28. März 2024
Integrationsrat
Dialog der Kulturen beim Fastenbrechen in der Skylounge
Bocholt - Zum zweiten Mal nach lud Bürgermeister Thomas Kerkhoff zum Fastenbrechen ein. Gut 80 Bocholterinnen und Bocholter von Moscheevereinen, der katholischen und evangelischen Kirchen, des Integrationsrates und verschiedenen Organisationen kamen am 27. März in die Skylounge des LWL Textilwerk Bocholt
"Ich freue mich, dass Sie in diesem Jahr zum zweiten Fastenbrechen nach 2023 unserer Einladung zum gemeinsamen Fastenbrechen gefolgt sind", so Kerkhoff. Der Volksmund sage wenn eine Veranstaltung dreimal stattfindet, dann "sei sie Tradition", so der Bürgermeister, der die Gäste damit gleich zur nächsten Veranstaltung in 2025 eilud.
Angesichts der Bedrohungen durch den Rechtsextremismus aber auch durch den aufkommenden Antisemitismus sei es besonders wichtig, mehr ins Gespräch und in den Dialog zu kommen, um Verständnis füreinander zu entwicklen. "Und deswegen wünsche ich Ihnen und uns heute viele gute Gespräche", so Kerkhoff.
Memet Cinar, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrates, bedankte sich beim Bürgermeister für die Einladung. "Sie haben hier eine wunderbare Gelegenheit geschafften, dass wir zusammenkommen und unsere Gemeinschaft stärken können." Cinar betonte, dass es gerade in den Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spannungen und Ängste wichtig sei, Begegnungen zu fördern und Vertrauen aufzubauen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Extremismus und Vorurteile unsere Gemeinschaft spalten", forderte Cinar.
Goldene Regel einhalten
Er wünschte sich weiter, dass alle sich auf das konzentrieren sollten, was alle verbindet: das Menschsein und die gemeinsamen Werte Toleranz, Respekt und Empathie. "Wir alle können bezeugen, dass ein friedliches Miteinander möglich ist, wenn wir uns an die goldene Regel halten: Behandele andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest. Diese einfach, aber mächtige Botschaft ist das Fundament für eine harmonische Gesellschaft."
Pfarrer Rafael van Straelen sagte, dass er sich noch gut an die erste Auflage erinnere. "In diesem Jahr überschneiden sich die Fastenzeiten, die österlich Bußzeit und der Ramadan. Für uns als Christen endet die Fastenzeit mit dem Osterfest, für die Muslime mit dem Zuckerfest und es ist für mich eine Freude, die zu Herzen rührt, wenn ich sehe, wie die Muslime dann feiern."
Die Fastenzeit sei eine Zeit, auf sich selbst zu schauen, Almosen zu geben und Gutes zu tun. "Das Fastenbrechen heute ist ein schönes Zeichen für ein friedliches Miteinander in unserer Stadt Bocholt", betonte van Stralen. Gleichzeitig sagte er aber auch, das religiöse Stätten nicht Orte sein dürfen, an denen Gewalt ausgeübt werde. "Wir dürfen uns nicht den Glauben an unseren Gott rauben lassen von Personen, die ihn vereinnahmen wollen, um poltische Ziele zu erreichen."
Tugay Turgut, Vorsitzender der DITIB Bocholt (Türkisch-islamische Gemeinde zu Bocholt e.V.) bedankte isch beim Bürgermeister für die Einladung. "Ich bin froh, dass wir das heute gemeinsam genießen können."
"Gemeinsam für ein respektvolles Miteinander"
"Es ist mir eine Ehre und ein Privileg, zum zweiten Mal hier zu stehen und sprechen zu dürfen", sagte anschließend Abdullah Zor vom Verein Integrations- und Bildungsstätte e.V. (Blaue Moschee). "Die Vielfalt ist ein Geschenk Gottes und wir sind als Menschen dazu berufen, einander zu respektieren und zu würdigen."
Der Islam lehre Respekt und Toleranz gerade auch gegenüber anderen Religionen. "Moscheen und Vereine von Menschen mit internationaler Familiengeschichte brauchen Unterstützung, denn sie sind nicht als vollwertige Relgionsgemeinschaften anerkannt. Es ist an der Zeit, diese Anerkennung zu erlangen", fordert Zor.
Dr. Abdul Waheed von der Ahmadiyya Gemeinde hob die Barmherzigkeit und die Großzügigkeit in den Vordergrund. "Ramadan ist eine Zeit der Hingabe, des Fastens und der spirituellen Reflektion. Wir wollen die Beziehung zu Gott stärken und barmherzig und großzügig zu unseren Mitmenschen sein."
Große Aktzeptanz
Muaiad Abd Alrahman sprach anschließend für den Deutsch-Syrischen Verein. "Wir haben in diesem Jahr erstmalig einen Ramadan-Bazar über eine Woche lang durchgeführt und wollten damit die Ramadanatmospoähre auf die deutsche Gesellschaft übertragen. Wir haben uns riesig über die große Akzeptanz gefreut, das war toll." Er führte weiter aus, dass, wenn etwas Schlimmes auf der Welt passiere, es alle Menschen angehe, egal ob es Juden, Christen oder Muslime seien. "Lasst uns weiter zusammenstehen und uns gegen die Fehlinformationen vor allem in den sozialen Medien zu Wehr setzen", forderte Abd Alrahman.
Spezialitäten aus der Region Hatay
Gülhan Zorlu überbrachte die Grüße des Vereins der Akdeniz-Aleviten, der in diesem Jahr das Essen vorbereitete. "Eine gute Tat ist eine solche, die ein Lächeln der Freude auf des Gesicht des anderen zaubert. Ich denke, dass uns das heute gelingen wird", sagte Zorlu. Sie betonte, dass sie mit vielen Helferinnen und Helfern im Verein in diesem Jahr Spezialitäten aus der Region Hatay vorbereitet hätten.
Pünktlich zum Sonnenuntergang um 19.05 Uhr leiteten Mesut Gültepe, Imam der DITIB, und Taha Cicekci mit dem Gebetsruf das Fastenbrechen ein.
Organisator Bruno Wansing, Integrationsbeauftragter der Stadt Bocholt, zog ein zufriedenes Fazit. "Wir haben die unterschiedlichen Menschen aus Bocholt bunt durcheinander an die Tische gesetzt, um direkt von Beginn an den Dialog zu fördern. Das ist uns gelungen."
Die Reaktionen, die ihm am Tag danach zugetragen wurden, gingen von "es war sehr bereichernd", "den Abend habe ich genutzt, um Anfänge für ein neues Netzwerk zu legen", "Thomas Kerkhoff hat den Teilnehmern eine sehr hohe Wertschätzung entgegengebracht, als wenn man auf diese "mehr als eine Geste" schon lange gewartet hätte. Da war Atmosphäre, die übersprang, ich habe immer noch eine Gänsehaut" bis zu "ich hoffe, ich sehe meine Tischnachbarn alsbald wieder."
Im Namen der Stadt Bocholt bedankte er sich bei dem Kulturverein Akdeniz/Aleviten, der das Essen geliefert hat, sowie bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die den Austausch rund ums Fastenbrechen zum Erfolg werden ließen. "Wir werden den interreligiösen Dialog mit weiteren Terminen fortsetzen", kündigt Wansing an.