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A

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Aa, Bocholter

Die Bocholter Aa ist ein etwa 51 km langer Nebenfluss der Issel in Deutschland und in den Niederlanden.

Die Bocholter Aa entsteht im westlichen Münsterland in Velen durch den Zusammenfluss des jeweils nur kurzen Thesing Bachs, Vennbachs und des Schwarzen Bachs. Von dort fließt die Bocholter Aa in westlicher Richtung über Ramsdorf, Borken-Gemen, Pröbstinger See, Rhedebrügge und Krechting, erreicht dann Bocholt, wo sie den Aasee umfließt. Sie wendet sich weiter in nordwestlicher Richtung über Lowick und Suderwick, um bei Brüggenhütte die deutsch-niederländische Grenze zu erreichen.

Für etwa 2 km ist sie Grenzfluss und bildet dann, als "Aa Strang" (niederländische Bezeichnung für die Bocholter Aa), in den Niederlanden bei Ulft, mit der Issel den Fluss Oude Ijssel.   In ihrem ersten Teil bestimmt die Bocholter Aa ihren Lauf selbst, schlängelt sich durch die Landschaft.

Im zweiten Teil, beginnend etwa in Rhedebrügge, deutlicher noch ab Bocholt, ist sie begradigt, ein ziemlich gerader Fluss. Die Bocholter Aa wird von einigen Stauwehren, z.B. an der ehemaligen Königsmühle, an der Schanze beim Mariengymnasium oder an der Eisenhütte, zur Regulierung des Wasserstandes gebremst.   Mit ihrem Wasser wird auch der Pröbstingsee gespeist.

Lit.:
Jürgen Angenendt, Der Verlauf der Aa und ihre Zuflüsse früher und heute, in: UNSER BOCHOLT  Jg. 30 (1979), H. 4, S. 64.
Karl Heinz Janzen, Die Bocholter Aa - Fluss der Burgen und Schlösser, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 50 (1999), H. 2, S. 47-50.
Peter Theißen, Eine bisher kaum bekannte Stadtansicht von Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 53 (2002), H. 1, S. 3-12.

Aa, Das kommt von der Aa (Lied)

Welcher Bocholter kennt es nicht ? Innerhalb der Stadtgrenzen dürfte es zu den bekanntesten Liedern gehören, und besonders zur Karnevalssaison ist es "der Renner": Die Rede ist von "Das kommt von der Aa".

Anlässlich von Festlichkeiten, wenn die Stimmung Wellen schlägt, ist dieses Lied im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde ...   

Das kommt von der Aa

Text und Musik: Werner Rickert

1. Man singt so schöne Lieder vom sonnigen Rhein und vom Wein,
von Burgen, von Tälern und Höhen im strahlenden Sonnenschein.
Doch, wo ich auch immer gewesen, da draußen in weiter Welt,
es gibt einen Ort hier auf Erden, der mir am besten gefällt. .

2. Ich bin in Schanghai gewesen, in Kapstadt und auch am Ural,
doch nirgendwo war es noch schöner als in Bokelt an' Drietkanal.
Pannkokenduft dör de Straoten, dat is so unser Millieu,
dat is doch 'ne Bokeltsen leever as de Düsseldorfer Kö.  

3. Und komm ich nach langer Reise einstmals zum Petrus hin,
bestimmt wird er mich dann fragen, wo ich geboren bin.
Dann werd' ich nicht lange zögern, ich sag es ihm frei ins Gesicht,
"ich bünn doch ne Bokeltsen Junge, ja sühs dou dat denn nich?!  

R e f r a i n :

Im großen Deutschland am allerletzten Eck,da liegt ein Städtchen, Bocholt heißt der Fleck.
Da ham wir ein Klima mild und wunderbar, das kommt von der Aa, das kommt von der Aa.
Da ham wir ein Klima mild und wunderbar, das kommt von der Aa, das kommt von der Aa.   

Werner Rickert schrieb das Lied 1955/1956 als Beitrag für einen Liederwettbewerb, den die gerade gegründete Bocholter Karnevalsgesellschaft (BoKaGe) ausgeschrieben hatte. Er gewann den 1. Preis, und obwohl er später hin und wieder noch Lieder schrieb, ist es für ihn nach wie vor der "große Wurf". 

Aasee

Der Bocholter Aasee wurde 1983 offiziell der Öffentlichkeit übergeben.  

Auf einer 74 Hektar großen Fläche, davon 32 ha Wasser, gespeist aus dem Pleystrang, -  nicht aus der Bocholter Aa, die am See vorbeigeführt wird, -  bietet der ursprünglich als Regenrückhaltesystem geplante Bocholter Aasee Platz zum Segeln, Surfen, Rudern, Paddeln und Schwimmen.

In der Freizeit- und Erholungsanlage mit Minigolf-Platz und Freizeithalle können weitere Sportarten ausgeübt werden. Getrennte Rad- und Fußwege sowie Bänke rund um den See laden zum Spaziergang, Jogging, Radfahren und Verweilen ein.  

Der Abenteuer- und Bauspielplatz "BaBaLuu" lädt Kinder zum Bauen, Malen und Spielen ein. Ein weiterer weitläufiger Spielplatz mit Rutsche, Doppelschaukel, Kletterhügel und mehreren Kleinspielgeräten ist im Norden ebenso vorhanden. Dort folgt nach Osten eine Badebucht mit einer 15.555 qm großen Liegewiese mit Sandstrand, sowie eine 7.600 qm eingezäunte Schwimmfläche.  

Ein diesem Badestrand zugeordnetes Mehrzweckgebäude beherbergt die DLRG-Wache, einen Café, WC, Umkleide- und Duschräume. Obwohl kostenlos, wird dieses See-Bad wochentags von Schwimmmeistern, sonn- und feiertags von Mitgliedern der DLRG-Ortsgruppe Bocholt beaufsichtigt.  

Im Süden, gegenüber der Badebucht, liegt die Surferbucht. Weiter im Westen ist ein kleiner Yachthafen mit einer Steg- und Slipanlage entstanden, die zur Hälfte von einem Bootsverleiher zur anderen Hälfte von der Interessentengemeinschaft Aasee ( siehe auch: Bocholter Yachtclub e.V.) genutzt wird. Hier ist es möglich, Tret- und Paddelboote zu mieten, oder am Segelunterricht der Segelschule teilzunehmen.  

Ganz im Westen ist ein Bereich für Modellboote freigegeben ist. Dort befindet sich die im Wasser stehende 6,5 m hohe Bronzestatue "Jonas entspringt dem Walfisch", gestiftet von Dr. Ing. h.c. Alfred Flender für das ehemalige Waldbad (1962-1991), gefertigt vom Düsseldorfer Bildhauer Max Kratz.  

Der Aasee hat zwei Inseln. Eine davon (im Südosten) ist ein Vogelschutzgebiet, das nicht betreten werden darf. Auf der anderen steht der chinesische Pavillon, ein Geschenk der chinesischen Stadt Wuxi.  

Bei den Baggerarbeiten für den Aasee stieß man 1978 auf dem einstigen Gelände der Königsmühle auf zahlreiche Relikte eingerahmter Pfähle und Bohlen. Bei den anschließenden Grabungen des Westfälischen Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte Münster wurde ein massives Holzfundament freigelegt, bei dem es sich vermutlich um die Überreste einer alten Mühle handelt. Da dieses Fundament aus konservatorischen Gründen nur unter Wasser erhalten bleibt, wurde die Fundstelle nach Abschluss der Grabungen überflutet und abgegrenzt.

Lit:
Wilhelm Kolks, Zum Bau unseres Aa-Sees an der Königsmühle, in: UNSER Bocholt, H. 4, S. 3-7.
Philipp Hömberg, Eine kleine archäologische Untersuchung bei der Königsmühle in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 29 (1978), H. 4, S. 8-10.
Hans D. Oppel, zur Geschichte der Bocholter Bäder, in: UNSER BOCHOLT Jg. 41 (1990), H. 4, S. 12-26.
Bruno Wansing, www.bocholt.de
Margret Bongert und Lucia Graefenstein, Bocholter Bäder

Abdecker

Der mit einem Zwangs- und Bannrecht begabte, auf einen bestimmten Bezirk seiner Tätigkeit beschränkte Häuter (auch Hautabzieher, Schinder = deglubitor, lictor) von verendetem Vieh, das er durch Vergraben beseitigt.

Vom 16.-19. Jahrhundert oft im Aufgabenbereich des Scharfrichters zu finden. Bocholter Abdecker sind nicht identisch mit den Scharfrichtern, deren Arbeitnehmer sie sind.

Lit.:
Gisela Wilbertz, Scharfrichter und Abdecker. Zur Sozialgeschichte zweier "unehrlicher" Berufe im nordwestdeutschen Raum vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, in: UNSER BOCHOLT Jg. 32 (1981) H. 2, S. 3-16.

Abendmarkt

Am 19.9.1998 öffnete in Bocholt vor dem Historischen Rathaus der von der Stadtmarketing-Gesellschaft organisierte Abendmarkt seine Pforten. Während einer Probephase sollten zunächst bis Dezember 1998 18 Marktbeschicker jeden Donnerstag in der Zeit zwischen 15 und 20 Uhr u. a. Blumen, Fleisch, Käse, Mahlzeiten und Textilien ihren Kunden anbieten.

Inzwischen wurde der Markt gut angenommen und hat sich zu einer festen Einrichtung entwickelt. Viele Bocholter, aber auch auswärtige Händler bieten hier ihre Waren an.  

Lit.:
Chronik des Bocholter Raumes 1975-1999, Bocholter Quellen und Beiträge Bd. 9, Hrsg. und zusammengestellt von Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv der Stadt Bocholt, Bocholt 2001. 

Abrahams Schoß

"Abrahams Schoß" hieß das Stück der Viktoriastraße unmittelbar hinter dem früheren Bahnübergang bis etwa zur heutigen Körnerstraße. "Abrahams" Schoß hat aber mit den biblischen Geschehnissen nichts oder besser fast nichts zu tun.

Das Wort "Schoß" hatte es den Bocholtern angetan. Man hätte einfach Kuhle oder Sandloch dazu sagen können. Aber warum so prosaisch, wenn man`s auch lyrisch oder biblisch haben kann? In Wirklichkeit war "Abrahams Schoß" nichts weiter als eine Bodensenke, schlichtweg eine sandige Kuhle.  

Lit.:
Werner Schneider, In drei Stunden nach England, Rom und Jericho, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 9 (1958) H. 3, S. 8-15.

Adelgonde (Hilligonde) Wolbring 

Die Ordensgründerin der Schwestern Unserer Lieben Frau, Sr. Adelgonde Wolbring, verbrachte einen Großteil ihrer Kinder- und Jugendjahre in Bocholt. Geboren am 9. Januar 1828 in Rotterdam, verlor sie bereits mit vier Jahren ihren Vater und mit sechs Jahren ihre Mutter.

Ein Onkel väterlicherseits, der in Stenern am Holtwicker Bach wohnte, nahm das Mädchen auf. Damit Adelgonde nicht täglich den langen Schulweg von Stenern bis zum Gasthausplatz laufen musste, brachte der Onkel sie bei Lehrer Hermann Hüsener in der Waisenhausstraße (heute Wesemannstraße) unter. Hermann Hüsener hatte kurz zuvor die Witwe Theresia Arnolda Menning, geborene Tünte geheiratet. Diese Ehe blieb kinderlos. So wurde Adelgonde wie das eigene Kind angenommen und erzogen.  

Ihre Volksschulzeit verbrachte Adelgonde in Bocholt. Danach bereitete sie ihr Stiefvater und Berater Hermann Hüsener auf das Lehrerseminar in Münster vor. Nach Abschluss ihrer Studien unterrichtete sie ab 1848 an einer Mädchenschule in Coesfeld.  

Während der wirtschaftlichen und sozialen Not in Deutschland in den Jahren 1848/49 nahm Adelgonde ein vernachlässigtes Kind bei sich auf. Da sie gern mehr karitativ tätig sein wollte, nahm sie Verbindung zum Bischof von Münster, Johann Georg Müller, auf. Dieser riet ihr, die Schwestern Unserer Lieben Frau aus Amersfoort einzuladen und eine deutsche Niederlassung des Ordens in Coesfeld zu gründen.  

Am 1. Oktober 1850 erhielt Adelgonde nach einer religiösen Vorbereitung die Ordensweihe und ihren Schwesternnamen Maria Aloysia.  

Bis 1874 arbeitete und unterrichtete sie in einem Waisenhaus in Coesfeld, bis sie zusammen mit anderen Schwestern unter dem Druck des Kulturkampfes in Deutschland nach den USA auswich.  

Hier war sie Lehrerin an der ersten amerikanischen Schule ihres Ordens in Cleveland, Ohio. Später unterrichtete sie in Toledo, Ohio, und danach sechs Jahre in Delphos, Ohio. 1886 zog sie nach Cleveland und wurde Oberin im Kloster Mount Saint Mary.   Hier starb sie am 6. Mai 1889 und wurde auf dem Saint-Joseph-Friedhof beerdigt.    

Lit.:
Werner Schneider, Aus Steinen Gold machen. Adelgonde Wolbring, Schw. Marie Aloysia. Schwester Unserer Lieben Frau. Lebensbild einer deutschen Ordensfrau des 19. Jahrhunderts, in: UNSER BOCHOLT, 30.Jg. (1979), H.2, S.5-35
Werner Schneider, LIAL-School. Eine Schule benannt nach Lisette Kühling und Adelgonde Wolbring in Whitehouse, Ohio, USA, in: UNSER BOCHOLT,35. Jg.(1984), H.4, S.33-45.
Gerhard Cebulla, Schule im 19. Jahrhundert. Avantgardist der Pädagogik: Hermannn Hüsener, Lehrer zweier Generationen Bocholts, 3. Folge, in: UNSER BOCHOLT 45.Jg. (1994), H. 2, S. 41 - 45.

Adenauerallee (Historische Häuser)

(  Hausnummern vorangestellt  )  

4. Dreigeschossiges Doppelhaus mit ausgebautem Mansard-Walmdach. Erbaut 1923 als Ausstellungsgebäude für das Möbelhaus Josef Wissing. Architekt Regierungsbaumeister Mensing, BDA. Die ausgewogen proportionierte Backsteinfassade zu je drei Fensterachsen über verputztem Kellergeschoss durch Lisenen gegliedert. Die Fenster in ganzer Breite durch Putzflächen mit einzelnen Jugendstilornamenten untereinander vertikal verbunden. In den Rundbogenfenstern des Erdgeschosses die originale Sprossengliederung erneuert. Entsprechende Rundbogenfenster, jedoch mit vertikalen Sprossen, über den seitlich angeordneten Hauseingängen. Heute als Mehrfamilien-Wohnhaus genutzt.  

6. Siehe Haus Nr. 4, hier jedoch nördlicher Remisenanbau mit Blendbogen im Stufengiebel und Oberlichtern im originalen zweiflügeligen Holztor.  

14. Zweigeschossige freistehende Stadtvilla im Stil des Klassizismus mit ausgebautem flachem Mansarddach, in einem parkartigen Garten gelegen. Erbaut 1907 von Bauunternehmer Hermann Hitpaß. Architekt Josef Nießing. Später Wohnhaus des Fabrikanten Wilhelm Borgers (1874 - 1937). Schlichte Putzfassaden mit vier zu drei Fensterachsen, durch Gesimse horizontal gegliedert. Im Erdgeschoss Quaderputz über rustiziertem Kellersockel. Die Fensterstürze im Obergeschoss mit konsolengestützten Gesimsen überdacht. Im Norden Terrasse über erdgeschossigem Verandaanbau. Im Süden rundbogiger, eingezogener Hauseingang über doppelläufiger Außentreppe mit vasenbekröntem Balustergeländer. Im Osten durch An- und Umbauten stark verändert. Einfriedung zur Straße hin mit originalem schmiedeeisernem Gitter zwischen hohen Mauerpfeilern. UB 2002, Heft 4, S. 82  

16. Zweigeschossige freistehende Fabrikantenvilla des Jugendstils mit ausgebautem Mansarddach. Erbaut 1907 für den Fabrikanten August Fischer, jun. (1867 - 1940). Architekt und Bauunternehmer unbekannt. Die reich verzierte Westfassade zu vier Fensterachsen durch Ecklisenen betont. Die rechte Achse als Risalit von einem rundbogig geschweiften Giebel mit Ochsenauge und Stuckbüste bekrönt. Im Obergeschoss monumentale Rundbogenöffnung als Loggia mit Balkon. Darunter im Erdgeschoss dreifenstriger Erker mit konkav gerundeten Seiten und von Säulen gerahmten Frontfenster. Die übrigen Fenster der Hauptfassade im Erdgeschoss von Halbsäulen, im Obergeschoss von Pilastern gerahmt. Dort über den Fensterstürzen und unter den Brüstungen der Rechtecksfenster Schmuckornamente. Die Oberlichter, im Rundbogenfenster auch seitlich, durch Sprossen gegliedert. Im Norden Treppenhausrisalit mit segmentbogig geschweiftem Giebel, darin Jahreszahl 1907. Im Winkel zwischen Hauptbau und nördlichem Risalit Hauseingang unter einer säulengestützten Loggia mit Freitreppe. Im Osten Küchenanbau. Im Süden Terrasse über erdgeschossigem Verandaanbau. UB 1981, Heft 3, S. 32; 2002, Heft 4, S. 82.  

23. Zweigeschossige freistehende Stadtvilla mit ausgebautem Mansard-Walmdach Erbaut 1912 von Bauunternehmer Hermann Hitpaß, Architekt Josef Nießing. Backsteinfassaden über verputztem Kellersockel, durch Lisenen gegliedert. Hauptfassade im Osten zu vier symmetrischen Fensterachsen. Die Fenster durch schlichte Werksteinrahmungen betont. Im Norden zurückgesetzter, einfenstriger Anbau mit Hauseingang unter zweijochiger, von Säulen getragener, rundbogiger Loggia. Davor Freitreppe. Loggia und Freitreppe mit schmiedeeisernem Geländer. Südlich im Erdgeschoß Flacherker. Im Westen zweigeschossige Anbauten mit Flach- bzw. Satteldach. .

28. Zweigeschossiges bürgerliches Wohnhaus der wilhelminischen Epoche mit schiefergedecktem, mansardartig ausgebautem Dachgeschoss. Erbaut 1898 von Bauunternehmer August Hülskamp. Architekt Gustav Pries. Die symmetrische Fassade zu fünf Fensterachsen über verputztem Kellersockel mit roten Verblendplättchen verkleidet und durch Gesimse und Bänder (Ornamentfries) horizontal gegliedert. Die Fenster mit profilierten Stückrahmungen. Die äußeren als Zwillingsfenstern konzipiert, im Erdgeschoss als Segmentbogenfenster mit Schlussstein, im Obergeschoß als Rechteckfenster durch Segmentbögen mit Fächerornament zusammengefasst. Das mittlere Fenster mit einem Dreiecksgiebel bekrönt. Mittiger, rundbogiger Hauseingang über eingezogener Treppe. Darüber konsolengestützter Balkon mit Balustergeländer. In der Dachzone, original erhalten, zwei kleine Dachgauben mit vorgezogenem, knaggengestütztem Krüppelwalmdach und Strebewerk. UB 1981, Heft 3, S. 32.  

32. Zweigeschossige, freistehende Stadt villa mit flachem Mansarddach im Stil der wilhelminischen Epoche. Erbaut 1896 für Bernhard Breuer. Bauunternehmer Menting, Bocholt. Später Wohnhaus des Fabrikanten Eugen Ahlers, dann des Rechtsanwalts Ludwig Veelken. Nach Westen und Süden ausgewogen pr oportionierte Fassaden aus roten Verblendplättchen über verputztem Kellersockel, durch Gesimse, Bänder und bossierte Ecklisenen gegliedert. Im Westen und Süden zu je vier Fensterachsen. Die Fensterrahmungen mit Stuckelementen verziert, die Fensterbrüstungen im Obergeschoss mit Putzblenden. Die mittleren Fenster der Südfassade im Obergeschoss als Zwillingsfenster konzipiert und durch einem stuckierten Dreiecksgiebel zusammengefasst. Unter dem Hauptgesims umlaufender Schmuckfries aus Scheiben- und Triglyphenornamenten. Im Südwesten verputzter drei Achtel, im Dachgeschoss fünf Achtel Eckturm mit achteckigem Zeltdach, von einer Wetterfahne mit Monogramm LVM (Ludwig und Magdalene Veelken) bekrönt. Darunter dreiseitig in Schmiedeeise n gearbeitetes Bocholter Stadtwappen. Im Osten Terrasse über erdgeschossigem Verandaanbau. In der Westfassade rundbogig überwölbter Haupteingang mit eingezogener Treppe und schöner zweiflügeliger Haustür aus Pitschpine-Holz. Im Norden Treppenhausanbau mit großem Rundbogenfenster und Nebeneingang. Dahinter Kücheneingang über einer Terrasse mit Freitreppe. Heute als Bürohaus genutzt. UB 1981, Heft 3, S. 32.  

36. Zweigeschossige Villa mit ausgebautem Mansard-Walmdach. Erbaut 1911 von Bauunternehmer Heinrich Sütfels (Fa. Sütfels & Cie). Fassade im Westen und Norden durch Lisenen vertikal gegliedert, im Westen zu vier symmetrischen Fensterachsen, denen sich südlich ein breiteres Bauglied mit zwei übereinander liegenden Loggien anschließt. Die erdgeschossige Loggia nimmt zugleich den Haupteingang auf. Im Dachgeschoss ein fünffenstriges Zwerchhaus mit verbrettertem, vorgezogenem Dreiecksgiebel und Ochsenauge im Dachspitz, von zwei separaten Gauben gleicher Bauart flankiert. Im Norden erdgeschossig ein rechteckiger, vierfenstriger Verandaanbau, der im Obergeschoss zur Terrasse mit schmiedeeisernem Gitter zwischen Mauerpfeilern ausgebaut ist. Darüber im Dachgeschoß zwei ebenfalls verbretterte Dachgauben mit vorgezogenem Dreiecksgiebel. Alle Fenster mit Putzrahmungen und Sprossengliederung.  

66. Erdgeschossige, freistehende, giebelständige Villa im Landhausstil, mit hohem Mansard-Satteldach. Erbaut 1911 von August Vallee und Josef Hülskamp. Architekt R. Hülskamp, Bauunternehmer August Vallee. Später Wohnhaus des Zweiten Bürgermeisters Dr. jur Johannes Alff (1881 - 1973). Der Putzbau im Westen und Osten mit abgewalmten Giebeln. An der Nordseite Hauseingang über einer Freitreppe. Darüber Zwerchhaus mit Mansard-Satteldach und Ochsenauge im verbretterten Dachspitz. Im Süden drei Dachgauben. Die Straßenfassade im Erdgeschoss neben einem weiteren Fenster rechts mit dreifenstrigem Segmentbogenerker. Im Dachgeschoss drei, im Dachspitz wiederum zwei Fensterachsen. Im Osten Verandaanbau mit davor und darüber liegenden Terrassen. Alle Fenster im Dachgeschoss und im Zwerchhaus, sonst in den Oberlichtern mit Sprossengliederung, an der Straßenfront mit Lamellenblendläden.  

70. Zweigeschossiges, freistehendes Eckhaus mit schlichten Putzfassaden und ausgebautem Walmdach, im Süden und Westen mit zentraler, vierfenstiger Walmdachgaube. Erbaut 1912 von Bauunternehmer August Vallee. Ab 1924 Wohnhaus des Fabrikanten Wilhelm Westerhoff (1887 - 1933). Die Hauptfassade zu vier symmetrischen Fensterachsen. Die Fenster mit Lamellenblendläden, die Oberlichter mit Sprossengliederung, im übrigen funktional angeordnet. Im Erdgeschoss der Südfassade Segmentbogenerker mit vierfacher Fenstergliederung. Haupteingang über Freitreppe im Norden. Im Osten zweigeschossiger Küchen- sowie eingeschossiger Verandaanbau mit einer darüber liegenden Terrasse sowie einer vorgelagerten Gartenterrasse. UB 2002, Heft 4, S. 82  

75. Zweigeschossiges bürgerliches Wohnhaus des Jugendstils mit ausgebautem flachem Mansarddach. Erbaut 1909 für Johann Feldhaus. Bauunternehmer A.V. Hülskamp, Bocholt. Schlichte Putzfassaden über ebensolchem Kellersockel. Die Straßenfassade zu drei asymmetrischen Fensterachsen. Die rechte, breitere als Risalit mit Schweifgiebel und kreis- bzw. segmentbogenförmigen Ornamenten ausgebildet. Darin zwei Rundbogenfenster als Zwillingsfenster. Die Fenster im Erd- und Obergeschoss an den Stürzen leicht ausgerundet, mit schlichten Stuckrahmungen und vertikaler Sprossung in den Oberlichtern. Nordfassade einachsig mit mittigem Hauseingang über einer Freitreppe. Im Westen erdgeschossiger Anbau. Heute als Bürohaus genutzt.  

77. Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla aus Backstein mit Walmdach, auf einer Terrasse erbaut, zu der zweimal drei Stufen hinaufführen. Davor großzügig gestaltete Gartenauffahrt. Erbaut 1928 für den Fabrikanten August Tangerding (1876 - 1953). Architekt Georg Schmalz, Benrath am Rhein. Die Hauptfassade im Obergeschoss zu drei, im Erdgeschoss zu fünf Fensterachsen, dort nördlich und südlich durch erdgeschossige Anbauten mit Dachterrassen um je eine Fensterachse erweitert. Die Fenster der Schmalseiten funktional angeordnet. Dem von zwei Fenstern flankierten, zentralen Haupteingang vorgelagert ein von vier schlanken Pfeilern gebildeter Portikus mit darüber liegender Terrasse. Davor eine Freitreppe mit vier umlaufenden Stufen. Im Süden Remisenanbau. Auf der Gartenseite der nördliche Anbau um eine Fensterachse verandaartig nach Westen erweitert. Die Mittelachse der Gartenfassade im Obergeschoss des Hauptbaus zu einem Zwillingsfenster ausgebildet. Alle Fenster mit Sprossengliederung. Eine der schönsten Bocholter Fabrikantenvillen der 20er Jahre.  

79. Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla mit ausgebautem Walmdach. Backsteinfassaden über verputztem Kellergeschoss. Davor großzügig gestaltete, leicht ansteigende Gartenauffahrt. Die beiden Einfahrtstore samt Pfeilermauer und Einfriedung im Stil des Art Deco im Original erhalten. Erbaut 1925 für den Fabrikanten Fritz Borger, sen. (1884 - 1954) Architekt und Bauunternehmer Fa. Gebr. Kiefer, Duisburg. Die Fassade im Obergeschoss zu fünf Fensterachsen durch Lisenen gegliedert. Im Erdgeschoss ein rechteckiger Vorbau mit zentralem Haupteingang, flankiert von zwei kleineren vergitterten Fenstern. Über dem Vorbau ein Balkon. Der Eingang mit imposantem Tuffsteingewände. Davor eine vierstufige Freitreppe. An der westlichen Gartenfassade im Obergeschoss sieben Fenster, davon die äußeren zu je einem Zwillings-, die inneren zu einem Drillingspaar mit schmaleren Seitenteilen zusammengefasst. Im Erdgeschoss segmentbogenförmig vorspringender, von zwei Fenstern flankierter dreifenstriger Erker mit darüber liegendem Balkon. Ein weiterer, jedoch überdachter Segmentbogenerker mit vierfach vertikal gegliedertem Fenster im Erdgeschoss der zweiachsigen Südfassade. An der Nordfassade zweigeschossiger Anbau mit Nebeneingang. Alle Fenster mit Tuffsteinrahmung und Sprossengliederung. Hervorragendes Beispiel für die dezente Umsetzung klassischer Bauformen in der Villenarchitektur der 20er Jahre. Heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.  

81. Zweigeschossige, freistehende Fabrikantenvilla. Backsteinbau mit steilem, verschiefertem, teilweise auf Erdgeschosshöhe herabgezogenem, leicht aus der Achse gedrehtem Schleppdach und geräumigen Terrassen. Erbaut 1926 für den Fabrikanten Emil Tangerding (1878 - 1952). Architekt Prof. Hans Spiegel, Bauunternehmer Fa. Sütfels & Cie, Bocholt. Die Fenster sind funktio nal angeordnet. Vor dem Haus bemerkenswert gestaltete Gartenanlage mit großzügiger Auffahrt und einem rundbogigen Lindenlaubengang. Der Bau, der bewusst auf eine Schauseite verzichtet, dafür aber durch seine expressive Formgebung und bewegte, asymmetrische Linienführung besticht, stellt ein in der Bocholter Villenarchitektur einzigartiges Beispiel für den Experimentierstil der 20er Jahre dar.  

85. Zweigeschossiger freistehender Backsteinbau mit ausgebautem Walmdach und einer zentralen, vierfenstrig Walmdachgaube im Osten und Süden und einer dreifenstrigen im Norden. Erbaut 1924 für Nikolaus Saul, Architekt Josef Nießing. Fassaden mit drei zu zwei Fensterachsen, durch Ecklisenen betont. An der Straßenfassade im Erdgeschoss die mittlere und die rechte Achse als dreifenstriger Segmentbogenerker zusammengefasst. Alle Fenster mit Werksteineinfassungen. Die westliche Gartenfassade erdgeschossig durch einen Verandaanbau mit darüber liegender Terrasse ergänzt. Haupteingang auf der Nordseite.  

91. Eingeschossige, freistehende Landhausvilla im Stil des Art Deco mit ausgebauten, hohen Satteldächern. Erbaut 1927 für den Oberamtsrichter Otto Joerling (1873 - 1955). Architekt Regierungsbaumeister Hans Spiegel, BDA. Im Osten dreigeteilte Fassade. Der dreiachsige, traufseitige Mittelteil wird durch eine Drillingsgaube mit drei spitzen Giebeln betont und im Norden flankiert von einer dreigeschossigen, spitzgiebligen Widerkehr mit je nach Geschoss sich verjüngenden, vierfach, dreifach und zweifach geteiltem Fenster. Der ursprünglich verbretterte Giebel geschossweise leicht überkragend . Im Süden schließt ein zweigeschossiger, halbrunder, flachgedeckter Turm mit je fünf Fenstern die Fassade ab. Seitlicher Hauseingang im Norden. Der ursprüngliche Bau 1956 als "Gerburgisheim" durch Um- und Anbauten im Süden und Westen verändert und erweitert. Seit 1977 wieder privat zu Wohnzwecken genutzt. UB 1994/95, Heft 4/1, S. 58; 2009, Heft 1, S. 57.

Adrion, Alexander

Adrion, geb. 1923 in Berlin, studierte nach Kriegsende Philosophie und Psychologie in Tübingen. Dort lernte ihn Bernhard Honsel aus Bocholt/Stenern kennen, den die Zaubertricks des Kommilitonen so faszinierten, dass er 1948 und 1949 auf der Bocholter Kirmes Vorstellungen des bis dahin noch unbekannten Magiers arrangierte. 1950 machte Adrion die Zauberkunst zu seinem Beruf. Mit seinen "Kammerspielen des Scheins" gastierte er mit großem Erfolg im In- und Ausland.

In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit der Geschichte der Zauberkunst, der orientalischen Magie und der Psychologie der Täuschung. Adrion ist Autor mehrerer Bücher und Verfasser zahlreicher Beiträge für Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen.  

Lit.:
Alexander Adrion, Zauberei, Walter-Verlag AG Olten 1968.
        ders., Debüt in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 20 (1969) H. 2, S. 30-31.
        ders., Die Kunst zu zaubern, Du Mont-Verlag Köln 1978.
        ders., Taschendiebe, C. H. Beck-Verlag München 1992.
Charlotte Kersting, Alexander Adrion - Zauberer und Philosoph, in: UNSER BOCHOLT Jg. 20 (1969) H. 2, S. 29. 

Advent (Brauchtum)

Advent (von lat. advenire=ankommen) ist im christlichen Festkreis die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Christi. Die Adventszeit war ursprünglich eine Fastenzeit und eine Zeit der Buße, die die frühe Kirche auf die Tage zwischen dem 11. November und dem ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Erscheinungsfest am 6. Januar festlegt. Die Adventszeit geht zurück auf das 7. Jahrhundert. In der römischen Kirche gab es zunächst eine wechselnde Zahl zwischen 6 bis 4 Sonntagen. Seit dem Konzil von Trient (1545 - 1563) schreiben die Liturgiebücher den Advent gesamtkirchlich vierwöchig vor. Der erste Advent ist am Sonntag zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember. Die Adventszeit endet am Heiligen Abend.  

Der Advent galt früher als Zeit der Stille und der Besinnung. Die dunkle Jahreszeit lud dazu ein, zur Ruhe zu kommen. In der Zeit des zur Neige gehenden Jahres werden die Tage sichtbar kürzer und dunkler. Johann Bongert (Jabo Candattan) hat diese Dunkelheit in seinem Gedicht "De düstere Dage vör Karßmis" (Die dunklen Tage vor dem Christfest) anschaulich beschrieben.  

Wenn man die Bedeutung des Lichtes in dieser Jahreszeit richtig bewerten will, muss man sich in die Zeit ohne Gas und Elektrizität zurückversetzen. Die Stuben wurden von einem Kienspan oder einer Ölfunzel schwach erleuchtet. Man sehnte sich nach mehr Licht und Sonne.

Ein Lichtzeichen in dieser Zeit ist auch der Adventskranz mit den vier Kerzenlichtern. Die Geschichte des Adventskranzes in der heutigen Form ist noch jung. Sie beginnt in der Adventszeit des Jahres 1839 im "Rauhen Haus", einer diakonischen Station in Hamburg, die als Ursprung der sozial- und seelsorglichen "Inneren Mission" bezeichnet werden kann. Johann Heinrich Wichern, der Gründer der Anstalten, begann 1839 bei den Adventsandachten Kerzen anzuzünden. Zuerst wurden 23 Kerzen aufgestellt und an jedem Abend eine angezündet. Am Heiligen Abend brannten alle 23 Kerzen. Schließlich ließ Wichern einen großen Holzreifen von 2 m Durchmesser anfertigen, um alle Lichter unterzubringen. Später wurde dieser Reif mit Tannengrün umwickelt. Der erste Adventskranz war ein schlichter, runder Holzleuchter. Aber bald schon nahm er die heute vertraute Gestalt mit den vier Kerzen an.  

Anna Lindenberg erzählt: "Im häuslichen Leben der Erwachsenen hatte die Adventszeit früher keinen besonderen Akzent, sie war mit Arbeit angefüllt. Die fromme Erwartung auf die Ankunft des Christkinds beschränkte sich auf die kirchliche Feier, das Evangelium an den Sonntagen und die Lieder, die während des Gottesdienstes gesungen wurden. Die Generation der Großeltern fasste die Adventszeit auch auf als die Vorbereitung auf die Wiederkunft des Herrn am Tage des Gerichtes. Darum wurde noch in vielen Familien, besonders auf dem Lande, am Abend der Rosenkranz gebetet".

Heute hat die Adventszeit in vielen Fällen ihren religiösen Sinn verloren. Advent bedeutet für viele Menschen Stress. Die Innenstädte sind voll, Weihnachtsgeschenke müssen gekauft werden. Statt Stille und Besinnung gibt es einen vollen Terminkalender. Die Werbeindustrie nutzt diese Zeit besonders aus. Lebkuchenherzen und Weihnachtsdekoration finden sich in vielen Supermärkten schon im September. Und statt Adventsliedern werden schon Weihnachtslieder gespielt.

Lit.:
Eugen Ernst, Weihnachten im Wandel der Zeiten, 2. neu bearbeitete Auflage 2000, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 1998.
Johann Bongert, Jabo, Die erste Wende, De düstere Dage vör Karßmis, S. 110.
Anna Lindenberg, Erinnerungen an Alt-Bocholt, Wenn es Winter wurde, S. 31. siehe auch: Weihnachten im Wandel der Zeiten

Aertker, Hermann

Pfarrer an St. Georg von 1945 - 1963, geb. 6. April 1891 in Ostbevern, gest. 23. Juni 1976 in Bocholt. 1913 begann er mit dem Studium der Theologie zunächst in Freiburg (Schweiz) und später in Münster, unterbrochen durch den Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg. Die Priesterweihe empfing er am 10. Juli 1921.

Nach der Zerstörung der Stadt Bocholt und der Pfarrkirche im Zweiten Weltkrieg am 22. März 1945 mussten die seelsorglichen Verhältnisse wieder geordnet werden, weil Pfarrer Kruse, sein Vorgänger, ein Opfer der Bomben geworden war. 1948 begann er mit dem Wiederaufbau der Ruine von St. Georg. Jeden Tag begleitete er die Bauarbeiten. Er setzte durch, dass die Kirche die gotischen Gewölbe erhielt, obwohl die bischöfliche Behörde eine einfache Flachdecke vorgesehen hatte. Weihnachten 1950 konnte die Gemeinde den Gottesdienst zum ersten Mal wieder in der alten Kirche feiern. Fünf Jahre hatte sie sich mit Notunterkünften zufrieden geben müssen. Dreimal zog sie um: von der Schreinerei Böwing in der Weidenstraße in den Keller des Kapuzinerklosters und dann in die Aula des  St.-Georg-Gymnasiums.

Neben dieser Aufgabe und den eigentlichen seelsorglichen Tätigkeiten setzte Pfarrer Aertker seine ganze Kraft ein, andere kirchliche Gebäude und Einrichtungen aufzubauen. Der bescheidene Mann galt als Finanzgenie und besaß Organisationstalent. Für seine Leistung wurde er geehrt mit dem Titel Prälat, päpstlicher Geheimkämmerer.

Aus Krankheits- und Altersgründen trat er 1963 von seinem Amt zurück, blieb aber bis zu seinem Tod am 23. Juni 1976 der Gemeinde als Emeritus treu.

Lit.:
Albert Schwaaf, Bürger der Stadt Bocholt, Monsignore Hermann Aertker, in: UNSER BOCHOLT Jg. 22 (1971) H. 3, S. 17-21, mit Abb. Bocholter Kirchenkalender 1977, S. 30-31.
Handgeschriebene Chronik von Pfarrer Aertker, Pfarrarchiv St. Georg.

St.-Agnes-Hospital

Das St.-Agnes-Hospital ist ein Schwerpunktkrankenhaus in freigemeinnütziger Trägerschaft, das heute 470 Planbetten bereithält.  

Im Jahre 1842/43 gründeten Bocholter Bürger einen "Verein zur Errichtung einer Barmherzigen Anstalt" zur Pflege der Kranken "der ärmeren Bevölkerungsklasse". Die Initiative ging aus vom damaligen Pfarrer von St. Georg Franz Schütte und seinen beiden Vikaren. Bis dahin hatte es nur die "Krankenstuben" im Armenhaus der Stadt gegeben, die aber schon lange nicht mehr ausreichten. Der neue Verein wurde von allen Kreisen der Bocholter Bevölkerung unterstützt und schon im Dezember 1843 konnte ein Haus am Schonenberg erworben werden, wo sich zuvor bis zur Säkularisierung ein Frauenkloster befunden hatte. Die Krankenpflege selbst sollte von Barmherzigen Schwestern aus Münster übernommen werden und tatsächlich konnten am 29. Mai 1844  zwei Schwestern in ihr Amt eingeführt werden. Das Hospital verfügte zunächst über 6 Betten, deren Anzahl im Notfall auf 12 erhöht werden konnte. 1847 erhielt das Haus den Namen "Hospital der hl. Agnes" wegen der Nähe zur Agneskirche, die damals allerdings noch der evangelischen Gemeinde gehörte.

Schon bald wurde eine Erweiterung notwendig, der Vorstand des Vereins erwarb deshalb 1850 zwei weitere Häuser am Schonenberg. Gleichzeitig wurden Statuten verfasst, die alle notwendigen Bestimmungen zur Führung der Anstalt als "moralische Person mit korporativen Rechten und Befugnissen" enthielten.

Eine bedeutende Veränderung erfuhr das Hospital im Jahr 1852. Kardinal Melchior von Diepenbrock schenkte dem Hospital zur hl. Agnes sein Vaterhaus als unveräußerliches Eigentum. In diesem Haus war Platz für 30 Kranke, gepflegt wurden sie von 4 Schwestern.

20 Jahre später reichten die Räume nicht mehr aus, außerdem fehlte es an notwendigen medizinischen Einrichtungen, wie Behandlungsräumen, einem OP-Saal, Bädern und dergleichen mehr. Auf Antrag der behandelnden Ärzte entschloss sich der Rat der Stadt zu einem Neubau am Schonenberg, wo ausreichendes Gelände zur Verfügung stand. dieser Neubau für 50 Kranke wurde 1875 fertiggestellt, seine Kapazität 1896 auf 200 Plätze erweitert. Die evangelische Gemeinde verkaufte 1898 die St. Agnes Kirche, Pfarrhaus und Schulgebäude an das Hospital. Die Kirche wurde nun von den Schwestern und Kranken als Hospitalkirche genutzt. Ab 1926 konnte das Haus nach weiteren Aus- und Anbauten 350 Kranke versorgen.

Bis 1904 hatte das Krankenhaus keinen leitenden Arzt, alle Bocholter Ärzte hatten das Recht, Kranke einzuweisen und dort zu behandeln. Erster Chefarzt wurde Sanitätsrat Dr. Munsch. Das System, alle Bocholter Ärzte auch im Krankenhaus tätig sein zu lassen, war auf die Dauer nicht zu halten. So wurde mit dem 1. April 1937 das Chefarztsystem eingeführt, zunächst für die Chirurgie, dann auch für die Gynäkologie und die inneren Krankheiten. Für die Behandlung weiterer Krankheiten wurden einige weitere Fachärzte zugelassen.

Im Ersten Weltkrieg richtete das Rote Kreuz im St.-Agnes-Hospital ein Lazarett mit 160 Betten ein, die durchgehend mit verwundeten Soldaten belegt waren. Im Zweiten Weltkrieg wurde dort ebenfalls ein Lazarett eingerichtet mit bis zu 250 Betten.

Am 22. März 1945, Gründonnerstag in der Karwoche, wurde das St.-Agnes-Hospital beim Bombenangriff auf Bocholt völlig zerstört. Ein Ausweichkrankenhaus wurde in der Walderholung eingerichtet. Schon am Freitag nach Ostern kamen die ersten Schwestern zurück, um aufzuräumen. Sie errichteten im Keller ein Notquartier; im einigermaßen erhalten gebliebenen Nordflügel wurden die ersten Zimmer eingerichtet. Im Sommer 1949 war der Anbau aus dem Jahre 1907 wieder instand gesetzt, der äußere Wiederaufbau des ganzen Hauses war 1953 abgeschlossen, die folgenden Jahre galten der inneren Ausgestaltung und Modernisierung der medizinischen Einrichtungen.

Im Jahre 1963 entschloss sich der Vorstand des Hauses zu einem Neubau, da die räumlichen und technischen Möglichkeiten am Schonenberg ausgeschöpft waren und nur ein Neubau modernen medizinischen Erfordernissen gerecht werden konnte. Gemeinsam mit der Stadt Bocholt fand man im Rahmen des Planungsverbandes Bocholt-Stenern das passende Gelände am Barloer Weg im heutigen Bocholter Stadtteil Stenern. 1979 bewilligte die Landesregierung den Neubau, der nach 6 Jahren Bauzeit 1985 fertiggestellt werden konnte. Am 3. Juli 1985 zogen Patienten, Pfleger und Ärzte um.

1989 wurde der Neubau der Krankenpflegeschule, die dem Hospital angegliedert ist, fertiggestellt. Erweitert wurde diese Schule 2006 zur Zentralschule für Gesundheitsberufe im Kreis Borken, die zusammen mit dem St.-Marien-Hospital in Borken betrieben wird. Diese Schule bietet heute 150 Ausbildungsplätze an.

Träger des St.-Agnes-Hospitals ist seit 1999 die St.-Agnes-Hospital-gGmbH.

Schon 1999 erfolgte der organisatorische Zusammenschluss mit dem St.-Vinzenz-Hospital in Rhede, 2002 der mit dem St.-Marien-Krankenhaus in Ahaus-Vreden zum Klinikverbund Westmünsterland, dem sich 2007 das St.-Marien-Hospital in Borken anschloss.

Lit.:
Elisabeth Bröker, Aus der Geschichte des Bocholter Krankenhauses 1844-1944, in: Unser Bocholt, 20.Jg. (1969) H.2, S. 2-16.
Karl Gibb, Der Neubau des St.-Agnes-Hospitals, in: Unser Bocholt, 20.Jg. (1969), H.2, S. 48-50.
Ernst Pauls, Zerstörung und Wiederaufbau, in: Unser Bocholt, 20.Jg. (1969) H.2, S. 17-28.
Hubertus Schwerk, Das neue St.-Agnes-Hospital, Planung und Ausführung, in: Unser Bocholt, 36.Jg. (1985), H.2/3, S. 27-29.

Ahold, Gerhard

Gerhard Ahold wurde am 12. Juli 1876 in Mussum geboren und starb am 24. Juni 1950 in Bocholt. Bei der Kommunalwahl im März 1919 wurde er in den Gemeinderat von Stenern gewählt und in allen Wahlen wiedergewählt. Seit 1923 war er Bürgermeister von Stenern und blieb dies bis Anfang 1946. Durch die Straßenbenennung Gerhard-Ahold-Straße am 13. Dezember 1965 wollte die Gemeinde Stenern an ihren langjährigen verdienstvollen Bürgermeister erinnern.

Aholt, Joseph, gnt. Wiesmann

Am 28. Okt. 1806 wurde Joseph Wiesmann als Sohn des Hutmachers Johann Wilhelm Wiesmann und der Anna Elisabeth Aholt geboren.

Den Beruf des Vaters wollte er nicht ergreifen. Sein Interesse galt mehr der Aneignung theologischer Kenntnisse. Als "schreibender Funktionär" nannte er sich auch Gerichtstaxator und Ackersmann. Durch Erbschaftsprobleme wurde Joseph Wiesmann dritter in der Reihe der Gutserben von Aholt und führte den Namen Wiesmann-Aholt. Als Mitbesitzer des Schulzenhofes wohnte Joseph Wiesmann-Aholt auch auf Aholt und bezeichnete sich demnach auch als Ackersmann.

Den Hof Aholt sollte Joseph Wiesmann-Aholt nie erben. Nachdem das Erbe auf Aholt sichergestellt worden war, konnte er in Ruhe den Plan fassen, mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern, um dort eine neue Existenz aufzubauen. 1844 verließ er mit seiner Frau und 6 Kindern Bocholt. Die von ihm verfassten handschriftlichen Bücher tragen die Titel: "Der Abend des Christen oder christliche Betrachtungen", "Liederbuch".

Lit.:
Wilfried F.M.Ahoud, Anmerkungen zum Leben des Joseph Wiesmann-Aholt, in: UNSER BOCHOLT Jg.37(1986) H. 1, S. 20-21.
Volker Schroeder, Die Schriften des Joseph Aholt gnt. Wiesmann, in: UNSER BOCHOLT Jg. 37 (1986) H. 1, S. 12-20.

Aktiengesellschaft Baumwoll-Spinnerei "Rothe Erde" später F. H. Hammersen GmbH

Handelsregistereintrag am 21. Okt 1897. An der Werther Str. 78 wurde ein Jahr später die Spinnerei mit einer Schlichterei errichtet. Im Jahr 1916 wurde der Betrieb stillgelegt und 1918 an die Firma Hammersen, Osnabrück, verkauft. Anfang des Zweiten Weltkrieges liefen 35.000 Spindeln und 360 Webstühle, die 1941 abgestellt wurden. Im April 1946 liefen die ersten Webstühle wieder an, wobei ein Weber mit einem Stundenlohn von 0,75 Reichsmark vier Webstühle bediente. 1992 wurde die Firma von der Dierich-Holding AG, Augsburg, übernommen und zuletzt mit 75 Mitarbeitern im März 1993 geschlossen.

Lit.:
Aus der Geschichte und zum Wiederaufbau der Firma F. H. Hammersen in Bocholt, in: Unser Bocholt,4.Jg.(1953),H.6,S.191-204.
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarb. Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, 255 S.

Aktiengesellschaft für Baumwoll-Industrie

Die Firma wurde von den Gründern Joseph Wiethold, Bernhard Rensing, August Hendrix, Ferdinand Wiethold und Alex Hendrix mit einem Aktienkapital von 565.000,- Mark als Aktiengesellschaft für Baumwoll-Industrie, Bocholt, Industriestr. 1, in das Handelsregister eingetragen. Zweck der Gesellschaft war die Übernahme der Betriebe: Bocholter Färberei & Druckerei Diepenbrock & Co., der mech. Weberei Witwe Meyer, der mech. Weberei Bernhard Rensing und der mech. Weberei Gebr. Giehsing.

1897 beschloss die Generalversammlung eine Erhöhung des Aktienkapitals auf 900.000,- Mark. Mit diesem zusätzlichen Kapital wurde 1898 eine Spinnerei gebaut. Im Dezember 1898 beschäftigte die Firma 33 männliche, 20 weibliche und 6 jugendliche Arbeiter.

1908 verstarb Bernhard Rensing, und Joseph Wiethold sen. schied aus dem Vorstand aus, während sein Sohn Josef Wiethold jun. eintrat. 1911 schied dann auch August Hendrix aus dem Vorstand aus, sodass Josef Wiethold jun. alleiniger Vorstand wurde.

Die Geschäfte müssen wohl nicht gut gegangen sein. Die Generalversammlung beschloss 1912: "Um den Betrieb der Spinnerei aufrecht zu erhalten und evtl. durch Vergrößerung rentabel zu gestalten," sollte jeder Aktionär zwei Drittel seiner Aktien zur Verfügung stellen. Es wurden noch weitere Möglichkeiten vorgeschlagen um die entstandenen Verluste auszugleichen.

Im und nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Betrieb an andere Firmen vermietet, so an Zweigbetriebe der Firma Ww. B. Messing und Stern & Löwenstein, die Kriegs-Hadern-Gesellschaft, die Cord-Ausrüstung Johannes Stadeler und an W. Hoffs & Co.

Die Gesellschaft ging 1934 in Konkurs. Der Betrieb wurde in der Versteigerung von Max und Paul Herding und von der benachbarten Spinnerei & Weberei Herding erworben und dann an Carl Herding weiter verkauft.

Lit.:
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarb. Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, 255 S.

A. & L. Ketteler, Weberei

Die Vettern August und Ludwig Ketteler gründeten im November 1879 die o. g. Firma. Auf einem Grundstück zwischen Ebertstr. (heute Stadtwerke) und der Bahnhofstraße baute man im gleichen Jahr eine mechanische Weberei, die folgende Abteilungen hatte: Schlichterei, Spulerei, Schärerei, Appretur und Websaal.

Um 1900 hatte der Betrieb 108 Arbeitskräfte. Die Gebäude grenzten im Norden an einen schmalen Feldweg, der später zur Hohenstaufenstraße ausgebaut wurde. Die Emissionen des Kettelerschen Werkes belästigten die Villenbesitzer in der Bahnhofstraße so sehr, dass der Standort etwa 1925 aufgegeben und an der Münsterstr. 125 ein neues Werk bezogen wurde.

Die Mitinhaber Wilhelm Steiner und Werner Schopen (Verwandte der Familie Ketteler) hatten 1908 die Firma Wwe. P. Willemsen an der Kaiser-Wilhelm-Str. (heute Karstadt) übernommen. Auch hier produzierte A. & L. Ketteler bis 1945 weiter. In dem Jahr wurde der Betrieb durch Bombenangriffe total zerstört und die Produktion komplett zur Münsterstraße verlegt. Die Anteile der beiden Inhaber gingen später an Verwandte über, nämlich an Wilhelm Essing von Gebr. Essing in Rhede und an Christa von Falkenhausen.

Produziert wurden hauptsächlich Futterstoffe aus Kunstseide und Synthetics. Am 21.08.1984 wurde ein Vergleichsverfahren eröffnet und die Firma später stillgelegt. Die Gebäude wurden am 31.Januar 1997 abgerissen. An deren Stelle befinden sich heute Wohn- und Geschäftshäuser.

Lit.:
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarb. Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, S. 117.

Albert-Schweitzer-Realschule

Eine Schule, die zur "Mittleren Reife" führte, eine sogenannte Mittelschule, gab es in Bocholt schon seit dem Jahre 1938. Allerdings begann die Mittelschulzeit erst nach der 6. Klasse für ausgewählte, besonders begabte Schülerinnen und Schüler der Volksschule. Im Herbst 1944 musste der Schulbetrieb wegen der ständigen Bombenangriffe eingestellt werden. Der Wunsch nach einer Schule zwischen Gymnasium und Volksschule wurde jedoch schon bald nach Ende des Krieges wieder laut.

Der Schulausschuss der Stadt Bocholt diskutierte am 22. Juli 1947 zum ersten Mal über die Errichtung einer Mittelschule, auch um der Stadt "einen Standortvorteil zu verschaffen". Am 27. Februar 1948 stellte die Stadt Bocholt den entsprechenden Antrag an den Regierungspräsidenten Münster auf Genehmigung, die am 15. April 1948 erteilt wurde. Der Unterrichtsbetrieb wurde sofort mit zwei fünften Jahrgängen aufgenommen, erster Schulleiter wurde Clemens Brameyer. 1951 wurden die Mittelschulen in NRW in Realschulen umbenannt. Die inzwischen gewachsene Realschule Bocholt wurde zu dieser Zeit von 135 Mädchen und Jungen besucht. Der Einzugsbereich umfasste nicht nur die Stadt Bocholt und das Gebiet des ehemaligen Amtes Liedern-Werth, sondern auch Teile des Kreises Borken, von Wesel und Rees. Allerdings war die Raumnot noch groß. Jahr für Jahr mussten Mädchen und Jungen, obwohl sie die Aufnahmeprüfung bestanden, abgewiesen werden. Jedoch lehnten Schulausschuss und Oberstadtdirektor jede Erweiterung ab, da kein Geld für neuen Schulraum vorhanden war. Unterrichtet wurde nach wie vor im Schichtbetrieb im St. Georg-Gymnasium, wechselweise von 8-13 und von 14-19 Uhr.

1955 begann die Stadt Bocholt mit der Planung eines eigenen Schulgebäudes für die Realschule. Der Neubau- zwischen Herzogstraße und Auf der Recke gelegen - konnte zum Schuljahresbeginn 1957/58 bezogen werden.

Rektor Brameyer wurde am 6.4.1967 in den Ruhestand verabschiedet, sein Nachfolger wurde Alfred Paetzoldt. Im Schuljahr 1963/64 hatte die Schule 524 Schülerinnen und Schüler, das Gebäude war nach wenigen Jahren wieder zu klein. Eine zweite Realschule für das südliche Bocholt wurde in Angriff genommen. In diesem Zusammenhang erhielt die Schule ihren heutigen Namen:"Albert-Schweitzer-Realschule", die zweite Realschule den Namen "Israhel-van-Meckenem-Realschule". Mit dem Schuljahr 1969/70 wurde für die Realschule in NRW die differenzierte Oberstufe eingeführt, Schüler und Schülerinnen der 9. und 10. Klassen können seitdem zwischen dem fremdsprachlichen, dem mathematisch-naturwissenschaftlichen und dem sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt wählen.

1983 wurde Realschuldirektor Alfred Paetzoldt nach 25-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet, Nachfolger wurde Josef Veltmann. Angesichts steigender Schülerzahlen baute die Stadt 1988 vier zusätzliche Klassenräume im denkmalgeschützten Wasserturm aus, weitere Räume erhielt die Schule im ehemaligen Waisenhaus, dem früheren Diepenbrockheim, (anschließend Fachhochschule Gelsenkirchen-Abteilung Bocholt und heute u.a. auch Domizil für das Studienseminar für Lehrämter an Schulen sowie einer Dependance des Stadtarchivs).

Rektor Josef Veltmann erreichte im August 2004 den Ruhestand, mit Beginn des Schuljahres 2005/06 trat Klemens Kerkhoff seine Nachfolge an.

Lit.:
Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Albert-Schweitzer-Realschule, Hrsg.: Albert-Schweitzer-Realschule, Bocholt, 1998.
Elisabeth Bröker, Realschulen, in: "Ein Gang durch Bocholts Schulgeschichte", in: UNSER BOCHOLT Jg. 30 (1979), H. 3, S. 26-27.

Albert-Stolte-Weg

Dieser Weg in Suderwick wurde nach dem letzten Suderwicker Bürgermeister, Albert Stolte (1904-1975), benannt.

Aldenkortt & Quarz

Bocholter mechanische Weberei, gegründet am 28. Januar 1873 in gemieteten Räumen bei Schuster & Dübigk, Bismarckstr. 27-29, von Karl Aldenkortt und Heinrich Quarz. Seit 1875 ersetzte Frau Wilhelm Bitterberg den verstorbenen Karl A.. 1895, mit Ausscheiden des H. Quarz aus der Firma, Umbenennung des Betriebes in "Aldenkortt & Co.". 1908 gehörte die Firma Wilhelm Bitterberg (1836-1922) und befand sich in Miete bei Wilhelm Mayland, Nordwall 47.

Lit.:
Eduard Westerhoff, Die Bocholter Textilindustrie. Unternehmer und Unternehmen, 2. überarb. Aufl., Verlag Temming Bocholt 1984, 255 S., S. 73

Alff, Dr. jur. Johannes

Zwölf Jahre lang, von 1910 bis 1922, war Dr. Alff zweiter Bürgermeister in Bocholt. In diesen Jahren widmete er sich vor allem sozialen Fragen. Sein bedeutendstes Werk war die Schaffung der Lungenheilstätte "Walderholung" am damaligen nördlichen Stadtrand, in der viele Kinder und anfänglich auch Erwachsene gegen die Mangelkrankheit TBC mit körperlicher Ruhe und guter Ernährung behandelt wurden.

Johannes Alff wurde am 15. November 1881 in Straßburg geboren. Sein Abitur legte er in Münster ab und studierte von 1900 bis 1903 Jura in Freiburg, München, Marburg und Münster. Nach seinem Referendariat 1903 bis 1907 promovierte er 1909 in Münster. Anfang 1910 trat er in die Stadtverwaltung Hamm ein und ab 1. Juli 1910 als Beigeordneter und Stellvertreter des ersten Bürgermeisters in den Dienst der Stadt Bocholt.

1922 verließ Dr. Alff Bocholt, um in Emmerich am 11. Mai das Amt des Bürgermeisters zu übernehmen. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Alff dort zunächst am 1. April 1933 beurlaubt, dann zum 30. April 1934 aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt. Darauf kehrte er nach Bocholt zurück und eröffnete eine Rechtsanwaltskanzlei, die er bis ins hohe Alter betrieb.

Johannes Alff starb am 10. Dezember 1973 in Bocholt. Seine Dienstzeit war geprägt vom 1. Weltkrieg und den nachfolgenden Notjahren. Durch sein soziales Engagement machte er sich auch in dieser schweren Zeit einen Namen. Die Stadt Bocholt setzte ihm schon zu Lebzeiten, kurz nach seinem Amtsantritt in Emmerich, ein Denkmal, indem sie eine an "seiner" Walderholung entlang führende Straße nach ihm benannte. Um 1936 wurde die Straße wegen der politischen Missliebigkeit Alffs in Waldstraße umbenannt. Diese Umbenennung überdauerte die Nazizeit jedoch nicht: Nach 1945 hieß sie wieder Alffstraße.

Alffstraße

Die Alffstraße erinnert an Dr. jur. Johannes Alff (1881-1973), der die Lungenheilstätte "Walderholung" am damaligen nördlichen Stadtrand initiierte. Die Stadt Bocholt setzte ihm schon zu Lebzeiten ein Denkmal, indem sie eine an "seiner" Walderholung entlang führende Straße nach ihm benannte.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987), H.2/3, S. 87.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.

Alfred-Flender-Straße

Die Alfred Flender-Straße soll an den Unternehmer Dr. h. c. Alfred Flender (1900-1969) erinnern.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987), H. 2/3, S. 87-88.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72

Aloysianastraße

Die Aloysianastraße soll an die Schwester Aloysianis (Katharina Tielkes 1893-1974), vom Orden der Schwestern der göttlichen Vorsehung, gedenken.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 40 (1989), H. 3, S. 54.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.

Aloysianis, geb. Katharina Tielkes

(Ehrenbürgerin der Gemeinde Holtwick)

Katharina Tielkes wurde am 30.08.1893 in Holtwick geboren. Sie trat 1919 in den Orden von der Göttlichen Vorsehung in Münster ein. Im Ersten Weltkrieg war sie als Krankenschwester in verschiedenen Frontlazaretts tätig, wofür sie auf der Ehrentafel für die Kriegsteilnehmer der Gemeinde Holtwick genannt wurde.

Am 14.07.1920 ging sie in die Mission in die von deutschen Auswanderern in Brasilien gegründete Stadt Blumenau. An dem dortigen primitiven Krankenhaus arbeitete sie zunächst als Röntgenschwester, wobei sie durch Verstrahlung einen Arm bis zum Ellbogen verlor. Durch ihre Tatkraft wurde das Krankenhaus modern ausgebaut. 1960 erhielt sie deswegen den Ehrenbürgerbrief dieser Stadt, dem am 24.04.1962 die Ehrenbürgerwürde ihrer Heimatgemeinde Holtwick folgte, in der eine Straße nach ihr benannt wurde. Am 29.04.1974 verstarb Schwester Aloysianis in Blumenau und wurde dort beerdigt.

Lit.:
Elisabeth Bröker, Von Holtwick nach Brasilien, in: UNSER BOCHOLT Jg. 11 (1960) H. 1, S. 33-34.
Werner Schneider, ...aus Steinen Gold machen. Adelgonde Wolbring, Schw. Marie Aloysia, Schwester Unserer Lieben Frau. Lebensbild einer deutschen Ordensfrau des 19. Jahrhunderts, in: UNSER B0CHOLT Jg.30 (1979) H.2, S.5-35.
Werner Schneider, LIAL-Schule. Eine Schule, benannt nach Lisette Kühling und Adelgonde Wolbring, in Whitehouse, Ohio,USA, in: UNSER BOCHOLT Jg. 35 ( 1984) H.4,S.33-45.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53 ff.

Am Alten Wehr

Auf einer Karte aus dem Jahre 1645, abgebildet im Heimatkalender Westmünsterland 1922, ist ein Wasserlauf eingezeichnet mit dem Namen mittelste Landwehr, der durch das Gelände des heutigen Bärendorf fließt und in Höhe der Kleingärten in die Alte Aa mündet. In UNSER BOCHOLT H. 4, 1988, heißt es: "Etwa in Höhe der Willy-Brandt-Straße ist ab Kaiser-Wilhelm-Straße ein Wasserlauf eingezeichnet, der nach Nordwesten führt und nach 1850 m in die Alte Aa mündet. Er wird als "Landwehr" bezeichnet".

Bei Ausschachtungsarbeiten im Bereich der Alten Aa wurden Holzteile gefunden, die auf ein Stauwehr schließen ließen. Die Straße Am Alten Wehr hat hierdurch ihren Namen erhalten. Bevor die Straße ausgebaut wurde verlief hier ein schmaler Fußweg, der die Bärendorfstraße mit der Straße An der Alten Aa verband. Er hieß einfach "et gröne Weggsken".

Lit.:
Abb. Karte aus dem Jahre 1645, in: Heimatkalender Westmünsterland Jg. 1922, S. 280.
Anton Schmeddinghoff, in: Lebendige Vergangenheit, S. 21.
Werner Sundermann, Georg Letschert, Die hessischen Befestigungsanlagen des Dreißigjährigen Krieges, in: UNSER BOCHOLT Jg. 49 (1998) H. 4, S. 3-23.

Amnesty International (ai)

Amnesty international wurde 1961 von dem britischen Rechtsanwalt Peter Beneson ins Leben gerufen. Er ließ am 28. Mai 1961 in mehreren überregionalen Zeitungen verschiedener Länder einen Appell mit dem Titel "Die vergessenen Gefangenen" veröffentlichen, in dem zu einer Kampagne für die Freilassung politischer Gefangener aufgerufen wurde. Schon in den ersten Wochen meldeten sich über 1000 interessierte Mitstreiter. Innerhalb des ersten Jahres des Bestehens von ai entstanden insgesamt sieben nationale Sektionen, darunter auch die deutsche. Inzwischen zählt amnesty international mehr als eine Million Mitglieder in mehr als 140 Staaten.

Immer geht es bei der Arbeit von amnesty international um den Kampf gegen schwerwiegende Verletzungen des Rechts auf körperliche und geistige Unversehrtheit sowie der Rechte eines jeden Menschen auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung, auf Freiheit von Diskriminierung auf Grund von ethischer Abstammung, Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, nationaler oder sozialer Herkunft, wirtschaftlichem oder anderem Status.

Die Bocholter Ortsgruppe von amnesty international wurde im Herbst 1978 gegründet. Gruppensprecher ist Prof. Dr. Rainer Nawrocki.

Der erste Fall der Bocholter Gruppe war der eines politischen Gefangenen, der ohne Anklage in Uruguay einsaß. Zahlreiche Briefe wurden an den Präsidenten geschickt, mit der Familie des Inhaftierten wurde Kontakt aufgenommen und schließlich erreicht, dass er Anfang 1984 freigelassen wurde. Leider starb er kurz nach seiner Freilassung an den Folgen des Gefängnisaufenthaltes. Seitdem macht ai immer wieder auf aktuelle Menschenrechtsverletzungen in aller Welt mit unterschiedlichen Aktionen aufmerksam.

Die Aktivitäten der letzten Jahre:
Im Jahr 2003 lag der Schwerpunkt der Bocholter ai-Gruppe auf Menschenrechtsverletzungen an Frauen. In der alten Molkerei wurden sowohl Texte russischer Dichter als auch dokumentarische Texte über Menschenrechtsverletzungen in Russland von der bocholter bühne vorgelesen. Ein Vortrag im Medienzentrum befasste sich mit Frauen und Mädchen, denen auf der Flucht aus Kriegsgebieten sexuelle und körperliche Gewalt angetan wird. Aufklärungsarbeit über ai fand statt an Schulen in Rhede und Ahaus, außerdem über Infostände in Rhede und in der Fußgängerzone in Bocholt.

Im Februar 2004 übertrug das internationale Sekretariat von amnesty international in London der Bocholter Gruppe einen "Fall" von Gefangenenmisshandlung in Albanien. ai Bocholt schrieb Briefe und forderte von den Behörden Aufklärung und Strafverfolgung. In der Kirche St. Georg und in der Christuskirche fanden zwei Gottesdienste zum Thema Kindersoldaten im Kongo statt. Infostände für die Öffentlichkeit gab es auf dem Eine-Welt-Tag auf dem Marktplatz, beim Rheder Scoutstock-Festival, beim Santana-Konzert in Bocholt und am 2. Oktober vor der Sparkasse Westmünsterland. Die "Verstaigerung" handsignierter Bücher der Autoren Paolo Coelho, John Irving, Carola Stern, Walter Jens und Marcel Reich-Ranicki brachte 1.500 Euro für amnesty international.

In der Heilig-Kreuz-Kirche erbrachte das Benefizkonzert "Die Heimkehr des Odysseus" am 12. Januar 2005 die Spendensumme von 1.900 Euro. An einem Briefschreibeabend im April konnte jeder unter Anleitung Briefe an Regierungsbehörden schreiben und sich für die Freilassung politischer Gefangener oder das Ende von Folterungen einsetzen. Dieser Abend wurde im Oktober wiederholt.

Ab dem Frühjahr 2006 beteiligte sich die Bocholter Gruppe an einer Kampagne zu Ländern Zentralamerikas. Es ging um drei Schwerpunktthemen:

- Gewalt gegen Frauen in Guatemala
- Landrechte in Guatemala, Amnesty international fordert klare Bestimmungen zur gerechten Lösung von Landkonflikten.
- Verschwundene Kinder in Guatemala und El Salvador

In diese Themen hat sich ai Bocholt eingearbeitet und begonnen, Briefe zu einzelnen Fällen zu schreiben.

Darüber hinaus wurden die Briefschreibeabende in der Stadtbücherei fortgesetzt.

Lit.:
Carola Korff und Anne Nienhaus, 25 Jahre amnesty international in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 54 (2003), H. 4, S. 108-109. Jahresbriefe amnesty international 2003-2006.

Amtsgericht

1.) Die unterste Stufe der allgemeinen deutschen Gerichtsbarkeit. Amtsgerichte wurden in Deutschland auf Grund der neuen Gerichtsverfassung mit Wirkung vom 1. Oktober 1879 gegründet. Auch Bocholt, für das bis zu diesem Zeitpunkt das Kreisgericht Coesfeld und das Appellationsgericht in Münster zuständig waren, erhielt ein eigenes Amtsgericht, dessen übergeordnete Instanz nunmehr das Landgericht Münster wurde. Es war zuständig für bürgerliche Rechtsstreitigkeiten und die Strafgerichtsbarkeit erster Instanz sowie für verschiedene Aufgaben der freiwilligen Gerichtsbarkeit wie Grundbuch-, Nachlass-, Register-, Vollstreckungs- oder Vormundschaftssachen. Ab 1. Juli 1977 wurden diese Aufgaben um die Familiengerichtsbarkeit erweitert.

Zum Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Bocholt gehören die Städte Bocholt, Isselburg und Rhede. Mit Wirkung vom 1. Juni 1951 wurden außerdem beim Bocholter Amtsgericht eine auswärtige Strafkammer des Landgerichts Münster gebildet und eine Zweigstelle derStaatsanwaltschaft Münster errichtet, zuständig für die Bezirke der Amtsgerichte Bocholt und Borken. Waren zur Zeit seiner Gründung beim Amtsgericht Bocholt 2 Richter und 21 weitere  Bedienstete beschäftigt, so sind es 125 Jahre später 10 Richter, 10 Rechtspfleger und 49 weitere Bedienstete sowie 5 Bewährungshelfer und 4 Bedienstete der Bewährungshilfe.

2.) Das Gebäude am Benölkenplatz. Das Bocholter Amtsgericht war seit seiner Gründung zunächst im Bocholter Rathaus ( Histor. Rathaus) untergebracht. Als hier der Platz zu eng wurde und die Stadtverwaltung die Räume für eigene Zwecke benötigte, verkaufte die Stadt mit Vertrag vom 6.05.1906 dem Justizfiskus ein 2772 qm großes Grundstück am Neuplatz, heute Benölkenplatz, zur Errichtung eines amtsgerichtlichen Geschäftsgebäudes und eines Gerichtsgefängnisses. Nach Plänen des Ministeriums für öffentliche Arbeiten in Berlin und Ausführungszeichnungen des Staatshochbauamtes in Recklinghausen wurde Anfang 1910 mit dem Neubau begonnen, der nach seiner Vollendung am 9. Oktober 1911 der Justizverwaltung übergeben werden konnte.

Die Baukosten beliefen sich auf 329.000 Mark für die Errichtung und 28.000 Mark für die Einrichtung der Gebäude. Der Baustil des Amtsgerichts mit Elementen des Historismus und des damals populären Jugendstils entspricht dem zahlreicher Justizbauten aus damaliger Zeit. Das großzügig geplante Gebäude ist in der Vergangenheit laufend renoviert worden und wird heute noch rentabel genutzt. Hinter dem Amtsgerichtsgebäude , wo sich früher ein Gerichtsgefängnis befand, ist bis Ende 2006 ein aufwendiger moderner Anbau errichtet worden. In dem so entstandenen Justizzentrum sind jetzt alle Bocholter Justizbehörden einheitlich untergebracht: das Amtsgericht, das Arbeitsgericht und die Staatsanwaltschaft.

Lit.:
Elisabeth Bröker, Zur Geschichte des Bocholter Gerichtswesens, in: UNSER BOCHOLT Jg. 2(1951), H. 8, S.157-168.
Werner Wilkat, Ausschnitte aus der Entwicklung des Amtsgerichts Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 21 (1970) H. 1, S. 24-34.
Werner Wilkat, 100 Jahre Amtsgericht, in: UNSER BOCHOLT Jg. 30 (1979) H. 4, S. 3-10.
Bernhard Fissan, 1911-1986. 75 Jahre Amtsgericht am Benölkenplatz. Ein Gebäude erinnert sich, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987) H. 1, S. 3-12.
Franz Josef Belting, Die Gerichtsbarkeit in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004), H. 3, S. 65-71.

Amtskette des Bürgermeisters 

1965 beauftragte der Rat der Stadt Bocholt die Kölner Goldschmiedin Prof. Elisabeth Treskow mit der Herstellung einer Amtskette für die Bocholter Oberbürgermeister (später Bürgermeister). Die Kette besteht aus 18-karätigem Gold und trägt ein Medaillon mit dem Siegel der Stadt Bocholt in Silber mit Tiefschnittemaille. Das Siegel wird eingefasst von einem goldenen Rand, auf dem aus Golddraht gebogen die Buchstaben stehen: Sigillum Burgensium de Bocholte.

Lit.:
Werner Schneider, in: UNSER BOCHOLT Jg. 17 (1966) H. 2, S. 1-6.

An der Alten Aa

Diese Straße verdankt ihren Namen dem Überlaufbett der Aa. In einer Karte von 1842 wird dieser Überlauf als Alte Aa oder auch als Bär bezeichnet. Bär wurde der Damm eines Festungswerkes genannt, der eine Außenbastion mit der Stadtmauer verband und mittels einer Schleuse die Regulierung des Wasserstandes der Stadtgräben übernahm.

Der Name wird offenbar vom mittellateinischen berum (frz. barbadeau) abgeleitet. Etwa in Höhe der heutigen Sportplatzanlagen vom TuB Bocholt teilt sich die Alte Aa in Heggenaa und Alte Aa. Vermutlich war die Alte Aa ein bereits bestehender Graben, der nach einer Aa-Regulierung als deren Überlaufbett ausgebaut worden war. Das Flussbett der Alten Aa lag so hoch, dass beim Überschreiten bestimmter Wasserstände in der Aa das Hochwasser auch durch die Alte Aa in die Issel abfließen konnte.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987) H. 2/3, S. 84-94. Info-Tafel "Bär", Stadtbefestigung Rees.

An der Bleiche

Die Aa führte vor ihrer industriellen und durch Abwässer hervorgerufenen Verschmutzung noch gutes und klares Wasser, sodass die Hausfrauen ihre Wäsche hier waschen konnten. Anschließend wurde diese dann zum Bleichen auf dem Rasen ausgebreitet. Im Heimatkalender des Kreises Borken und der Stadt Bocholt aus dem Jahre 1929 heißt es: Auf dem grünen Wiesenplan am Rawertor waren in langen Bahnen Leinwandstücke zum Bleichen ausgebreitet, von emsigen Mägden immer wieder besprengt und begossen". Diese "Bleichen", (im Südwall, am Neutor und an der Schleuse) waren auch eine kleine Einnahmequelle. 1821 konnten für 3 Bleichen 20 Taler eingenommen werden. Die ersten Häuser An der Bleiche wurden vom Bocholter Bauverein im Jahre 1925 errichtet.

Das vom Stadtarchiv herausgegebene Foto des Monats August 2009 zeigt diese Bleiche, die der heutigen Straße parallel zur Bärendorfstraße und zur Straße An der Alten Aa und von der bisherigen Feuerwache bis zur Wesselstraße reichend ihren Namen gab.

Die Beschreibung dort lautet:
"Über die Schleusenbrücke gelangte man zu den stillen Gärten am einstigen Grunewall. Wer hier nach rechts in den schmalen Sandweg abbog, erreichte das alte Bauernhaus unter den mächtigen Linden, das 1900 dem Neubau der höheren Töchterschule (heute Mariengymnasium)weichen musste. Dort wohnte der jeweilige Bleichenwächter. Er schlief in den warmen Sommernächten mit seinem Spitz inmitten der ausgebreiteten Wäsche, da es seinerzeit gelegentlich vorkam, dass Kleidungsstücke oder Wäsche gestohlen wurden.

Die Bleiche selbst erstreckte sich westwärts auf einem von Gräben und Fußwegen durchzogenen Gelände zwischen der Aa und der Alten Aa. Sie war Eigentum der Stadt Bocholt, die das Gebiet auch als Gras- und Weideland verpachtete. 1872 wurden am Flussufer insgesamt 14 Stege, sogenannte Waschbrücken, angelegt. Von dort aus reinigten die Frauen ihre Textilien im Aawasser und legten sie auf der angrenzenden Wiese zum Trocknen und Bleichen in der Sonne aus."

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 38 (1987) H. 2/3, S. 84-94.
Wolfgang Tembrink, Bildbeschreibung zum Foto des Monats August 2009 des Stadtarchivs Bocholt, Bocholt 2009.

Angebotsschule, städtische Angebotsschule

1968 wurde die Diepenbrockgrundschule durch Sondergenehmigung des Kultusministers als Montessorieinrichtung anerkannt.

Eltern, die in Bocholt wohnen, können wählen, ob sie ihr Kind zu der nächstgelegenen katholischen Grundschule, Gemeinschaftsgrundschule oder zur Montessorischule schicken.

Annaberg, Wallfahrt Haltern zum Annaberg 

Älter als die Wallfahrten nach Kevelaer ist die Wallfahrt zum Annaberg nach Haltern.

Urkundlich erwiesen ist, dass schon vor 1378 auf dem Annaberg eine Kapelle gestanden hat, die vermutlich der Mutter Maria geweiht war.

Im Jahre 1556 hört man vom heutigen Annaberg. Dies ist wohl die Zeit der ersten Anna-Wallfahrten.Bereits 1620 ist von einer größeren Wallfahrt aus Bocholt zum Annaberg die Rede. Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebte diese Wallfahrt sehr auf. Sie zählte zeitweise 400 bis 600 Teilnehmer.

Auch diese Wallfahrt war zunächst eine Fußwallfahrt. Dann pilgerte man mit Pferd und Wagen, später mit der Eisenbahn und zuletzt mit Omnibussen. 1766 beanstandete die fürstbischöfliche Regierung, dass abergläubische Bräuche, wie das Mitführen von Tieren bei Prozessionen, um sich gegriffen hätten. Vor der Wallfahrt 1787 wurde aufgrund einer kurfürstlichen Verordnung die Wallfahrt zum Annaberg verboten. Als Begründung wurden "allerhand Unordnungen, Insolenzien und Scandalen" angegeben. Aber weiterhin wurde die Schutzpatronin der Familie, die Hl. Mutter Anna, verehrt.

Die Fußprozession wurde 1895 durch einen Beschluss des Pfarrers Franz Richter in eine Bahnprozession umgewandelt. Im gleichen Jahr wurde auch zum ersten Mal eine Bahnprozession nach Kevelaer (s. Familienwallfahrt Kevelaer) durchgeführt.

Die Annaberg-Wallfahrt hat nach dem 2. Weltkrieg Teilnehmer verloren. 1985 waren es, einschließlich jener aus Rhede und den umliegenden Bauernschaften, noch etwa 150 Pilger. Heute pilgern nur noch einzelne kleine Gruppen und Vereine zum Annaberg.

Lit.:
Kirchenkalender 1985 Seite 106/107 "Hallo, Ihr Bocholter, hier spricht Anna".
Heinz Terhorst, Chronik der Bocholter Kirchengeschichte, Bocholter Quellen und Beiträge Bd. 8.
Dr. Elisabeth Bröker, 250 Jahre Fußprozession Bocholt-Kevelaer, in: UNSER BOCHOLT Jg. 34 (1983) H. 2.

siehe auch:
Wallfahrt Kevelaer: Fußwallfahrt, Familienwallfahrt, Radwallfahrt Frauen, Radwallfahrt Männer. Wallfahrt Marienbaum.

Anna-Lindenberg-Weg

Dieser Weg soll an die Erzählerin, Chronistin und Ehrenmitglied des Bocholter Vereins für Heimatpflege,Anna Lindenberg (1884-1978), erinnern.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 40 (1989), H. 3, S. 62.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.

Quelle:
Gerhard Schmalstieg, Woher hat die "Schwartzstraße" ihren Namen?

Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule

Aufgrund der wachsenden Bevölkerung und des steigenden Zuzugs junger Familien im neuen Stadtteil Feldmark(-West) wurde schon 1998 der Bau einer Grundschule dringlich. Im Schuljahr 2001/2002 konnte sie dann an der Wiesenstraße eröffnet werden und erhielt den Namen "Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule". Erste Schulleiterin wurde Gesine Hoffmann, die Schule begann mit fünf Klassen und 110 Schülern. Wie die Bevölkerungszahl im Siedlungsgebiet Feldmark-West stieg auch die Schülerzahl der  "Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule"  Deshalb entsteht zur Zeit ein neues Nebengebäude, das zu den Osterferien bezugsfertig sein soll.

Derzeit besuchen 294 Kinder in 12 Klassen die Schule. Sie bietet neben der "Verlässlichen Halbtagsschule" (Betreuung von 7.30 - 13.30 Uhr) auch  die "Offene Ganztagsschule" (Betreuung von 7.30 - 16.30 Uhr)

Am 18.Januar 2007 hob der Orkan "Kyrill" das Dach der Schule ab, 130 Schüler wurden deshalb in Nachbarschulen unterrichtet. Die Wiederherstellung ist abgeschlossen.

Anwaltsverein Bocholt e.V.

Der Anwaltsverein Bocholt e. V. ist ein frewilliger Zusammenschluss der Bocholter Rechtsanwälte. Der Verein wurde etwa 40 Jahre nach seiner Gründung 1968 im Vereinsregister eingetragen. Sein Zweck ist die Wahrnehmung der Standesehre seiner Mitglieder und die Vertretung der Berufsinteressen der Anwaltschaft. Der Verein ist Mitglied des Deutschen Anwaltvereins e. V., dessen Aufgabe in der Wahrung, Pflege und Förderung aller beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der Rechtsanwaltschaft besteht, insbesondere durch Förderung von Rechtspflege und Gesetzgebung sowie durch Pflege des Gemeinsinns und des wissenschaftlichen Geistes der Rechtsanwaltschaft.

Lit.:
Wilhelm Schlatt, Die Anwaltschaft in Bocholt, in: UNSER BOCHOLT Jg. 30 (1979) H. 4, S. 26.

Apostelkirche

Mit der Aufteilung der evangelischen Kirchengemeinde in zwei Bezirke erwuchs in den 50er Jahren das Bedürfnis nach einem neuen evangelischen Gemeindezentrum für den Südteil der Stadt. 1957 erwarb die Gemeinde ein Gelände "am Rosenberg". Als erstes Gebäude war 1959 das Pfarrhaus fertig. Die Grundsteinlegung der Kirche (und der Melanchthonschule) erfolgte am 22. Juni 1962. Ihre Einweihung fand am 8. Dezember 1963 statt. Architekt der Apostelkirche war die Gemeinschaft Hübotter, Ledeboer und Busch aus Hannover.

Die künstlerische Gestaltung des Innenraums und sakraler Gegenstände lag in den Händen der Professoren A. Rickert (Bielefeld) und F. Rickert (München).
Glocken: Gebrüder Rincker (Sinn / Dillkreis)
Orgel: Steinmann (Vlotho; erst 1967).

Weitere "Bausteine" des Gemeindezentrums:
Turm-Jugendheim (1964),Friedrich-Fröbel-Kindergarten (1966), Gemeindehaus (1969), Altentagesstätte (1976).

Lit.:
Evangelische Apostel-Kirche zu Bocholt. Festschrift zur Einweihung der Kirche am 8. Dezember, dem 2. Advent 1963.
Die Apostelkirche - Architekten und Künstler berichten, in: UNSER BOCHOLT Jg. 15 (1964) H. 1, S. 12-14.

Eispalast "Arabisches Café"

Am 25. Sept. 1894 erwarb Joh. Bernh. Geuting zu Spork vom Fabrikarbeiter Jos. Wilh. Eimers, Bocholt, ein Grundstück an der Karolingerstr. 15. Sein Bruder Th. Geuting errichtete 1896 dort ein dreigeschossiges Hotelgebäude im neugotischen Stil. 1897 wurde ein Anbau für ein sogenanntes Arabisches Café zugefügt. Die Ausstattung war äußerst extravagant. Es gab wechselnde Besitzer und wechselnde Bestimmungen für das Haus. Zerstörung 1945. Das Arabische Café wurde zum Inhalt des Gedichtes "Calais 1918" von Ludwig Bußhoff.

Lit.:
Ludwig Bußhoff, Calais 1918, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 50 (1999),., H. 4, S. 166.
Wilhelm Seggewiß, Nachtrag bzw. Berichtigung zu "Bocholter Straßen erzählen Geschichte", in: UNSER BOCHOLT, Jg. 41 (1990) H. 1, S. 35.
Günter Wevers, Eispalast "Arabisches Café", Geschichte des Hauses Karolingerstraße Nr. 15, in: UNSER BOCHOLT, Jg. 40 (1989), H. 4, S. 21-22.

Arbeiter- und Soldatenrat

Nach der Abdankung des deutschen Kaisers zogen am 10.11.1918 Soldaten der Bocholter Garnison lärmend durch die Straßen der Stadt, Heimkehrer von der Front schlossen sich ihnen an. Das Vorratsmagazin wurde -auch unter Beteiligung Bocholter Bürger- geplündert.

Zuvor hatte am 6.11.1918 eine Versammlung des Christlichen Textilarbeiterverbandes gemeinsam mit dem sozialdemokratisch orientierten Freien Verband stattgefunden. Zu den im Anschluss befürchteten Ausschreitungen kam es aber nicht, man beschloss die Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates (ASR), der sich dann in der Schule an der Herzogstraße konstituierte.

Als Hauptaufgabe stellte sich der ASR, Ordnung und Sicherheit in der Stadt wiederherzustellen, was ihm aber nur begrenzt gelang. Heimkehrende, durchziehende Truppen stellten den ASR durch Vandalismus und Plünderung immer wieder vor Probleme.

Bis Februar 1919 bestand der ASR, als er dann in einer Bürgerversammlung aufgelöst wurde.

Quelle:
Manuskript: Stadtarchiv Bocholt, bearbeitet von Gerhard Schmalstieg, nach Lomberg, Klaus, Die Bocholter Arbeiter- und Soldatenräte, Schriftliche Hausarbeit. Erste Staatsprüfung für das Lehramt Primarstufe, Münster 1997. (Exemplar im Stadtarchiv Bocholt).

Arbeitsgericht

Es ist die erste Instanz der besonderen Gerichtsbarkeit für Arbeitssachen. Das Arbeitsgericht ist zuständig für Rechtsstreitigkeiten

a) zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern aus dem zwischen ihnen bestehenden Arbeitsverhältnis,
b) zwischen Arbeitnehmern aus gemeinsamer Arbeit,
c) zwischen Tarifparteien oder zwischen diesen und Dritten aus Tarifverträgen sowie
d) für bestimmte Fälle des Betriebsverfassungsgesetzes.

In Bocholt wurde die Arbeitsgerichtsbarkeit zunächst vom Arbeitsgericht Wesel wahrgenommen, das regelmäßig Gerichtstage in Bocholt abhielt. Seit dem 1. Januar 1982 ist ein selbständiges Arbeitsgericht Bocholt errichtet worden, das seinen Sitz in dem Dienstgebäude Münsterstraße 76 hatte, bis es Anfang 2007 seine neuen Diensträume im Justizzentrum Bocholt erhielt. Zur Zeit sind beim Arbeitsgericht Bocholt 4 Richter, 1 Rechtspfleger und 10 weitere Mitarbeiter beschäftigt.

Zuständig ist das Arbeitsgericht Bocholt für die Kreise Borken, Coesfeld und Ahaus.

Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Bocholt

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde wurde in den Jahren 1994 bis 1996 aufgebaut. Die Archivalien kamen aus den drei Gemeindebezirken, von der Architektin I. Jansen und von Privatpersonen.

Aufbewahrungsort: Schwartzstr. 6.

Bestände:
Kirchenbücher (Tauf-, Heirats- und Sterberegister), Protokollbücher (Presbyterium), Verzeichnisse der Gemeindemitglieder, Konfirmierten und Kommunikanten 1819 ff. (vollständig).

Von den Dokumenten aus der Zeit von 1819 bis 1945 sind nur wenige erhalten (Brand am 22. März 1945); der Großteil der Akten wurde erst nach 1945 angelegt. Davon nahezu komplett sind die Bauakten.

Ein Findbuch mit 748 Akteneinheiten ist vorhanden.

Lit.:
Winfried Grunewald, Einleitung zum Findbuch, Bocholt 1996.
        ders., Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Bocholt, in: Archivmitteilungen der Westfälischen Kirche Nr. 6 (1996) S. 35-39.
        ders., Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Bocholt, in: UNSER BOCHOLT, 57. Jg. (2006),H.1 (Kultur in Bocholt 2.Teil), S. 63.

Arnold-Janssen-Schule

Neue Wohnsiedlungen im Schuleinzugsgebiet der Josefschule (früher Volksschule, Klassen 1-8) bewirkten Anfang der 50-er Jahre ein starkes Anwachsen der Schülerzahlen, so dass schon 1952 ein Tochtersystem, die Arnold-Janssen-Schule, benannt nach Arnold Janssen, Gründer der Steyler Mission, 1861-73 Religionslehrer am St.-Georg-Gymnasium, abgezweigt wurde. Zunächst mussten die Klassen aber in der Fildekenschule und der Josefschule untergebracht werden. Baubeginn für ein eigenes Schulgebäude an der Salierstraße wurde der 10.10.1956, am 21.4.1958 konnte es bezogen werden. Erster Schulleiter wurde Rektor Franz Sicking. Gemeinsam für Josef- und Arnold-Janssen-Schule wurde 1962 eine erste Turnhalle erstellt.

Mit der Neuordnung des Schulwesens in NRW 1968 wurde die Schule Gemeinschaftshauptschule als kath. Bekenntnisschule, heute die einzige in der Stadt. Mit der wachsenden Schülerzahl wuchs die Raumnot, vor allem fehlten Fach- und Sonderräume. Im Juli 1976 konnte ein Erweiterungsbau bezogen werden, der neben 6 Klassenräumen auch die notwendigen Sonderräume bereitstellte. Gleichzeitig wurde die zweite Turnhalle fertig.

Nach dem Eintritt in den Ruhestand von Rektor Franz Sicking wurde Paula Rösing zur Schulleiterin berufen.

Aufgrund allgemein sinkender Schülerzahlen im Hauptschulbereich sah der Schulentwicklungsplan '86 u.a. die Schließung der Arnold-Janssen-Schule vor. Schulleitung, Elternschaft und Lehrerkollegium kämpften mit Engagement und Geschick für die Erhaltung, so dass die Anmeldezahlen wieder anstiegen. Die Stadt nahm die Schließungsempfehlung aufgrund der gesicherten Zweizügigkeit 1992 zurück.

Rektorin Paula Rösing ging 1995 in Pension, ihr Nachfolger als Schulleiter wurde Rudolf Bußmann.

Mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 wurde die Schule zur Erweiterten Ganztagsschule.

Lit.:
40 Jahre Arnold-Janssen-Schule, Festschrift zum Jubiläum, Bocholt, September 1998

Arnold-Janssen-Straße

Diese Straße soll an den Gründer des Missionshauses St. Michael, das zum Mutterhaus der Steyler Missionare (Societas Verbi Divini) wurde, Arnold Janssen (1837-1909), gedenken.

Lit.:
Wilhelm Seggewiß, Bocholter Straßen erzählen Geschichte, in: UNSER BOCHOLT Jg. 40 (1989), H. 3, S. 62.
Gerhard Schmalstieg, Straßennamen in Bocholt nach nur hier bekannten Personen, in: UNSER BOCHOLT Jg. 55 (2004) H. 4, S. 53-72.

Quelle:
Gerhard Schmalstieg, "Woher hat die Schwartzstraße" ihren Namen?

Asbeck, Bernhard

Bernhard Asbeck wurde am 21. November 1901 in Alstätte bei Ahaus geboren. Als Sohn eines Baumalers erlernte er im väterlichen Betrieb das Malerhandwerk. Nach Abschluss der Lehre besuchte er die Kunstakademie in Buxtehude und verließ diese als Bühnenmalermeister. 1927 kam er nach Bocholt und übernahm hier einen Malerbetrieb.

Zunächst stieß er auf Schwierigkeiten, da man seinen Beruf als Bühnenmalermeister als Handwerksbetrieb nicht zulassen wollte. Trotzdem fasste er schnell Fuß und vergrößerte den übernommenen Kundenstamm.

Nach dem Krieg wurden zunächst wieder Glaser- und Malerarbeiten durchgeführt. Doch die Liebe zur Malerei blieb weiterhin seine Leidenschaft. So wurde aus seiner bis dahin betriebenen Freizeitbeschäftigung sein Beruf. Er malte Glasbilder, die in Duisburg von einem seiner Freunde gebrannt wurden und verarbeitete diese zu Bleiverglasungen. In seiner Werkstatt entstanden viele dieser Verglasungen für Dielenfenster und Haustüren. Seine Werke schmücken aber auch Kirchen und öffentliche Gebäude. Die Chorfenster der Christuskirche, die Kirchenfenster des Klarissenklosters, die ersten Bleiverglasungen der Liebfrauen- und St.-Josef-Kirche in Bocholt, der Kirche in Heiden, in Marl, in Liedern und der Kapelle in Hemden stammen aus seiner Werkstatt. Aber auch in den Verglasungen des Röntgenmuseums in Remscheid, im Heimatmuseum in Wülfrath und in Siegburg sind seine Arbeiten zu sehen.

Bernhard Asbeck verstarb kurz vor Vollendung seines 87. Lebensjahres am 9. Oktober 1987.

Lit.:
Herbert Uhlenbrock, Der Glasmaler Bernhard Asbeck, in: UNSER BOCHOLT Jg. 39 (1988), H. 2, S. 61-62.

August-Vetter-Berufskolleg

August-Vetter-Berufskolleg, ursprünglich 1970 als Fachschule für Sozialpädagogik zur Ausbildung staatlich anerkannter Erzieher gegründet. 1979 wurde das Bildungsangebot durch die Fachoberschule für Sozialpädagogik in Form der Klasse 12B für Schüler mit einer abgeschlossenen eigenständigen Berufsausbildung erweitert und 1998 durch eine vorgeschaltete Klasse 11 zu einem eigenständigen Bildungsgang ausgebaut. Im Jahre 1987 wurde zusätzlich eine einjährige Berufsfachschule für Sozialpädagogik/Sozialarbeit errichtet und 1999 in die zweijährige höhere Berufsfachschule für Sozial und Gesundheitswesen integriert.

Träger war zunächst der Diözesan-Caritasverband Münster, ab 1971 das Bischöfliche Generalvikariat in Münster.

Die Schule war nach ihrer Gründung zunächst im Gebäude der Fildeken-Grundschule untergebracht, seit 1973 in den Räumen der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Dinxperloer Straße. Im Jahre 2002  konnte ein umfangreicher Anbau in Betrieb genommen werden.

Der Unterricht umfasste zunächst eine zweijährige theoretische Ausbildung und ein anschließendes berufspraktisches Jahr. Ab 1976 wurde das praktische Jahr in vier Blockpraktika aufgeteilt und in die dreijährige Vollzeitausbildung integriert. Unterrichtet werden unter anderem Fächer wie Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Didaktik, Deutsch, Politik, Recht und Verwaltung, Hygiene, Kunst, Werken und Sport. In den Praktika können die Schüler ihr künftiges Berufsfeld kennen lernen und praktische Erfahrungen in der Erziehungsarbeit sammeln. Mit der staatlichen Anerkennung als Erzieher wird die Befähigung erworben, in sozialpädagogischen Einrichtungen usw. tätig zu werden.

Azurit Seniorenzentrum Bocholt

Das Azurit Seniorenzentrum befindet sich in dem neu entstandenen Stadtteil Feldmark-West im Westen Bocholts. Die gesamte Anlage ist auf die Bedürfnisse älterer und pflegebedürftiger Menschen eingerichtet. Eine seniorengerechte Wohnqualität wird vorwiegend in Einzelzimmern geboten.

Im Rahmen der Möglichkeiten kann das Zimmer mit eigenen Möbeln eingerichtet werden. Azurit ist eine vollstationäre Einrichtung der Altenhilfe. Das Seniorenzentrum ist im Pflegebedarfsplan des Kreises Borken aufgenommen und wird gemäß Landespflegegesetz gefördert. Es ist für alle Menschen offen und versteht sich als Teil der Seniorenhilfe, die dem Wohl der Menschen in der Stadt Bocholt dient. Haus 1 dieser Anlage wurde am 4. März 2002 seiner Bestimmung übergeben, Haus 2 wurde am 1. Okt. 2004 eröffnet und ist als Wohnanlage für Demenzkranke konzipiert.

Lit.:
Azurit Seniorenzentrum Bocholt - Natürlich leben im Alter (Faltblatt), Bocholt
siehe auch: Bocholter Seniorengemeinschaften