Wilhelm Klaas in die Firma eingetreten ist. 1920 wird vermerkt, dass die Erben des Wilhelm Klaas ausgeschieden sind und dafür Bernhard Jungkamp eingetreten ist. Seither nannte sich die Firma Nienhaus & Jungkamp. Im zweiten Weltkrieg wurde die Firma 1942 stillgelegt und der Betrieb 1945 vollständig zerstört.

Da an eine Wiederaufnahme der Textilproduktion noch nicht zu denken war, wurden nach dem Krieg zunächst Betonfenster hergestellt. In Bocholt nannte man Nienhaus & Jungkamp daraufhin "Beton-Weberei". Diese Fenster als Kompensationsware ermöglichten dann auch den Wiederaufbau der Weberei. 1949 wurde Wilhelm Jungkamp geb. 1921 als Sohn von Bernhard Jungkamp persönlich haftender Gesellschafter.

In den 50er Jahre musste aus einer Sicherungsübereignung die Einrichtung einer Kleiderfabrik übernommen werden, und so startete auch eine Konfektion, für die man aber nicht die richtige Kundschaft hatte. Bis 1965 ließ man dann die Weberei langsam auslaufen und produzierte Hosen etc. nur noch aus zugekaufter Meterware. In den 90er Jahren ist die Firma dann ganz aufgelöst worden.

Lit.:
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, Bocholt1983, S. 132-134.

Justizzentrum

Das Justizzentrum Bocholt fasst seit der Jahreswende 2006/07 in dem historischen Gebäude des Amtsgerichts und in einem hinter dem Amtsgericht errichteten Anbau die Justizbehörden der Stadt zusammen: alle Abteilungen des Amtsgerichts, das Arbeitsgericht und die Staatsanwaltschaft. Damit ist Bocholt neben den Verwaltungszentren Coesfeld und Borken der größte Justizstandort im Münsterland außerhalb der Stadt Münster.  

Der nach Plänen des Staatshochbauamtes Recklinghausen ab Mitte November 2005 innerhalb eines Jahres errichtete Neubau umfasst in 4 bzw. 5 Stockwerken auf einer Gesamtfläche von 3.400 Quadratmetern Büro- und Nebenräume, eine Bücherei, 3 Jugendarrest-Zellen, eine Hausmeisterwohnung und eine Tiefgarage. Die Kosten des Neubaus belaufen sich auf rund 6,5 Millionen Euro.